Antiauto-Tyrannei: Anwohnerparken 500 Prozent teurer!

Per "Ermächtigungsverordnung" und auf Empfehlung der NGO "Agora-Verkehrswende" erhöht Göttingen, eine Stadt im VW-Land Niedersachsen, die Anwohnerparkgebühren um 500 Prozent. Die gleichen Leute wundern sich, warum VW keine Autos mehr verkauft.

Vieles, was die Bürger ärgert, schafft es nicht in die Medien, weil es zu alltäglich ist. Ignorieren sollte man es aber nicht. Viele kleine Irritationen bringen letztlich ein System zum Einsturz. Wenn man sich beispielsweise wundert, warum der Markt für 500.000 Autos "schlicht nicht mehr da" sei (Zitat Volkswagen), dann hilft weiter, die tägliche Tyrannei zu betrachten, der Autobesitzer mittlerweile auf vielen Ebenen ausgesetzt sind. Dazu pars pro toto eine typische Begebenheit aus Niedersachsen, dem Stammsitz von VW.

Einer unserer Leser berichtete, dass die Stadt Göttingen, ihres Zeichens eine links-grüne Hochburg, die Gebühren für Anwohnerparken von jährlich 30 auf 90 Euro erhöht hat. Was sind schon 60 Euro mehr pro Jahr, nicht mal 5 Euro pro Monat, wird manch einer denken. Aber es ist auch eine exorbitante Erhöhung, mal so eben eine Verdreifachung oder eine Erhöhung um 200 Prozent. Und wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, ständig die Gebühren zu erhöhen, weil keiner aufmuckt, dann ist kein Ende in Sicht.

Wie der Leser aus seiner Korrespondenz mit der Stadtverwaltung erfuhr, soll munter weiter erhöht werden, bis auf 180 Euro im Jahr 2027, also eine Versechsfachung vom heutigen Betrag oder eine Erhöhung um 500 Prozent. Mit keiner Inflation oder steigenden Ausgaben kann man dies rechtfertigen. 180 Euro sind gerade für eine Durchschnittsfamilie kein Pappenstiel. Damit hätte man zum Beispiel mal für alle gut Essen gehen oder einen Wochenendausflug machen können oder wird nun darauf verzichten müssen, um weiter seinen Parkplatz bezahlen zu können.

Als der Leser den Grund für diese exorbitante Erhöhung erfahren wollte und eine angemessene Erklärung verlangte, bekam er in hochmütigem Beamtendeutsch erst etliche Gesetze, Vorschriften, Verordnungen und Daten an den Kopf geworfen, die das Recht zur unverhältnismäßigen Erhöhung verteidigen und sogar noch weitere Erhöhungen in Aussicht stellen. Zum Schluss gab’s noch eine Belehrung:

„Mit dem Achten Gesetz zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes und weiterer Vorschriften hat der Bundesgesetzgeber die Bundesländer ermächtigt, den Kommunen das Recht einzuräumen, den Gebührentarif für Parkausweise für Bewohnerinnen und Bewohner eigenständig und abweichend von Nr.265 der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr zu regeln. Aufgrund der Ermächtigungsverordnung des Landes Niedersachsen darf die Stadt Göttingen seit März 2021 in eigener Zuständigkeit und im eigenen Ermessen die Höhe der Gebühren für das Bewohnerparken festsetzen. Die geänderte Parkgebührenordnung wurde am 14.06.2024 vom Rat beschlossen und trat am 01. Juli 2024 in Kraft. Die Verwaltung hat eine Bemessung nach den durchschnittlichen Betriebskosten vorgenommen. Sie steht damit im Einklang mit den Empfehlungen der Agora Verkehrswende, die in einer überschlägigen Berechnung die Bereitstellungskosten für einen Pkw-Parkplatz bspw. in Berlin mit ca. 220 EUR berechnet hat. Für Göttingen ergaben sich als Vergleichswert 180 EUR. Zudem wird die Gebühr unter Bezug auf die verschiedenen Rechnungsgrößen gestaffelt angepasst, wobei im Jahr 2024 (ab 01.07.) die Jahresgebühr auf 90 EUR, im Jahr 2025 auf 120 EUR, im Jahr 2026 auf 150 EUR und im Jahr 2027 auf 180 EUR festgesetzt wird.

