Vor einem Monat noch sah meine kleine Schreiberlingwelt ganz beschaulich aus. Ich schrieb an meinem Roman und einmal in der Woche schleuderte ich dem Internet-Volke nur so aus Jux und Dollerei einen radikalen Artikel auf der ACHSE DES GUTEN zum Fraße. Daraufhin regten sich alle auf, aber meist in positiver Weise, und in der Regel wurden darin mehr die Kraftausdrücke moniert … Bis ich vor zweiundhalb Wochen “Das Schlachten hat begonnen” veröffentlichte.
Als ich den Text schrieb, war ich mir zwar durchaus bewußt, daß er heftige Reaktionen auslösen würde, doch ich rechnete nicht mit mehr Aufregung als bei den vorangegangen. Tja, falsch gedacht! Zunächst explodierte die Bombe im Internet; über Facebook und Lesebriefe über die ACHSE wurde mir erst halbtäglich, dann stündlich vor Augen geführt, in welch explosives Hornissennest ich hier gestochen hatte. Merkwürdigerweise stiegen die Nazis und die “Kameraden” erst am Ende in den Hype ein. Fast hundert Prozent der Reaktionen besaßen den Tenor à la “Danke, daß Sie die Dinge offen aussprechen, wir Deutschen dürfen so etwas nicht mehr sagen, sonst geraten wir in den Verdacht der Ausländerfeindlichkeit.” Überraschenderweise ebten die Wirkung und die Reaktionen auf den Artikel nicht ab, sondern “Das Schlachten” arbeitete sich wie ein Bohrwurm immer weiter durch die Weiten des Internets, bis es offenkundig auch nicht mehr von den Mainstream-Medien ignoriert werden konnte. Und die versuchen mich deswegen gerade zu schlachten.
Ich schrieb den Text mit unbändiger Wut im Bauch, und er war eigentlich die konsequente Fortführung eines Artikel von Frank Schirrmacher in der FAZ vor ein paar Jahren, der anläßlich eines ebenfalls von “Südländern” fast zu Tode geprügelten Rentners in der U-Bahn erschienen war und in dem Schirrmacher so wie ich eine gruppendynamische, ja, biologische Systematik zu erkennen glaubte. Mein Anlaß zum Schreiben war der in Kirchweyhe ermordete Daniel S., der auf bestialische Weise von türkischen Schlägern umgebracht worden war. Ich hatte und habe eine konkrete Veranlassung zu dieser Wut. Mein Sohn wird in einigen Monaten 16 Jahre und kommt jetzt ins Disco-Alter. Zudem sieht er so aus, als sei er nicht von mir, sondern von einem Wikinger gezeugt. Ich würde eher grausigste Folterqualen, ja selbst den Tod auf mich nehmen, als daß ich irgendwann gezwungen sein müßte, ihm zum letzten Mal in einem Leichenschauhaus ins Angesicht zu blicken. Nein, der Titel des Romans “Vor den Vätern sterben die Söhne” von Thomas Brasch soll, darf niemals Wirklichkeit werden! Mein Sohn wird irgendwann in der Zukunft mich begraben, nie und niemals umgekehrt.
Warum Daniel S.? Er war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Noch ein paar Wochen vorher war in Berlin ein anderer junger Mann unter fast gleichen Umständen zu Tode gekommen. Diese Tötungen oder Fast-Tötungen, die von der deutschen Presse in der Regel unter jugendlicher Rauferei abgebucht werden, und das im Grunde widerwillig, häufen sich kontinuierlich. Es ist also durchaus ein Muster zu erkennen, wenn auch von den Tätern nicht willentlich erzeugt, sondern scheinbar von der unsichtbaren evolutionären Hand. Da ich mich in der Evolutionsbiologie ziemlich gut auskenne, erschien mir die Metapher eines Genozids logisch, allerdings eines schleichenden, was viele meiner Kritiker offenbar überlesen haben. Zudem schränke ich dieses Phänomen auf eine bestimmte Opfergruppe ein, nämlich auf die der deutschen jungen Männer. In dem Text steht an keiner Stelle, daß Türken oder Araber oder Muslime sich nun aufgemacht hätten, die deutsche Bevölkerung zu massakrieren. Wer meinen Artikel solcherweise liest, und das tun besonders gern Journalisten aus der linken Ecke, will mich bewußt falsch verstehen oder glaubt nun, das Wild endlich erlegt zu haben, das nicht in ihre ideologische Weltsicht paßt.
In der Tat ist der Text in einer umbarmherzig harten Sprache verfaßt, was zum Thema allerdings paßt. Wir reden hier von der Ermordung von jungen Menschen und nicht von falsch getrenntem Müll. Auch den Vorwurf des Rassismus laß ich nicht auf mir sitzen. Als ich mit meiner bitterarmen Familie damals nach Deutschland kam, sagte mein Vater zu meiner Schwester und mir, daß wir uns gefälligst benehmen sollten, wenn dieses Land uns schon die zweite Chance gegeben hätte. Wir taten es natürlich nicht und bauten später trotzdem Scheiße. Doch denke ich, daß es in Bezug auf Scheißebauen zwischen Mädchen unterm Rock gucken, Kiffen, Beleidigungen von sich geben und einem Gleichaltrigen das Hirn aus dem Schädel treten doch einen kleinen Unterschied gibt. Was sind das für Menschen? Was sind das für Monster!
Die meisten Zuwanderer aus morgendlichen Gefilden sind Menschen wie du und ich. Sie arbeiten, lieben ihre Kinder, sind freundlich zu ihrem Nachbarn und genießen hin und wieder einen guten Fick. Dennoch scheint aus ihrer Mitte immer mehr und immer deutlicher eine äußerst destruktive Gruppe herauszuwachsen, welche sowohl von nationalistischen als auch religiösen Einpeitschern in ihrem verwahrlosten Herrenmenschentum bestätigt und von verblendeten Politikern, Gutmenschen in Rotweingürteln ohne Berührung zu ihrem Lieblingsklientel (von deren Betreuung sie vermutlich leben) und bis zu den Haarspitzen ergrünten Medienleuten sowohl materiell als auch mental gepampert werden. Ich entschuldige mich bei niemandem – doch natürlich tue ich das, und zwar bei denjenigen Migranten, Türken, Arabern, Muslimen und den zugewanderten Menschen, die sich so wie ich in diesem Land sauwohl fühlen und nach ihrer eigenen Fasson glücklich werden, und die mittels der “Hilfe” der medialen Blockwarte meinen Text in den falschen Hals gekriegt haben mögen. Ja, dafür entschuldige ich mich aufrichtig.