Jens Kegel, Gastautor / 04.09.2022 / 16:00 / Foto: Pixabay / 51 / Seite ausdrucken

Auch dieser Staat ist nicht für immer

Wenn Menschen in einem gesellschaftlichen Zustand aufwachsen, der sich nicht ändert, entsteht das Bewusstsein von einem naturgegebenen Zustand. Ein schwerer Irrtum, der sich in Deutschland im Laufe von nicht einmal 80 Jahren bereits zum dritten Mal ereignet.

Wie würden wir reagieren, wenn morgens statt der Sonne der Mond aufginge? Die Minimal-Reaktion wäre eine Mischung aus Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit und fehlender Worte. Denn dieses Ereignis liegt nicht nur außerhalb unseres schrittweise erlernten, erfahrenen und sich festigenden Weltbildes, es ist das genaue Gegenteil. Als 1945 das sogenannte Dritte Reich fast über Nacht endete, waren viele nicht nur ausgebombt, sondern auch völlig desorientiert. Für sie endete ein sicher geglaubter Zustand, ihr Weltbild lag in Trümmern. Die Desillusionierung folgte jedoch nur langsam und beileibe nicht bei allen. Wer starke Nerven hat, sehe sich dazu eine Dokumentation der Amerikaner an. Sie begleiteten 1945 Einwohner Weimars mit der Kamera, als diese aufgefordert wurden, sich das nahe KZ Buchenwald anzusehen. Was für die Menschen aus Weimar an diesem Tag wie ein Sommerspaziergang begann, endete für manch einen im blanken Entsetzen und psychischen Zusammenbruch.   

Das zweite Beispiel fand 1989 statt. Als die Mauer fiel, zeigten viele Ossis – ich eingeschlossen – ebenfalls die oben genannten Minimal-Reaktionen. Es war für mich schlicht undenkbar, dass ein scheinbar in alle Ewigkeit zementierter Zustand nun nicht mehr existierte, fast über Nacht. Da spielt es keine Rolle, ob man Freund oder Feind des plötzlich endenden Systems war oder einfach nur in diesem lebte. Wer in ein Staatsgebilde hineingeboren wird und sich dieses während der Kindheit und Jugend nicht grundlegend ändert, lernt in der entscheidenden Phase des Lebens, dass dies der Normalzustand ist – wie die morgens aufgehende Sonne.  

Das dritte Beispiel ist nicht vergangen, sondern gegenwärtig. Wer in der Bundesrepublik geboren wurde und hier aufgewachsen ist, nimmt automatisch an, dass es sich um einen ewig währenden Zustand handeln müsse. Bundesbürger durften sich zeit ihres Lebens an einem halbwegs sicheren Zustand erfreuen. Relativ stabile Währung, relativ stabiles politisches und wirtschaftliches System.

Eine lange Liste

Die blanken Fakten, die nun alle Bundesbürger jeden Tag erleben, torpedieren dieses Weltbild, hebeln es aus den gewohnten Angeln. Steuerverschwendung in bisher ungeahntem Ausmaß. Dreiste Lügen, die Betrachtern den Atem stocken lassen. Betrug in allerhöchsten Regierungskreisen. Delegitimierung des Staates – nicht vonseiten demonstrierender Bürger, sondern vonseiten der Politprominenz. Staatlich praktizierte Missachtung fundamentaler Artikel des Grundgesetzes. Eine so genannte Vierte Gewalt, die als Propagandamaschine für Ideologen fungiert. Nicht Arbeit für, sondern Kampf gegen den Mittelstand. Ruinierung unserer wichtigsten und fast einzigen Ressource, der Köpfe junger Menschen. Ideologisierung auf allen Ebenen statt Aufklärung. Argumentationsbefreite Hetze statt faktenbasierter Argumentation. Die Liste ist noch viel länger…

