Felix Perrefort / 16.06.2022 / 17:00 / Foto: achgut.com / 11 / Seite ausdrucken

Aufatmen unter Maßnahmen-Fans: Institut liefert Beweise

Chinafreundliche Wirtschaftswissenschaftler eines Uni-Instituts beliefern Politik und Medien mit Gründen für künftige Corona-Maßnahmen. Man habe den R-Wert mit Schulschließungen erfolgreich senken können. Dabei akzeptiert nicht einmal das RKI den Fokus nur auf diese Größe. 

Am Kiel Institut für Weltwirtschaft (ifw Kiel) wurde eine Studie zweier Wirtschaftswissenschaftler veröffentlicht, über deren Ergebnisse auch in den öffentlich-rechtlichen Medien unkritisch berichtet wurde, während schon der Titel unseriös und makaber klingt: „A lockdown a day keeps the doctor away“. Die Studie erschien in der Reihe „Kiel Working Paper“, in der zur Diskussion gestellte Forschungspapiere veröffentlicht werden. 

Laut Fazit seien vor allem Informationskampagnen und Schulschließungen erfolgreiche Maßnahmen gewesen. Denn diese „senkten die Reproduktionszahl, also die Anzahl an Menschen, die eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, um 0,35 bzw. 0,24.“ Mittels statistischer Verfahren wurden 14 „nicht-pharmazeutische Interventionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und deren Zusammenhang mit der Entwicklung des R-Wertes in 182 Ländern im Jahr 2020“ untersucht. Als entscheidender Parameter wurde einzig und allein die Reproduktionszahl gewählt, zu der sogar das RKI schreibt: „Sie kann nicht alleine als Maß für Wirksamkeit/Notwendigkeit von Maßnahmen herangezogen werden.“ 

Die beiden Autoren sind Wirtschaftswissenschaftler. Anthonin Levelu hat einen Master in International Economics und ist derzeit Doktorand an einer Pariser Universität. Alexander Sandkamp ist Juniorprofessor für Volkswirtschaftslehre am ifw Kiel. Seine Themengebiete sind China und Internationaler Handel, sein Forschungsschwerpunkt liegt „auf der Anwendung von Gravitationsmodellen zur Evaluierung von Handelspolitik“, genau der Richtige für Corona-Wissenschaft also.

Ihr Sendungsbewusstsein als fachlich qualifizierte Experten ist jedenfalls beachtlich: „Die Ergebnisse belegen eindeutig, dass die einzelnen Maßnahmen für die Bekämpfung der Corona-Pandemie erfolgreich sind, auch wenn sich das genaue Ausmaß von Land zu Land unterscheiden kann. Die Studie bietet damit auch die von der Politik oft geforderte wissenschaftliche Begründung für einzelne Infektionsschutzmaßnahmen“. Immerhin schaffen Gesellschaftskrisen immer auch akademische und politische Aufstiegsperspektiven. 

Chinesischer Lockdown als Erfolgsbeispiel 

Es ist erstaunlich, welche Thesen an der Universität Kiel überhaupt als veröffentlichungswürdig gelten. Gleich in der Einleitung übernehmen die Autoren eins zu eins die Pekinger Propaganda zum Erfolg des Wuhan-Lockdowns. Anschließend wird unter Berufung auf das Internet-Statistikportal Our World in Data vollkommen unbeirrt von der inzwischen allgemein akzeptierten Kritik an der Zählweise hinsichtlich der Corona-Toten angegeben, dass Covid-19 weltweit mehr als 6 Millionen Menschen getötet habe. 

Die Perfidie liegt zwischen den Zeilen: Zum einen postulieren die Studienautoren unter Berufung auf ein menschenverachtendes Regime, das unter anderem Konzentrationslager für die muslimischen Uiguren betreibt, strikte Lockdowns als prinzipiell wirksam. Zum anderen rücken sie die Anzahl der Corona-Toten in die Dimension des Holocausts, um damit staatliches Eingreifen als notwendig erscheinen zu lassen. Absolute Zahlen Corona-positiv getesteter Tote mögen für sich beängstigend wirken, relativieren sich jedoch vor der Tatsache, dass sie Teil des gewöhnlichen Sterbegeschehens sind. Anders gesagt: Würden weltweit sterbende Menschen auf Rhino-Viren getestet, hätten wir Rhino-Tote in Millionenhöhe. 

