Peter Grimm / 05.11.2023 / 10:00 / Foto: Imago / 110 / Seite ausdrucken

Auf deutschen Straßen: Gegen Israel und für das Kalifat

In deutschen Städten wurde gestern lautstark dagegen protestiert, dass sich Israel gegen die Massenmörder der Hamas verteidigt, und von der sogenannten deutschen Mehrheitsgesellschaft war wenig zu vernehmen. Ist sie eingeschüchtert, weil bestimmte Bevölkerungsgruppen bislang immer besonderen Schutz vor öffentlicher Kritik genossen?

Gestern war Demonstrationssamstag, vor allem für Kundgebungen zum Hamas-Krieg gegen Israel. Auch wenn die Demonstranten – und leider nicht nur die – lieber vom „Krieg gegen Gaza“ sprechen und den massenmörderischen Hamas-Angriff auf Israel, mit dem das aktuelle Kriegs-Kapitel begann, längst abgehakt haben, es geht darum, Israel dafür anzuklagen, dass es sich verteidigt. Und es geht etlichen Demonstranten auch um eine islamistische Machtdemonstration, wie sich mancherorts sehr deutlich zeigte.

Eigentlich hatten Beobachter für gestern die größte Demonstration mit einigen tausend Teilnehmern in Berlin erwartet, denn nicht nur Palästinensergruppen und die üblichen Verdächtigen in den migrantischen Millieus hatten überregional für diese Demonstration geworben, sondern auch linksradikale Gruppen. Es kamen auch 8.500 Demonstranten in Berlin zusammen, aber in Düsseldorf waren es nach Polizeiangaben sogar 17.000 Demonstranten, die gegen Israel auf die Straße gingen. Gleich zu Beginn habe die Polizei dort Plakate sicherstellen müssen, die den Holocaust relativierten, heißt es in Presseberichten. 

Die Resonanz der nur halb so großen Berliner Demonstration in der überregionalen Presse war allerdings viel größer, denn dort hatte man offenbar so eine Art zentraler Versammlung in der deutschen Hauptstadt erwartet.

Politik und Polizei in Berlin hatten im Vorfeld versichert, diesmal die erteilten Auflagen für den Aufmarsch auch durchzusetzen. Und die Polizei habe dann auch von Anfang an eingreifen müssen, berichtet u.a. welt.de. Schon bei Demonstrationsbeginn seien Fahnen konfisziert worden, die gegen das Verbot antisemitischer Bekundungen oder der Verneinung des Existenzrechts Israels verstoßen hätten. Bis zum frühen Abend seien in 64 Fällen Anzeigen erstattet worden, davon 16-mal wegen Volksverhetzung und zweimal wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Zudem habe die Polizei in 59 Fällen „freiheitsbeschränkende Maßnahmen“ verhängen müssen. Unter anderem deshalb, weil mehrere Männer auf den historischen Neptunbrunnen geklettert waren und dort die Palästinenser-Fahne gehisst hatten. Außerdem berichtet rbb24.de von zwei körperlichen Angriffen auf Journalisten.

Mit Hammer und Sichel für die Hamas?

Augenscheinlich hatte ein Großteil der Teilnehmer eine orientalische Herkunft. Aber nicht alle. Wie erwähnt, hatten auch deutsche linksradikale Gruppen zur Demo-Teilnahme aufgerufen. Und das war auch vereinzelt durch Regenbogen-Flaggen mit Hammer-und-Sichel-Logo, Transparente der marxistisch-leninistischen Partei und auch der Berlin-Neuköllner Linkspartei erkennbar, heißt es u.a. bei der Welt. Wie sich der Hammer-und-Sichel-Regenbogen mit der Ideologie der sicher deutlich zahlreicher zur Kundgebung erschienenen Islamisten verträgt, ist eine spannende Frage. Mehr als Antisemitismus bzw. der Hass auf Israel und den Westen kann es eigentlich nicht sein. Selbst wenn manch naiver Bio-Deutscher vielleicht noch glaubt, man könne ganz friedensbewegt mit der Teilnahme an einem solchen Aufmarsch für eine Waffenruhe eintreten: Die Herrscher in den Palästinensergebieten wollen ihre Waffen nicht ruhen lassen, nur Israel soll möglichst am Waffengebrauch gehindert werden.

