Rainer Klute, Gastautor / 13.06.2016 / 06:15 / Foto: Marcus Quigmire / 4 / Seite ausdrucken

Atomenergie: Das unheimliche Schweigen der Endlagerkommission

Von Rainer Klute

Offener Brief an die Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe (Endlagerkommission)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Durch Partitionierung und Transmutation (PuT) kann ein Endlager für hochradioaktive Abfälle sehr viel kleiner und womöglich überflüssig werden.

Der vorläufige Abschlußbericht der Endlagerkommission jedoch ignoriert den Stand der Technik und verwirft – auf Basis falscher Annahmen – PuT als Lösung des Atommüllproblems. Das ist in http://nuklearia.de/2016/06/10/das-ende-der-endlagerkommission/ ausführlich dargestellt. Wie dort ebenfalls nachzulesen ist, wurden Sie im Rahmen Ihrer Veranstaltung »Konsultation Endlagerbericht im Entwurf« vom Institut für Festkörper-Kernphysik (IFK) auf die Fehleinschätzungen der Endlagerkommission zu PuT hingewiesen. Das IFK verfaßte außerdem eine schriftliche Begründung und stellte sie Ihnen über das Zuschriftenformular der Endlagerkommission (https://www.bundestag.de/endlager/buergerbeteiligung/zuschriftenformular) mit der Option der Veröffentlichung zu. Allerdings erfolgte abgesehen von einer Eingangsbestätigung keine Reaktion, auch keine Veröffentlichung.

Inzwischen haben Sie vom IFK angesichts der drängenden Zeit auch einen Ersatztext für Abschnitt 5.4.2 Ihres Schlußberichts erhalten. Dieser Ersatztext berücksichtigt PuT angemessen und entspricht dem Stand von Wissenschaft und Technik. Auch darauf haben Sie bislang nicht reagiert. Meine Fragen an Sie:

  • Was waren für die Endlagerkommission die Gründe dafür, den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik bei Partitionierung und  Transmutation (PuT) nicht zu berücksichtigen?
  • Was ist aus der Zuschrift des Instituts für Festkörper-Kernphysik (IFK) an die Endlagerkommission geworden?
  •  Warum wurde die Zuschrift des IFK nicht wie andere Zuschriften auf der Website der Endlagerkommission (https://www.bundestag.de/endlager/buergerbeteiligung/zuschriftenuebersicht) veröffentlicht?
  • Wie wurden die Darlegungen des IFK innerhalb der Kommission berücksichtigt? Falls sie gar nicht berücksichtigt wurden, was ware die Gründe dafür?
  •  Wann ist mit einer fundierten Antwort der Kommission auf die Zuschrift des IFK zu rechnen?

 

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Klute

Nuklearia e.V. (Vorsitzender)

– Für moderne und sichere Kernenergie –

http://nuklearia.de/http://twitter.com/Nuklearia

 

Ergänzende Erläuterung für Achse-Leser: "Partitionierung und Transmutation" (PuT)  ist im Grunde nichts anderes als Mülltrennung und -Recycling: Die Partitionierung trennt zunächst die nuklearen Reststoffe nach unterschiedlich zu behandelnden Komponenten. Dies allein reduziert bereits die Größe eines geologischen Endlagers beträchtlich, weil nur ein kleiner Teil der Abfälle wirklich hochradioaktiv und langlebig ist und für sehr lange Zeit gelagert werden müsste. Doch ausgerechnet diese Substanzen lassen sich per Transmutation recyclen: Der Beschuss mit schnellen Neutronen in einem Reaktor macht aus langlebigen Stoffen kurzlebige. Siehe auch hier.

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Leserpost

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Helmut Driesel / 15.06.2016

Soweit ich richtig informiert bin, bewegen sich die derzeit transmutierbaren Mengen radioaktiven Materials maximal im Grammbereich. Um die technischen Vorausetzungen im großtechnischen Maßstab zu schaffen, sind also Projekte und Finanzierungen zu bewältigen die irgendwo den Faktor 1 Million enthalten müssen. Eventuell sogar 10 Mill. Meiner Einschätzung nach würde es sich am ehesten in Russland lohnen, diese Technik voranzutreiben. Aber gerade dort wir es niemand bezahlen wollen, es sei denn der Westen gäbe Hochrisiokredit.

Klaus Kalweit / 13.06.2016

Das Thema Endlagerung sichert viele Arbeitsplätze im Bereich der Verwaltung und nützt den Parteien als schlagendes Argument gegen Kernkraft (...eine Million Jahre lagern..). Wir sollten uns daher keine Illusionen machen, die Endlagerung wird uns unabhängig von der tatsächlichen Notwendigkeit noch sehr lange beschäftigen.

Rainer Brandl / 13.06.2016

“... weil nur ein kleiner Teil der Abfälle wirklich hochradioaktiv und langlebig ist “ Achtung aufpassen! Soweit ich informiert bin, bedeutet hochradioaktiv zugleich schneller Zerfall und damit kurze Halbwertszeit. Gruß Rainer Brandl

Oliver Bender / 13.06.2016

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier die Atomlobby der Autor ist. Von wie viel Tonnen hochradioaktivem Abfall gehen sie aus und wie viel Restmüll? Welche Halbwertzeiten haben die zu lagernden Substanzen, die auf jeden Fall gelagert werden müssten? Wie viel kostet die bewachte (Terrorismus) Lagerung des Atommülls? Die wichtigste Frage bleibt aber wie konnte das Debakel in der Asse geschehen, wenn die Technik doch so sicher ist und immer war?

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