Vera Lengsfeld / 16.03.2018 / 12:30 / 27 / Seite ausdrucken

Angela die Vierte und das Kabinett der Unbedarften

Kaum ist 171 Tage nach der Wahl die vierte Regierung Merkel mit Ach und Krach zustande gekommen, setzt sich die alte und neue Regierungschefin ins Fernsehen und droht eine fünfte Amtsperiode an. Wir können sicher sein, dass die Union keinen Widerstand leisten wird. Der kann nur noch aus der Gesellschaft kommen.

Nach nur zwölf Jahren Merkel ist nahezu vergessen, dass der Koalitionsvertrag eine Erfindung der ersten Großen Koalition war. Vorher hat es so etwas nicht gegeben. Es gab lediglich lockere Absprachen zwischen den Koalitionspartnern. Mit einem Koalitionsvertrag wird der politische Handlungsspielraum auf wenige Verhandler beschränkt, die das Parlament mit ihren detaillierten Vorgaben knebeln. Das Ganze funktioniert nur, weil die Medien, die eigentlich die Regierung kontrollieren sollen, dieser Aufgabe nicht gerecht werden.

Die Inthronisation von Merkel geriet dann etwas wacklig. Am Ende fehlten etwa drei Dutzend Stimmen bei der Kanzlerwahl, aber die Botschaft wird einfach ignoriert. Einen solchen Autoritätsverlust hätte sich Helmut Kohl nicht leisten können. Bei der Kanzlerwahl 1994 hatte die Regierungskoalition nur eine Stimme Mehrheit. Kohl wurde trotzdem im ersten Wahlgang gewählt. Merkel wäre in einer solchen Situation gescheitert.

Als die frisch gekürte Kanzlerin sich auf den Weg ins Schloss Bellevue machte, um sich vom Bundespräsidenten im Amt bestätigen zu lassen, gab es einen Zwischenfall, der ein charakteristisches Licht auf die neue Amtszeit wirft: Ein Mann, der wie einer der von Merkel großzügig ins Land gelassenen Gäste aussah, versuchte, sich der Kanzlerin in den Weg zu werfen, angeblich mit dem Ruf „Allahu akbar“.

Anders als die allermeisten Bürgerinnen dieses Landes wird Merkel gut beschützt und kann sich darauf verlassen, dass sie gefährlichen Attacken nicht ausgesetzt wird. Vielleicht hat sich der Mann ja auch nur bei „Mama Merkel“ bedanken wollen und wurde wegen eines kulturellen Missverständnisses zu Boden geworfen. Rassismus wird man ihren Bodyguards dennoch nicht vorwerfen.

Nach erfolgter Inthronisation stellte die Regierungschefin ihr Kabinett vor. Ich wage zu behaupten, dass es noch nie in der Geschichte des Parlamentarismus eine solch inkompetente Regierung gegeben hat. Das Ergebnis von zwölf Jahren Merkel ist, dass Fachwissen aus der Politik fast vollständig verbannt ist.

Ignoranz auf der ganzen Linie

Von allen Ministern sind nur zwei Frauen mit ihrem Ressort halbwegs vertraut: Katharina Barley, die Justizministerin, ist Juristin. Julia Klöckner als Landwirtschaftsministerin hat als Winzerstochter wenigstens von einem kleinen Ausschnitt der landwirtschaftlichen Produktion Ahnung. 