Nun wollen und können viele nicht wahrhaben, dass die alte Bundesrepublik schon lange nicht mehr existiert. Sie halten krampfhaft an ihrem in vielen Jahrzehnten gelernten und erfahrenen Weltbild fest und wollen es, koste es was es wolle, schützen. Sie denken immer noch: Es liegt an einzelnen Politikern, an der Regierungs-Konstellation, das wird schon wieder. Nein, es wird nicht wieder. Viele Gespräche, die ich in den letzten Jahren mit Ossis und Wessis führte, zeigen eine Tendenz: Ostgermanen, die schon einmal einen Systemwechsel erlebt haben, sind innerlich weniger schwer betroffen von den sich abzeichnenden, eben nicht marginalen oder nur oberflächlichen Veränderungen. Sie haben vielfach ein Déjà-vu, denn sie haben bereits einmal erfahren, dass auch ein gesellschaftlicher Zustand nicht in Granit gemeißelt ist. Sie sind auch deshalb eher misstrauisch, kritisch und gehen eher auf die Barrikaden. Viele Westgermanen diskutieren währenddessen über Personen, Konstellationen, Koalitionen. Es muss ihnen ganz einfach schwerer fallen zu akzeptieren, dass das System in Gänze dem Untergang entgegenrast und schlicht nicht mehr zu reformieren ist – egal, wie Koalitionen gestrickt werden. In der Bundesrepublik Geborene haben diesen Staat als unverrückbar aufgehende Sonne erlebt. Jetzt aber geht morgens der Mond auf. Und langsam dämmert mit ihm nicht nur die Erkenntnis von der Möglichkeit des Unmöglichen. Dass dieses System am Ende ist. Es dämmert auch, dass eine maßgeblich daran beteiligte Partei eben eine komplette Lüge darstellt. Gemeint sind die Grünen.

Grüne sind Rote

Wer die Äußerungen ihrer Exponenten, vor allem aber deren Handlungen aufmerksam verfolgt, weiß, dass sie es sehr ernst meinen mit der Zeitenwende. Erst im Nachhinein wird Göring-Eckardts Äußerung aus dem Jahr 2018 in ihrer vollen Tragweite klar: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf!“ Auch die noch vor Jahren kaum beachtete Äußerung Habecks aus dem Jahr 2016 bekommt jetzt ihren eigentlichen Sinn: „Wir werden, erstens, North Stream nicht bauen und die Handelsbeziehungen des Gastransfers zu Russland sukzessive abbauen, weil wir ein Energiewendeland sind.“ Es geht ihm wirklich um die Abschaffung dieses Staates.

Auch ich habe langsam begreifen müssen, dass die Grünen mitnichten eine Öko-Partei sind, sondern schlicht und ergreifend rot, tiefrot. Sie wollen den ach so bösen Kapitalismus abschaffen. Dass aber die Marktwirtschaft, als Basis des Kapitalismus, erst den Wohlstand erzeugt, von dem Grüne hemmungslos partizipieren, blenden sie aus; wenn sie es denn überhaupt verstanden haben. Grüne sind Rote, die sich das grüne Mäntelchen umhängten, nachdem sie spätestens in den 70ern merkten, dass sie mit dem für jeden sichtbar roten nicht ganz so schnell vorankommen in ihrer Zerstörung des Systems. Diese Erkenntnisse verdanke ich übrigens vielen Gesprächen mit einem Westgermanen, der seit 30 Jahren im Osten sein Dasein fristet. Und bei dem ich erfahren durfte, dass der berühmte Satz Willy Brandts nur mit vielen Einzelgesprächen umzusetzen ist. Danke dafür!

Macht Überfluss dumm?