Man muss kein Epidemiologe sein, um zu verstehen: Die einzig sinnvollen Parameter bei der Bewertung von Maßnahmen, die Krankheit und Tod verhindern sollen, wären die Bevölkerungsstatistiken zu Krankheit und Tod für die letzten zwei Jahre – gewiss kein R-Wert, der überall auf chaotischen Massentestungen beruht, ergo auf Datensalat. In meinem letzten Artikel verwies ich auf Statistiken des RKIs und der Initiative Qualitätsmedizin, die zeigen, dass sich das Krankheitsgeschehen in Deutschland unter Einfluss des Corona-Virus vollkommen unauffällig innerhalb der jahresüblichen Schwankungen bewegte. Das liegt daran, dass man bei der Corona-Pandemie in das übliche Erkältungs- und Grippegeschehen hineintestet und den Anteil, den Corona-Viren daran immer schon hatten, als schwerwiegende Pandemie ausweist. Daher lässt sich Covid-19 anhand der Symptome nicht überzeugend als eigenständige Krankheit klassifizieren. Im epidemiologischen Lexikon des RKI fällt das „örtlich vermehrte Auftreten von Fällen einer Infektionskrankheit“, das auf „erhöhte diagnostische Aktivitäten zurückgeht und nicht durch eine echte Zunahme von Infektionen bedingt ist“, unter Pseudoepidemie/Scheinepidemie. 

Weil auf der Makroebene keine Katastrophen identifizierbar wären, müssen Akademiker, die für ihren Weg nach oben das Corona-Ticket gezogen haben, auf der Mikroebene werkeln, wo sie mit komplizierten Formeln die R-Zahlen zu den Maßnahmen in Beziehung setzen, um damit Ergebnisse zu produzieren, die wiederum auf der Makroebene gravierende Veränderungen rechtfertigen sollen. Dazu bedarf es eines Blicks auf die Welt, der nicht gesund ist. 

Maßnahmen auch ohne Evidenz 

Normale Menschen ahnen: Es gibt unzählige Viren, die zwischen den Menschen bei all ihren alltäglichen Verrichtungen unaufhörlich zirkulieren, manchmal auch mit tödlichen Folgen, doch im Großen und Ganzen kommt die Menschheit damit seit jeher gut zurecht. In der Logik von Neurotikern stellt sich dieses altbekannte Menschheitsspektakel nun ganz anders dar: Für sie bedeutet jede einzelne Infektion ein mögliches Krankheits- und Todesopfer, das verhindert werden könnte. In dieser Wahrnehmung spricht die Senkung von R-Werten im Nach-Komma-Bereich für die staatliche Stilllegung der Öffentlichkeit.

Dass bevölkerungspolitische Maßnahmen, die eklatant in Individualrechte eingreifen, in ihrem Nutzen überhaupt wissenschaftlicher Beweise bedürfen, ist für die Politik ohnehin keine ausgemachte Sache, was in gewisser Weise konsequent ist: Was man ohne wissenschaftliche Evidenz eingeführt hat und sich auch im Nachhinein nicht als selbstevident sinnvoll empfiehlt, möge doch auch künftig einfach aus einem Bauchgefühl gerechtfertigt werden. Über die für Ende Juni anstehende Evaluation der Coronamaßnahmen schreibt die Welt

Noch vor der Veröffentlichung des Berichts wollen etwa die Grünen die Festlegung von neuen Maßnahmen für die Zeit nach dem Auslaufen des aktuellen IfSG am 23. September. (…) Die Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge wollen 2G, 3G, Masken- und Testpflicht. Eine Anfrage dieser Zeitung, auf welche wissenschaftliche Evidenz sich Dröge für den positiven Nutzen etwa von 2G und 3G berufe, beantwortete sie nicht. Die SPD-Bundestagsfraktion wollte sich ebenfalls nicht zur Thematik äußern.

