Carl Christian Jancke, Gastautor / 02.08.2019 / 13:00 / 19 / Seite ausdrucken

Antisemitische Übergriffe steigen. Wen wundert’s?

Der Berliner Gemeinderabbiner Yehuda Teichtal war mit seinem Sohn am vergangenen Freitag nach einem Gottesdienst in Charlottenburg unterwegs. Zwei Männer beschimpften ihn auf Arabisch und bespuckten ihn auf offener Straße. Der Verfassungsschutz warnt in einer eigenen Broschüre vor importiertem Antisemitismus aus den arabischen Ländern. Den zu ignorieren, hilft genausowenig wie alle antisemitischen Ausfälle per se dem rechten Spektrum zuzuordnen:

In der Flüchtlingsfrage haben wir es wie mit der Frage des Anstiegs sexuell motivierter Gewalt mit einem Tabu zu tun. Die ohnehin schon kritische Stimmung in der Bevölkerung könnte sich verändern, wenn der Umstand bekannt wird, dass wir auch statistisch nachweisen können, dass die gestiegenen antisemitisch motivierten Straftaten nicht nur auf ein paar tumbe, rechtsradikale Hooligans zurückzuführen sind, sondern auf ein Massenphänomen unter den eingewanderten Arabern.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat bereits 2016  mit einer sachlichen Broschüre empirisch belegte und wissenschaftliche Argumente zusammengetragen. Diese wird weithin ignoriert. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Die Spitze des Eisbergs

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Antisemitismus der Schutzsuchenden Muslime sich nicht wesentlich von dessen Verbreitung in den Herkunftsländern unterscheidet, ist relativ groß. Der Verfassungsschutz zitiert deshalb die Anti-Defamation League, die in einer Umfrage die Verbreitung des Antisemitismus in verschiedenen Ländern und Regionen untersucht. Unter der westeuropäischen Bevölkerung zeigen demnach 24 Prozent antisemitische Tendenzen, im nahen Osten und Nordafrika sind es erschreckende 74 Prozent. Der Rest Afrikas schneidet sogar ein Prozent besser ab als Westeuropa.

Auch die antisemitischen Tendenzen in den einzelnen Ländern und Regionen differieren. Im Gaza-Streifen waren es 93 Prozent. Der niedrigste Wert ergibt sich mit 56 Prozent ausgerechnet beim Iran, dessen diktatorisches Regime aktiv gegen Israel kämpft. Aufgrund des Kriegsgeschehens in Syrien wurden dort keine Daten erhoben. Dass weniger als 50 Prozent der Syrer eine antisemitische Einstellung haben, dürfte jedoch kaum der Fall sein. Es scheint also folgerichtig, dass die Mehrheit der so genannten Flüchtlinge eine antisemitische Einstellung haben.

Der Verfassungsschutz hat allein im Jahr 2017 mehr als 100 entsprechende Vorgänge gezählt und spricht in der Broschüre von der Spitze eines Eisbergs. Dafür spricht auch eine Umfrage der Zeit. Nur 28 Prozent der Opfer eines antisemitischen Übergriffs haben diesen überhaupt gemeldet. Das erscheint auch dem Sprecher der Berliner Polizei, der händeringend darum bittet, solche Vorgänge wenigstens zur Anzeige zu bringen, zu gering.

Eine tickende Zeitbombe

Auch im Hinblick auf die Kriminalstatistik ergeben sich einige Zweifel. Nach einer parlamentarischen Anfrage der FDP-Fraktion an den Berliner Senat gab es in Berlin 2018 324 antisemitisch motivierte Straftaten, von denen nur 34 Prozent (111) aufgeklärt wurden. Routinemäßig wurden davon 253 in der Statistik rechtsradikalen Tätern zugeordnet. Warum, weiß auch der Senat nicht zu erklären. Dass alle tatsächlich von Neo-Nazis begangen worden sind, ist offensichtlich unwahrscheinlich.

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Berlin kommt schon für 2017 zu einem anderen Ergebnis. Für Berlin weist sie 947 Vorfälle aus. Und eine Studie, die jüdische Gewaltopfer befragt hat, kommt zu einer Zahl von 81 Prozent mutmaßlicher islamischer Gewalttäter.

Auch wenn diese Zahlen nicht vollständig akkurat sind, ist ein Zusammenhang mit der Zunahme der Schutzsuchenden aus islamischen Ländern nicht von der Hand zu weisen. Der Verfassungsschutz stellt fest, dass es sich bei den antisemitischen islamisch motivierten Taten um spontane Aktionen handelte. Die jeweiligen Menschen handeln nicht mit Vorsatz oder geplant, sondern aufgrund ihrer Einstellung, wenn sie unerwartet mit jüdischem Leben, Juden oder Israelis in Kontakt kommen und sind vorher nie polizeilich in Erscheinung getreten. Mit anderen Worten: Islamisch motivierter Antisemitismus ist eine tickende Zeitbombe.

Die Broschüre weist darauf hin, dass schon Muhammed versucht hat, drei jüdische Stämme zu bekehren. Weil die nicht wollten, gebrauchte er Gewalt und unterwarf sie im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen. Seither finden sich auch antijüdische Suren im Koran. So hat der Antisemitismus im Islam offensichtlich drei unterschiedliche Ursprünge. Neben dem, der sich schon im Koran findet, den, der sich gegen die Existenz Israels wendet. Und den, der bereits im Zeitalter der Kreuzzüge und der kriegerischen Auseinandersetzungen entstand.

Israelkritik oder schon Antisemitismus?