Ein viertes Beispiel, wiederum aktuell: Seit zwei Jahren wundere ich mich, warum vor allem junge Menschen die Corona-Maßnahmen klaglos befolgen und sogar aktiv und über jedes gesunde Verstandesmaß hinaus unterstützen. Dies entgegen dem Vorrecht der Jugend, den Alten ordentlich Contra zu geben. Sie wuchsen und wachsen in dem Glauben (für sie „Wissen“) auf, dass Medien die Wahrheit verkünden. Sie durften und dürfen in einer Welt friedlich groß – nicht erwachsen – werden, in der es an nichts mangelt, alles im Überfluss vorhanden ist, sie von ihren Eltern auf den Königsschild gehoben werden, sie in dem Glauben erzogen werden, einzigartig zu sein. Sie kennen keine wirklichen Einschnitte, Krisen, Umbrüche. Weil sie nie eine wirkliche Krise erlebten, haben sie die herbeifabulierte C-Krise als reale genommen. Es ist ihnen nicht zu verübeln, wenn sie überreagieren. Dieser „Generation lebensunfähig“ (Buch von Rüdiger Maas) wurde das zutiefst menschenfeindliche Weltbild vom Anthropozän eingetrichtert: Der Mensch ist schuld am Klimawandel. Dieser Generation wurde mit auf jugendlich getrimmten Spots angetragen: Ihr tragt eine Maske und schützt die anderen. Ihr bleibt zu Hause und leistet dadurch einen ungeheuer wichtigen Beitrag. Warum glauben die so was? Jugendliche und junge Erwachsene nehmen die reale Welt zunehmend gefiltert wahr, was es natürlich kolossal erleichtert, sie medial zu steuern. Wer mit virtuellen Realitäten aufwächst, missversteht diese als reale. Wem erzählt wird, eine Freundschaft entstehe mittels nur eines Fingertipps, deutet den Begriff um und glaubt: Follower sind wirkliche Freunde. Wenn sie Biologie abwählen dürfen, verstehen sie natürlich nicht den Zusammenhang zwischen Maske, Virus und Immunsystem. Und die evolutionsbiologische Tatsache der Zweigeschlechtlichkeit haben viele von ihnen scheinbar auch verdaddelt. Oder sie wurde an einem Freitag gelehrt, an dem sie leider für das Klima demonstrieren mussten – um hernach zu einer Fast-Food-Kette zu latschen, um sich am Bio-Essen, gereicht auf Porzellantellern, zu laben.

Als Katalysator für die Ideologisierung und Indoktrination dieser Generation wirkt das zunehmend ideologiegesteuerte Bildungssystem. Wer mit Ideologemen statt kalten Fakten gefüttert wird, muss diese Glaubensgrundsätze als Fakt anerkennen, nicht als Geglaubtes. Wer von Lehrern unterrichtet wird, die an tendenziell linken Hochschulen ausgebildet wurden und die selbst nie auch nur den kleinen Finger in die raue Realität der wirtschaftlichen Realität gehalten haben, muss ein linkes Weltbild zwangsläufig entwickeln. Damit kein vorzeitiger Bruch in der Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder eigenständiges Denken initiieren kann, tutet die offizielle Staats-Propaganda ins selbe Horn. Hervorragend dazu passt, dass diese Generation Häppchen-Informationen konsumiert, kaum noch in der Lage ist, längere Texte zu lesen, dadurch auch Argumentieren als Austausch von Plattitüden und Schlagworten versteht und eben nicht als mühsames Geschäft, basierend auf Fakten. So entsteht ein in sich geschlossener Glaubenskreis, der nur mit allergrößter Mühe von außen durchbrochen werden kann. Oder eben mit einem radikalen Erlebnis wie dem oben beschriebenen in Weimar 1945 oder im Osten 1989.

Die Vorstellung von der Unveränderbarkeit

Die Beispiele zeigen, dass sich unser Weltbild entsprechend der Umwelt formt, in der wir leben. Es ist die Summe aller Informationen, die wir während unseres Lebens aufnehmen, verarbeiten und speichern – alles, was Psychologen unter dem Begriff der Kognition fassen. Dieses Weltbild, nicht im Sinne von Religion oder Glaubensrichtung, verfestigt sich mit jedem Lebensjahr. Wenn die Welt sich nicht grundsätzlich, sondern nur marginal ändert, ansonsten als Ganzes relativ stabil bleibt, entwickeln wir unbewusst die Vorstellung von der Unveränderbarkeit. Es kann nicht anders sein, weil ich es in meinem gesamten bisherigen Leben so erlebt habe. Strom ist immer vorhanden, die Supermärkte sind immer übervoll, nicht der Mond, sondern die Sonne geht morgens auf. Wenn nun aber Informationen, die dem Weltbild widersprechen, es torpedieren oder sogar komplett verändern, meiden Menschen diese oder interpretieren sie um, Stichwort: Kognitive Dissonanz.

