Markus Vahlefeld / 25.01.2018 / 10:00 / Foto: Bundesregierung/Bilan / 31 / Seite ausdrucken

Apple, Angela, die Schülerzeitung und die Tagesschau

"Nudging" gehört bekanntlich neben der Weigerung, die Grenzen zu schließen, zu den liebsten Beschäftigungen der Bundesregierung, allen voran der Bundeskanzlerin. Und ihre Adlaten im Rampenlicht und hinter den Kulissen waren, das muss man neidlos anerkennen, auch recht gut darin.

So rätseln die versammelten Auguren der Presse immer noch über Plan und Ziel der Großen Öffnung, die Angela Merkels politisches Glanzstück sein soll, was nur darauf zurückzuführen ist, dass die Bundeskanzlerin a) die Dinge vom Ende her denken soll, b) sie als promovierte Physikerin quasi heiligen Wissenschaftsstatus einnimmt und c) ihr Vorname auf ein Geschlecht deuten lässt, das jede Kritik an ihr als rückschrittlich und frauenfeindlich brandmarkt. Das alles sind die Resultate des „Nudging", das die Menschen sanft in eine bestimmte Richtung lenken und an ein gewolltes „Narrativ" glauben lassen soll.

Die Wahrheit mag viel banaler sein: Eine ehemalige FDJ-Kaderfrau mit dem Charme einer verhärmten Physiklehrerin, die das zu Sowjetzeiten erlernte Propagandawissen gnadenlos einzusetzen weiß, hat es geschafft, mit einigen hübschen Altmaier-Boys eine innerparteiliche Schreckensherrschaft aufzubauen, die schlicht nach dem Motto funktioniert: Bei Widerspruch wirst du plattgewalzt.

Mit der ganzen Dramatik der Repression

Ihr undramatischer Regierungsstil ist dabei nur die Projektionsfläche, die ein aufgeblähter Hofstaat an kadavergetreuen Vasallen mit der ganzen Dramatik der Repression herzustellen geschafft hat. Auch bei für das Land falschesten Entscheidungen ist noch nicht einmal ein „Zucken" der Kanzlerin überliefert, was man je nach Perspektive entweder für bewundernswert oder für verbrecherisch halten kann. Auch hier gilt: Die Wahrheit kann viel banaler sein. Der Verdacht, der Dame könnte es schlicht an menschlicher Größe mangeln, um auch nur den Hauch von Selbstkritik aushalten zu können, dürfte eher der Wahrheit entsprechen. Das mal so ganz "ungenudged".

Wie verzweifelt man im Bundeskanzleramt und den ihm angeschlossenen Anstalten inzwischen ist, zeigt ein klitzekleines Beispiel der letzten Tage, das, wenn das Nudging weiterhin so reibungslos funktioniert hätte, niemandem aufgefallen wäre (hier gebührt Alexander von Schaumburg mein herzlicher Dank für den Hinweis).

Am 18. Januar stellt die Facebook-Redaktion der Tagesschau ein Bild online, zu dem sie schreibt: "Der Chef des wertvollsten Unternehmens der Welt, Tim Cook von Apple, sieht in Kanzlerin Angela Merkel ein Vorbild für junge Frauen." Auf dem Bild ist über dem Foto des Tim Cook das Zitat zu lesen: „Angela Merkel ist eine phänomenale Führungspersönlichkeit – nicht nur für Deutschland, sondern für die ganze Welt." (Hervorhebungen vom Bundeskanzleramt, äh Verzeihung: der Tagesschau-Redaktion).

„leader" heißt vorsichthalber „Führungspersönlichkeit"

Das ist in der Tat ein recht ordentlich übersetztes Zitat vom CEO desjenigen Unternehmens, das erst einige Tage vorher die in Europa gebunkerten Steuersparmilliarden in die USA abzog. Dass Tim Cook im Original „leader" sagt und daraus im deutschen statt Führer „Führungspersönlichkeit" wird, muss man den Eigenheiten der deutschen Vergangenheit anlasten und hat selbstverständlich nichts mit Nudging zu tun.

Wem sagt Tim Cook das eigentlich? Nun, er sagte es einer Schülerzeitung! Da bekam wundersam eine junge High-School-Schülerin die Möglichkeit zu einem Interview mit dem „Chef des wertvollsten Unternehmens der Welt" und schreibt voll Stolz darüber (”Ever since I was a little girl, my Dad and I would share our love of technology by visiting the Apple Store downtown...“). Das ist rührig, hat aber an Relevanz den Vergleich mit dem berühmten Sack Reis in China nicht zu scheuen. Wenn es jedoch von der Tagesschau verbreitet wird, erhält es gleich den Spin der Relevanz vom mindestens Time-Magazine.

