Gastautor / 02.07.2025 / 16:00 / Foto: Salil Kumar Mukherjee / 19 / Seite ausdrucken

Anspruchsnehmer statt Unternehmer

Von Max Leonard Remke.

Sisyphos muss man sich als Unternehmer in Deutschland vorstellen. Wer hier noch tätig ist, muss den bürokratischen Stein täglich aufs Neue den Berg hochrollen. Es ist viel einfacher, Anspruchsnehmer zu sein.

Unternehmer – also „Die Reichen” – zählen bekanntlich nicht zu den bevorzugten Opfergruppen „unserer Demokratie”. Sie marschieren zu selten mit bunten Schildern auf der Straße – es sei denn, sie sind Landwirte. Und wenn sie doch mal marschieren, dann zumeist ins Ausland. Sie haben auch keine offensichtlichen Merkmale wie Schwarze oder Trans-Personen, und ihre Lobbyorganisationen gelten in der linksgrünen Medienwelt zumeist als finstere Mächte.

Tauchen sie einmal in den Abendkrimis der Republik auf, dann meistens als rücksichtslose Verbrecher – wie der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft in einer Untersuchung des Tatorts herausgefunden hat. Nicht einmal für eine Meldestelle für Reichenhass und Unternehmer-Bashing hat es gereicht.

Dass die inzwischen beständigen Hilferufe und Verzweiflungsschreie der Unternehmensverbände weitgehend verhallen, überrascht nicht. Forderungen nach drastischem Bürokratieabbau und einschneidenden Sozialkürzungen erscheinen den Politikern als wenig vermittelbar an ihren Demos. Stattdessen wirbt die SPD mit neuen Umverteilungsideen wie dem „Grunderbe“, und die Schwarz-Rote Koalition in Berlin feilt an einem umfassenden Enteignungsgesetz. Alles im Namen der sozialen Gerechtigkeit.

Die Strafe der starken Schultern

Dennoch sind gerade Unternehmer die wohl unterdrückteste Minderheit im heutigen Deutschland und ihre Forderungen nach Abbau des Sozialstaates gerecht. Dass sie mit dieser Forderung aber auf wenig Gegenliebe stoßen, überrascht nicht. Zu sehr haben sich viele Deutsche an Wohltaten gewöhnt, die andere bezahlen. Ein System, in dem die weniger Wertschöpfenden beschließen, den Produktiveren ihr Eigentum abzunehmen – das Ganze nennen wir dann Sozialstaat.

Das klingt wohlig warm und nach Gemeinschaft. Nur ist es eine Gemeinschaft, bei der der eine Teil für das Leben der anderen bezahlt. Ein System, das wir mit eingeübten Phrasen rechtfertigen, wie etwa: „Du kannst mehr tragen? Prima – dann trag uns alle.“

Dieser Satz, auf dem das Leid der Unternehmer und der deutsche Umverteilungsstaat gleichermaßen fußen, wird von niemandem infrage gestellt. Selbst die FDP möchte die Unternehmen nur so weit entlasten, dass der Sozialstaat „tragfähig” ist. Das heißt faktisch: Plündern, aber nur so viel, dass morgen auch noch was zum Plündern übrig ist. Damit unterscheiden sie sich von der Position der Linken – alles heute schon plündern – nur in ihrem Pragmatismus, nicht im Grundsatz.

Unternehmertum und Tugend

Warum sollten die starken Schultern immer die Dummen sein? Wer ein Unternehmen aufbaut, benötigt enorm viel Kraft, Mut und Disziplin. Ja, auch ein Unternehmen zu erben und erfolgreich weiterzuführen, ist keine leichte Aufgabe. Sehr viele erfolgreiche Unternehmensgründer sind laut Studien Leute, die vorher schon mindestens mit einem Unternehmen gescheitert sind. Das wegzustecken und von Neuem zu beginnen, erfordert eine gewaltige innere Kraft.

Schon Selbstständige arbeiten im Schnitt 48 Stunden die Woche. Beschäftigen sie Mitarbeiter, wird die Arbeitszeit noch länger – teils mehr als 60 Stunden. Das erfordert eine überdurchschnittliche Ausdauer. Unternehmer schlagen sich in einem Maße mit Bürokratie und Behördenwillkür herum, das sich der Normalbürger kaum ausmalen kann.

Haben Sie schon einmal versucht, eine denkmalgeschützte Ruine in ein Hotel zu verwandeln, das dem Bebauungsplan, der Beherbergungsstättenverordnung, dem Gaststättengesetz, dem Jugendschutz, dem Denkmalschutz, dem Gebäudeenergiegesetz sowie Arbeitsschutz- und Brandschutzvorschriften genügt? Und das alles von Ihrem eigenen Geld oder mit Schulden, für die Sie haften? Das erfordert in Deutschland inzwischen schier übermenschliche Nerven.

