Gastautor / 09.12.2024 / 11:00 / Foto: Imago / 7 / Seite ausdrucken

Assad ist weg. Sollen die Huthis folgen?

Von Michael Rubin.

Die USA und gemäßigte arabische Verbündete könnten den Jemeniten helfen, den Albtraum der Huthi-Herrschaft zu beenden.

Die Jemeniten sind begeistert. Nach fast einem Vierteljahrhundert Herrschaft ist Baschar al-Assad nicht mehr in Syrien, da seine russischen und iranischen Unterstützer ihn nicht mehr schützen konnten. Mit Syrien, das aus der „Achse des Widerstands“ entfernt wurde, sind die Tage der Hisbollah gezählt. Schließlich war Syrien die zentrale Säule der Land- und Luftbrücke, die die Existenz der Hisbollah ermöglichte.

Assads Herrschaft brach aus einfachen Gründen zusammen: Seine Korruption und sein Missmanagement waren so gravierend, dass seine Wehrpflichtigen keinen Grund sahen, ihr Leben für ihn zu riskieren. Zwar hatte er eine Basis unter der Minderheit der Alawiten, doch das reichte längst nicht mehr aus.

Die gleichen Merkmale treffen auf die Huthis im Jemen zu. Während die Huthis über eine gewisse Stammesunterstützung verfügen, konnten sie ihre Basis aufgrund ihrer allgemein inkompetenten Herrschaft nicht über Familie und Clan hinaus ausbauen. Dennoch erzielen die Huthis erhebliche Einnahmen aus dem Hafen von Hodeidah, da die Vereinten Nationen nicht bereit sind, sie gemäß den Bedingungen des Stockholmer Abkommens daran zu hindern, vom Hafen und der internationalen humanitären Hilfe zu profitieren. Um ihr Regierungsversagen zu kaschieren, greifen die Huthis zu Waffengewalt.

Niemand im Westen oder in der arabischen Welt sollte die Huthi-Ansprüche auf Legitimität oder Stärke länger akzeptieren. Der Südliche Übergangsrat regiert die Gebiete unter seiner Kontrolle weitaus kompetenter und bietet mehr Sicherheit als die Huthis in Sanaa.

Die Vereinigten Staaten und gemäßigte arabische Verbündete könnten die Initiative im Jemen ergreifen, um den Jemeniten mit gezielten Maßnahmen zu helfen, den Albtraum der Huthi-Herrschaft zu beenden, während die Islamische Revolutionsgarde Irans nach ihren jüngsten Niederlagen im Libanon und in Syrien angeschlagen ist.

Als erstes müssen die Vereinigten Staaten die Vereinten Nationen mit ihrem finanziellen Beitrag unter Druck setzen, um die Einhaltung des Stockholmer Abkommens zu erzwingen. Keine Huthis sollten im Hafen von Hodeidah arbeiten, und keine Zölle oder Hafengebühren sollten in die Kassen der Huthis fließen. Die Huthis mögen sich beschweren und toben, aber wenn die UN die Huthis unterstützt oder ihnen die Zahlung von Gehältern ermöglicht, wiederholt sie die Fehler, die sie mit der UNRWA im Gazastreifen gemacht hat.

Zweitens sollten die Vereinigten Staaten und gemäßigte arabische Staaten die Waffenlieferungen an die Huthis unterbinden. Es gibt Präzedenzfälle für US-Sanktionen gegen Flugzeuge, die in terroristische Lieferketten verwickelt sind. Wenn Yemenia Airways weiterhin Lieferungen aus Beirut ins Land shuttelt, Treibstoff von den Huthis kauft oder Huthi-kontrollierte Städte bedient, sollte das US-Finanzministerium sie sanktionieren. Ebenso sollte Washington keine Täuschungen aus Maskat tolerieren, wie es dies bei Doha tat. Auch wenn die omanische Regierung behauptet, lediglich als Vermittler mit den Huthis zu agieren, scheint sie die Huthis zu unterstützen und sogar anzufeuern. Zudem sieht sie über den Waffenschmuggel über ihre durchlässige Grenze großzügig hinweg. Solange US-Diplomaten diese Verstöße ignorieren, wird es keine Reformen geben.

Drittens ist das Nachgeben der Biden-Regierung gegenüber der internationalen Roadmap für den Jemen eine Katastrophe. Nicht nur dass die internationale Gemeinschaft die Huthis appeased – selbst Saudi-Arabien, das es besser wissen müsste –, auch die Biden-Regierung hat Zugeständnisse gemacht, die den Huthis unverdiente Legitimität verliehen und den internationalen Druck reduziert haben. Gleichzeitig unterminiert das National Democratic Institute in Washington, D.C. den Widerstand gegen die Huthis, indem es versucht, die Muslimbruderschaft zu stärken.

