Thomas Rietzschel / 14.08.2019 / 12:00 / Foto: Deutsche Fotothek‎ / 26 / Seite ausdrucken

Andy Scheuers genialer Plan

Dass es ihm an umwerfenden Ideen fehle, kann man dem Bundesverkehrsminister nicht nachsagen. Erst die Erfindung einer Maut, die den Autofahrer nichts kostet, weil der Steuerzahler für die Kosten ihrer Nichteinführung aufkommen muss – mit schlappen 700 Millionen nach dem letzten Überschlag. Und nun der Geniestreich zur Auflösung aller innerstädtischen Staus: die Verlagerung der Verkehrs von der Straße auf den Bürgersteig durch den Umstieg vom Auto auf den Elektroroller. 

Seit ihrer Zulassung Mitte Juni düsen diese E-Scooter zum Gaudi der Fußgänger über Trottoire und Plätze, durch Gassen und Flaniermeilen. Ihre Zahl steigt von Tag zu Tag. Etwa 3.000 sind schon in Hamburg, München und Frankfurt unterwegs, mehr als 5.000 in Berlin. Lautlos und klimaneutral machen sie den Passanten Beine. Für Abkühlung in der Hitze des Sommers sorgen die Roller, wenn man unverhofft in den Sog ihres Fahrtwindes gerät. Selbst die Radfahrer, die uns bislang auf Trab hielten, haben bei dieser Hetz inzwischen das Nachsehen. 

Stau, nach wie vor und überall

Zwar stauen sich die Autos auf den Straßen nach wie vor. Kein Gedanke mehr daran, dass wir mit den E-Rollern auf eine „Verkehrswende“ zusteuern könnten, wie es Andreas Scheuer noch im April vorhersagte. Dafür aber bringen sie uns auf den Fußwegen ordentlich in Schwung, von rechts und von links, von hinten und von vorn. Wer da nicht nicht unter die kleinen Räder kommen will, sollte den flinken Seitensprung beherrschen. Schon jetzt, knappe zwei  Monate nach dem Start der Roller-Rallye, steigt die Zahl der Unfälle.

Die Zulassungszahlen der E-Scooter steigen weiter und weiter, immer neue Anbiete drängen auf den Markt. Absehbar war das vornherein. Überraschen konnte es nur einen Bundesverkehrsminister, dessen Ideen so umwerfend sind, dass ihre Verwirklichung allemal in die Hose geht. Das Bild, das er nun abermals abgibt, gleicht dem des großmäuligen Zauberlehrlings, der nicht weiß, wie er die Geister, die er rief, wieder loswerden soll. 

Foto: Deutsche Fotothek‎ CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Karla Kuhn / 14.08.2019

“...durch den Umstieg vom Auto auf den Elektroroller. ”  Sie haben die Lufttaxen vergessen, die mit vier Personen, nicht über 85 kg, weil alleine die Batterie 650 kg wiegt, den Staßenverkehr entlasten sollen. Daß die seltenen Erden für die BATTERIEN,  teils in Afrika, teils in Südamerika unter SCHLIMMEN Bedingungen, oft von KINDERN und NATUR zerstörend abgebaut werden, interessieren die meisten Politiker doch einen Dreck.  Hauptsache Deutschland wird “KLIMANEUTRAL”  Als könnte das Klima je neutral werden !  Warum bin ich eigentlich mal in die Schule gegangen, wenn mir heute so viel STUß vorgesetzt wird ??  SÄMTLICHE POLITIKER , die diese E -MONSTER gegrüßen, müßten ab SOFORT verpflichtet werden,  täglich im SCHLIMMSTEN Verkehr damit auf den Straßen zu fahren. und zwar EIN JAHR LANG. Ohne Helm und Visier !!  Wenn alle die Politiker, die den Mist, den sie selber eingebrockt haben, wieder wegschaufeln müßten, wäre Deutschland Mistfrei.  Aber leider dürfen die, auch noch mit unseren Steuergeldern rumschmeißen OHNE KONSEQUENZEN zu fürchten. Es wird Zeit, daß Politiker zur KASSE gebeten werden.  ( 750 000 EURO gehen wegen NICHT Rechnug stellen für eine neue Straße einer Gemeinde verloren,  und dafür dürfen jetzt ALLE Bewohner mit ihren Steuergeldern herhalten ! WARUM werde die POLITIKER dieser Geminde nicht zur Kasse gebeten ??)

Lars Schweitzer / 14.08.2019

Wie lang ist die Lebensdauer eines solchen Elektrospielzeugs im Großstadt-Mieteinsatz? Zwei Wochen? Und anstatt weiterhin selbst zu Fuß zu gehen, spielt man jetzt Hasenjagd mit den verbleibenden Fußgängern (wenn man nicht, konfrontiert mit leicht hochstehenden Gehwegplatten, vorher böse auf die Fresse geht). Dekadent, infantil, gefährlich - aber ganz bestimmt kein Verkehrsmittel. Ein neues Problem, aber keine Lösung.

Dietrich Herrmann / 14.08.2019

Massenhaft Menschen ab 14 Jahre mit Fahrrädern und E-Rollern OHNE irgendwelche Kenntnis von der Straßenverkehrsordung in den Großstadtverkehr loszulassen ist in meinen Augen verbrecherisch. Die jetzige Misere war von einem einigermaßen denken Könnenden voraussehbar.

