Auf die Bäume!

Endlich eine gute Nachricht in der Hitze des Sommers. Wollen sie sich abkühlen, sind sie nicht länger auf die städtischen Freibäder angewiesen. Sie müssen sich nur aufmachen, raus in den Wald, abtauchen im Meer der Bäume. Allerdings sollten sie vorher, sicher ist sicher, ihren Wald-Freischwimmer machen. 

Zertifizierte „Waldbademeister“ wie Annette Bernjus werden ihnen alles beibringen, was sie unbedingt wissen müssen, bevor sie zu ihrem nächsten Waldspaziergang, sorry, zum „Waldbaden“ aufbrechen. Erfunden wurde dieser Badespaß schon 1982 in Japan. Nun findet er auch hierzulande zunehmend Anhänger.

Während Nacktbader froh sein müssen, wenn sie sich heute noch am Hundestrand ausziehen dürfen, erobern Luftschwimmer den weiten Forst, besonders in Hessen, dem waldreichsten Bundesland. Rund um Frankfurt übersteigt die Nachfrage nach der betreuten Sommerfrische schon jetzt das Angebot. 

Um die Lücke zu schließen, bietet die Gutshof Akademie im nordhessischen Frielendorf Kurse für Seiteneinsteiger an. Die eintägige Ausbildung zum „Waldbademeister“ kostet 340, die zweitägige 890 Euro. Den Schnellentschlossenen winkt ein Frühbucher-Rabatt. Dafür werden sie dann fachkundig befähigt, als „Kursleiter“ mit Kindern und Erwachsen durch Nadel- sowie durch Laubwälder zu schlendern. Zur anstrengenden Wanderung soll die Übung nie ausarten. In der Ruhe liegt die Kraft, auch bei der Berührung und Umarmung der Bäume am Wegesrand. 

Die Kosten trägt die AOK

Die Kosten für dieses „Achtsamkeitstraining zwischen Fichten und Buchen“ trägt, jedenfalls in Hessen, die AOK. Immerhin können die Kursteilnehmer dabei unter anderem herausfinden, ob sie sich besser fühlen, wenn das Wasser eines Baches auf sie zu- oder von ihnen wegfließt, am besten mit „geschlossenen Augen“. 

Die Geschäftsidee dürfte auf der Erkenntnis beruhen, dass man das Einfache, das eigentlich nichts kostet, teuer verkaufen muss, um es wieder attraktiv für jene zu machen, die ohnehin schon alles haben, das Haus, den Tretroller, das Lastenfahrrad.

Aber vielleicht ist das ja sogar der richtige Ansatz, ein erster Schritt auf dem grünen Weg zurück in die Wälder, weg aus den Städten, in deren Freibädern wir zunehmend Mühe haben, uns zu behaupten. In diesem Sinne, bis demnächst beim Waldbaden. Der Sommer wird noch heiß genug werden. 

Foto: Bundesarchiv/ Mehmet Sonal CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Karla Kuhn / 02.08.2019

Danke Herrr Bernd Ackermann für das “freischwingende Würstchen”, ich lach mich schief.

S. v. Belino / 02.08.2019

Hiiiilfeee! Wenn Spinner mir jetzt auch noch meinen letzten, unschätzbar wertvollen und täglich besuchten Rückzugsort in kreischend lauter und immer ver-rückterer Zeit versauen wollen, werde ich wirklich böse. Schließlich weiß ich dann nicht mehr, wohin! Schon länger argwöhne ich, dass man sich eines Tages auf Deutschlands wundervolle Wälder stürzen würde, um auch sie endlich unterhaltungs-kommerziell auszuschlachten, zu missbrauchen. Viele andere Naturschätze hat es schließlich schon erwischt. Ich fürchte, dass meine düstere Vorahnung schon sehr bald Realität werden könnte. Ach, was lässt sich nicht noch alles gewinnbringend vermarkten!

Rolf Menzen / 02.08.2019

Vielleicht bezahlt mir die AOK meine täglichen Hundespaziergänge. Die sind der geistigen und körperlichen Gesundheit auch sehr zuträglich.

Sabine Heinrich / 02.08.2019

Und wieder fällt mir dazu nur ein Spruch meiner naturliebenden Mutter (Gott hab’ sie selig) ein: ” Na, sind die denn alle mit’m Klammersäckl gepudert?”

Wilfried Sander / 02.08.2019

Als alter, biodeutscher Mann der schon länger hier lebt fällt mir ein Lied aus meiner Jugend ein wo die Welt noch in Ordnung war: AUF die BÄUME ihr AFFEN , der WALD wird gefegt….

Hjalmar Kreutzer / 02.08.2019

Mitten im hellgrünen Laubwald, unweit einer sonnenbeschienenen Lichtung an einem plätschernden Bächlein, keine lärmenden Bratzen, keine zeternden Mütter, keine Kampfradler in neonfarbener Wurstpelle, keine Hitze, keine Mücken - und schön bequem, lesend auf meinem Sofa angesichts eines wie oben beschriebenen Videos auf dem Flatscreen - herrlich! Draußen regnet es sowieso. Kostet mich auch nur die Flatrate und keinen Waldbadekurs.

Bernd Ackermann / 02.08.2019

Obacht! Das ist nicht ungefährlich. Da der Wolf alle Mufflons bei Lüneburg verspachtelt hat, dürfte er mittlerweile ziemlichen Kohldampf schieben. Wenn Isegrim nun nach Süden ins Hessenland zieht und dort das freischwingende Würstchen eines Waldbadenden erspäht, könnte das böse enden. Für beide Seiten. Ob man das dann über die AOK abrechnen kann…?

Karla Kuhn / 02.08.2019

“Um die Lücke zu schließen, bietet die Gutshof Akademie im nordhessischen Frielendorf Kurse für Seiteneinsteiger an. Die eintägige Ausbildung zum „Waldbademeister“ kostet 340, die zweitägige 890 Euro. Den Schnellentschlossenen winkt ein Frühbucher-Rabatt. Dafür werden sie dann fachkundig befähigt, als „Kursleiter“ mit Kindern und Erwachsen durch Nadel- sowie durch Laubwälder zu schlendern. Zur anstrengenden Wanderung soll die Übung nie ausarten. In der Ruhe liegt die Kraft, auch bei der Berührung und Umarmung der Bäume am Wegesrand. ”  Rom ist durch sein überbordente Dekadenz untergegangen und bei uns scheint es auch NICHT mehr lange zu daueren ! Sind viele Menschen wirklich NICHT mehr in der Lage, ALLEINE durch den Wald zu spazieren ?? Bei der AOK München werde ich anfragen, ob die es auch in Bayern bezahlen und falls es so ist, werde ich ganz offiziel einen Antrag auf TEILWEISE RÜCKERSTATTUNG meiner Beiträge stellen, weil ich nicht einsehe, daß ein DERARTIGER UNSINN auch mit meinem Geld bezahlt wird. Ich habe ein Bekannte, die durch eine schwere Krankheit Elephantiasis bekommen hat und orthopädische Schuhe braucht.  EIN PAAR wurden ihr genehmigt, sie konnte sich raussuchen, ob für Sommer oder Winter. Erst durch heftiges PROTESTIEREN VOR ORT, sie ist zur Hauptstelle in München gegangen, hat ihren langen Rock hochgezogen und hat ein Bein vor allen Menschen auf den TISCH gelegt und gesagt, “Jetzt sagen Sie laut, daß ich KEIN zweites Paar Schuhe bekomme.” Sie hat ein zweites Paar bekommen.

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