  • Frau von der Leyen darf weiter die Bundeswehr ruinieren, bis sich das Heer vollständig auflöst und in einer EU-Armee aufgehen muss.
  • Svenja Schulze ist als Landesministerin nur knapp einer Amtsenthebung entgangen, weil ein Bauernopfer gefunden wurde, und wird nun mit dem Posten einer Bundesumweltministerin belohnt.
  • Das SPD Wunderkind Franziska Giffey hat ihren Lebenslauf geschönt und will als Familienministerin die Kindergartenpflicht (!) ab drei Jahren, möglichst früher, einführen.
  • Finanzminister Olaf Scholz ist der größte Schuldenmacher in Norddeutschland und hat sich im Fall der HSH Nordbank als Insolvenzverschlepper erwiesen. Die Nordländer haben 2009 mit einer 10-Milliarden-Garantie die Pleite der HSH-Nordbank abgewendet, bleiben heute auf mindestens 5 Milliarden Länderbelastung sitzen und müssen sich beim Verkauf der Bank mit einem Preis von 1 Milliarde zufrieden geben. Schlechte Aussichten für eine solide Finanzpolitik!
  • Jens Spahn seit 2002 im Bundestag war zuletzt Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und hat sich zumindest als gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit seinem neuen Ressort beschäftigt.
  • Die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat keinerlei Erfahrungen in ihrem Ressort, soll das aber laut Merkel mit „einem weiten Herzen“ für Wissenschaft und Forschung ausgleichen. Außerdem, versichert uns Anja Karliczek, wolle sie pausenlos Fragen stellen. Hoffentlich die richtigen!
  • Entwicklungshilfeminister Gerd Müller hat sich inzwischen alle linken Entwicklungshilfedogmen angeeignet, aber immerhin auch ein paar brauchbare Vorstellungen entwickelt. Er ist damit fast so etwas wie ein Leuchtturm im Kabinett.
  • Für Andreas Scheuer musste Alexander Dobrindt das Verkehrsministerium räumen. Erfahrung, die Dobrindt immerhin gesammelt hat, zählt nicht, wenn es um das innerparteiliche Postengeschacher geht.
  • In Seehofers bayrischer Heimat („Drehhofer-Land") wird im Herbst eine Epoche zu Ende gehen. Die CSU wird ihre absolute Mehrheit in Bayern endgültig und unwiderruflich verlieren. Der Architekt dieses zu erwartenden Desasters, Horst Seehofer, hat sich abgesetzt und wird Innenminister. Das ist besonders pikant, denn als Ministerpräsident hat er Merkel nicht nur Gesetzes- und Verfassungsbruch vorgeworfen, sondern auch von einer „Herrschaft des Unrechts“ unter Merkel 3 gesprochen. Nun wird er das Unrecht als verantwortlicher Minister fortsetzen. Zwar hat Seehofer markig angekündigt, dass 2015 mit ihm die Grenze geschlossen worden wäre, aber wetten, dass er sie jetzt nicht schließt? Auch die Ankündigung, konsequent Straftäter abzuschieben, kann man getrost vergessen. Unter diesem Innenminister kommen sie nicht. Er hat noch kein einziges Mal etwas von dem eingelöst, was er zuvor vollmundig versprochen hatte.
  • Last but not least, Heiko Maas als Außenminister, der diesen Posten nur dem Wunsch von Andrea Nahles verdankt, auf diesem Posten weder Sigmar Gabriel zu belassen noch Katharina Barley die Gelegenheit zu geben, als Außenministerin zur beliebtesten SPD-Politikerin aufzusteigen.

Mit dieser Truppe möchte Kanzlerin Merkel „die Probleme der Bürger“, die das Ergebnis ihrer Politik sind, lösen. Da bleibt einem das Lachen glatt im Halse stecken. Außerdem will sie die AfD aus dem Bundestag vertreiben. Ohne Merkels verfehlte Politik gäbe es heute keine AfD. Wie soll da deren Fortsetzung die Partei unter 5 Prozent drücken? Viel eher wird die AfD dauerhaft stärker als die SPD. Das würde die fünfte Regierungsbildung Merkels erheblich erschweren.

Keine schwesterlichen Gefühle, nirgends

Schon am ersten Tag der neuen, alten Koalition gab es Streit. Die zeitweilig als Ministerin gehandelte SPD-Politikerin Eva Högl haute, wie ihr Genosse Maas sagen würde, ihren Frust darüber, dass sie leer ausging, in die Tasten und produzierte einen Hass-Tweet auf die „widerlichen Lebensschützer“ in der Union. Keine schwesterlichen Gefühle, nirgends.

Eines steht felsenfest: Keines der dringenden Probleme, die in den vergangenen zwölf Merkel-Jahren aufgehäuft wurden und die die Substanz unseres Landes immer schneller untergraben, wird gelöst werden. Im Gegenteil: Sollte der Koalitionsvertrag wie angedroht, tatsächlich umgesetzt werden, wird das unser Land in die schwerste Krise der Nachkriegszeit stürzen. Der geplante weitere Massenzuzug von Migranten, die drastisch erhöhten Zahlungen an die EU und die zahlreichen kostenintensiven „Projekte“ werden den Staatshaushalt strapazieren.

Die Deutschen, die immer noch die Augen zusammenkneifen nach dem Motto: „Wenn ich das drohende Unheil nicht sehe, sieht es mich auch nicht“, sollten sie endlich öffnen und Mut fassen. Nur wenn sich genügend viele Bürger gegen die Zumutungen, die Merkel 4 für uns bereit hält, wehren, wird es nicht so schlimm kommen, wie man befürchten muss.

