Schon die Anmoderation verheißt nichts Gutes. Im Heute-Journal des Zweiten Deutschen Fernsehens doziert dessen „Anchorman“ Claus Kleber Anfang Oktober über die „großartigen Möglichkeiten“ und die „Grenzenlosigkeit“ des Internets, um schließlich mit ernster Miene zum Punkt zu kommen: „Die Freiheit des Netzes“, so sagt er vor einer Landkarte von Israel und den palästinensischen Gebieten stehend, „ist natürlich besonders wichtig, wo Mauern Menschen einsperren“ – zum Beispiel, na klar, „im Gazastreifen, einem ganz schmalen Stück Palästinenserland, zwischen israelischen Grenzzaun und Mittelmeer, das ebenfalls von Israel gesperrt wird“. Zwar fügt Kleber noch spürbar pflichtschuldig hinzu, „dafür“ – also für die Sperre – gebe es „Gründe“. Aber er verzichtet darauf, sie zu nennen – denn ansonsten wäre die Botschaft, dass der Gazastreifen ein Gefängnis ist und der jüdische Staat die Schlüssel dazu hat, nicht zu halten.
Stattdessen kündigt er einen Beitrag von Nicola Albrecht an, in dem es um ein „Startup-Unternehmen junger Palästinenser“ im IT-Bereich gehe, das „diese Grenzen überflügelt“. Gaza Sky Geeks nennt es sich, und einer seiner Mitarbeiter, Moamin Abu Ewaida mit Namen, verrät Albrecht auch gleich das „Erfolgsgeheimnis“ der Firma: „Nur die IT-Branche könne die israelische Blockade durchbrechen – im virtuellen Raum“, wird er von ihr zitiert. Von unüberwindlichen Hindernissen, die nicht der jüdische Staat, sondern die islamistische Hamas den Bewohnern von Gaza in den Weg stellt, ist in dem Film der Leiterin des ZDF-Studios in Tel Aviv an keiner Stelle die Rede. Wüsste man nicht, dass im Gazastreifen eine Terrororganisation herrscht, man müsste glatt annehmen, dass die Palästinenser dort einzig und allein von Israel in ihrer Freiheit eingeschränkt werden, ansonsten aber ein prima Leben haben. Weiter