An einem der wenigen verbleibenden freien Denkmalsplätze in prominenter Lage in Washington D.C., auf der National Mall zwischen dem Lincoln- und dem Jeffersondenkmal, soll ein drei Stockwerke hohes Monumentalmonument für Martin Luther King errichtet werden. So weit, so gut—es war an der Zeit, könnte man sagen. Kürzlich entschied sich die Kommission der Martin Luther King-Stiftung für den Entwurf eines chinesischen Bildhauers—wogegen ebenfalls grundsätzlich nichts einzuwenden ist. Aber: Lei Yixin, der mit seinem sozial(istisch)-realistischen Entwurf Erkorene, ist ein anerkannter “Meisterbildhauer” der Volksrepublik, ja mehr noch: Die Regierung in Peking, nicht gerade ein Leuchtturm der Freiheit und Menschenrechte, hat Yixin zu einem der neun “Nationalschätze” seines Fachs ernannt. Verdient hat er sich den Titel mit Mao Tse Tung-Skulpturen und Meißelungen anderer Größen seines kommunistisch-monopolkapitalistischen Staats. Während manche chinesischen Künstler für ihre demokratischen Ideale eingesperrt und malträtiert werden, brüstet sich dieser Liebling und Meisteropportunist der Partei: “Ich möchte mit meiner Skulptur zeigen, daß Martin Luther King für Demokratie kämpfte.” Gehauen werden soll in Marmor aus einem chinesischen Steinbruch. Schade, daß Arno Breker nicht mehr lebt. Der hätte beim Wettbewerb ums beste King-Denkmal sicher auch gute Chancen gehabt. Und das Projekt wäre zu Brekers Zeiten als staatlich geförderter Meisterbildhauer, da damals KZ-Sklaven die Steine klopften, vielleicht sogar noch billiger gekommen als mit den chinesischen Tagelöhnern von heute.
Hier ist der Associated Press-Artikel mit Foto vom chinesischen Breker-Adepten und seinem ach so wahnsinnig originellen Modell, das mit anderer Visage auch nach Speer-Berlin oder Leningrad gepaßt hätte: http://hosted.ap.org/dynamic/stories/K/KING_MEMORIAL_PROTEST?SITE=MOSPL&SECTION=HOME&TEMPLATE=DEFAULT