Ich habe im Web etliche Videos von den “pro-palästinensischen” Demonstrationen der letzten Tage in deutschen Großstädten gesehen, nicht nur das hier verlinkte. Was mich verwundert ist die, ich möchte es einmal vorsichtig so nennen, Asymmetrie in der polizeilichen und Strafverfolgung öffentlich getätigter, eindeutig antijüdischer Äußerungen in Deutschland. Leute, die im Internet dummes Zeug über den Holocaust faseln, was außer einer verschwindend geringen Minderheit von Gleichgesinnten niemand zur Kenntnis, geschweige denn ernst nimmt, die aber als politisch “rechts” gelten und - um ein Wort Cem Özdemirs zu gebrauchen - “Bio-Deutsche” sind, wandern bis zu fünf Jahre ins Gefängnis. Wer aber Parolen wie “Juden ins Gas” brüllt und mindestens eine der folgenden Qualifikationen nachweisen kann: Anti-Fa oder Moslem mit oder ohne Migrationshintergrund, kann anscheinend mit (wohlwollender?) Duldung durch Politik und Staatsmacht rechnen und braucht keine Strafverfolgung zu fürchten. Als Historiker (mit Schwerpunkt Holocaust-Forschung) bekomme ich so meine leisen Zweifel, ob Hegel nicht doch Recht hatte, wenn er sagte, Völker könnten grundsätzlich nicht “aus der Geschichte lernen.” Und als Jude in Deutschland würde ich Angst bekommen.
Man stelle sich mal eine Demo vor (z. B. nachdem in Nigeria mal wieder ein paar 100 Christen verbrannt wurden) auf der “Moslem, Moslem, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein!”geträllert wird. Schnappatmung bei allen Berufsbetroffenen wäre garantiert.
Da wird mir einfach nur schlecht!
Was genau hat die Berliner Polizei gut gemacht? Ich dachte immer derartiges Gebrüll würde unter Volksverhetzung fallen und die Polizei wäre dafür zuständig diese zu verfolgen?
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