Dies ist eine Ursache, warum viele Menschen ganz einfach nicht wahrhaben können oder wollen, was sich vor unseren Augen tagtäglich abspielt. Warum sie sich massiv gegen die Tatsachen und zaghaft ans Tageslicht kämpfenden Schlussfolgerungen stemmen, diese ausblenden, bestreiten, als falsch, rechts, was auch immer bezeichnen. Wer auch nur Teile seines Weltbilds infrage stellt, muss leider auch anerkennen, dass er sich geirrt hat. Dies ist ein schmerzhafter Prozess. Beispielhaft ist dies an der sogenannten Impfung zu sehen. Auch wenn im persönlichen Umfeld des mehrfach Gepiksten andere nach bzw. durch den kleinen Piks krank werden oder sogar sterben, wird dieser Piks als potenzielle Ursache ausgeblendet. Die Gepiksten müssten ja zugeben, dass sie sich haben täuschen lassen, dass sie den oftmals bequemen Weg gegangen sind, ohne sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Und zum Täuschen gehören nun mal zwei Seiten. Jene, die bewusst täuschen bzw. lügen und jene, die sich täuschen bzw. belügen lassen. Wer will schon zugeben, nicht nachgedacht zu haben und sich hat täuschen zu lassen? Ähnlich schwer ist es, endlich anzuerkennen, dass viele unserer heutigen „Spitzen“-Politiker eben bewusst entgegen ihrem Amtseid handeln, dass sie bewusst Deutschland ruinieren, dass sie bewusst und gezielt die Demokratie zugunsten eines neuen totalitären Systems abbauen; warum auch immer sie dies tun. In der Konsequenz heißt es anzuerkennen, dass der wichtigste Teil des Weltbilds „Ewig währende Bundesrepublik“ eben eine Illusion ist. Wenn Menschen den prägendsten Teil ihres Lebens in einem gesellschaftlichen Zustand, gleich welcher Art, verbracht haben, setzen sie diesen mit auf der Basis von Naturgesetzen ablaufenden Vorgängen gleich.

Fakten statt Meinung im Kampf um die Köpfe

Bleibt die Frage: Wie können wir Menschen, die immer noch auf Wolke sieben schweben, zu den harten Erkenntnissen bringen, um vielleicht doch noch gemeinsam das Ruder zu unser aller Gunsten rumzureißen? Wir erreichen andere Menschen nicht, wenn wir ihnen unsere Schlussfolgerungen beschreiben oder im einfachsten Falle einfach um die Ohren hauen. Dann verschließen sie selbige wie einst Odysseus, denn wir haben die Grundfeste ihres Weltbilds gehörig ins Wanken gebracht. Sie nutzen dann eine Möglichkeit, entstehende kognitive Dissonanzen zu beseitigen, indem sie diese gegenteiligen Schlussfolgerungen einfach negieren. Ein gangbarer Weg besteht schlicht darin, die nackten Tatsachen und Fakten zu präsentieren, hohle Phrasen, Wahlkampfgeklingel und verbale Nebelbomben komplett zu negieren, Worte von Politikern und anderen Mächtigen auszublenden und diese ausschließlich an ihren Handlungen zu messen. Wir gewinnen unsere lieben Mitbürger nicht, wir bringen sie nicht zum Umdenken oder Umsteuern, indem wir ihnen unsere bitteren Schlussfolgerungen präsentieren. Sie müssen diese selbst gewinnen. So bewahrheitet sich die alte Erkenntnis Sokrates‘, nach der das Wissen in den Menschen selbst steckt. Voraussetzung, um es ans grelle Tageslicht zu zerren, ist, dass sie die blanken Fakten kennen. Nur, wenn sie diese selbst (!) mit ihrem bisherigen Weltbild in Beziehung setzen, besteht die Chance, dass sie merken: Morgens geht schon lange nicht mehr die Sonne auf, es ist der Mond. Falls das nicht funktioniert, und die Chancen dafür stehen gut, müssen wir eben den ganz harten Weg der Erkenntnis gehen – wie die Menschen 1945 – gemeinsam bis zum bitteren Ende.

 

Dr. Jens Kegel ist in der zweiten deutschen Diktatur aufgewachsen. Seit zwanzig Jahren ist er selbstständig und trainiert und coacht Führungskräfte. Zugleich arbeitet er als Autor, Texter und Ghostwriter. 

