Zielgruppe: Naturfreunde, die gegen ihren Willen gezwungen sind, in der Stadt zu leben und den hieraus resultierenden Frust kanalisieren möchten.
Sozialprestige: Als Gegner erscheinen mächtige Telefon- und Stromkonzerne, das bietet einen hohen David-gegen-Goliath-Faktor. Der Elektrosmogphobiker macht sich zum Anwalt unschuldiger Kinder und Senioren (die die Bedrohung nicht verstehen können) sowie aller anderen Mitmenschen (die die Bedrohung nicht verstehen wollen). Selbst „elektrosensibel“, ist er gleichzeitig ein bedauernswertes Opfer. Moralische Unterstützung erhält er von Naturheilern und Ärzten, die sich ein Zubrot verdienen möchten. **** / *****
Wahnwitzfaktor: Während eine aktuelle Studie aus dem “International Journal of Cancer” von keinem erhöhten Krankheitsrisiko durch Mobilfunk berichtet, weiß allein der Deutsche Alpenverein von Tausenden Fällen, in denen dank schnellerer Notrufe Leben gerettet und Leiden vermindert werden konnten. Bürgermeister Bloomberg ließ 2003 in New York nach Funklöchern fahnden, derentwegen Tausende Notrufe jährlich verzögert erfolgten. ***** / *****
Persönlicher Nutzen: Der Handyparanoiker genießt ungestörte Ruhe auch dann, wenn normale Menschen vergessen, ihr Telefon auszuschalten. Er wird weder nachts von betrunkenen Freunden geweckt, noch Sonntags von überstundenleistenden Kollegen belästigt. Im Theater, Kino und Restaurant fällt er nur bei schlimmen Hustenanfällen negativ auf. Alibis zum Zweck des Seitensprungs sind leicht zu konstruieren und schwer zu knacken. Da er seine Existenz niemals einem kleinen technischen Gerät übereignete, ist er vor dessen Verlust oder Defekt absolut sicher. Als einziger Mensch weit und breit weiß er bis zu zwanzig Telefonnummern auswendig, was er demnächst bei „Wetten Dass“ beweisen wird. Seine Wehwehchen haben andere auch, er aber hat außerdem einen Schuldigen. Erleidet er einen Unfall, kann er sich trotz allem darauf verlassen, dass ein Passant mit dem eigenen Mobiltelefon den Rettungsdienst ruft. **** / *****
Gesellschaftlicher Schaden: Gering. Da die gesamte zivilisierte Welt ohne Mobilfunk innerhalb weniger Stunden zusammenbräche, bewegt die Anti-Elektrosmog-Bewegung nur die eigenen Gemüter. Anti-Funk-Fanatiker trauen sich im persönlichen Kontakt meist nicht, so aggressiv wie manch militanter Nichtraucher aufzutreten. * / *****
Fazit: Die Angst vor elektromagnetischer Strahlung lässt sich bei überschaubarem Aufwand bestens in den Alltag integrieren. Wer mit dieser Phobie liebäugelt, hat in aller Regel bereits ein soziales Umfeld, das ihn bei seinem neuen Hobby begeistert unterstützen wird. **** / *****