Völlig zu Unrecht gelten die Deutschen als ein humorloses Volk. Während Italiener, Briten, Iren, sogar die Schweizer und die Österreicher über sich selbst lachen können, machen sich die Deutschen allenfalls über andere lustig. Die doofen Polen, die tumben Amerikaner, die primitiven Russen. Wenn man einem Deutschen einen Witz erzählt, dann lacht er zweimal. Das erste Mal aus Höflichkeit, das zweite Mal, nachdem man ihm die Pointe erklärt hat.
Das sind natürlich alles Vorurteile, eigentlich schon Ressentiments. Gewiss, es gab keinen deutschen Molière und keinen deutschen Nestroy, aber immerhin deutsche Humoristen wie Carl Valentin und Vicco von Bülow („Loriot“). Das ist freilich schon eine Weile her. Heute hört der deutsche Humor auf Namen wie Mario Barth und Atze Schröder. Und „Fack ju Göhte“, Folge eins, zwei und drei.
Für den real existierenden Humor ist in Deutschland die Politik zuständig. Die Richtlinienkompetenz liegt bei der Kanzlerin. Ihre traditionelle Neujahrsansprache ist der Höhepunkt des Humorjahres. Wenn sie sich bei den „Polizistinnen und Polizisten“ bedankt, „die auch heute Abend für uns da sind und zum Beispiel die vielen Silvesterfeiern im Land schützen“, ohne zu erwähnen, warum und vor wem die Feiern geschützt werden müssen, dann wird jedem Zuschauer und jeder Zuschauerin klar, warum Deutschland ein Land ist, „in dem wir gut und gerne leben“.
Aber auch ihr Herausforderer, der Sozialdemokrat Martin Schulz, hat viel Sinn für Humor. Mitten in den sich endlos dahinziehenden Koalitionsverhandlungen tritt er vor die Kameras und erklärt, worauf es ankommt: „Wir sind als Parteien bereit, vorausgesetzt, wir werden eine gemeinsame Bundesregierung bilden, diese Regierung so zu führen, dass sie ihren Beitrag zu einem neuen Aufbruch in Europa leistet.“ Und das mit einem Gesichtsausdruck, den er Buster Keaton abgeschaut hat.
Falls es je wieder eine Regierung in Deutschland geben wird – worüber am Ende die 460.000 Mitglieder der SPD in einer Urabstimmung entscheiden – wird es eine Große Koalition aus Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung sein. Angeführt von einer Kanzlerin, zu der es keine Alternative gibt, und einem Vizekanzler, der die SPD auf derzeit 18 Prozent heruntergewirtschaftet hat. Wenn das nicht lustig ist!
Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche
Beitragsbild: First National Pictures via Wikimedia Commons

.... und weil in dieser bitter - ironisch - sarkastischen Humorexpertise auch " Fack ju Göhte“ aufgeführt ist, wäre unbedingt noch " Toni Erdmann " anzufügen. Diese alberne filmische Entgleisung wurde sogar von "Spielfilmexperten" für den Oscar nominiert.
Eine große Sünde, lieber Herr Broder, der grosse Komiker Valentin schreibt sich mit K wie Karl. Ansonsten passt alles, wie immer.
Lieber Herr Broder, ja, und das ist wirklich nicht lustig! Mir ist schlichtweg nicht klar, wie es in einem Land wie Deutschland möglich ist, eine solche katastrophale, uneinsichtige und arrogante politische Zusammensetzung haben kann. Trotz abgestrafter Parteien wird weiter gewürgt und gebastelt, damit die gut bezahlten Pfründe erhalten bleiben. Unbeweglichkeit in diesem Ausmass unter dem Titel "Demokratie" macht einfach nur noch Angst. Wenn man noch all die nicht verfolgten Rechtsbrüche dieser ausgedienten politischen Kaste anschaut, dann scheint wirklich alles gelaufen zu sein. Die "Rechnung" wird kommen und dann gnade uns Gott (obwohl der nicht in der GroKo ist und nichts dafür kann). b.schaller
Lieber Herr Broder, Ich sah die GLOREICHEN DREI im Fernsehen und der Humor, über den ich durchaus verfügte,kam mir dabei abhanden. Stattdessen dachte ich spontan an das Märchen "Von einem,der auszog, das Gruseln zu lernen". Nun denke ich an die GroKo und das Gruseln wird bei mir zum Dauerzustand. Trotzdem weiter auf der "Achse" bleibend " MfG,Th.H.
Herr Broder, der Vizekanzler, sollten die Mitglieder der SPD für die Koaltion stimmen, heißt Scholz und nicht Schulz.☝️
Vergessen wir bei dieser Comedy-Truppe nicht Heiko Maas, der eine hervorragende Charlie-Chaplin-Performance abliefert: "Demokratie...schtonk! Liberty...schtonk! Free Sprecken...schtonk!“ Fehlt eigentlich nur eine Melone auf dem Kopf und ein kleines Bärtchen unter der Nase.