Sebastian Bremer / 14.08.2019

Herr Schilde, ich wäre ja geradezu dankbar, wenn der aktuelle Darsteller des Verkehrsministers von der Autolobby gesteuert würde. Da sich jedoch zumindest die deutschen Autobauer der Gretelsekte angebiedert, wenn nicht gar unterworfen haben und dank Dieselskandal nichts so sehr fürchten wie die Klagen, mit denen die DUH unter ihrem Geschäftsführer Jürgen Resch, die deutsche Automobilbranche, sowohl Herstellung als auch Handel, überzieht, ist die einst so einflussreiche Lobby allenfalls ein rußiges Abgaswölkchen ihres ehemals übermotorisierten Selbstbewusstseins.

Gabriele Kremmel / 14.08.2019

Ist doch logisch, dass der Verkehr nicht entlastet wird. Mit dem E-Roller fahren die früheren Fußgänger, die jetzt ganz entspannt auf dem E-Roller durch die Fußgängerzonen cruisen. Der passt sogar in die meisten Autos rein, so dass man ihn immer und überall dabei haben kann, sogar wenn man zur Shoppingtour ins Städtle fährt.

Günter H. Probst / 14.08.2019

e-Fahrräder und e-Roller gibt es doch deswegen, weil Produzenten und Verkäufer beim Preis gegenüber den Ursprüngen Fahrrad und Roller eine rote Null hinten dran hängen können. Wie anders sollte auch die Wirtschaft noch wachsen?

Eckehard Irkens / 14.08.2019

Aber irgendwie musste Scheuer doch vom CSU Mautfiasko ablenken. Außerdem braucht es doch auch ein Plätzchen für den Ruhestand, bei der Autoindustrie sieht es schlecht aus, bei der DB nicht besser. Da muss man sich breiter aufstellen.

Anders Dairie / 14.08.2019

Mal abwarten, wann ich den ersten Erstklässler auf E-Roller sehe. Wer hat kein FON, wo er nur eine App des Roller-Vermieters braucht, die er runterladen kann.  Zugang zum Elternkonto ?  Kein großes Prblem, das FON wird auch daher finanziert.  Dumm nur für einen geschädigten Passanten, die Kleinen sind nicht strafmündig !  Sondern erst mit 14.  Bei den Alten, vom Type Elli Beinhorn oder Beate Uhse,  die Kriegsflieger bis 1945 an die Fronten brachten, habe ich keine Sorge.  Denen ist das Pflichtbewustsein so eingeprägt,  dass sie eher zum Verkehrs-Hindernis würden und sich selbst schädigen. Übrigens, das Fahrrad ist schwerer und folglich beim Aufprall auf den arglosen Fußgänger, gar von hinten, gefährlich härter.  Der fremde Kopf schlägt zwischen die Schulterblätter ?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thomas Rietzschel / 17.06.2023 / 15:00 / 12

Kaube weiß, was Habeck mit Börne verbindet

Vor einer Woche wurde der Börne-Preis für Essays, Kritik und Reportage an Wirtschaftsminister Robert Habeck verliehen, in der Frankfurter Paulskirche. Man muss schon eine Weile…/ mehr

Thomas Rietzschel / 22.03.2023 / 16:00 / 24

Der beleidigte Lauterbach

Karl Lauterbach, Gesundheitsminister im Kabinett von Olaf Scholz, hat viel an Ansehen verloren. Aber er vertraut sich selbst noch immer, wie einst der nackte Kaiser,…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.01.2023 / 16:00 / 56

Sag mir, wo die Panzer sind, wo sind sie geblieben?

Erinnern Sie sich an Peter Struck, den letzten Bundesminister für Verteidigung, der – mit Verlaub – noch einen Arsch in der Hose hatte? Weil er die…/ mehr

Thomas Rietzschel / 20.12.2022 / 12:00 / 52

Wann kommt die Fahrrad-Steuer?

Warum müssen die Halter von Kraftfahrzeugen KfZ-Steuer zahlen, indes die Radler das öffentliche Straßennetz unentgeltlich nutzen dürfen, es mehr und mehr für sich beanspruchen, zunehmend…/ mehr

Thomas Rietzschel / 26.11.2022 / 15:00 / 23

Die elf Affen von Katar

In den Siebzigern, nach 1968, waren die drei Affen von Benares groß in Mode. Jeder, der auf sich hielt, wusste von ihnen, eng aneinander gedrängt saßen…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.11.2022 / 16:00 / 24

Im neuen marxistischen Kapitalismus

Möchte der Staat die Bedeutung der Arbeit mit der Höhe seiner Sozialleistungen ausstechen, um den freien Bürger zum betreuten Mündel herabzusetzen? Mit der „wohltätigen“ Diskreditierung…/ mehr

Thomas Rietzschel / 04.11.2022 / 14:30 / 67

Lauterbach im Taumel der Macht

Was er seit seiner Berufung zum Minister veranlasst und ausgeführt hat, ist nicht mehr als die tolldreiste Posse eines Narren, der im Wahn seiner Macht…/ mehr

Thomas Rietzschel / 28.09.2022 / 16:00 / 43

Mehr Licht!

Nach der Umweltverschmutzung im Allgemeinen und der Luftverschmutzung im Besonderen haben sich die Klimabewegten von Thunberg und Neubauer bis zu den Geistesgestörten, die sich auf Autobahnen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com