Wahrscheinlich noch in dieser Woche. Gestern war sie im Fernsehen. Sie war bei Günther Jauch, um uns die Rettung des Euro zu erklären. Es geht jetzt nämlich nicht mehr nur um die Rettung Griechenlands, sondern um die Rettung des Euro. Das macht, wie man uns versichert die Sache nicht schlimmer, aber weniger brenzlig für Griechenland. Ja, nun.
Nach dem Hin und Her in den letzten Monaten hat die politische Klasse in Europa wohl doch noch eine gemeinsame Terminologie gefunden, um nicht zu sagen, eine günstigere Sprachregelung. Jetzt gibt es sogar schon zwei Rettungsschirme, einen provisorischen, von dem Angela Merkel vor einem Jahr noch gar nichts hielt, wie ihr Günther Jauch beweisen wollte, und einen dauerhaften für die Zukunft, der den provisorischen demnächst ablösen soll.
Man könnte denken, damit werde ein kleiner Billigschirm aus dem Kaufhaus, demnächst mit einem ganz großen, ersetzt, einem veritablen, wie ihn seinerzeit Sherlock Holmes trug, der aber ist gar nicht dabei.
Selbst der Begriff Schuldenschnitt hat bereits eine adäquatere Form gefunden. Man spricht jetzt vom weichen Schuldenschnitt. Das heißt, dass die Gläubiger im Falle des Falles ihre Papiere für längere Zeit in der Schublade liegenlassen, als handele es sich um Erinnerungsstücke aus dem Familienalbum.
Was heißt das aber alles letzten Endes? Dass an Griechenland gezahlt wird. Wer aber weiterhin an Griechenland zahlt, und zwar aufgrund der Bedingungen der Troika ( Kommission, IWF und Zentralbank), der muss in besonders guter Spendierlaune sein.
Griechenland hat keine Reformen durchgeführt, weil es nichts zu reformieren gibt. Das Gemeinwesen Griechenland besteht in der Form nicht, in der unsere politische Klasse das anzunehmen scheint. Es existiert in Griechenland kein Staatsapparat, dessen Aufgabe es wäre die Verwaltung zu garantieren. Der Staatssektor ist nach wie vor ein Tummelplatz der Klientel der jeweiligen politischen Parteien.
Dazu kommt die völlige Entfremdung zwischen Staat und Bürgern, die den Steuerboykott zur Normalität macht. Es gibt in Griechenland keine für die Öffentlichkeit ins Gewicht fallende Messbarkeit der Wertschöpfung. Jeder werkelt vor sich hin und sucht sich sein Zuhause möglichst gemütlich zu gestalten, und je weniger Quittungen bei Dienstleistungen über den Tisch zu reichen.
Wenn wir also vor der Frage stehen, ob wir nun insgesamt auf den Euro verzichten sollen oder bloß die Griechen, dann liegt es doch auf der Hand, dass es einfacher ist, die Griechen verzichten. Verzichten die Griechen nicht, wird Angela Merkel europaweit die Drachme einführen. Und dafür braucht sie noch nicht einmal eine Kanzlerinnenmehrheit, wie sie Günther Jauch versicherte.<