Der Artikel leidet unter einem erheblichen Mangel: Paragraph 334 StGB bezieht sich nur auf Amtsträger. Amtsträger sind z.B. Beamte, Richter aber auch demokratisch gewählte Politiker. Nur sie dürfen sich unter Androhung von Strafe bei Zuwiederhandlung nicht bestehen lassen, also in Ausübung ihres Amtes eigentlich keinerlei Geschenke annehmen, da die Schenkenden dann auf eine Gegenleistung hoffen könnten. Journalisten sind aber grundsätzlich keine Amtsträger. Man kann sie also straflos nach Herzenslust bestechen und sie können die Annehmlichkeiten, den ihr Beruf mit sich bringt, ohne Reue genießen und grundsätzlich so viele bezahlte Gefälligkeitsartikel schreiben wie sie wollen. Problematisch wird es meiner Ansicht nach nur bei Artikeln, die über Öffentlichrechtliche Medien publiziert werden. Die Veflechtung von Staat und Medien ist hier wegen der erhobenen Quasisteuer und der offiziellen Begründung für die Aufrechterhaltung dieser, aus der Zeit gefallenen Anstalten, so stark, dass hier von den Bürgern tatsächlich das Streben nach journalistischer „Unabhängigkeit“ und ein Bemühen noch politischer Ausgewognheit verlangt werden kann. Trotzdem sind auch die Journalisten, die für den Öffentlichen Rundfunk arbeiten keine Amtsträger. Hier stellt sich daher lediglich die Frage der Moral. Aber die ist ja bekanntlich relativ und weniger lukrativ.
“Wes Brot ich ess’ ...” Das ist dem Leser ja schon mal klar; da brauchen wir keine Aktivisten-NGO, die sich von der gesamten Presse zur internationalen Institution hochjubeln lässt. Oder: Wenige Tage nach Auffliegen des VW-Dieselabgasbetrugs wurden die entsetzlich milden Töne des redaktionellen Teils der WELT begleitet von einer Serie ganz- oder doppelseitiger Imagewerbung für VW. Die übelsten Vergehen des “modernen” deutschen Journalismus sind aber politische Kampagnen, für die der Auftraggeber jeweils im Dunkel bleibt. Das scheint ganz im Interesse von Transparency International zu sein, sonst hätten diese selbsternannten Weltverbesser sich schon längst gemeldet. Vorschlag: Der Begriff des “Zentralorgans” sollte wieder eingeführt werden; das wäre hilfreich für die Orientierung und würde uns so manche Meinungs- und Informationssubvention ersparen.
Ich habe gut 10 Jahre in einer großen Bundesbehörde gearbeitet. Da waren diese Dinge - über alle Hierarchieebenen hinweg - klar geregelt. Alles, was über 5 € Wert hatte, mußte gemeldet werden, ein Werbegeschenk, das angemeldet wurde, war ggf. zurückzugeben. Teilnahme an Einladungen etc. mußten vorher genehmigt werden. Das wurde zum Glück strikt gehandhabt. Die Tatsache, daß über alles Listen geführt wurde, zu jeder evtl. Begünstigung auch im Nachhinein ein Nein kommen konnte und dies für ALLE galt, schaffte klare Fronten und verhinderte Bestechungsversuche wirksam. Mir ist über eine Dekade hinweg kein diesbezüglicher Fall zu Ohren gekommen. So etwas sollte “normal” sein, bei Behörden, überall. Leider aber ist das z.B. im Regierungsbereich nicht der Fall, ich denke beispielsweise nur an das Thema Lobbyregister, gegen das sich Regierung und Parteien nach Kräften sträuben, aber auch an die Selbstbedienung von Abgeordneten und Parteien - denn auch das ist nichts anderes als Korruption. Und die Verquickung von Regierungstätigkeiten mit etwa NGOs und Wirtschaft, z.B. die Dauerausleihe von hochrangigen Beamten an Unternehmen (“Beurlaubungen”). Oder Fälle wie Pofalla (plötzlich Bahn-Vorstand), Ex-BuKa Schröder (NorthStream) oder Schulz (Diätengelder) - all das ist Korruption pur, die aber augenzwinkernd geduldet (d.h. unterstützt) wird. Schlimme Zustände, die aber (wieder: leider) den momentanen unsäglichen Zuständen nur die Krone aufsetzen.
