Peter Grimm / 22.07.2018 / 11:00 / Foto: gabriele-kuby.de / 18 / Seite ausdrucken

„Angst erzeugen, Hass säen und Menschen vernichten.”

Vor gut zweieinhalb Jahren sorgte ein Stück aus dem Gegenwartstheater an der Berliner Schaubühne für Furore. Das Werk wurde größtenteils verrissen, auch viele Wohlmeinende fühlten sich seinerzeit vom dargebotenen Agitprop-Zirkus intellektuell unterfordert und gelangweilt. Dass es dennoch viel Aufsehen und auch öffentlichen Zuspruch bekam, lag daran, dass sich das Stück auf seine Weise ganz dem Kampf gegen rechts verschrieben hatte. Und für viele Wohlmeinende ist das Gute eben einfach immer gut, auch wenn es furchtbar schlecht gemacht ist. Andreas Kissler hatte es damals im Cicero treffend zusammengefasst:

„‚Fear‘ heißt die zweistündige Versuchsanordnung des Autors und Regisseurs Falk Richter, die auf eine Pointe zuläuft: Rechtskonservative Politikerinnen und Publizistinnen wollen heute ‚weiterführen‘, was die Nationalsozialisten 1945 „unterbrechen“ mussten. Die „braune Scheiße“ ist wieder da.

Subtil geht es nicht zu in Falk Richters Agitproptheater, das eine Gesinnungsgemeinschaft herstellen will zwischen Bühne und Publikum, zur Abwehr der ‚Untoten‘, die für kein Argument zugänglich seien. Diese ‚Untoten‘ betreiben laut Richter mittels Pegida, AfD, NSU, Front National und der Gender-kritischen ‚Demo für alle‘ das böse Geschäft der alten Nazis. Eine rassisch reine Nation wollen sie haben. Da helfe als Gegenmittel nur, den ‚Zombies‘ ‚direkt ins Gesicht‘ zu schießen und ihr ‚Gehirn auszulöschen. Das ist die einzige Möglichkeit.‘ Die ‚Zombies‘ seien auferstanden aus den ‚Massenvernichtungslagern und Leichenbergen der Schlachtfelder‘, nun stolperten sie ‚mit blutleeren Augen durch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten‘ oder gar mitten hinein in die Politik, wo sie ‚Angst erzeugen, Hass säen und Menschen vernichten.‘“

Soweit so schlecht, könnte man sagen, doch Falk Richter ging noch einen Schritt weiter, er personalisierte die Zombies auf der Bühne auch. Vor allem – aus seiner Sicht reaktionäre – Frauen wurden dem Publikum als personalisierte Feindbilder dargeboten:

Neben der AfD-Politikerin Beatrix von Storch und ihrer damaligen Parteifreundin Frauke Petry wurden unter anderen die Publizistinnen Birgit Kelle und Gabriele Kuby und die „Demo für alle“-Organisatorin Hedwig von Beverfoerde mit ihren Gesichtern via Videoeinspielungen und Fotos präsent. Unterlegt wurden die „Auftritte“ der vorgeführten Frauen mit zum Teil verleumdenden Fake-Zitaten.

„Faschisten und Faschistinnen“

Das trieb nicht nur einige der Hauptdarstellerinnen wider Willen vor Gericht. Zeitgleich hatten Polizei und Justiz auch damit zu tun, die Täter von Anschlägen auf einige der vorgeführten Frauen zu ermitteln. Auf den Gedanken, dass hier zu der Theateraufführung irgendein Zusammenhang besteht, reagierten die Theatermacher äußerst empfindlich, wie es Vera Lengsfeld seinerzeit hier auf der Achse des Guten beschrieben hat:

„Ein Berliner Gericht befand, dass Porträts von Frauen, denen die Augen ausgestochen wurden, unter Kunstfreiheit fallen, und der Direktor der Schaubühne drohte allen mit dem Kadi, die einen Zusammenhang zwischen den Tötungsaufrufen gegen „Zombies“ im Stück und den Brandanschlägen auf Autos, Büros und Firmengebäude der im Stück vorgeführten Personen herstellten.

