Wolfgang Meins / 05.01.2019 / 06:29 / Foto: Geolina 163 / 44 / Seite ausdrucken

Anschlagsfahrt von Bottrop: Konjunktur für Bescheidwisser 

Bereits wenige Stunden nach der furchtbaren Anschlagsfahrt von Bottrop und Essen in der Silvesternacht wusste NRW-Innenminister Reul schwer Bescheid über das Motiv: Hass auf Fremde. Für den innenpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in NRW klang das noch zu sehr nach Verharmlosung, hatte Reul doch die Vermutung geäußert, dass sich der Fremdenhass „aus einer persönlichen Betroffenheit und Unmut heraus“ entwickelt habe, wie die FAZ berichtet. Der SPD-Parlamentarier zeigte sich hingegen sicher, dass es sich um „eine rassistische Tat in klarer terroristischer Absicht“ handele. Von den Grünen kam – unter Hinweis auf den NSU – die Anregung, nicht den Blick für „Netzwerke und Umfeld zu verschließen“SPON fuhr starkes Geschütz auf in Gestalt des „Rechtsextremismus-Experten“ und Direktors vom „Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft“ Dr. Matthias Quent. Der Herr Direktor, der gemeinsam mit der stellvertretenden Direktorin für insgesamt sage und schreibe zwei Instituts-Mittarbeiter zuständig ist, hat selbstverständlich keine Zweifel an einer rechtsterroristischen, rassistischen Tat, obwohl SPON ihm eigentlich eine Steilvorlage serviert, nämlich, dass der 50-Jährige unter einer schizophrenen Erkrankung leiden solle. 

Und damit sind wir beim hier entscheidenden Punkt angelangt. Sehr frühzeitig bereits war nämlich klar, dass der Täter seit längerem unter einer Schizophrenie leidet und 2005 deswegen in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung länger untergebracht war. Bereits am 2. Januar wurde zudem über Verhörergebnisse berichtet, in denen der Festgenommene sich auffällig verhalten und krude Angaben zu seinem Motiv gemacht habe. Demnach habe er mit seinen Taten etwaigen Anschlägen durch syrische oder afghanische Flüchtlinge zuvorkommen wollen. 

Vor diesem Hintergrund erscheint es dem Autor durchaus wahrscheinlich, dass der Festgenommene während der Tat unter dem Einfluss einer wahnhaften Denkstörung stand und dadurch unfähig war, das Unrecht seiner Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln. Endgültige Klarheit wird hier ein offenbar bereits auf den Weg gebrachtes forensisch-psychiatrisches Gutachten erbringen. So weit, so traurig – für alle Beteiligten. 

Stimmig instrumentalisieren

Bemerkenswert an diesem Fall ist zweifelsohne, dass die Politik eine sich doch recht deutlich abzeichnende Verbindung zwischen psychischer Störung und Tat offensichtlich überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen will. Da ergeht es den Vorlauten aus der Politik wohl ähnlich wie den Spiegel-Verantwortlichen bei Relotius: Die allein politisch motivierte Tat passt einfach zu gut ins Weltbild und lässt sich zudem so überaus stimmig instrumentalisieren. Für Relativierungen jeglicher Art erscheint sie den Politisch-Korrekten dagegen denkbar ungeeignet. Die spart man sich lieber für bestimmte andere Anlässe auf.

Unterschlagen wird bei der Diskussionen bisher auch, dass es sich bei der Tat - so meine Vermutungen sich als zutreffend erweisen – letztlich um eine Art Kollateralschaden des islamistischen Terrors handelt. Denn früher sind meines Wissens Schizophrene in ihrem Wahn nicht auf die Idee gekommen, mit einem Auto in Menschenmengen zu fahren.    

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im sozial- und zivilrechtlichen Bereich.                                      

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Leserpost

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Jochen Brühl / 05.01.2019

Die Relotiunäre von links-rot-grün laufen ja richtig zu Hochform auf.  Die sollten mal schleunigst bei diesem Robert Menassi anrufen, um aus den ganzen Hirngespinsten die Theorien der Zukunft entwerfen zu lassen, die danach zum wissenschaftlichen Standard werden. Daraus entsteht dann an jeder deutschen Uni ein neues Menassi-Institut mit je zwei Mitarbeitern pro Lehrstuhlinhaber, der oder die nach der Besoldungsgruppe W 4 bezahlt wird. Sollte das Geld knapp werden, wird einfach bei Maschinenbau, Mathe oder Informatik eingespart. So könnte aus der Sache etwas richtig Gutes fürdie Zukunft werden.

