Julian Reichelt ist der Mann, der Schlagzeilen macht. Jeder, der eine offene Rechnung mit ihm hatte, hat sich ausgetobt. Bleibt die Frage: Wo steckt Julian? Er wurde auf Sylt gesichtet, aber gleichzeitig auch in Jerusalem, in Pankow und auf dem Darß. Wie auch immer: Wir sollten zur Tagesordnung übergehen.
Dazu folgende Richtigstellung:
Vor Schließung der Akte Reichelt wollen wir noch ein paar Dinge notieren. Der „Spiegel“-Titel über das Haus Springer war monumental, erinnerte an Mount Rushmore, aber wo waren die News? Als Claas Relotius noch für den „Spiegel“ schrieb, war an den Geschichten auch wenig dran, aber es war wenigstens unterhaltsam. Und die fünf Ehen Axel Springers? Schau nach bei Schröder oder Lothar Matthäus oder Joschka Fischer oder besser noch bei Rudolf Augstein. Große Männer sind eben oft verheiratet.
Außerdem: Medienthemen dieser Art interessieren das allgemeine Publikum (Merkel würde sagen: „Die Menschen draußen im Lande“) nur am Rande. Aus gutem Grund. Was soll man beispielsweise vom „Blog der Republik“ halten, wo ein Alfons Pieper (hoffentlich gibt es ihn) über die Helmut Kohl betreffende „Bild“-Schlagzeile „Der Umfaller“ aus dem Jahre 1991 schreibt: „Kohl soll damals bei Axel Springer vorstellig geworden sein“, um die Entlassung des Chefredakteurs einzufordern. Was schon deshalb misslang, weil Springer da schon sechs Jahre tot war. Aber der Geister-Autor Pieper ist mit seiner Verirrung nicht allein.
Ein Blick nach Brüssel: Dort sprach EU-Ratschef Charles Michel – in meinen Augen ein Clown –, künftige Gipfel ohne Merkel seien wie Rom ohne den Vatikan und Paris ohne den Eiffelturm.
Noch besser wäre nur ein Gipfel ohne Charles Michel.
Zuerst erschienen im Euro am Sonntag