Man darf also gespannt sein: Werden die Grünen damit durchkommen? Zu welchem Ergebnis wird der Sachverständigenausschuss kommen? Und falls die Evaluation positiv ausfällt: Wie werden seine Mitglieder argumentieren? Werden die Corona-Zahlen als belastbare Datenlage akzeptiert? Werden Bevölkerungsstatistiken außerhalb der PCR-Daten hinzugezogen? Oder kapriziert man sich auf einen einzigen Parameter, um der Politik ein positives Zeugnis für die massivsten Verwerfungen seit Bestehen der Bundesrepublik auszustellen, so wie das die Lockdown- und Chinafans vom ifw Kiel tun? 

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Erich Kriegler / 16.06.2022

Hier dilettieren zwei fachfremde Ideologen in politisch opportuner Junk-Science: In der Tat ist der R-Wert ein untauglicher Anknüpfungspunkt. Auch die Feststellung der Reproduktionszahl basiert auf den übermittelten Fälle von positiven Tests. Ein positiver Test belegt keine Infektion iSd IfSG. Die Anzahl der positiven Test kann über die Anzahl der Testungen beeinflusst werden. Die Generationszeit basiert auf einer Schätzung. Welches Land hat welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt ergriffen? Sind die Maßnahmen - wie Deutschland - ergriffen worden, als die Reproduktionszahl bereits im Sinken begriffen war? Auch hier wird wieder nonchalant aus Koinzidenz eine vermeintliche Kausalität konstruiert. (Außerdem muss man bedenken, dass es kein exponentielles Wachstum (nimmt stetig zu) bei Viren in Population gibt, sondern sich die Entwicklung als Sigmoidfunktion (nimmt erst zu, dann ab) darstellt.) Tatsächlich muss man wohl auf eine derart unseriöse Arbeitsweise wie diese beiden WiWis zurückgreifen, um eine Wirksamkeit der Maßnahmen vorzutäuschen. Denn ein Vergleich zwischen Ländern und Staaten mit restriktiven Maßnahmen und Ländern und Staaten ohne solche zeigt, dass die Maßnahmen keinen positiven Einfluss auf den Verlauf der Pandemie (so man den Begriff bemühen möchte) haben. Ebensowenig wie die Impfquote übrigens…

Dr. med. Jesko Matthes / 16.06.2022

Der Lockdown ist und bleibt ein wichtiges Instrument. Dieses wird umso wichtiger, wenn es darum geht, auf die Bevölkerung in geeignet beruhigender Weise einzuwirken, wenn infrastruktuelle Einschränkungen bestehen, z.B. Energieträger wie Gas oder Elektrizität nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen, Supermärkte, netzbasierte Lieferdienste, Tankstellen fossiler oder regenerativer Energie oder die medizinische Versorgung nicht ausreichend zugänglich oder nicht betriebsfähig sind. Lockdowns vermeiden so neben der Erhöhung des R-Werts von Infektionskrankheiten auch die Erhöhung des R-Werts systemkritischer Stimmen und Stimmungen. Sie sind und bleiben daher auch zum Schutz der Demokratie vor Menschengruppierungen, die diese oder deren Institutionen oder deren Amtspersonen diskreditieren könnten, unabdinglich. - Auszug (S. 111 Abs. 11) aus dem gemeinsamen Thesenpapier des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und des Bundesamtes für Verfassungsschutz als Vorlage für den Bundesverfassungsgerichtspräsidenten Prof. Dr. LL.M. (Yale) Florian Hackbrett, vom Mittwoch, 11.11.2111, 11 Uhr 11. - Und jetzt: alle aufatmen!

Rolf Lindner / 16.06.2022

CORONA-PROPHETEN - Was sie führen im Munde, zu verblöden die Völkerschaft, sei die frohe Kunde, geboren aus der Wissenschaft. - Das Verkünden ihrer Blüten, die klingen wie vorherbestellt, lassen sie sich vergüten, kassieren reichlich unser Geld. - Man muss hier zum Verständnis raten, es ist nicht jedermanns Seligkeit, Verkünden von gezinkten Daten, zu dienern vor der Obrigkeit. - Eine Frage bleibt dabei offen, wie sie ihr Gewissen betrügen, oder sind die wirklich so besoffen, zu glauben die eigenen Lügen.

