Lange nix mehr über Kinderarmut in Deutschland gehört oder gelesen. Bis Fakt (MDR) letzten Montag über einen besonders erschütternden Fall berichtete. Max, 3 Jahre, geht gerne in den Kindergarten; das Jugendamt zahlt für die Betreuung, aber die Eltern können sich die 25.- Euro monatlich für die Verpflegung nicht leisten, also melden sie den Jungen im Kindergarten ab. Jetzt hockt Max in seinem Kinderzimmer und schaut von morgens bis abends fern. Er hat nämlich einen eigenen Fernseher; der stand früher im Wohnzimmer, jetzt steht dort ein Plasma-Flachbildschirm, den sich Maxens Eltern auf Raten gekauft haben. Beide sind noch nicht sehr alt, aber seit langem arbeitslos. Und weil sie den ganzen Tag daheim verbringen, brauchen sie natürlich einen großen Plasma-Flachbildschirm mit guter Bildauflösung. Sie drehen jeden Euro zweimal um, bevor sie ihn ausgeben. Zum Monatsende ist der Eisschrank leer. Allerdings: Für Zigaretten geben sie jeden Monat 1oo.- Euro aus, das Vierfache des Betrags, den Maxens Essen im Kindergarten kosten würde.
Fakt hat schon einmal über Max berichtet. Der Bericht hat viele Zuschauer aufgewühlt. Sie möchten, dass Max wieder in den Kindergarten gehen kann und bieten ihre Hilfe an. Maxens Eltern sind gerührt, Max ist glücklich. Während er mit anderen Kindern spielt, sitzen seine Eltern zu Hause vor dem Plasma-Flachbildschirm und rauchen. Und die Leute von Fakt feiern sich selber, als hätten sie den Klassenfeind in die Flucht geschlagen.
Das ist in der Tat ein besonders schlimmer Fall von Kinderarmut. Man sollte den Fakt-Bericht über Deutsche Welle TV in Afrika und Asien ausstrahlen, damit in Bangladesch und Zimbabwe für Not leidende deutsche Kinder gesammelt wird. Und für deren Eltern, die am liebsten Berichte über Armut in Deutschland auf ihrem Plasma-Flachbildschirm sehen, den sie ihren Kindern vom Mund abgespart haben.
Und hier die ganze Oper im Original:
http://www.mdr.de/fakt/4865312-hintergrund-5099689.html
http://www.mdr.de/fakt/5099689.html