Vielen Dank für den informativen Artikel über eine Autorin, die in Deutschland wohl nicht einmal vielen Lesern „alternativer Medien“ bekannt ist. Einen „Streik der Unternehmer und Leistungsträger“ wird es so in Deutschland wohl nicht geben. Als ich noch in Ärzteforen las und schrieb und mein Los als Kassenarzt bejammerte, schrieb ich einmal in einem Beitrag: „Jeder streikt für sich allein.“ Sollte heißen, Leistungen, die schlecht oder unabhängig von der Leistung nur als Quartals- oder Jahrespauschale bezahlt werden, werden auf das Allerallernotwendigste eingeschränkt oder schlicht in der eigenen Praxis nicht mehr erbracht, sondern eine Überweisung ausgestellt. Alles außerhalb des Allernotwendigsten gibt es als Selbstzahlerleistung oder gar nicht. Ähnlich dürfte es bei anderen kleinen und mittleren Betrieben, Kanzleien, Steuerbüros, Bäckern, Fleischern, Händlern aussehen, die Servicewüste breitet sich aus. Für Qualitätssicherungs- und Zertifizierungsgedöns haben nur Großbetriebe Zeit, Geld und Personal. Imfolgedessen verpisst sich jeder, der es sich erlauben kann, in die vorzeitige Rente.
“Wer ist John Galt?” - diese Frage zieht sich als roter Faden durch die ersten 2/3 des 1260-Seiten-Türstoppers “Atlas Shrugged”. Weil man John Galt erst im letzten Drittel direkt begegnet - die meiste Zeit begleitet man die Protagonistin Dagny Taggart, eine taffe Geschäftsfrau, die in einem Amerika, das in Sachen Gleichberechtigung in den 50ern stehengeblieben scheint, selbstbewußt und selbstbestimmt ihren eigenen Weg geht. Sie managt Taggart Transcontinental, eine Eisenbahngesellschaft, die ihr Vater und Großvater aufgebaut haben, und der ihr Bruder James als korrupter Vorstandspräsident vorsteht. Und sie sucht nach John Galt, weil sie ihn den längsten Teil des Buches dafür verantwortlich macht, daß immer mehr ihrer Zulieferer und Geschäftspartner den Laden hinschmeißen und untertauchen. John Galt wiederum geht Dagny solange wie nur möglich aus dem Weg, weil er gar nicht damit rechnet, sie von seiner Streik-Idee überzeugen zu können - sie hat nämlich einen schwerwiegenden Charakterfehler: sie ist viel zu verdammt pflichtbewußt, um mal in Ruhe darüber nachzudenken, was richtig und gut und wichtig für sie selbst ist. Stattdessen reißt sie sich fast die Beine aus, um ihre Eisenbahnfirma am Laufen zu halten, während um sie herum das ganze Land den Bach runter geht. Das Buch begleitet Dagny’s Lernprozess: manchmal reicht es nicht selbstbewußt und selbstsicher aufzutreten. Wenn der Feind Selbstlosigkeit bis zur Selbstverleugnung und Selbstaufgabe propagiert, wenn Selbstbetrug als völlig normal dargestellt wird, dann muß man auch mal den Mut haben, knallharter Egoist zu sein und darf sich von Vorwurf der Selbstsucht (selfishness) nicht in’s Bockshorn jagen lassen. Der Streik, zu dem John Galt aufruft, verhindert den totalen Kollaps nicht. Im Gegenteil, er beschleunigt ihn sogar erheblich. Weil erst der Kollaps die Chance bietet auf einen Neuanfang ohne die gesamte Kaste der parasitären Bürokraten.
Während eines einjährigen beruflich bedingten Aufenthalts in den USA Ende der 90er stolperte ich in dem Buch „Gas, Sewer, Electric“ von Matt Ruff über Ayn Rand, welche sich als eine Art Geist in der Flasche durch die Handlung bewegte. Das war die Aufforderung, „The Fountainhead“ und „Atlas Shrugged“ zu lesen. Diese Bücher waren für mich ein Augenöffner. Viele der Romanfiguren haben Ihre Pendants in tatsächlich lebenden Menschen in Wirtschaft und Politik. Besonders nachhaltig hat mich bis heute die Figur des Ellsworth Toohey aus „The Fountainhead“ beeindruckt. Er ist der Prototyp des (vermeintlich) zum Wohl des Staates, des Unternehmens, einer Gemeinschaft denkenden und handelnden, in Wirklichkeit aber nur auf seinen Eigennutz bedachten Romanfigur, dessen Inkarnationen mir in ungeahnter Häufigkeit bis heute in der Wirklichkeit begegnen. Die selbst nichts leisten (und auch gar nichts leisten wollen), aber denen, die eine Leistung erbringen, soviel nehmen wie irgend möglich. Das die beiden genannten Bücher in Deutschland nicht so bekannt sind, mag auch daran liegen, dass Ayn Rand von der Kritik gerne auf eine glühende Befürworterin des Neoliberalismus reduziert wird. Das ist sie sicher auch, aber ihre Bücher haben mehr zu sagen. Sie zeigen, auf der Grundlage ihrer eigenen persönlichen Erfahrung, dass eine Gesellschaft welche auf Kommunismus oderSozialismus basiert letztlich zur Zerstörung funktionierender Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen führt. Und sie zeigt auf, aus welchen Persönlichkeitsmerkmalen welche Handlungspräferenzen der handelnden Figuren entstehen. Wie treffsicher, ja fast visionär, sie ihre Figuren entwickelt hat, ist verblüffend. Und genau deshalb sind die Bücher alles andere als historische Romane der Zeit um 1945-55 sondern heute aktueller den je. Wenn möglich sollte man die beiden Bücher im Original lesen, die Übersetzungen die ich kenne schienen mir nicht immer ganz treffend.
Nobelpreis? Schauen wir mal über manches Geschmäckle bei der Vergabe der wissenschafltlichen Nobelpreise hinweg. So kann es doch seit Yasser Arafat und dann Barack Obama keine zwei Meinungen mehr geben, dass der Nobelpreis für dieses Klientel politisch eingesetzt wird. Wie haben wir beim Militär gesagt: Mit Orden ist es wie mit Bomben. Sie treffen immer die Falschen. Der Artikel als solches inspiriert mich, rechts und links meines manchmal eingefahrenen Weges zu schnüffeln. Danke dafür !
Europäer denken, dass Rechte von der Regierung kommen; Amerikaner finden das absurd. Ayn Rand hat das in Buechern ausgedrueckt, die ich als Teen verschlungen habe. Freedom isn’t free: das will der faule Europäer nicht hoeren.
Ja, warum kapieren die Dummen nicht, was die Klugen sagen? Kommt nicht auf RTL 2. Toller Text über eine große Autorin, die in meinem angeblich gebildeten Umfeld leider kein Schwein kennt. Noch schlimmer. Willste was darüber erzählen. “Der Streik” lädt ja dazu ein. Zu kompliziert. Durchzug, ganz fix. Da ist kein John Galt, sondern geerbtes Häuschen, bißchen Erspartes und die Hoffnung es irgendwie zu “schaffen” (also tot sein, bevor das ganz große Chaos ausbricht). Aber der Nobelpreis? Rand hat sein Werk.
Nicht nur “Atlas Shrugged” ist ein epochales Werk von ihr, sondern auch “ZURÜCK IN DIE STEINZEIT”, über die Wurzeln der grünen Religion in den 50ger Jahren in den USA. Äußerst aufschlussreich !
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