Matthias Matussek, Gastautor / 13.06.2021 / 11:30 / Foto: Imago / 34 / Seite ausdrucken

Annalenas geheimes Tagebuch, Teil 13

Bevor ich auf meine nun wirklich große Parteitagsrede zu schreiben komme, muss ich dir, liebes Tagebuch, ein Geständnis machen: ich habe dich letztens angelogen. 

Nein, angelogen nicht, sagen wir, ich war schlampig und ich ärgere mich selber am meisten darüber. Ich habe geschrieben, ich hätte bei den Trampolin-Meisterschaften in Damp den zweiten Platz belegt. Richtig wäre, dass ich im Nachwuchsbereich vom TSV Pattensen in der Deutschen Meisterschaft zweimal Bronze im Doppel-Mini-Tramp gemacht habe.

Ich hab das auch sofort auf Wikipedia richtigstellen lassen und kann nur sagen, okay, das war Mist!

So, puh.

Was meine Rede angeht, also: Ich im leicht ausgestellten Kleid, Knielänge, lachsrot Richtung Feuerwehr, ovaler Ausschnitt, schwarze Lackpumps mit Schnallen, so auf der Grenze von sexy jugendlich und kanzlerinnenhaft mütterlich, es fiel wunderbar glatt und machte irgendwie schmaler, und der Kontrast zu den schwarzen Haaren war niedlich.

Also ich habe noch mal gedankt für den Rückenwind jetzt gegen den bösartigen frauenfeindlichen Gegenwind, und der war erheblich, der Rückenwind: 678 von 688 Stimmen, nur 6 Gegenstimmen, und bei den vier ungültigen Stimmen kriegen wir auch noch raus, von wem die waren. 

Ich mein, es kann doch nicht so schwer sein, seine Stimme korrekt abzugeben.

Obwohl: Wir dürfen nicht vergessen, dass mit den ganzen FFF-Eintritten das Durchschnittsalter bei uns zwischen 15 und 16 liegen dürfte, da kann man auch mal was falsch machen. Ich ja auch. 

Aber dass ich jetzt mal schlampig war mit meinen Zensuren, und dass ich mich selber „tierisch darüber ärgere“, dass ich die ein bisschen hochgepimpt habe, ich hab gesehen, wie die Kids gegrinst haben, das haben die meisten verstanden, die gehen ja noch zur Schule. Außer eben freitags, hihihi.

Auf jeden Fall: 98,5 Prozent für mich, nimm das. Tina Hassel und der andere Blödmann in seinem schmalen blauen Anzug!

Ich hab dann noch was erzählt von neuen „Technogien“ für das 21.Jahrhundert, die wir auf den Markt bringen werden, also die energiesparende Kurzform von Technologien, und dass die uns helfen beim „klimagerechten Wohlstand“, wobei ich selber nicht genau weiß, was Robert damit meint, aber hat es mir halt reingeschrieben.

Und Robert total sympathisch mit seinen Struwwelhaaren, hat dann auch noch gerufen „Wir werden euch nicht enttäuschen“, also jetzt auch in meinem Namen, und ich habe gerufen, dass es toll ist, diesen Mann an meiner Seite zu haben, wo mir dann Daniel hinterher im Auto eine total nervige Szene gemacht hat.

Also echt. Im Haushalt macht er auch nicht viel. Wenn ich Kanzlerin bin, werde ich … also ich werde sehen, wo es dann für ihn eine sinnvolle Verwendung gibt, ich bin sicher, da fällt mir was ein.

So, jetzt noch Stracciatella-Eis und bisschen Glotze, Tierdoku auf Phönix, aber nichts mit Spinnen, und dann Feierabend, gute Nacht, liebes Tagebuch – und nicht mehr böse sein, ja?

Foto: Imago

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Leserpost

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Uta Buhr / 13.06.2021

Ja, ich habe mich tierisch geärgert über dieses bisschen Schlamperei in meinem Lebenslauf. Aber kann ja mal vorkommen. Wir sind doch alle nur Menschen. Wie sagte doch der Vielosof Dieter Bohlen so richtig: “Irren ist menschlich.” Dass muss ich mir unbedingt merken. Ich bin auch dabei, mir Fremdwörter besser zu merken, damit ich nicht mal den einen oder anderen Fehler mache. Also Vielosof ist griechisch und heißt “viel Weisheit.” Passt doch.  Was mich auch noch ganz besonders tierisch ärgert, sind Leute, die immer was zu meckern haben und mir immer in die Tomatensuppe spucken. Das ist nämlich meine Lieblingssuppe vonwegen der roten Farbe, die so gut zu meinen Haaren passt. Also - diese Meckeckerer und Miesogühnen - das heißt Frauenfeinde - behaupten doch tatsächlich, mir täten meine kleinen harmlosen Versprecher gar nicht leid. Sondern ich sei wie der Dieb, der nicht bereut, dass er geklaut, sondern dass man ihn erwischt hat. Also - da bin ich aber echt und ehrlich total sauer über diese Frechheit. Ich sage mal, diese Stinkstiefel werden ihr großes Maul noch bedauern, wenn ich erst mal Kanzlerin bin und regieren kann wie eine Kaiserin. Die werden was erleben - ich schwör! Oh, ich sehe gerade, dass ich nur noch drei Monate habe, um mich auf meine neue Rolle vorzubereiten. Also nix als ins Badezimmer vor den großen Spiegel. Die Raute gelingt mir ja schon ganz gut. Und mit dem Outfit kriege ich das auch noch hin. Daniel findet, dass mir Hosenanzüge sehr gut stehen. Als weitere Modeberaterin steht mir meine Vorgängerin gern zur Verfügung, die ja in ihren eleganten Blazern immer so gut rüberkommt. Nun muss ich aber Schluss machen. Robäärt hat gerade ein SMS geschickt. Thüüüs, bis zum nächsten Mal.