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Dolores Winter / 16.03.2018

@Helge-Rainer DeckeWarum sollte sich Frau Lengsfeld mit den von ihnen genannten Oppositionspolitikern beschäftigen, die nicht in Regierungsverantwortung (nicht einmal auf Landesebene) stehen? Stört es sie, dass sich die Autorin die Mächtigen in diesem Land vorknöpft? Ihre Einlassung, dass die "gebildeten Leser" ihrer Meinung sind, ist entlarvend und erheiternd zugleich.

Thomas Rießinger / 16.03.2018

Herr Decke, ich wusste noch gar nicht, dass die Herren Poggenburg, Höcke, Gauland, Bachmann und Co. zur neuen Bundesregierung gehören. Oder sollte Ihnen entgangen sein, dass Vera Lengsfeld sich hier zu den Mitgliedern der neuen Bundesregierung äußert?

Martin Schau / 16.03.2018

76% der Wählerinnen und Wähler haben die Altparteien und somit die Beibehaltung und Vergrößerung der Altprobleme gewählt. Thanks to all of you...!

Helge-Rainer Decke / 16.03.2018

Frau Lengsfeld, ich empfehle Ihnen dringend, nicht mit Halbwahrheiten, Unterstellungen und Tatsachenbehauptungen zu jonglieren. Das was Sie heute lieferten, ist in der Summe nicht mehr und nicht weniger ein Gemenge all dessen, was den gebildeten Leser abschreckt, Ihren Beiträgen auch nur ein Quentchen Ernst abzuringen. Hierzu zähle ich auch persönliche Attacken, kryptisch, oder direkt abgefasst. Urteilen Sie doch einmal über Äußerungen der Herren Poggenburg, Höcke, GauLand, Bachmann und Co.! Hier schweigen Sie beharrlich. Mehr noch, Pegida und ähnliche „Vereinigungen“ haben Sie oft und gern als „Wir sind das Volk“ charakterisiert.☝️

Werner Arning / 16.03.2018

Ja, Merkel ist noch nicht fertig mit uns. Da kommt noch was nach. Das allgemeine Unbehagen ist greifbar. Die Bürger fragen sich, welche weitere Überraschung sie für uns bereit hält. Oder geht es jetzt nur darum, das Angezettelte zu vervollständigen? Also Familiennachzug plus jedes Jahr der Zuzug von weiteren „Flüchtlingen“ in einer Größenordnung von der Einwohnerschaft von Freiburg, Europa vielleicht mit französischem Finanzminister? Lächerlichmachen der Bundeswehr, noch ein bisschen mehr grüne Umweltpolitik? Noch mehr Netzüberwachung, Verhinderung von Kritik, weitere linksgrüne Zielvorgaben samt zugehöriger Parolen? Was haben wir noch alles zu erwarten? Vielleicht viel schlimmeres als das alles, wer weiß.

Peter Sticherling / 16.03.2018

Eine 5. und möglicherweise 6. Amtszeit von AM ist nicht unwahrscheinlich.An anderer Stelle schrieb ich, dass AM mich an die schlechteste Sängerin aller Zeiten, an die Amerikanerin Florence Foster Jenkins (1868-1944) erinnert. Diese war von sich fest überzeugt, eine hervorragende Sängerin zu sein. Jegliche Kritik perlte an ihr ab wie das Wasser vom Gefieder einer Gans. Von Florence Foster Jenkins stammt der Ausspruchg: “ Die Leute können ruhig sagen, dass ich nicht singen konnte, aber niemand kann jemals sagen, ich hätte nicht gesungen.“Ich kann mir gut vorstellen, dass AM einmal ebenso antworten wird, wenn man ihr vorwerfen wird schlecht regiert zu haben. Die Sängerin starb im Alter von 76 Jahren kurz vor einem geplanten Konzert an einem Herzinfarkt. Man muss bedenken, dass AM erst 64 Jahre alt ist !!.

Judith Hirsch / 16.03.2018

@Viola HeyerSie sprechen mir aus der Seele. Die Achse ist mein virtuelles "Leib-und Magenblatt", aber zu oft weht hier der Eiseshauch der sozialen Kälte. "Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den schwächsten ihrer Glieder verfährt" (Gustav Heinemann) Diesbezüglich hat die Achse auf jeden Fall noch Nachholbedarf.

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