Die Belohnung der Unmoral

Doch das Einzige, was der Mehrheit zu diesen außergewöhnlichen Machern einfällt, ist: keine Dankbarkeit. Ja, nicht einmal ein ernsthaftes Zuhören. Stattdessen ist ihre Antwort auf solche außergewöhnlichen Leistungen eine ausgestreckte Hand: „Du hast doch drei Jahre deines Lebens mit Behörden und Banken gerungen, schlaflose Nächte gehabt und endlose, zermürbende Tage – jetzt hast Du doch Geld, also her damit!“

„Gib, denn das ist ,sozial gerecht‘. Denn während Du all das gemacht hast, habe ich die Schule abgebrochen, ein Drogenproblem entwickelt, Einträge im Jugendstrafrecht und uneheliche Kinder gezeugt. Jetzt brauche ich Wohn- und Bürgergeld, denn ich habe keinen Job. Jetzt brauche ich die Therapie, um von den Drogen loszukommen. Jetzt brauche ich Kindergeld. Jetzt brauche ich ein Resozialisierungsprogramm. Gib, denn ich bin der ,sozial Schwache‘.“

Diese Gegenüberstellung ist zugespitzt, keine Frage. Aber sie ist nicht falsch. Sie ist der Kern unseres Umverteilungsstaates. Der Fähige, der Produktive, der Verantwortungsvolle gibt – und wer all das nicht ist, bekommt. Es ist ein System, das Tugenden bestraft und Nachlässigkeit belohnt. Das gilt nicht nur für Unternehmer, es gilt für alle produktiven Bürger, die einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen. Sie alle sind die Opfer dieses angeblichen Sozialstaates.

Was wir den Besten unter uns schulden

Aber da erfolgreiches Unternehmertum zumeist besonders viele Tugenden erfordert und zu besonders viel Wertschöpfung führt, sind es gerade die erfolgreichen Unternehmer, die am schärfsten mit Abgaben und Regeln drangsaliert werden. Endlose Datenmengen für die Behörden muss der Normalbürger nicht erfassen, aber der Unternehmer dank Lieferkettensorgfaltsgesetz schon. Warum? Weil er die Erfolgs-Sünde begangen hat, sich noch drei Angestellte extra leisten zu können, die gegen den endlosen Paragraphen-Tsunami aus Brüssel ankämpfen.

Solange in Deutschland unser Blick auf Unternehmer so aussieht, müssen wir uns nicht wundern, wenn unsere Wirtschaft in den Keller rauscht. Die Jahre der Stagnation sind keine Überraschung, wenn wir die wenigen Besten unter uns am schlechtesten behandeln. Und gerade daher ist es nicht bloß vernünftig, über die Forderungen von Unternehmer zu diskutieren – über Sozialabbau und Kettensäge im Paragraphenwald – es ist moralisch geboten.

Man könnte auch sagen: Es ist das Mindeste, was wir dieser produktivsten aller Minderheiten schulden.

 

Max Leonard Remke (34) ist freier Autor, klassisch liberaler YouTuber und Fellow bei Young Voices. Er ist Mitbegründer von Deutschlands größter parteiunabhängiger pro-kapitalistischen Jugendorganisation Liberty Rising und der deutschen Ayn Rand Gesellschaft.

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Leserpost

netiquette:

D. Brauner / 02.07.2025

Als nächstes braucht es dann einfach nur noch ein Zwangsarbeitsgesetz.  - Moment!  - So kann man das nicht nennen!  - Ich schiebe das Wort mal eben in den KI gesteuerten Euphemismus-Generator ...  - ARGARALG! - (A)RBEITS(R)ECHT(G)ARANTIE (A)UF (R)ESTLOS (A)LLE (L)EBENSJAHRE (G)ESETZ.  - ARGARALG - Ein Schelm, wer da an Kotzen denkt!

Karl-Heinz Böhnke / 02.07.2025

Der Sozialstaat war geplant nur für diejenigen Mitglieder der Gesellschaft, die nicht können, jedoch nicht auch für diejenigen, die nicht wollen. Da heute beide Gruppen bedient werden, noch dazu mehr als auskömmlich, ist der Sozialstaat zum Ausbeutungsstaat gemacht geworden, dessen Tage selbstverständlich stets endlich sind. Das ist auch genauso vorgesehen von denjenigen, die meinen, am gewaltsamen Ende noch bestens davonzukommen.