Foto: Pixabay

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Boris Kotchoubey / 04.09.2022

Falst alles richtig, aber der Vorschlag, den Menschen FAKTEN zu präsentieren, ist - Entschuldigung - ein blanker Unsinn. Denn die Grundidee der postmodernen Erziehung darin besteht, dass es so etwas wie “Fakten” (man merke Einführungszeichen!) nicht gibt. Noch genauer: Fakten sind Aussagen, die von den offiziellen Stellen bewilligt sind. Etwas ist ein “Fakt”, wenn derjenige, der das behauptet, Macht hat. Deshalb ist die Idee, mit Fakten zu argumentieren, absurd. Egal was Sie sagen, verehrter Herr Kegel, ist es KEIN Fakt, weil Sie keine offizielle Stelle vertreten und keine Macht besitzen. Nicht Fakten, sondern eigene Erlebnisse: Kälte, Hunger, Bomben - nicht in der Ukraine, sondern in Frankfurt-am-Main - sind Argumente, die überzeugen können.

R. Reiger / 04.09.2022

Der stete Wandel: Keine Weltmacht war ab der Frühgeschichte als solche durchgängig beständig! Sonst gäbe es die großen Reiche der Geschichte alle noch, aber alle sind als solche verschwunden. Die Chinesen haben hierzu das „I Ging = Buch der Wandlungen“ aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., welches den Wnadel zum Thema hat. Es versucht zwar die Komplexität mit Orakelsprüchen zu verstehen, jedoch ist die Einsicht klar: Sei vorbereitet, die Welt ist im steten Wandel. Nichts bleibt wie es ist! China war in der Tang (600-900) der Song (1000-1200), der Ming Dynastie (1400-1600) Weltwirtschaft Nummer 1 und hat sich dann in die Selbstisolation begeben, wo es durch die Industrielle Revolution dann abgehängt wurde. Nach der Ming Dynastie wurde China als Weltwirtschaftsmacht von den Niederlanden abgelöst. Das war verbunden mit Kriegen (gegen Habsburg, Britannien). Der Gulden war Weltleitwährung. Das hat sich dann durch Währungsmanipulation und Überschuldung im Abstieg erübrigt. Das vereinigte Königreich wurde Weltwirtschaftsmacht von vor 1800 bis 1900. Auch das war verbunden mit Kriegen, zu Beginn mit dem Niederländischen - Britischen Krieg. Weltleitwährung war das Pfund Sterling. Ab 1900 folgte der Aufstieg der USA als Weltwirtschaftsmacht und dem Dollar als Weltleitwährung. Auch das war durch Kriege begleitet. Auch hier sehen wir jetzt die Verschuldung, auch zur Finanzierung der Militärausgaben. Und wenn man liest: „Wie Biden ein Bündnis gegen China schmiedet, Biden spricht von Zeitenwende, Epochenbruch, Kipppunkt“ Aber Handelsbilanzen zeigen: China ist auf dem Vormarsch. China war der größte Besitzer von US-Staatsanleihen und somit größte Gläubiger der USA. Allerdings verkauft China US-Staatsanleihen schon seit Monaten, verstärkt seit Pelosis Besuch in Taiwan. In einem von Spannungen beherrschten Umfeld wirkt das wie der Vorbote kommender Ereignisse. So kann man nur hoffen, dass die Kontinuität der Geschichte hier einen Bruch erfährt, sprich, dass Kriege nicht eskalieren.

Karl-Theodor / 04.09.2022

Welcher berühmte Satz von Willy Brandt ist denn gemeint? Mehr Demokratie wagen? Die grüne Ideologie wirkt, unbewusst als Tiefenideologie, sie hat sich tief in das Bewußtsein der Menschen eingenistet. Die Wähler haben sich für ihren Untergang entschieden. Vielleicht ist es auch gut so. Ich habe jedenfalls keine große Lust diese ganzen linksgrünen Verrücktheiten zu erleben und auszubaden.