Mit allen Mitteln werden die Frauen dämonisiert: Vier völlig voneinander unabhängige Frauen werden nach stalinistischer Manier zur „Gruppe“ erklärt, die angeblich die CDU zur AfD machen will. Bettina Röhl wird zur Putschistin, die zum Staatsstreich aufruft. […]

Nun hat sich Gabriele Kuby, eine der von Richter gehassten und verbal misshandelten Frauen entschlossen, sich gerichtlich zu wehren. Wie sie heute in einer Pressemitteilung bekannt gab, geht die Publizistin gerichtlich gegen die Berliner Schaubühne, Autor Falk Richter („Fear“) und den Deutschlandfunk vor. Ihr Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel sieht eine schwere Verletzung des Persönlichkeitsrechts. In der Presserklärung heißt es: „Kuby wird in „Fear“ zudem vorgeworfen, „Hasspredigten“ zu halten, auch werden ihr manipulierte und sinnentstellte Zitate in den Mund gelegt, mit denen sie einer Befürwortung des Faschismus und eines totalitären Staates ‚überführt‘ werden soll.“

In einer öffentlichen Rede zum Thema Gender Mainstreaming in Augsburg hatte Kuby sich im Jahr 2014 über „den Missbrauch der Sprache und den Missbrauch von Begriffen“ geäußert: „Wir wissen jetzt alle, dass wir nicht mehr nur sagen dürfen: Bürger, sondern dass wir sagen müssen: Bürger und Bürgerinnen, Zuhörer und Zuhörerinnen, Blindenhunde und Blindenhündinnen. Wir dürfen allerdings nicht sagen: ‚Faschisten und Faschistinnen‘ – das kommt irgendwie nicht so gut.“ Richter hat daraufhin Kubys Rede neu zusammengeschnitten und lässt sie mit ihrer Stimme sagen: „…was wir vor allem brauchen sind Faschisten und Faschistinnen“. […]

Außerdem klagt Kuby gegen die Schaubühne und Falk Richter beim Landgericht Berlin. Hier lauten die Ziele: Unterlassung der Verwendung des Fotos mit „ausgestochenen“ Augen, Unterlassung verschiedener Aussagen (dazu zählen die gefälschten „Zitate“, ferner die Sätze „Ich bin Gabriele Kuby und halte eine Hasspredigt“ bzw. „ich hetze gegen Juden“) und ebenfalls Schadensersatz für die Verletzung ihres Persönlichkeitsrechts.“

Der Wert des Rechtsstaats

Jetzt, Ende Juli 2018, hat sich die bekannte Publizistin und Soziologin Gabriele Kuby in einer Berufungsverhandlung vor dem Berliner Kammergericht in entscheidenden Punkten gegen die Berliner Schaubühne und Regisseur Falk Richter durchgesetzt. Ein Urteil, das leider nicht annähernd die Aufmerksamkeit findet wie seinerzeit die Schmähungen im Theater. Deshalb lohnt es sich durchaus, auch Tage nach der Urteilsverkündung noch einmal darauf aufmerksam zu machen. In einer Pressemitteilung heißt es:

„Der Senat erkannte in dem von Oktober 2015 bis Mai 2017 an dem Theater aufgeführten Stück „Fear“ besonders schwerwiegende Persönlichkeitsrechtsverletzungen und Schmähungen zu Lasten der Klägerin.

Nachdem die Schaubühne und Falk Richter die Abgabe einer Unterlassungserklärung verweigert hatten, klagte Kuby vor dem Landgericht Berlin, unterlag in erster Instanz und ging dann in Berufung. Mit Erfolg.