“Der Journalismus, sagt Hans Leyendecker, Cheftrüffelschwein der „Süddeutschen“, sei einer der letzten gesellschaftlichen Bereiche, in die die Korruptionsbekämpfung noch nicht vorgedrungen sei. Darüber wird auch gar nicht geredet. Weil für eine öffentliche Debatte die Medien als Multiplikatoren benötigt werden.” Die Medien? Der Spiegel, die FAZ und die BILD usw. - werden immer weniger gebraucht. Auch der Spiegel. Es geht so krass bergab. Der Spiegel ist halbiert und schmilzt weiter. Frankfurter Allgemeine Quarterly - verliert Geld, Die FAZ-Woche verkauft unter 50 000 und macht kein Geld, das Verlagshaus ist verkauft, die Sonntagszeitungsreichweite der FAZ (=FAS) schmolz die letzten Jahre um mehr als ein Drittel (unter hundertausend verkaufte Exemplare/ Woche sind noch übrig). Naja: Usw. Diese Formen der Korruption, die Sie beschreiben, Herr Wiedemann, haben daran sicher einen Anteil. Aber ich würde nicht wagen, den zu beziffern. Da ist etwas anderes im Gang. Nur was?! Warten wir ab, bis die ganzen Migranten lesen gelernt haben, die derzeit so hofnungsfroh zu uns kommen, dann sieht alles wieder ganz anders aus. (ok -Scherz) Außerdem kann man ja aus den Zeitungen Öffis machen, mit ganz strengen, vorbildlichen Regeln in Sachen Vorteilsnahme, dann wird sowieso alles besser. (ok - schon wieder eh -schwarzer - Humor…)
Sehr geehrter Herr Wiedermann, vilen Dank für Ihren informativen Artikel. Eine besondere Bedutung bekommen diese Informationen, wenn man mal bedenkt , wie dei Qualitätsmedienm nicht müde werden auf uns ” ach so korrupte Ärzte ” einzuprügeln, die wir mittlerweile nicht einmal mehr einen Kugelschreiber von Pharmafirmen annehmen. Also hat PEGIDA mit ” Lügenpresse ” doch recht?
Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe.
“Die Gewerkschaft Ver.di vermutet, dass der Passus auf dem Weg über die CSU in die GroKo-Abmachung gefunden hat. Der Absatz sei `wohl über die Chefebene eingespeist worden`.” Da bin ich mir aber nicht so sicher! Profitiert doch durch ihre Vielzahl an Medienbeteiligungen gerade die SPD von dieser Regelung!!! Journalisten - und diese bestechen? Nein - das ist doch gar nicht möglich. Diese aufgeklärte, objektiv berichtende, gründlich recherchierende und bescheidene Kaste kann man doch nicht kaufen. Man lese nur einmal die Untersuchungen zum Selbstverständnis der Journaille! Nein - hier gibt es nur edle Menschen, die ihre Hauptaufgabe darin sehen, die Bürger aufzuklären, ihnen Hintergrundberichte zu geben und die Möglichkeit, sich unabhängig selber ein Urteil zu bilden. Bestechlich sind doch nur Politiker, Amtsträger in Behörden, Wirtschaftslenker etc. Deshalb muss man diese an den Pranger stellen, wenn so einer von einem Freund, mit dem er auch geschäftlich verbunden ist, einmal zum gemeinsamen Abendessen etwas besserer Qualität oder zu einem Kurztripp eingeladen wird. Ja, dass wirkt bei einem Menschen, der selber einige Hunderttausend im Jahr verdient. Aber einen Journalisten mit einem Bruchteil dieses Einkommens mit einer solchen Tat zu bestechen, ist nicht möglich! “Edel sei der Journalist, hilfreich und gut!”
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