Folglich ist die Erhöhung weder unangemessen noch ist eine erneute Anpassung der Parkgebührenordnung vorgesehen.“

Der Leser ließ sich davon nicht beeindrucken und fragte weiter nach:

Was seien denn die „durchschnittlichen Betriebskosten“ eines Parkplatzes? Also eines Stückes Asphalt mit weißen Streifen. Wohlgemerkt wurde der Parkplatz nicht neu geschaffen für die Anwohner, sondern besteht bereits seit langem. Außerdem ist eine Stadt kein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell die Vermietung von öffentlichem Raum sei. Er erwähnte eine Reihe von direkten und indirekten Steuern, die er als Autofahrer bereits bezahlen muss und die auch jedes Jahr steigen.

Wütend machte ihn auch der Verweis auf die Empfehlung der „Agora Verkehrswende“, eine, wie er schrieb, „private Organisation des Vorfelds der grünen Partei, womit eine einseitige politische und ideologische Einflussnahme der grünen Partei der Autohasser (deren immer wiederholte Behauptung des angeblich so schlimmen Einflusses auf das CO2 und damit das "Klima" ist inzwischen zumindest zweifelhaft aus wissenschaftlicher Sicht) gegeben ist. Dies ist aus meiner Sicht als Begründung für eine so krasse und prohibitive Preiserhöhung nicht ausreichend.“

Darauf gab es keine weitere Antwort der Stadt. Wahrscheinlich wird man sich gesagt haben, dass man mit unbelehrbaren Klimaleugnern nicht kommuniziert.

 

Sebastian Biehl, Jahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten und lebt, nach vielen Jahren im Ausland, seit 2019 mit seiner Familie in Berlin.

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Leserpost

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Stefan Riedel / 13.09.2024

Deutsche Automobilindustrie? Es war einmal? Ein Märchen? Und wenn sie nicht gestorben, lebt… ?

Sam Lowry / 12.09.2024

Mir fällt da nur noch eins ein: Du hältst sie arm, ich halte sie dumm…

Wolfgang Richter / 12.09.2024

@ Thomin Weller - “Dieser Staat ist bis in die allerkleinste Ritze, Quadratmillimeter restlos durchkorrumpiert.”—Irgend ein Denker vor unserer Zeit wird ja in etwas zitiert “Wenn der Staat das “Recht” abschafft, bleibt nur noch ein Raubrittersystem.” Und vieles von dem, was heute umgesetzt wird, wird ja von sich dazu berufen Fühlenden in Hinterzimmern abseits der Gesetzgebungsverfahren ausgekungelt.

Wolfgang Richter / 12.09.2024

“Was seien denn die „durchschnittlichen Betriebskosten“ eines Parkplatzes? Also eines Stückes Asphalt mit weißen Streifen. Wohlgemerkt wurde der Parkplatz nicht neu geschaffen für die Anwohner, sondern besteht bereits seit langem.”—Und nicht zu vergessen, wurde von genau diesen Anwohnern irgendwann mittels der erhobenen Erschließungs- und Straßenausbaugebühren bezahlt, denn bei denen machte zumindest in der Vergangenheit die Kommune bei entsprechnden Straßenausbaumaßnahmen KASSE.

gerhard giesemann / 12.09.2024

Also in München geht das nicht. Da haust der Zuzug in Wohnungen ohne Garagen, sodass deren Boliden auf der Straße unter der Laterne stehen. Eine zu hohe Gebühr geriete zu ... .

Boris Kotchoubey / 12.09.2024

Ein normaler, geistig gesunder Mensch, der seinen Wohnsitz in einer Universitätsstadt (!) hat, ist an allen Konsequenzen, inklusive 180 (meinetwegen auch 360) Euro/Parkplatz selbst verantwortlich. Wer freiwillig in eine Höhle voll Raubtiere zieht, soll sich nicht beschweren, wenn er gefressen wird.

Thomin Weller / 12.09.2024

@Frank van Rossum “Beruhigend: “Einige Städte liegen schon weit darüber und die Größe des Autos, die Antriebsart oder soziale Gesichtspunkte spielen bei der Gebühr keine Rolle.” Die Anwohner die keinen Parkplatz benötigen müsste demzufolge jedes Jahr das Geld, die “Bereitstellungskosten” zur Verfügung gestellt werden. Wird es aber nicht. Dieser Staat ist bis in die allerkleinste Ritze, Quadratmillimeter restlos durchkorrumpiert. Fehlt nur noch eine Gehwegbenutzungsgebühr entsprechen der Schuhgröße. Der Scholz wollte genau das, ohne Schuhgröße, in Hamburg umsetzen. Es sind für mich Schwerstverbrecher und hat mit einem Staat, Demokratie absolut nichts mehr gemeinsam. Die Schäden die die NATO auf den Straßen, Infrastruktur hinterlässt sollen Bürger bezahlen. Analog Luftverschmutzung.

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