Rechtsextremismus muss nicht rechts sein. Das ist für eine ganze Reihe von Politikern und anderen Experten ein Schock. Sie haben das einfache Bild vom Jungnazi mit Glatze einerseits und vom Antifaschisten andererseits liebgewonnen. So lieb, dass sie den Judenhass im linken Antizionismus ebenso übersehen wie den aufrechten Antikapitalismus im Programm der NPD. Wenn aber etwa 40 Prozent aller Deutschen meinen, dass Ausländer nur hierherkommen, „um unseren Sozialstaat auszunutzen“, und ebenso viele glauben, dass das Land „durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“ ist, dann fühlt sich der „rechte Rand“ verdammt breit an. Zumal, wenn jeder dritte PDS-Anhänger in den neuen Ländern als ausländerfeindlich gelten kann und jeder fünfte Westdeutsche findet, die Juden hätten „auch heute noch“ (also trotz Holocaust?) zu viel Einfluss. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Leipzig im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Diese Befragung unter 5000 Bundesbürgern hat im Detail Mängel. So wird jedem, der eher findet, es gebe in diesem Land keine Benachteiligung von Frauen, „Sexismus“ unterstellt. Grob jedoch enthüllt sie Sympathie für eine politische Kultur, die über übliche Vorurteile hinaus schockiert: Eine relevante Minderheit glaubt, es gebe einen kollektiven Volkswillen, den eine einzige Partei (26 Prozent) oder ein starker Führer (15 Prozent) durchsetzen müsse. Dieses Denken dämonisiert Einzelinteressen - von Konzernen, von Lobbys, von Minderheiten. Ist das rechts? Oder links? Es ist in jedem Fall antidemokratischer Sprengstoff.
http://www.ksta.de/html/artikel/1162473019521.shtml