Die Jemeniten, wie auch die Syrer, haben zu lange unter einem Bürgerkrieg gelitten. Während die Huthi-Regierung in Sanaa nicht die internationale Anerkennung genießt, die Assad einst hatte, übt sie dieselbe Kontrolle über die Hauptstadt und ihre unmittelbare Umgebung aus, wie Assad es einst tat. Sie ist ebenso korrupt wie Assad und unfähig, Lebensstandards zu bieten, die dem Potenzial des Jemen entsprechen. Kurz gesagt: Die Jemeniten könnten sich gegen die Huthis wenden, wenn die internationale Gemeinschaft die Bereitschaft signalisiert, den Status quo nicht länger zu akzeptieren.

Baschar al-Assad ist Berichten zufolge nach Russland geflohen. Sicherlich fühlt er sich einsam. Vielleicht ist es an der Zeit, die Huthi-Führer zu ihm zu schicken und so Stabilität und Sicherheit für die gesamte Arabische Halbinsel wiederherzustellen.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Middle East Forum.

 

Michael Rubin ist Direktor für politische Analysen beim Middle East Forum und Senior Fellow am American Enterprise Institute.

 

Foto: Imago

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Steve Acker / 09.12.2024

man fragt sich ja, warum die syrische Armee so schnell nachgegeben hat, nachdem sie ein paar Jahre vorher in harten Kämpfen die ist Islamisten zurückgedrängt hatten. habe folgenden Kommentar in einem chat forum gefunden.  Scheint mir plausibel “Es ist offensichtlich dass die Armeeführung sich gegen Assad gewendet hatte. Karin Leukefeld hatte vor Tagen von einer Armeereform im Sommer berichtet bei der viele Berufssoldaten entlassen wurden. Wahrscheinlich war Syrien komplett pleite und konnte die Armee nicht mehr bezahlen. Der kurdische SDF Chef sagte er wusste seit 2 Monaten von dem Szenario. Das spricht für eine lange geplante Sache unter Einschluss innerer Kräfte. Assad hatte vor ca. 2 Monaten die Verhandlungen mit Ankara ohne Ergebnis beendet. Ich denke die türkische Regierung und Katar haben eine wichtige Rolle gespielt. Der Krieg ab 2011 hat Syrien nachhaltig zerstört. Und das Baathparteisystem war bei der Mehrheit vollkommen diskreditiert. Eine Sackgasse ohne Ausweg, die Sanktionen haben das Land den Rest gegeben. “

Ulrich Jäger / 09.12.2024

Herr Rubin, Sie könnten es eigentlich wissen. Der Bürgerkrieg im Jemen begann als Stammeskrieg der schiitischen Huthis gegen die sunnitische Zentralregierung in Sanaa, die die Huthi-Region, wohl wegen der anderen Glaubensauslegung, in allen Dingen, wie z.B. den Ausbau der Infrastruktur benachteiligte. Was als Protest und dann Kampf gegen diese Benachteiligung begann, hatte dann, auch durch die Einmischung externer Kräfte wie der Iran bzw. von Saudi-Arabien im Verbund mit dem “Werte-Westen” internationale Bedeutung erlangt. Ihr Artikel bedient das hierzulande gepflegte Klischee vom Kampf hinterwäldlerischer Schiiten vom Typus Iran bzw. Huthi gegen die Kräfte des “arabischen Frühlings”.

Peter Holschke / 09.12.2024

Astrein, mehr davon. Noch mehr Demokratie-Export. Noch mehr friedliche Einmischung. Mehr Interventionen und noch mehr gute Absichten und westliche Moral. Noch mehr Frieden durch Krieg. Das wird sicher Frieden und Wohlstand erzeugen.

L. Luhmann / 09.12.2024

Robert Schleif / 09.12.2024 - “(...) Ich möchte auch mal daran erinnern, dass sowohl das Völkerrecht, als auch die Charta der UNO (offiziell noch) gilt, welche die geübten Praktiken brutalster frechster Einmischung, Erpressung, des Neokolonialismus und imperialistischer „Geopolitik“ ächtet. (...)” - Seien Sie nicht naiv. Das ist alles nur Makulatur auf die in Sekundenschnelle geschissen wird, wenn es den Mächtigen zupasskommt. Seit dem Jahre 2020 müssten eigentlich alle Menschen wissen, dass die Mächtigen machen, was sie wollen. Die stellen die Regeln auf. Und wenn es ihnen passt, dann ändern sie die Regeln so, dass sie noch mächtiger und noch reicher werden. Und weil wir uns nicht wehren können, machen sie mit uns, was sie wollen. Wer das während der Coronazeit nicht kapiert hat, der ... ...  fällt irgendwann wieder auf die rein, was tatsächlich tödlich sein kann und bereits allzu oft gewesen ist.