Frances Johnson / 04.09.2022

Sehr gut analysiert und beschrieben, danke an achgut für den Abdruck. Ich beobachte seit geraumer Zeit, dass die Jahrgänge ab ca. 2000 extrem selbstverliebt sind. Es handelt sich um die Generationen Smartphone. Sie haben gelernt, dass sich an diesem Ort scheinbar alles um sie dreht, posten permanent Selfies, auch liebend gern mit Maske. Von einer Generation, deren Geschichtsunterricht permanent ausfiel, die außerdem das Lernen als Nebenschauplatz wahrgenommen hat und vornehmlich darauf konzentriert war, sich im Spiegel anzuschauen (wer ist die Schönste, der Coolste im Land), die außerdem ohne Nachdenken Influenzern folgte, kann nicht erwartet werden, dass sie pltzlich ein kritisches politisches Bewusstsein hat, ein Bewusstsein, das über ihren momentanen Bequemlichkeits- und Anpassungsstatus hinausgeht. Teilweise haben die Einzelnen völlig abgeflchte Gefühle, es fehlt zum Beispiel Begeisterungsfähigkeit, und so fehlt dementsprechend auch Trauer. Viele könnten eine Bewerbung verfassen, aber auf keinen Fall ein Beileidsschreiben oder eine würdige Gratulation mit Ausdruck. Somit können sie beliebig herumgeschubst werden. Was den Komfortstatus stört, wird mutmaßlich als rechts eingeordnet, obgleich es meistens links ist, da Kritik traditionell links war. Es gibt Ausnahmen. Diese reichen für rarefizierte Stellen unter Zunahme der Robotik aus. Der Rest ist Masse. Wenn Heizung, Strom und Dusche rationiert werden, werden sie hoffentlich wach, vor allem, wenn das Geld nicht mehr für das Haarfärbemittel (immer blond) reicht. Sie haben die Verarmer gewählt, getreulich nach dem Motto, dass die besten Schafe ihren Schlächter selbst wählen. Die Kassiererin im Supermarkt kommt mir inzwischen etwas wacher vor.

Michael Müller / 04.09.2022

Wenn ich die Erkenntnisse aus meinem Geschichtsstudium nicht völlig falsch deute, dann ist die Einteilung Altertum, Mittelalter, Neuzeit nicht mehr aktuell. Meines Erachtens spricht sehr viel dafür, dass diejenigen, die noch einen nennenswerten Teil ihrer Sozialisation vor der Revolutionszeit - also: vor 1970 - erlebten, gerade noch den Schluss der Neuzeit mitbekommen haben. Ohne im Rahmen dieser kurzen Stellungnahme näher darauf eingehen zu können, kann ich zur Orientierung nur sagen, dass man wohl irgendwann die Zeit ab 1970 irgendwie benennen wird, als Provisorium wäre sie jetzt vielleicht als “Nach-Neuzeit” zu bezeichnen. Spätere Generationen werden einen besseren Namen finden. Wir befinden uns also in einem völligen Umbruch, der mindestens die Ausmaße annehmen wird wie der zwischen Altertum und Mittelalter bzw. Mittelalter und Neuzeit. Bei allem Chaos,  das dabei entsteht: Spannend ist es allemal.

Dr. Helmut König / 04.09.2022

Mich deucht, Sie irren, Jens Kegel: Die Deutschen und ihre Jugend sind nicht so blöd , wie es scheint

Rainer Niersberger / 04.09.2022

Alles richtig, aber man kann nicht umhin, vor dieser zutreffenden Beschreibung und Schlussfolgerung manche Autoren oder Teilnehmer ab Podcasts als, gelinde formuliert, “unverständlich” zu bezeichnen.  Wie bereits mehrfach angemerkt scheint die Lage, die Entwicklung und deren Auswirkungen auch nicht ueberall auf Achgut bzw manchen hier Tätigen angekommen zu sein.  Sonst wuerden sie sich zumindest zum Thema AfD deutlich anders positionieren muessen, ohne sämtliche Positionen zu teilen, was ich durchaus verstehe. Die Frage ist naemlich, wer Teil des Problems und wer Teil einer potentiellen Loesung sein koennte, mit dem man es zumindest versuchen muesste, weil man sicher weiss, wo der Weg ansonsten hingehen wird. Aber das ist intellektuell möglicherweise zuviel verlangt.

Ralf Berzborn / 04.09.2022

Warum sollte eine systemabhängige dekadente Mehrheit die sozialistische Hängematte verlassen um sich dann anschließend marktwirtschaftlichen oder naturgesetzlichen Zumutungen auszusetzen ? Und wo ist die basissoziale korridordarwinistische kapitalverpflichtende Marktwirtschaft , wo überhaupt ist der Wettbewerb der attraktiven Systemalternativen in die man emigrieren könnte , leistungsfeindliche progessiv woke sozialistische Dekadenz aller Orten , Kallergie hätte seine Freude . Mit der Forderung nach Tugendhaftigkeit läßt sich keine Wahl gewinnen , auch eine schwäche der Demokratie sie endet wohl immer in einer Ochlokratie

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