Wir halten also fest: Wenn eine Schülerzeitung den Chef eines Tech-Unternehmens zu allem Möglichen befragt und natürlich in politisch korrekten Zeiten auch die Frage nach sich verschiebenden Rollen-Modellen bei Frauen nicht ausspart – und der Chef eines Weltunternehmens, das Nudging selbstredend perfektioniert hat, dann pflichtschuldigst in einem Satz drei Frauen nennt – Rosa Parks, die berühmte Menschenrechtsikone der USA, die 4-Sterne-Generälin Lori Robinson und eben die deutsche Bundeskanzlerin – ist das der Tagesschau ein hübsches Werbebildchen mit fast an Fake-News erinnernder Überschrift wert.

Warum bloß zitiert die Tagesschau nicht mal einen Satz über die Kanzlerin, wie er hier auf achgut schon öfters gefallen ist? Es wird wohl nur daran liegen, dass achgut noch keine Steuermilliarden angehäuft hat.

Foto: Bundesregierung/Bilan

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Steffen Lindner / 25.01.2018

Die Position Merkels wäre nicht möglich ohne den weiblichen Teil der Wählerschaft.Merkel verkörpert sowohl vom Aussehen als vom Intellekt den absoluten Durchschnitt (Böse Zungen behaupten sogar ,sie läge noch darunter…).Darin findet sich die Mehrheit der weiblichen Wähler wider. Wäre Merkel gutaussehend,charismatisch und hochintelligent(z.B. Frau Weidel von der AfD,dito Frau Petry), würde weiblicher Neid eine grössere Karriere verhindern.

Mark Schild / 25.01.2018

Offensichtlich sind diese Hofberichts-Artikel Honorartätigkeit. Angeblich “freie” Journalisten werten es als Qualitätsmerkmal Merkels, dass es keinen parteiinternen Streit gibt. Es wird nicht mehr lange dauern und die ersten medialen Helfershelfer werden davon fabulieren, dass Wahlen ja eigentlich nur die Demokratie verzerren und im Interesse des Volkes die Meinung des Volkes komplett abgeschafft werden sollte. Merkel wird ihren Versprechen weitere Verbrechen, wie die Rechtsbrüche bei Griechenland- und Flüchtlingskrise, folgen lassen.

Th.F.Brommelcamp / 25.01.2018

Hatte letztens eine Doku über Stalinismus gesehen. Er kannte keine Selbstkritik und seine Funktionärskaste zeigte das Macht doch korrumpiert. Auch ihm lobte der Geldadel, denn man konnte nie wissen. Ja so war das. In einer Demokratie unmöglich! Da gibt es den Verfassungsschutz!

Elmar Schürscheid / 25.01.2018

In der Tat ein dicker Kaugummi den es zu kauen gilt. Also zum Zahnarzt gehen, auch wenn es viel Geld kostet, aber….....! Dran bleiben! Heute seid Ihr richtig gut Ihr Achsenmenschen. Wie gesagt, ich muss jetzt zum Lachen auf die Straße. Bis Morgen.

Judith Hirsch / 25.01.2018

Es gibt nur sehr wenige Politiker mit echten Überzeugungen, bei denen man spürt, dass sie wirklich im Interesse des Volkes handeln. Bei kaum einem anderen Politiker wie Merkel spürt man so deutlich, dass sie auch in den anderen politischen Systemen Deutschlands im letzten Jahrhundert Karriere gemacht hätte. Es ging ihr ganz offensichtlich immer nur um ihre Macht und nie um die Bevölkerung.

Thomas Gruber / 25.01.2018

Ein Mensch, der gar kein Fernsehen schaut ist gebildeter, als einer der nur Tagesschau schaut und sonst nichts.

Andreas Rochow / 25.01.2018

Verehrter Markus Vahlefeld, ich habe gelernt, dass man rhetorische Fragen nicht beantworten soll. Weshalb die ö.-r. Tagesschau achgut-Stücke über die beliebteste Kanzlerin aller Zeiten nicht zitiert, erkläre ich mir so: Perfekt wie keinem Amtsinhaber zuvor ist es Frau Dr. Merkel gelungen, mit Hilfe des gigantischen, förmlich aus den Nähten platzenden Bundeskanzleramts und der assoziierten “Anstalten” eine öffentliche Meinung zu fabrizieren und zu kontrollieren, in der ihre Heroisierung und Anbetungswürdigkeit eine wesentliche Rolle spielte. In vormodernen Zeiten nannte man das Personenkult, Demokratien fehlen dafür noch die Begriffe. Was nun die immer zuverlässiger werdende öffentliche Meinung in D angeht, bestätigt sich Hannah Arendts Aussage, wonach es sich dabei um ein Gift handelt, an dem jede Demokratie stibt, auf frappierende Weise. Gegen dieses Sterben gibt es noch einen Restdiskurs, an dem sich achgut.com mit intellektuellen und engagierten Beiträgen beteiligt. Die Tagesschau nimmt aber auftragsgemäß längst nicht mehr an Debatten teil, sondern ist zum Hegemon der gewünschten “öffentlichen Meinung” geworden. Sie darf und muss Stimmen wie achgut.com ignorieren, um den zerbrechlichen Schein zu wahren, Mehrheiten stünden hinter ihrer Kanzlerin, ihrer Flüchtlingspolitik und all den dazu erforderlichen Rechtsbrüchen. Früher hieß es: Eine Zensur findet nicht statt. Unter der Hand heißt es heute: Eine Debatte darf auf keinen Fall stattfinden. Merkels Hofstaat kann mit diesem “Erfolg” in höchstem Maße zufrieden sein. Denn ohne das alternativlose Weiterso droht das Kartenhaus in sich zusammenzufallen.