A. Ostrovsky / 09.12.2024

Zündler haben Betätigungsfeld verloren. Wo gibt es neue Aufgaben? Wir sind wichtig, wir sind die Guten. Bucht uns! Kauft nicht bei der Konkurrenz! Wir können so viel Gutes bewirken, in der ganzen Welt. Stalins Georgien muss wieder frei werden, Aserbaidjan wieder osmanisch und die Krim wieder deutsch. Syrien ist endlich wieder in der Hand des RICHTIGEN Propheten. Slava Syria! Der Russe wird besiegt, bis nach Wladiwostok. Ihr habt gar nichts begriffen. Die Russen vertreten ihre eigenen Interessen. Unerhört! Was erlaube Putin? How dara you! Assad hat keine Bedeutung mehr, wenn mit den Jihadisten geklärt ist, dass sie die russischen Stützpunkte nicht anzweifeln. Feinde sind immer nur die, die die Stützpunkte weg haben wollen. Überall, auch in Europa. Und Ihr faselt von völkisch-nationalistischer Politik der Russen. Die denken global, wie die Amerikaner. Dürfen sie aber nicht! Dafür sind sie auf der Siegerstraße. Lügt Euch weiter in die Taschen, es wird schlimm ausgehen. Die Welt dreht sich 24/7.

L. Luhmann / 09.12.2024

“Die Vereinigten Staaten und gemäßigte arabische Verbündete könnten die Initiative im Jemen ergreifen, um den Jemeniten mit gezielten Maßnahmen zu helfen, den Albtraum der Huthi-Herrschaft zu beenden, (...)” - Islam erzeugt Gewalt, erzeugt Gewalt, erzeugt Gewalt, erzeugt Gewalt ... ! Muselmanen verstehen Gewalt und wenden sie an und erzeugen Gewalt und erzeugen Gewalt und so weiter und so fort ...!—- Wir sollten uns vollständig heraushalten. Wir sollten kein schlechtes Gewissen haben, wenn die sich untereinander zerfleischen. Das haben die schon immer so gemacht und sie werden es immer so machen, bis die ganze Welt islamisch ist ... es wird nie aufhören, solange Muselmanen existieren. - Momentan werden die Muselmanen als Waffe gegen uns ganz konkret und vorsätzlich angewendet! DAS sollte uns interessieren! Man muss lernen, sich in diese Typen hineinzuversetzen, indem man sich mit dem Qur’an beschäftigt. Der Islam ist auch ein Todes- und Tötungskult. Wer das nicht weiß, wird vielleicht böse überrascht werden.

Robert Schleif / 09.12.2024

Sie wissen es selbst, schreiben es bloß nicht, Herr Rubin, dass die Bürgerkriege im Jemen wie auch in Syrien (oder im Irak und in Libyen) maßgeblich das Werk der US-Administrationen sowie der fundamentalistisch-sunnitischen Ölscheichs sind. So, wie sich die Offiziellen der USA niemals mit dem Machtwechsel im Iran abgefunden haben, verging kein Tag, an dem die erzreaktionären Monarchen in Arabien gegen alle Regime gewühlt, gezündelt und Verbrechen angezettelt haben, die einen Hauch sozialistisch, säkular und progressiv waren – oder deren Machthaber keine sunnitischen Muslime waren. Es war den Amis und den Kopf-Ab-Emiren im Großen Spiel um die Welt- und Regionalherrschaft doch nur vorgeblich wichtig, dass die al-Assad-Herrschaft brutal, despotisch und korrupt war. Sie interessierte die „Achse des Bösen“ aus Hizbollah, al-Assad und Iran. Ähnlich im Jemen: Hier zerbombt und blockiert eine finstere Allianz einen ganzen Landesteil – den Nordjemen – , um den Iran zurückzuweisen. Ich möchte auch mal daran erinnern, dass sowohl das Völkerrecht, als auch die Charta der UNO (offiziell noch) gilt, welche die geübten Praktiken brutalster frechster Einmischung, Erpressung, des Neokolonialismus und imperialistischer „Geopolitik“ ächtet. Ja, der Iran und die Russen machen das auch – aber als niederschwellige Gegen- und Abwehrreaktion.

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