So laut und militant etliche Demonstranten auch auftraten, so blieb es doch offenbar für deren Verhältnisse recht friedlich. Da keine großen gewalttätigen Ausschreitungen zu vermelden waren, hieß es bei rbb24.de

Der Aufzug sei ‚mehrheitlich friedlich‘ verlaufen, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am Abend dem rbb. (…) Der Demonstrationszug sei sehr laut, die Stimmung aber nicht aufgeheizt gewesen, hieß es von rbb-Reportern vor Ort.“

Ab wann ist eine Stimmung „aufgeheizt“? Die Wahrnehmung der Berichterstatter der Welt zur Stimmungslage in einschlägigen Vierteln der deutschen Hauptstadt klingt so:

Wie aufgeheizt die Stimmung ist, musste ein Gastwirt schon am Freitagabend in Berlin-Neukölln erleben. Dort drangen drei Männer in ein Café ein, schubsten ihn beiseite und rissen ein Plakat von der Wand. Vor dem Lokal warteten weitere Personen, die laut Zeugen die Aktion lautstark mit antiisraelischen Rufen feierten. Das Plakat, das heruntergerissen wurde, zeigte eine 90-Jährige, die von der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober beim Überfall auf Israel getötet wurde. Laut Polizei konnten die Angreifer fliehen.“

Bemerkenswert ist auch, was die Medien über eine sogenannte Pro-Palästina-Demonstration vom Freitag in Essen berichteten, zu der sich 3.000 Teilnehmer versammelten. Dort hätten die Demonstranten Transparente mit islamistischen Inhalten gezeigt. Auf einigen sei in arabischer Sprache die Errichtung eines Kalifats gefordert worden. Ein Polizeisprecher habe erklärt, dass es offenbar vor allem um eine „islamreligiöse Versammlung“ auf Essens Straßen gegangen sei. Und die Islamisten haben in ihrem Demonstrationszug im deutschen öffentlichen Raum mit ihren Ordnern eine strikte Geschlechtertrennung vorgenommen. Frauen und Kinder hätten am Ende des Aufzuges laufen müssen und wurden den Meldungen zufolge auch bei der Abschlusskundgebung getrennt von den Männern platziert.

Die Islamisierung des öffentlichen Raums in Deutschland macht sichtbare Fortschritte, während viele Deutsche aufpassen, ja nichts zu sagen, was ihnen als islamfeindlich ausgelegt werden könnte.

Foto: Imago

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Leserpost

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Andy Malinski / 05.11.2023

@ Fritz Kolb: Ist Köln nicht das rheinische Abbild von San Francisco - nein, nicht wegen der einen jeweils typischen Brücke, sondern einer anderen Gemeinsamkeit. Und gerade die stößt ja bei der sakrosanten Gruppe auf besondere Gegenliebe ...

Markus Viktor / 05.11.2023

Das kommt dabei heraus, wenn eine Deutsche schon weniger als 100 Jahre nach den 13 deutschesten Jahren der Universalgeschichte als mächtigste Frau der Welt gelten darf.

Andy Malinski / 05.11.2023

Die Anfangsfrage zu stellen heißt die Antwort zu kennen ... denn das infrage Gestellte wird doch bereits zum Überdruss der deutschen Mehrheitsgesellschaft seit vielen Jahren praktiziert.