So wurde den Beklagten mit gestrigem Urteil u.a. verboten, folgende Äußerung wiederzugeben: „Ich bin Gabriele Kuby… und hetze gegen Juden.“ Der anwesende und mitverklagte Regisseur Richter musste sich vom Vorsitzenden Richter erläutern lassen, dass es sich dabei um eine vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte in besonderem Maße „schwerwiegende Schmähung“ handele, für die es „keine Grundlage“ gebe. Auch weitere Verunglimpfungen, wonach Frau Kuby ein „vertrocknetes Stück Holz… eine verknitterte, ausgetrocknete, düstere Seele“ sei, wurden als schwerwiegende Schmähung verboten. Ebenso die manipulierten Sätze, wonach Frau Kuby nach einem totalitären Staat oder nach „Faschistinnen und Faschisten“, rufe, dürfen, soweit das Urteil rechtskräftig wird, bei Vermeidung von Ordnungsgeld bis € 250.000 oder Ordnungshaft von Richter und der Schaubühne nicht wiederholt werden. Der Senat hat die Revision nicht zugelassen, die Beklagten können Nichtzulassungsbeschwerde einlegen.

„Demokratie lebt von freier Rede und künstlerischer Freiheit“, sagt Kuby. „Bedauerlicherweise haben Regisseur Falk Richter und die Schaubühne diese Freiheit missbraucht, um politisch Andersdenkende zu diffamieren und gesellschaftlich zu zerstören. Dem hat ein deutsches Gericht nun einen Riegel vorgeschoben.“

Ein funktionierender Rechtsstaat ist eben viel wert.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

Foto: www.gabriele-kuby-de

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Test 45: 50494

Hans Weiring / 22.07.2018

Auf der Webseite der "Schaubühne" kann man sich einen Trailer zu dem Stück "Fear" ansehen. Den Schauspieler-n/-innen sei es verziehen, denn sie brauchten das Geld. Die Förderung durch das Land Berlin verzeihe ich nicht.

Hans-Peter Dollhopf / 22.07.2018

Das erinnert doch fatal an den Aufruf, Mariam Lau zu verstümmeln, ihr täglich brühend heißen Kaffee ins Gesicht zu kippen? Denn genau so funktioniert er und nicht anders: der "Aufstand der Anständigen"! Als geistige Brandstiftung, die immer stärker zu einer Massenpsychose ausartet.

Frank Grossfuss / 22.07.2018

Stellen wir uns einmal vor, es hätte nie Hitler und die Nazis gegeben.Deutschland wäre zwar vieles erspart geblieben - aber die Demokratiefeinde hätten auch keine "Argumente" gegen die AfD.

Janine Bergemann / 22.07.2018

Mitbürger so darstellen, dass man Hass gegen sie schürt: Und schon haben sich die guten Menschen genau in das Klientel verwandelt, dass sie zu bekämpfen vorgeben. Interessant!

Karla Kuhn / 22.07.2018

„Demokratie lebt von freier Rede und künstlerischer Freiheit“, sagt Kuby. „Bedauerlicherweise haben Regisseur Falk Richter und die Schaubühne diese Freiheit missbraucht, um politisch Andersdenkende zu diffamieren und gesellschaftlich zu zerstören. Dem hat ein deutsches Gericht nun einen Riegel vorgeschoben.“ Die D DEMOKRATISCHE R Künstler, jedenfalls die nicht linientreuen, können ein Lied davon singen, nur wurde damals KEIN Riegel von einem Gericht vorgeschoben. Daß wir jetzt wieder solche Verhältnisse haben und daß eine Künstlerin klagen muß, finde ich abartig. Wir sollte uns ALLE darüber Gedanken machen, wehret den Anfängen !!

Horst Jungsbluth / 22.07.2018

Dass ein mit Steuergeldern der arbeitenden Bevölkerung subventioniertes Theater ein derartig hasserfülltes und Personen verleumdendes Stück aufführen darf, ist ein Skandal ohnegleichen, entlarvt aber gleichzeitig die "echten" Faschisten, zu denen auch die gehören, die das nicht verhindert haben. Dass die Behörden und Justiz nicht von sich aus eingeschritten sind, und dass die bedauernswerte Journalistin sogar die zweite Instanz bemühen musste, um Recht in dieser klaren Sache zu bekommen, ist ein weiterer Skandal, der schier unbegreiflich ist, aber begreifbar wird, wenn man sich mit den katastrophalen Zuständen in Berlin auskennt. Gottseidank hatte sie wohl mit Herrn Steinhöfel den richtigen Anwalt und nicht einen der vielen, die ihre Mandanten eiskalt verraten und lieber "Schoßhündchen" bei gewissen Richtern und Staatsanwälten spielen.