beat schaller / 13.06.2021

Ich frage mich, ob das wohl schon ganz fest weh tut? b.schaller

Richard Kaufmann / 13.06.2021

Ja, die Annalena, sie hätte auch Schantal heißen können, sie ist wer und sie kann was. Hatte ich immer zu meinem Sohn gesagt: Junge, du bist wer und du kannst was! Das wird man wohl auch der Annalena eingetrichtert haben … und sie kann was.

T. Schneegaß / 13.06.2021

Ich weiß nicht, ob es erlaubt ist, aber ich versuche es mal, hier einen Leserbrief aus der NZZ vor einigen Tagen zu zitieren, weil man nicht besser das Persönchen, ihre Anhänger und ihr Umfeld beschreiben kann und ich mich dieser Charakterisierung vollkommen anschließe: Verfasser ist Hartmut Schmidt: “Frau Baerbock ist in ihrem Persönlichkeitstyp das Produkt der westdeutschen Wohlstandsverwahrlosung. Sie lebt mit ihrer Familie, ihren Freunden und Bekannten in einer “Blase” von Gesinnung, in der es keine realen Probleme wie Armut, Leistungsdruck, Arbeit bis zur Erschöpfung und mehr gibt. Das Geld kommt in der Regel leistungslos vom Staat, der Strom aus der Steckdose (hier ergänze ich: aus dem Speicher Stromnetze), die Milch aus dem Supermarkt. Frau Barebock ist das Produkt der “spätrömischen Dekadenz”, wie schon Westerwelle es prognostizierte. Die Bürger in der ehemaligen DDR sind anders sozialisiert und immun gegen diesen Typ von “Besserwessi”. Dies zeigen die mageren Ergebnisse der Grünen dort. Den Westdeutschen fehlt bis auf Ausnahmen dieser Erfahrungshintergrund. Sie sind häufiger blind gegenüber autokratischen Systemen, haben weniger gesunden Menschenverstand und strotzen vor moralischer Überlegenheit. Sie werden ihre Lektion noch lernen….” Ende des Zitates. Das Problem: es gibt inzwischen Millionen solcher Baerböcke und die dümmsten unter ihnen schicken sich an, die Schalthebel der Macht in Bund und Ländern zu übernehmen, natürlich von einer erdrückenden westdeutschen Wählermehrheit demokratisch dahin gewählt.

Frank Holdergrün / 13.06.2021

Oh mein Gott, die Pause der Kabarettisten wird überbrückt durch Annalenchen, ein Wortwirbelwind mit Zisch- und Zirbellauten, keck und bemüht liest sie ihre Reden ab, um sich dann tierisch zu ärgern und scheiße zu sagen. Dass die Bildungsbemühungen der Alt 68er so markante, nervtötende Blüten treiben, wer hätte das gedacht? Politik als Comedy, beide fließen ineinander in unsere neue Sommer-Soap. Wenn jetzt noch Hitze und Klima dazu kommen, auch neue Insidenzen, wird die Sache heiß, fettig und bunt.

Frank Stricker / 13.06.2021

“Welche Wahlen ruft Klein-Annalena wutentbrannt” ? “Ich dachte es reicht, wenn ARD, ZDF, Spiegel und Süddeutsche mich “hochschreiben”........

A.Engel / 13.06.2021

Vorhin las ich in der taz einen Beitrag über den Parteitag der Grünen. Sah ich also die Überschrift “Pragmatisch und einig” über dem Bildnis der Prophetin, suggeriert mir mein Gehirn sofort: “Pragmatisch und e-w-i-g”. Erst beim zweiten Lesen geht mein Katecholaminspiegel etwas runter….......bin ich schon konditioniert wie ein Pawlowscher Hund.  Jetzt aber nix wie in die Achgut, um wieder zu Verstand zu kommen!

Robert Bauer / 13.06.2021

Genial!!!

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