P. Wagner / 16.06.2022

“Die beiden Autoren sind Wirtschaftswissenschaftler.” Ha ha ha ha ha ha .... Der war gut. Und was da alles so durch die Gegend schleimt…

S. Andersson / 16.06.2022

Experte … geht in die Geschichtsbücher ein …. Dümmstes Anzunehmendes Wesen Welches noch Lebenserhaltungsfunktionen Aufweisen kann…..DAWWLA….. das nenne ich mal richtig geile Pimpschäden … ehrlich… das ganze ist nur noch DUMM….. Pardy mit Popcorn

Jan des Bisshop / 16.06.2022

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, dieser Spruch wird in unserer Gegenwart immer bedeutungsvoller. Wir schauen auf unsere Umwelt und stellen fest, es gibt kein Massensterbens. Wir stellen fest, dass es in Grönland Rekordzuwächse an Schnee und Eis gibt, wir stellen fest, dass in Australien die Sonne nicht so scheint, wie sie sollte, sondern dass die Australier Strom aus Kohle brauchen. Wir stellen fest, dass wir genug Regen und Sonne haben. Wir sollten glücklich sein, aber da kommt schon der nächste Unglücksprophet um die Ecke gesprungen und will uns Angst machen, damit wir unsere Freiheit freiwilig in die Tonne schmeißen. Da kann ich nur sagen, ihr könnt mir keine Angst mehr einjagen, trifft mich ein Unglück, so ertrag ich es, aber ich will bis dahin ohne Angst leben und ich will auch nicht die Welt retten, ich habe auch genug von dieser schwachsinnigen Solidarität, die doch nur immer die falschen bekommen. Ich habe sämtliche Spendenzahlungen eingestellt. Ich habe gelesen, dass es zu wenig Blutspenden gibt, da habe ich mir überlegt, ob ich spenden soll, dann wurde penetrant die woke Werbung der IKK eingeblendet, nun bin ich am überlegen, ob ich es bleiben lasse.

A. Iehsenhain / 16.06.2022

Da mir beim Lesen (nicht wegen Ihnen, Herr Perrefort, sondern wegen dem Gegenstand Ihres Artikels) schon wieder die Tränen kamen - unklar ob aus Trauer, Wut oder Belustigung, vielleicht auch wegen allen Dreien -, habe ich zuerst gelesen, dass die “14 nicht-pharmazeutischen Interventionen mittels SATIRISCHER Verfahren untersucht wurden”. Die fachliche Kompetenz, welche die gemeinen Medien zitieren, hat sich demnach nicht groß gesteigert. Dabei könnten so “Zero Covid”-Nieten wie z. B. Frau Prof. Brinkmann nunmehr ihre Expertise unter Beweis stellen, bedenkt man deren Habilitation zum Thema Herpesviren, welche bekanntlich gerade als Gürtelrosen nach Covid-Impfung für ein Massenphänomen in vielen Kliniken sorgen. Es scheitert aber wie so oft am Zeitmanagement von Frau Brinkmann, die stattdessen schon in der jüngeren Vergangenheit damit beschäftigt war, sich in sozialen Medien darüber zu echauffieren, dass der Schaffner bei der Zugfahrt ihr Ticket kontrollieren wollte, während sie gerade mit der damaligen Kanzlerin Merkel telefonierte. Was wohl ihr telegener Kollege vom Holtzwurm-Institut Michael Meyer-Hermann gerade macht? Vielleicht modelliert er ja mit Playmobil-Männchen Angriffslinien, um den Ausgang des Russland/Ukraine-Kriegs vorauszusagen?! Wie auch immer - das abschließende Menetekel scheint zu lauten: ‘Lauterbach testet auf dem Dahmen-Klo den Corona-Kamineffekt’.

Frank Bitterhof / 16.06.2022

Können sich Lauterbach & Co. langsam mal entscheiden? Lauterbach hat doch kürzlich festgestellt, dass wir wegen der Kontaktbeschränkungsmaßnahmen eine “Immunitätslücke” “aufgebaut” haben (durch fehlenden Kontakt mit Infektionen viel das natürliche Immuntraining aus, von Lauterbach - ! - gerne als “Durchseuchung” diffamiert). Soll die Immunitätslücke jetzt noch vergrößert werden (damit wir alle noch anfälliger werden?) oder wärs nicht langsam mal an der Zeit in die Ära vor 2020 und zur “natürlichen Immunisierung” zurückzukehren?

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