B.Jacobs / 02.07.2025

Der damals mysteriös um das Leben gekommene Jürgen Möllemann warnte in Zeiten der Wende vor Subventions-und Fördermittelmissbrauch, der heute ziemlich aktuell sein dürfte. So werden Unternehmen von ihren politischen Freunden gekauft und umgestaltet für eine Diktatur über das Volk. Globale Konzerne diktieren immer mehr wie wir zu leben haben, Finanzoligarchen kaufen wie in der Ukraine unseren Grund und Boden auf um uns mit ihren ideologischen Spleen immer abhängiger zu machen und gekaufte Politiker erfinden durch die von ihnen verursachte Misswirtschaft immer mehr Abgaben für die Bürger, der WEF und Soros mischen kräftig mit. Das Blatt wird sich nicht überraschend wenden, wenn das Eigentum D. endgültig unter den Hammer gebracht wurde und die, die heute klagen, werden ohne Widerstand morgen klagen, wenn ähnliche chinesische Verhältnisse greifen, dann ist es vorbei mit guten Gehältern, der Wert der Arbeit wird noch unten korrigiert, um sie dem globalen Arbeitsmarkt an zu passen, die Freiheiten werden endgültig nach WEF Vorstellung beschnitten. Auch Sozialleistungen wird es dann nicht mehr geben. Dafür stand Merkel schon immer als Rothschild Verwandte, wir haben es aber zu spät durchschaut. Thomas Müntzer lässt vor 500 Jahren grüßen auf unseren Weg in die globale Knechtschaft, früher waren es Leibeigene und heute wenn alles Blut aus dem Land gesaugt ist, gibt es eine ökonomische Korrektur für Bürgerarmut und Arbeitszwang, Wir haben wahrscheinlich schon die Pleite DDR bei weitem überholt.

Rolf Mainz / 02.07.2025

Das Perfide: die Rot-Grünen erkaufen sich die Zustimmung der sozial Alimentierten und machen diese dadurch von jenen Parteien abhängig. Bezahlt wird dieser Stimmenfang beileibe nicht primär durch “Reiche”, sondern insbesondere durch die Beiträge der (noch) Erwerbstätigen in der Bevölkerung. Parallel sorgen SPD, Linke und Grüne (sowie seit Merkel opportunistisch-linkspopulistische Teile der CDU/CSU) dafür, dass die Zahl des sozial gemästeten Stimmviehs stetig wächst, sei es durch entsprechenden Ausbau der Förderung (“Bürgergeld” als faktisch kaschiertes bedingungsloses Grundeinkommen für Langzeit-Arbeitslose), sei es durch Anziehung potenzieller, zusätzlicher Teilnehmer an dieser Förderung (Migrationspakt, Alimentierung ukrainischer Fahnenflüchtiger, Beschleunigung und Erleichterung der Einbürgerung, Wunsch nach Wahlrecht für Ausländer, usw.). Dadurch steigt der Anteil der unproduktiven Bevölkerung permanent, deren Stimmpotenzial ebenfalls, so dass inzwischen bereits ein hoher/steigender Anteil potenzieller Wahlstimmen gegen die Interessen der arbeitenden Bevölkerung gerichtet sein kann. Jede Partei, welche dagegen angehen wollte, würde immer schwieriger dagegen ankommen können. Eine weitere “Brandmauer”, wenn man so will, errichtet durch die Profiteure des deutschen Sozialstaats, gegen jede Durchsetzung rationaler Politik.

Barbara Strauch / 02.07.2025

Sehr geehrter Herr Remke, Sie haben 100% recht. Danke für die klaren Worte. Hoffentlich können wir bald wieder was von Ihnen lesen.

W. Renner / 02.07.2025

Das hart erarbeitete Geld anderer Leute verteilen, kann jeder Trottel. Demnach haben wir auch eine Regierung aus nur noch selbstgerechten Volltrotteln.

Karl Vogel / 02.07.2025

Es war ja nicht immer so - denken wir an L. Erhardt. Aber die Dinge entwickeln sich seit ca. 60 Jahren zum Negativen hin und das Tempo dieser Entwicklung beschleunigt sich immer mehr. Ein Wunder eigentlich, dass es immer noch kleine und mittelständige Unternehmen hierzulande gibt. In meinem persönlichen Umfeld erlebe jedoch ich immer häufiger, dass man aufgibt und zur Nehmerseite wechselt. Bald wird ein wuchernder Staat alles erstickt haben. Gibt es Rettung? Warum nicht, kluge, gut ausgebildete und arbeitsame Menschen gibt es im Land. Aber erst muss der Absturz durchlitten werden, der die erstickenden und lähmenden Strukturen hinwegfegt, erst muss die Macht der Unproduktiven gebrochen werden, das wird eine schwierige Zeit für uns alle werden und es ist nicht sicher, ob der Umschwung gelingt. Denn es ist auch möglich, dass ein immerwährendes quasisozialistisches Regime sich durch Zwang und Indoktrination halten kann, denn die Menschen gewöhnen sich und erinnern sich irgendwann nicht mehr, dass es Zeiten gab, in denen man ordentlich heizen konnte, dass man sich ein Auto leisten konnte und damit über ordentliche Straßen fahren konnte, dass man Schwein essen konnte statt Insekten, dass es ein ordentliches Gesundheitssystem gab, dass man hinreichend fürs Alter vorsorgen konnte. Und wer daran erinnert wird Nazi sein.

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