Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 15.08.2021 / 11:00 / Foto: Imago / 27 / Seite ausdrucken

Anna Seghers und das N-Wort

Es ist Zeit, über Anna Seghers zu reden. Als Autorin erlangte sie Weltruhm mit Werken wie „Das 7. Kreuz“ und „Transit“.  Von 1952 bis 1978 war sie Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR, mehrfach für den Nobelpreis nominiert, eine beinharte Kommunistin bis zum Lebensende (1983). Oft geehrt als Humanistin. 

Dazu folgende Richtigstellung: 

Das Woke-Milieu kann mal wieder aufschreien. Und all die Woke-Versteher von der Linkspartei, den Grünen und die Spezialisten für LGBTQ+ und sonstigen Sprachmüll: Bitte genau hinschauen: Ein Lesetipp.

Die „Karibischen Geschichten“ von Anna Seghers. Ja und was muss man da feststellen? Sie hält den Weltrekord im „Neger“-Schreiben. Mehr als 250 mal verwendet sie das Wort, das ich hier nur zitiere, um Reproduktionen vorzubeugen. Widerlich. Dazu unzählige Male Wörter wie „Mulatten“ und „Mulattinnen“, „Maronen“ (dunkle Jamaikaner), „Indios“ und jede Menge weitere Unwörter unserer Zeit. 

Es erheben sich Fragen: Wusste Frau Seghers nicht, was sie tat? Müssen die Stellen jetzt geschwärzt werden? (Auch für diesen Begriff möchte ich mich vorab bei Betroffenen entschuldigen.) Darf das Buch überhaupt weiter verkauft werden? Schämt sich die Linkspartei, früher SED, jetzt für ihre Heldin Anna Seghers? Wo bleibt die Entschuldigung? Dürfen wir nun von Linken und/oder Kevin Kühnert in Berlin den Vorschlag erwarten, dass allein in der Hauptstadt die Anna-Seghers-Straße, die Anna-Seghers-Schule das Anna-Seghers-Museum umbenannt werden? Was sagt Seghers‘ Sohn Pierre Radványi? Er schweigt.

Was Sahra Wagenknecht sagen würde, ahne ich: Seghers war ein Kind ihrer Zeit, das war damals die Sprache. Wahrheit kann so einfach sein. Aber es wird Menschen geben, die fordern: Seghers auf die rote Liste. Wohin denn sonst? Schwarze Liste geht ja nicht.

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag

Foto: Imago

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 15.08.2021

@ Frank Box - Die deutschen “Mohren-” Straßen, -Apotheken etc. haben meines Wissens ihre Namen als abgewandelte Form des Heiligen Mauritius. Und der war Römer und mitnichten schwarz. Das können aber Weltverbesserer mit Nichtwissen, aber einer Meinung, nicht kapieren.

Wolfgang Richter / 15.08.2021

Beim Jamaika-Urlaub mit “Verwunderung” festgestellt, daß wir dort einen Rio Negro vorfanden. Und es gibt dort Ortschaften der “Maroons”, Nachfahren entlaufener Sklaven, die sich Aufstände und Kriege mit den britischen Pflanzern lieferten. Die Bezeichnung wird dort mit stolz getragen. Ich bezweifle, daß sie sich von weißen oder anderen selbst ernannten Kulturbereinigern umbenennen lassen.

Wolfgang Richter / 15.08.2021

Wie wärs mit dem alten und sicher mehr als anerkannten “Schreiberling” Mark Twain und seinen Werken für die Jugend über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huck Finn? Immer wieder erfrischend, in diesen meinen Jugendbüchern zu lesen. Da wird sogar in Serie das “Doppel-N-Wort” für den Herrn Jim benutzt. Grob in die selbe Richtung gehen die literarischen Beschreibungen des Mr. Stuart Cloete, der das Leben der Buren im Umfeld der diversen schwarzen Stämme in Südafrika und deren Vertreibung durch die Briten beschreibt, unter Verwendung der üblichen Wortwahl z.B. in den 1940ern. Und ich werde diese Bücher sicher nicht verbrennen oder umschreiben. Insofern bin ich gegen aktuell zeitgeistliche Sprachpanscherei, polit. Correktness und den ganzen Genderunsinn ziemlich resistent und habe reichlich Gelegenheit, bei auftauchenden Lücken im Wortschatz diese durch Lesen auszumerzen. solange meine Festplatte noch aktiv ist.

Karsten Dörre / 15.08.2021

Sollte man nicht die spanische Sprache auspeitschen, die den Wortstamm negro (schwarz, Schwarzer) weit vor der Kolonisation Afrikas, Asien und Amerikas verwendete?

Bargel, Heiner / 15.08.2021

Ludwig Renn hat es schon eher erwischt. Sein “Der Neger Nobi” wurde schon vor langem in “Nobi” umgewandelt. Komischerweise war dieses Buch etwas, was bei Kindern den Begriff “Neger” mit einem positiven Kontext verband. Also völlig antirassistisch.

Frank Box / 15.08.2021

...warum servieren Sie keinen Kosakenzipfel zum Dessert? - Weil der Kosake sich von seinem Zipfel nicht trennen wollte!

Frank Box / 15.08.2021

Die Worte “Neger” und “Mohr” beschreiben seit Jahrhunderten in der deutschen Sprache Menschen mit dunkler Hautfarbe. NIE waren diese Worte abwertend gemeint. Das ist eine Erfindung der Sprachpolizisten. Es gibt ein Schimpfwort für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Das kommt aus dem Amerikanischen und hat zwei “g” in der Mitte. Das schreibe ich natürlich nicht aus. Und jetzt gibt es zum Abendessen ein schönes Zigeunerschnitzel :-)

Rolf Lindner / 15.08.2021

Schlage vor, allen wegen angeblicher rassistischer Äußerungen umzuändernden Straßennahmen die Namen der von Merkels Gästen ermordeten Frauen zu geben. Aktuell wäre z.B. Maryam-H.- statt Karl-Marx-Straße in Neukölln. Damit könnten die notorischen Zeichensetzer doch wirklich mal ein Zeichen setzen - z.B. für die Gleichberechtigung von Frauen.

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