Von Eran Yardeni.
Der Schaden, den Obamas Politik im Nahen Ostens angerichtet hat, wird immer deutlicher. Der Atomdeal mit dem Iran vom 14. Juli 2015 ist dafür symptomatisch. Nicht die Idee an sich war falsch. Der damalige Wille der sogenannten P5+1 (Frankreich, China, Großbritannien, USA, Russland und Deutschland) auf einen friedlichen Weg zu garantieren, dass das iranische Atomprogramm nicht in der Entwicklung und Herstellung einer nuklearen Waffe mündet, war damals wie auch heute nachvollziehbar.
Verständlich und richtig war auch die logische Infrastruktur des Abkommens: Der Iran musste bestimmte Schritte unternehmen, bevor die Sanktionen gegen ihn abgebaut werden sollten. Es war also wenigstens auf den ersten Blick nicht überraschend, dass das Abkommen tatsächlich eine flächendeckende und staatenübergreifende Unterstützung genossen hatte.
Mit seiner Kritik an den Vereinbarungen mit seinem Erz-Feind stand Israel damals ziemlich allein. Wenigstens in der Öffentlichkeit. Mehrmals hat die israelische Regierung darauf hingewiesen, dass der Iran immer noch auf jeder Bühne zu seiner Vernichtung aufruft, dass man dem Mullahs-Regime keinen Glauben schenken darf und dass der Iran keine Gelegenheit ungenutzt lassen werde, gegen das Abkommen zu agieren und es zu sabotieren, solange Teheran der Meinung wäre, das tun zu können ohne dabei erwischt zu werden.
Riad und Jerusalem kommen sich näher
Hinter den Kulissen hingegen stand Israel mitnichten allein. Laut der amerikanischen Wochenzeitung „Newsweek“ (29.11.2017), sagte der ehemalige US-Außenminister John Kerry, dass Israel, Saudi-Arabien und Ägypten den damaligen Präsidenten Barack Obama vor dem Nuklearabkommen gedrängt hätten, den Iran anzugreifen. Die Annäherung zwischen Riad und Jerusalem in den letzten Jahren ist deswegen kein Zufall, sondern folgt einer strategischen Kalkulation.
Der größte Fehler Obamas lag im Sommer 2015 nicht darin, dass er sich von den dreien nicht überzeugen ließ, sondern dass er sich für ein Abkommen einsetzte, das jeglicher strategischen und weitsichtigen Tiefe entbehrte.
Das Atomabkommen ist ein 159 dickes Dokument, welches mit den physikalischen Aspekten der getroffenen Vereinbarungen genau so akribisch umgeht wie auch mit den gegen Iran verhängten Sanktionen. Die strategische Ebene hingegen wird völlig vernachlässigt: Nicht einmal mit einem Satz werden die regionalen Aspirationen der Iraner im Nahen Osten, vor allem in Südlibanon und Syrien, erwähnt.
Man hatte die atomare Bedrohung vor den Augen und so hat man die anderen Gefahren, die aus Irans imperialistischer Politik erwachsen, wie zum Beispiel die Destabilisierung der Grenze zwischen Israel und Syrien wie auch die Demontage Libanons, völlig verdrängt und ignoriert.
Angesichts des Drucks, unter dem die iranische Regierung 2015 stand, wäre es vielleicht möglich gewesen, auf diesem Weg die verheerenden Auswirkungen der iranischen Einmischung in Syrien auf die gesamte Region zu verhindern oder wenigstens zu mildern. Anders formuliert: man kämpfte damals gegen das Atom, nicht um mehr Sicherheit.
Dieser strategische Fehler schreit heute, am Vorabend eines eventuellen Krieges zwischen Israel und dem Iran, laut zum Himmel.