Richard Wagner / 29.02.2008 / 17:46 / 0 / Seite ausdrucken

AOK statt Mekka oder Warum wir dänische Karikaturen brauchen

Dass ich in eine Kunstausstellung nicht als Christ sondern als Kunstbetrachter gehe, ist eine banale Feststellung, nicht der Rede wert. Ich gehe ja auch nicht in den Supermarkt als Lebensmittelkontrolleur sondern als Lebensmittelkonsument. Das heißt natürlich nicht, dass man sich keine Gedanken darüber machen sollte, wie die Kunst es mit dem Christentum hält oder ob einem die mit Originalrezept beworbene Salsiccia schmeckt oder nicht…

Ich kann natürlich en passant zu dem Schluss kommen, das ein Kunstwerk nicht den christlichen Grundsätzen gerecht wird, zumindest in meinen Augen nicht, oder schlimmer noch, die soeben erwähnte Salsiccia kann sich meinem Gaumen durchaus verweigern. Fordere ich aber deshalb zum Boykott der Wurst oder zum Abhängen des Kunstwerks auf? Nein.

Es zwingt mich ja keiner ein zweites Mal in die betreffende Ausstellung zu gehen oder nach der besagten Salsiccia zu greifen. Ich muss nicht einmal den inkriminierten Supermarkt ein weiteres Mal betreten, wenn es mir keine Freude macht. Ich kann mir einen anderen aussuchen oder gleich zum Türken gehen.

Warum ich das erzähle? Weil es bei uns zunehmend Menschen gibt, denen nicht nur die Kunst nicht passt, sondern die sogar bestimmen wollen, was gezeigt werden darf und was nicht, und im übrigen auch ganz genau wissen, was man zu essen habe und was nicht und welche Kleidung man tragen sollte und welche nicht und wer verhüllt zu sein habe und wer nicht. Sie ahnen bereits, worauf ich hinaus will.

Es geht wieder einmal um unsere moslemische Einwandererschaft, die selbst unser Innenminister aus politisch korrekten Überlegungen nur noch Mitbürger nennen darf. Um das lautstarke Segment unter ihnen, das unsere Gesellschaft verändern will, koste es, was es wolle. Die Kosten tragen ohnehin wir. Bei den hier gemeinten handelt es sich um Männer, die viel Zeit haben, so viel Zeit, dass sie das Freitagsgebet zur Wochenbeschäftigung machen können, wobei sie sich mit Vorliebe der Auslegung der Aussagen des Propheten widmen. Für den Rest der Versorgung, für die Bewältigung des Alltags, sorgen die verschiedenen Ämter unseres Sozialstaats. Man ist rundum versichert, mit reichlich Kindergeld und Hartz 1V und Krankenkasse ausgestattet. Bei uns fällt ja keiner durchs soziale Netz, es sei denn, er ist ein Einheimischer, ein Alki oder sonst ein Depp. Dem frommen Islamisten kann derlei Ungeschicktes nicht passieren.

Dafür sorgen schon die braven deutschen Mädels von den Hilfsorganisationen und im Notfall die mit ihnen befreundeten Anwälte, das gesamte 68er Gefolge, Marke: Ausländer lasst uns mit den Deutschen nicht allein. Wenn’s drauf ankommt, ist der Mann schließlich immer noch politisch verfolgt. Irgendwo auf dieser Welt wird er das schon sein, und sei es in der lieblichen Türkei, demnächst EU.

Dem frommen Mann mit dem praktischen Verfolgungsstatus fällt es trotz aller Unterstützung keineswegs leicht, bei uns zu leben, in einer Welt, die eine einzige Beleidigung des Propheten und seiner Prophetie darstellt. Schon der Anblick unserer unverschleierten Frauen und ihrer Kreditkarten und Führerscheine, welch eine Zumutung! Und jetzt noch das, eine Ausstellung satirischer Kunst in Berlin, dänischer Kunst. Da greift der Kenner doch tief in seinen Schrank, dorthin, wo er die dänische Flagge aufbewahrt, für alle Fälle, für die Ausstellung, für den allfälligen Protest gegen sie. Der fromme Mann dient seinem Propheten mit zunehmendem Erfolg: Ein bisschen drohen und schon spuren die Einheimischen.
Die Ausstellung der dänischen Künstlergruppe „Surrend“ in einer Galerie in Berlin Mitte wurde soeben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Kleinigkeit, hat man doch unlängst bereits einen Tatort verhindern können, und das ohne viel Aufhebens. Der vorauseilende Gehorsam der ARD hat’s möglich gemacht. Trotz der bereitwilligen Kooperation vieler Einheimischer ist es ein mühsamer Kampf für unseren Asylinhaber, seinem Propheten gerecht zu werden. Er muss schließlich unsere gesamte Gesellschaft umkrempeln, um weiterhin gottgefällig sein zu können.

Bleibt eine schlichte Frage, die sich einem aufdrängt. Wäre es nicht einfacher gewesen für den frommen Mann, er wäre in den schönen Ländern geblieben, wo es all das nicht gibt, keine Frauen mit Kreditkarte, keine Wursttheke, kein Kölsch, keine Satire, keine Kunst? Aber, und da stocke ich für einen Augenblick, auch kein Sozialstaat. Was nimmt man nicht alles auf sich, nur wegen einer Chipkarte der AOK! Wenn der Mann aber wegen der AOK hier ist, dann muss er auch die Kunst ertragen, die Kunst der Respektlosigkeit, nämlich die Säkularität.

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