Erich Kriegler / 05.11.2023

Der Mainstream des dt. Parteienstaates verleugnet und verachtet offen die christlich-jüdische Kultur und Tradition dieses Landes. Man gibt vor, ein neues friedliches Multikulti zu wollen, tatsächlich unterwirft man sich der aggressiven Ideologie der Zuwanderer, die das ihnen überlassene Feld nur zu gerne übernehmen. Deutschland ist (noch relativ) reich, dumm und schwach. Das ideale Opfer. Wer nichts zu verteidigen zu haben glaubt, wird alles verlieren. Unbegrenzte, ungeregelte und unkontrollierte Zuwanderung kann auf Dauer kein Staatswesen (und keine Sozialsystem) verkraften. Ein Staatswesen, das nicht weiss und durchsetzen kann, wer einreist und sich hier aufhält, ist ein failed state. Es sind nicht die Ärmsten oder politisch Verfolgten, die uns kommen. Ob jemand ein Schutzrecht hat oder von unserer Wirtschaft gebraucht wird, interessiert allenfalls am Rande. Es wird aufgenommen, wer die Einreise erzwingt. Wer ohne Pass einreist, um seine Herkunft zu verschleiern, dem darf man unlautere Motive unterstellen. Wer Schlepper zahlen kann, ist nicht arm. Und alles junge Widerstandkämpfer, die das Hasenpanier zeigen? Die unsäglichen israelfeindlichen Demonstrationen zeugen eher von einer unbedingten Compliance mit vorzivilisatorischen Ideologien der arabischen Herkunftsstaaten… Die schiere Masse an Migranten verhindert eine Intergration, zumal diese fatalerweise nicht mehr als Bringleistung angesehen wird. In der Folge bilden sich Parallelgesellschaften. Mit einer der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung entgegenstehenden ebenso radikalen, fanatischen und intolleranten Ideologie (-> Wunsch nach Kalifaten), mit welcher offenbar der korrupte links-grün Zeitgeist diesseits und jenseits der entsprechenden Parteien sympathisiert. Der neue Antisemitismus ist islamistisch und links-grün. Fragt sich nur: Welcher Posten ist für - sagen wir - Baerbock und Lang im Kalifat vorgesehen?

Alex Gross / 05.11.2023

Zynismus hin, Pessimismus her, ich WAR am 4.11 auf einer Demo „Solidarität mit Israel“ (ca 200 Leute) und im Juni + August auf Demos „Gegen Heizungsverbot und grünen Wahnsinn“ (ca 3000 Leute). Gab es also, auch wenn zu Viele nicht hingegangen sind, obwohl es jetzt und hier wie ja auch alle schreiben um den Weiterbestand der bürgerlichen Existenz geht.

Burkhart Berthold / 05.11.2023

was sich der Redenschreiber von Christian Wulf gedacht hat, als er schrieb: “der Islam gehört zu Deutschland”, wird ein Geheimnis bleiben. Wahrscheinlich dachte er gar nichts, oder: Das wird gut ankommen. Was es bedeutet, wissen wir aber inzwischen, nämlich: “Hamas gehört zu Deutschland”.

Ralf Pöhling / 05.11.2023

Seit 2016 warne ich öffentlich vor dieser Entwicklung und bin deswegen nicht nur als Nazi tituliert worden, man hat etliche Male versucht mich umzulegen, damit ich für immer die Klappe halte und das ungehindert so weiter gehen kann. Ich habe beruflich damals den detaillierten Blick darauf bekommen, wer hier als “Flüchtlinge” wirklich einwandert und habe das sogar zur Anzeige gebracht. Darum bin ich auch in die AfD eingetreten. Aus keinem anderen Grund. Weil die AfD die einzige Partei war, die das Problem frühzeitig erkannt und sich offensiv dagegen ausgesprochen hat. Jetzt tun es plötzlich alle. Weil das Problem zwischenzeitlich so massiv angewachsen ist, das man es nicht mehr verstecken kann. Hätte man früher auf uns gehört, würde das alles jetzt nicht passieren. Die CDU/CSU hat 2015 mit der Grenzöffnung das Tor zur Hölle geöffnet. Und jetzt müssen wir da alle durch. Herzlichen Dank…

Sturm Peter / 05.11.2023

#Talman Rahmenschneider / 05.11.2023 “ Der Treppenwitz dabei ist, dass viele, vor allem Rechte, wollten, dass die Erinnerung an den Holocaust (1933-1945 “Vogelschiss”) verblasst, nun ist es angerichtet. So hatte sich das aber vermutlich niemand vorgestellt.” Nun, es ist nichts Schlimmes linke Ideologie zu vergessen, die das gesamte Deutsche Volk in Sippschaft genommen hat und alle Deutschen (auch die nach 45’) auf 12 Jahre Verliermentalität reduziert, um sie psychologisch zu knicken, sie wie ewig verfluchte Schleimwürmer kriechen und in diesem Geiste gefangen halten zu lassen. Geht es noch niederträchtiger?

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