Gabriele Schulze / 22.07.2018

Ein Hoch auf das Berliner Kammergericht! Ein Silberstreif am Horizont. Die Selbstgerechtigkeit speziell der "Kulturschaffenden" Berlins ist ein Trauerspiel. Waren das noch Zeiten, als ich "Ich hab noch einen Koffer in Berlin" beim Spülen geträllert habe. Dit is nich mehr. Dank auch an Herrn Steinhöfel!

Weitere anzeigen

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Peter Grimm / 16.04.2025 / 06:15 / 67

Die SPD enthüllt: Die Wahrheit über die Koalition

Die SPD stimmt seit gestern in einer Mitgliederbefragung über die Koalition ab. Hier erklären ihre Parteiführer wie SPD-lastig der Koalitionsvertrag ist. Dabei sagen sie die Wahrheit. Und…/ mehr

Peter Grimm / 12.04.2025 / 10:00 / 63

Die späte Entdeckung des Jens Spahn

Er war treuer Gesundheitsminister, das Gesicht des Corona-Regimes unter Angela Merkel und gilt als Möchtegern-Minister einer Regierung Merz. Jetzt hat er sogar etwas Sensationelles entdeckt, nämlich…/ mehr

Peter Grimm / 10.04.2025 / 15:00 / 47

Überraschendes im Staatsvertrags-Fernsehen

Das kam unerwartet: Eine kritische 45-Minuten-Reportage über die brutalen Gewalttaten von Migranten wird im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesendet, wo sonst die negativen Folgen der massenhaften illegalen…/ mehr

Peter Grimm / 10.04.2025 / 06:00 / 83

Die letzte Lüge vor’m Verbot

CDU, CSU und SPD würden – folgt man ihrem fast noch druckfrischen Koalitionsvertrag – demnächst gern falsche Tatsachenbehauptungen verbieten. Wollten sie es, bevor das geschieht,…/ mehr

Peter Grimm / 02.04.2025 / 06:00 / 124

Antreten zum Demokratie-Dienst!

Eine einfache Wiedereinführung der Wehrpflicht, das ist den modernen Kriegstauglich-Machern viel zu rückwärtsgewandt. Da gibt man dem alten Zwangsdienst lieber schöne neue Namen.  „In der…/ mehr

Peter Grimm / 01.04.2025 / 06:00 / 103

Wahlrechtsentzug für Le Pen – mit Grüßen von Martin Schulz

Marine Le Pen galt bis gestern als aussichtsreiche französische Präsidentschafts-Kandidatin. Der Schuldspruch eines Gerichts entzog ihr nun das passive Wahlrecht. Der Startschuss zum Verfahren kam…/ mehr

Peter Grimm / 21.03.2025 / 14:00 / 22

Grundgesetz-Änderung: Nachspiel im Staatstheater

Jetzt können Billion-Neuverschuldung und „Klimaneutralität“ ins Grundgesetz, der Bundesrat hat erwartungsgemäß zugestimmt. Dort gab es auch keine Debatte mehr, sondern nur noch Selbstbeweihräucherung der Befürworter. …/ mehr

Peter Grimm / 13.03.2025 / 20:30 / 17

Die Verfassungs-Delegitimierer im Bundestag

Der alte Bundestag diskutierte Grundgesetzänderungen, die neuen Bundesregierungen zu einer neuen Schulden-Billion verhelfen sollen, obwohl das Bundesverfassungsgericht noch nicht über die Rechtmäßigkeit dieser Debatte entschieden hat. Es…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com