Karl-Heinz Vonderstein / 05.01.2019

Auch auf Twitter, unter dem Hashtag Bottrop, bezeichnete eine Mehrheit der Kommentatoren, die Tat als Rassismus und als rechten Terroranschlag, ohne die psychische Erkrankung des Täters zu berücksichtigen. Darunter war u.a. auch Kevin Kühnert von der SPD. Schrieb einen Tweet, in dem ich, wie Sie jetzt, auf die psychische, schizophrene Erkrankung des Täters hinwies. Komischerweise instrumentalisieren oft gerade die Leute so eine schlimme Tat eines Deutschen für sich, die den Rechten immer vorwerfen, eine schlimme Tat eines Migranten für sich zu instrumentalisieren. Wenn Migranten unschuldige Passanten auf der Straße verprügeln oder mit Messern auf unschuldige Menschen einstechen, bringt man das umgekehrt nie mit Rassismus und Deutschenfeindlichkeit in Verbindung.

Andreas Rochow / 05.01.2019

Aus Sicht des Psychiaters gilt es daran zu erinnern, dass zu allen Zeiten die “Leitthemen”, “Leitstimmungen” und ideologische Polarisierungen, besonders wenn sie Staatsdoktrin waren, ihren Weg auch in die Wahnwelt von Wahnkranken gefunden haben. Der Schizophrene lebt nicht im luftleeren Raum und kann im Einzelfall hochgradig gestört sein, die Masse an widersprüchlichen Informationen, die auf ihn einstürmen, zu managen. Zum Glück ist, gemessen an der großen Häufigkeit (Inzidenz) der schizophrenen Erkrankung, der Amoklauf und der Terrorakt Schizophrener signifikant seltener als in der gesunden Bevölkerung. Ein Rechtsstaat, dessen Strafgesetzbuch auf dem Grundsatz beruht, dass psychische Störungen/Erkrankungen die Schuldfähigkeit mindern oder aufheben können (Schuldstrafrecht), ist gut beraten, die ggf. schuldmindernde Erkrankung des Delinquenten nicht frühzeitig propagandistisch auszuschlachten. Beunruhigend ist vielmehr die Tendenz, unser Strafrecht neuerdings so zu interpretieren, als seien Islam oder Migrationshintergrund schuldmindernde Sachverhalte.

Johann Hartl / 05.01.2019

Was ich auf einem Video gesehen habe, dessen Echtheit ich natürlich nicht überprüfen konnte, war Folgendes: Ein Auto, auf dessen Kühlerhaube ein Mann liegt, so dass der Fahrer gar nicht sehen kann, worauf er zufaehrt, kommt von links ins Bild. Der Fahrer bremst, offenbar um den Mann loszuwerden, der aus irgendwelchen Gründen auf der Kühlerhaube liegt. Er stößt dann zurück und biegt nach links ab, möglicherweise um den ausserhalb des Bildes wohl auf dem Boden liegenden Mann nicht zu überfahren, und fährt aus dem Bild. Die blonde Frau, auf die er Zufuhr, konnte er wohl nicht sehen.

Frank Holdergrün / 05.01.2019

Wer wissen will, wie das Propagandaministerium die Sache einordnet, höre auf DLF den Kommentar von Joachim Frank: “Rassismus darf nicht legitimiert werden.”

Dr. med. Christian Rapp / 05.01.2019

Die Häufigkeit spricht zwar dagegen, jedoch könnte man den versammelten Politikern durchaus auch einen psychiatrisch generierten Realitätsverlust unterstellen. In diesem Sinne wissen sie nicht, was sie tun. Traurig ist nur, dass wir solche Menschen auch noch zu “Volks-ver-tretern” machen. Auch 2019 wird nix besser. Schade.

Dr. Robert Lederer / 05.01.2019

Das Ungeheuerliche an der gegenwärtigen politischen Lage besteht u.a. darin, daß normale menschliche Gefühle kriminalisiert werden sollen, sofern sie nicht den Herrschenden in den Kram passen. Hat B. Brecht die Faschisten gehasst? Ist Hass ein von der Regierung verbotenes Gefühl? Wie schrieb Brecht an die Nachgeborenen:  Auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge. Jeder hier wird wissen, was ich damit benennen will. Jahrzehnte sind wir im Hass gegen den Faschismus erzogen worden, und jetzt sollen wir kühl dem eigenen Untergang zusehen.

Bettina Landmesser / 05.01.2019

Wenn Menschen Terroranschläge begehen, die einen politischen oder religiösen Hintergrund haben, dann ist es egal, ob es da zusätzlich noch einen psychiatrischen Hintergrund gibt. Das gilt für Deutschstämmige, die in Ausländergruppen hineinfahren, genauso wie für Muslime, die Messeranschläge oder Selbstmordattentate auf Christen begehen. Es muss endlich aufhören, dass wir uns nach jeder Tat intensiv mit den individuellen Hintergründen des Täters befassen. Gebt den Tätern keinen Raum. Mir wäre es lieber, wir würden den Opfern mehr Raum lassen.

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