Das „Volk“ entscheidet „aus dem Bauch“. Wird dieses Bauchgefühl verletzt, entstehen neuartige Koalitionen. Ob man Pegida mag oder nicht ist letztlich eine individuelle Entscheidung. Wenn Pegida die „Lügenpresse“ thematisiert, handelt diese entsprechend der Weisheit: „wo ein Blatt weht, ist auch ein Wind“. Da spielen die Repräsentanten einer Bewegung nicht die entscheidende Rolle. Wenn die AfD, als demokratisch gewählte Partei von den Etablierten derart den Wind von vorne bekommt, sind das anscheinend die verzweifelten Zuckungen einer sich verändernden Parteienlandschaft. Das spürt das „Volk aus dem Bauch heraus.“ Vermutlich spielt dieses Agieren der Etablierten, der AfD nur in die Karten.
Hätte ich das Talent gut schreiben zu können, hätte dieser Text glatt von mir sein können!
Die SPD kann Köpfe auswechseln und die Partei jünger und weiblicher oder sonst was machen, es wird sich aber am Trend nichts ändern, solange sie nicht mehr in die Mitte der Gesellschaft hineinhört. Die SPD steht heute vor allem für Realitätsverweigerung und Polarisierung. Solange sich die Partei weigert die Gründe für das Wahldesaster aufzuarbeiten, ihre Politik zu verändern, wird sie den Weg ihrer europäischen Schwesterpartein gehen. Eine Partei, die Angst vor Neuwahlen hat, kann gleich den Laden dicht machen. Sie wird marginalisiert und das zu Recht!
Der Niedergang der SPD ist nicht mehr aufzuhalten und mein Mitleid hält sich absolut in Grenzen. Es war und ist mit Sicherheit ein großer Fehler, die AfD nicht für voll zu nehmen und einfach als rechte Partei zu brandmarken und zu diskreditieren. Die Masche besteht ja leider noch immer darin, die AfD täglich arrogant von oben herab vorzuführen, als sich ernsthaft mit ihr als politischer Gegner auseinander zu setzen. Von der eigenen Unfähigkeit ablenken, indem man auf die Verfehlungen anderer zeigt, ohne auch nur ansatzweise eine bessere Lösung parat zu haben. Glücklicherweise ist ein Teil der Bürger nicht so dumm, darauf reinzufallen und darum geht die Rechnung auch nicht mehr auf. Dafür gibt es jetzt die Quittung für SPD sowie die CDU. Und das ist gut so. Ein “weiter so” zieht nicht mehr, der Zug ist abgefahren.
Ich würde dieser Umfrage nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Sie ist am ehensten eine Momentaufnahme schlechter Umfragewerte für die SPD, die durch diie durch das Hin-und-Her um die Postenverteilung verursacht ist. Einige potentielle SPD-Wähler sind deshalb zu anderen linken Parteien wie CDU, Grüne oder Linkspartei gewechselt. Vielleicht auch zur AfD. Bei der nächsten echten Wahl kann wieder alles anders sein. Und bei der AfD, die ja eigentlich jetzt die Chance hätte, die Partei der Vernunft zu werden und tatsächlich eine dauerhafte Alternative für die Arbeiter zu werden, wird schon einer mit dummen Sprüchen dafür sorgen, solche Wähler zu vergraulen: Sie wissen schon, irgendwas mit den drei großen N: “Nazis”, “Neger”, “Nutten”.
Meinen Sie wirklich, dass der “Arbeiter” und dessen Eltern ein Leben lang für Deutschland gearbeitet haben? Er fühlt sich hier wahrscheinlich wohl (oder hat sich wohl gefühlt). Aber ich denke, in erster Linie arbeitet er für sich, seine Familie, seine Kinder und hofft auf eine bessere Zukunft. Dazu ist das “Land” (im Sinn von Staat oder Nation) aber eher ein Vehikel, als der Grund, vielmehr der Rahmen, in dem er dies zu erreichen hofft. Die Unzufriedenheit kommt meiner Meinung nach nicht aus einem unbewussten Kollektivbewußtsein, sondern aus ganz simplen alltäglichen Widrigkeiten.
Auch das Bild vom “einfachen Deutschen”, vom “Arbeiter” ist mir zu klischeehaft. Die AfD-Abgeordneten im Bundestag argumentieren sauber, systematisch, kausalitätsbewußt und komplex. Dagegen wirken die Repliken der Restparteien wie eine einzige Orgie aus hyperventilierten Impulsen, die mangels Artikulationspotentialen immer und immer wieder in Nazi- und Rassismus - Stereotypen zusammengefasst werden müssen. Das ist keine echte Herausforderung für selbständig denkende Menschen. Wenn also unsere intellektuelle Elite nicht mehr von Sachargumenten überzeugt werden kann, sondern nur noch von ideologieaffinen Reflexen gesteuert wird, dann ist die gewohnte Adressierung von Primitivismus und Schlichtheit etwas aus der Zeit gefallen.
Ich muss gestehen, selten habe ich eine ehrlichere und dabei objektive Beschreibung der Lage gelesen. Statt teurer Studien des DIW, hätte es schlicht dieses Kommentars bedurft. Vernunft statt Ideologie.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.