Einer der bestechenden Vorteile der Broschüre: Ihre trockene Nüchternheit, die keinen Zweifel an ihrer kriminologischen Objektivität zulässt. Und sie liefert so eine einfache Definition zur Unterscheidung von Antisemitismus und legitimer Israelkritik:

Wenn traditionelle Klischees verwendet werden, ewa vom “gierigen Juden, der die Weltherrschaft anstrebt", wenn alle Juden unabhängig von Parteizugehörigkeit, Staatsbürgerschaft und eigener Meinung für die Politik Israels und seiner Regierung gleichermaßen verantwortlich gemacht werden, handelt es sich um Antisemitismus. Und auch, wenn die Politik des Staates Israel mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt wird, ist das keine legitime Israelkritik. Mir scheint entscheidend, dass diese Argumente auch unterschwellig zur Geltung kommen.

Die Attacke auf den Berliner Gemeinderabbiner ist kein Einzelfall, sondern die Spitze eines Eisbergs. Die Broschüre ist kaum als das aufgenommen worden, was sie ist: Als Warnung vor der Gefahr, die vom islamisch motivierten Antisemitismus ausgeht. Und dies betrifft nicht nur die jüdische Community in Deutschland, sondern die gesamte Gesellschaft. Denn sie sieht islamisch motivierten Antisemitismus als Transmissionsriemen für Terrorismus. Und wer eine Gefahr ignoriert, kommt leicht in ihr um.

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Regina Lange / 02.08.2019

Es wird aber auch Zeit, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland mal Tacheles mit den Politikern und Medien redet! Denn auch der Zentralrat möchte das Problem des “eingeschleppten” Antisemitismus nicht so richtig benennen! Man konzentriert sich lieber auf den rechten Antisemitismus und lässt den linken und islamistischen Antisemitismus, der im Moment das weit größere Problem darstellt, außen vor und befeuert damit die einseitige Sicht, die uns durch die Politik und die Medien vorgekaut wird! Das ist enttäuschend! Man sollte schon Ross und Reiter nennen!

Hans-Peter Dollhopf / 02.08.2019

Die Rede vom Felsen für die Bedeutung von Staatsräson: “Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.” Zur Ultima Ratio der Staatsräson gehört die Vergabe der Lizenz zum Töten. “Die gesicherte Existenz Israels liegt im nationalen Interesse Deutschlands, ist somit Teil unserer Staatsräson.” Worte. Das vollständige Hizbullah-Verbot wurde auf Sand gesetzt.

Robert Jankowski / 02.08.2019

Die Gutmenschen importieren lieber Christenschlächter aus islamischen Ländern, als sich hier mit den antisemitischen Ausschreitungen ihrer Importdeutschen auseinanderzusetzen. Spannend auch die Haltung der Linken, die jahrzehntelang sich gegen die Vertriebenenverbände gestellt haben, weil diese ja böse Revanchisten seien, aber jetzt fröhlich auf den Al Quds Demos mitmarschieren. Die Einzige, die gegen den überall blühenden Rassismus in Deutschland kämpft ist Sawsan “the Rolex” Chebli, die alleine mit ihrer Anzeigenflut zeigt, wie man die deutsche Bürokratie in die Überlastung treibt. Ich hoffe auf die Ostdeutschen Wahlen und eine SPD unter 10%!

Gabriele Schulze / 02.08.2019

Polizei München, facebook, 14.10.2018. Ein User zitiert folgenden Vorgang: “Der 19-jährige Afghane stellte sich auf eine Bierbank und zeigte den Hitlergruß so lange, bis ihn ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes aus dem Biergarten verwies”. Frage des Users an die Polizei: “(...) eines interessiert mich sehr: Wie wird diese Straftat eingeordnet? Als Straftat rechts?” Antwort der Polizei: “Ja, wird als rechts eingeordnet. Grüße”. Zu finden als Insert bei Klonovsky am 04.06.19. Also bitte. Das wird dann ja wohl kein Einzelfall sein.

Marc Blenk / 02.08.2019

Lieber Herr Jancke, in Berlin ist jeden Tag al Quds - Tag. Und schaut man sich die herrschende deutsche Innen - und Außenpolitik an (und vor allem das Personal der Partei ‘die Linke’ sowie das der SPD), dann kann man nicht umhin festzustellen, dass der politische Islam in Deutschland angekommen ist.

Klaus Klinner / 02.08.2019

Die Lösung des Gordischen Knotens ist ganz einfach, es sind rechte(!) Araber, die mit antisemitischen Ausfällen offenkundig werden. Und schon sind wir sogar bei 100% rechten Tätern. Falls die Jungs auch noch Frühstück-und Mittagspause durchagieren, schaffen sie vielleicht sogar 110%. Ist doch ganz simpel. Man muss nur kreativ sein.

Marcus Schneider / 02.08.2019

Symptomatisch und die Aussage dieses Beitrags untermauernd ist das Interview vom 31.07. in der Abendschau vom rbb mit Lorenz Korgel, dem Antisemitismusbeauftragten der Stadt Berlin. Das sollte sich jeder in der Mediathek vom rbb anschauen. Herr Korgel wird im Kontext des antisemitischen Vorfalls mit dem Rabbiner Yehuda Teichtal explizit nach dem Antisemitismus besagter muslimischer Zuwanderer und dem arabischen Bevölkerungsteil gefragt. Seine Antwort ist in Sachen Verharmlosung und Relativierung -was besagte Bevölkerungsgruppe angeht- unglaublich. Das kommentiert sich selbst und wirft ein bezeichnendes Licht darauf, wie in Berlin seitens des Senats mit diesem Problem umgegangen wird.

Martin Stumpp / 02.08.2019

Es ist schon möglich, dass 24% der Westeuropäer antisemitische Tendenzen haben. Im Bundestag ist das Verhältnis dann doch eher umgekehrt und dass bei der Politik in der Bundesregierung jemand sitzt der keine Vorbehalte gegen Juden haben ist schwer vorstellbar.

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