Wulfrad Schmid / 25.01.2018

Begonnen hat es schon vor über 40 Jahren. Da hat die Regierung (damals rot-gelb-Schmidt, Verkehrsminister ein gewisser Gscheidle) entschieden, dass wir uns ab 1.1.1976 gefälligst anzuschnallen haben. Nun mag man über den Sinn des Anschnallens diskutieren, die Mehrheit wird wohl die Meinung vertreten, dass der Gurt im Falle eines Unfall gut für Leben und Gesundheit ist. Besser gesagt: sein kann, denn es gibt durchaus gegenteilige Fälle. Und dennoch, wie ich mit meiner Gesundheit und dem Risiko, zu Tode zu kommen, umgehe, wie und ob überhaupt ich mich schütze, das ist ganz alleine meine Sache, da hat niemand mir etwas vor zu schreiben. Ich gefährde nur und ausschließlich mich, niemand sonst. Und man komme mir nicht mit eventuell anfallenden Kosten für Behandlung von Unfallfolgen, die mit Gurt nicht da wäre. Sonst rechne ich mal dagegen, wie hoch die Behandlungskosten für die Folgen von Sportunfällen sind (Ski, Rad, Autorennen etc.). Ich bin weder unsportlich noch Autofeind: ich fahre Ski und Rad und auch gerne schnell im Auto (wenn es der Verkehr zulässt. Und ich bin, da ich nicht mit irgendwelchen von Merkel Hereingelassenen und deren Sippschaft das Krankenzimmer teilen möchte, privat versichert. Das zahle ich gerne. Aber zurück zum Thema: die Gängelei begann also schon vor über 40 Jahren und hat sich zu einem Berg von Vorschriften und Gesetzen entwickelt, die uns, die Menschen in Deutschland, zu unmündigen Hampelmännern degradieren. Nicht einmal eines der urdemokratischsten Mittel, die Wahl, und deren Ergebnis wird respektiert. Man traut uns nicht zu, zu entscheiden, welche Politik gut für uns ist. Trotz Abwahl wird so lange weiter gemauschelt, bis aus der Niederlage ein Sieg und eine Regierungsverantwortung geworden ist. Unsere Meinung wird zensiert und kriminalisiert, die Entscheidung fällt nicht etwa ein Gericht oder eine staatliche Autorität, sondern die Mitarbeiter ausländischer Konzerne. Die Staatsmacht gibt das Recht zur Gängelung an Konzerne weiter. Ich darf in meiner Stammkneipe nicht mehr rauchen, nicht mal der Eigentümer und Wirt darf das. Sogar in meinem privaten Umfeld und im Freien (!) wird das Rauchen untersagt, wenn ein militanter Antiraucher sich gestört fühlt (ich rauche schon seit 6 Jahren nicht mehr, paffe gelegentlich eine Zigarre, dennoch stört es mich nicht, wenn andere in meiner Nähe rauchen, nur Haus und Auto sind tabu). Ich möchte mit diesem Staat und seinen Repräsentanten nichts mehr zu tun haben. Sie verplempern meine sauer verdienten SteuerEuros, lassen Kriminelle laufen und Millionen kulturell und moralisch völlig inkompatibler Ethnien einreisen, die auch auf meine Steuerkosten sich ein arbeitsfreies, entspanntes Leben machen (wenns nicht reicht, klaut/raubt man eben was, deutsche Gerichte sind ja nachsichtigst). Es kot… mich an, meine Unzufriedenheit wächst rapide. Geht es vielleicht noch jemand so? Übrigens schnalle ich mich an, wenn ICH es für richtig halte. Den nervigen “Du-bist-nicht-angeschnallt- Piepser” habe ich überlistet. Ich entscheide, was für mich gut ist. Ich bin die Gängelei in Deutschland sowas von satt…

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