Wo Konservatismus zu Opportunismus konvertiert, wird dem Antikonservatismus der Boden unter den Füßen weggezogen. Ohne das identitätsstiftende Anti ist die Luft raus. Mehr noch: Es ist die Bloßstellung, dass die vermeintliche Identität nie eine eigentliche Substanz besaß. Die Sozialdemokratie hat ihre Zeit gehabt.
SPD kleiner als AfD? Selber schulz, möchte ich da sagen. Aber irgendwie glaube ich das einfach nicht. Ich denke da eher an eine gezielte Ansprache an alte, geschundene SPD Seelen, um doch noch für die GroKo zu stimmen. Und es wird so kommen. Die SPD kann leicht wieder auf 19 Prozent “geschrieben” werden, dies ist eine Sache von ein bis zwei Tagen. Die GroKo - Zustimmung ist eingetütet. Denn die Schlagzeile: “SPD wieder zweitstärkste Partei”, will man doch hören, sowohl im Staatsfunk, als auch bei den Comendians. Die SPD kommt mir vor, wie Schiffbrüchige. Das Boot leckte und wurde notdürftig “geschulzt”. Dann kamen einige W(ellen)ahlen und das Flickwerk versagte durch die hecktischen Kurswechsel des Kapitäns seinen Dienst. Man fand sich gemeinsam im Wasser und wollte gemeinsam das Ufer erreichen. Die angebotenen C-Rettungsringe wurden zunächst verschmäht, dass löchrige C-Beiboot jedoch zähneknirschend angenommen. Nachdem das C-Team etlichen Ballast über Bord geworfen hat versucht man mit der wenigen Restluft noch das Ufer zu erreichen, bevor das Boot auseinander bricht. Die Offiziere wollen das Boot nicht verlassen, da sie sonst ihre Habseligkeiten zurücklassen müssten. Die jüngere Mannschaft will mit eigener Kraft eine geeignetere Uferstelle erreichen. Am Ende taucht ein grünes Schiff mit roten Streifen auf und verteilt gelbe Schwimmwesten, welche sie anderen Schiffbrüchigen abgenommen haben. Ach ja, die AfD. Statt sich mit ihrem eigenen Parteiprogramm zu profilieren, befasst sie sich mit ollen Kamellen eines freigekauften “Patrioten”, dessen Name, inzwischen niemand mehr hören kann, ob der 24 stündigen Medienpräsenz den letzten Wochen.. Die selber produzierten Stolpersteine schaffen es immer in die Tagesschau, auch wenn es sich um Erbsen handeln würde. Ich begreife auch nicht, wie eine intelligente (?) Franktionsvorsitzende oder sonstiges Führungspersonal die Zeit mit Fruchtgummi kauenden Werbefiguren beschäftigen muss, nur weil sie ein Kopftuch tragen.
Ich stimme Ihnen weitestgehend zu, allerdings sind es nicht nur “Arbeiter”, die sich von der SPD abgewendet haben und AfD wählen. Es sind, wie in meinem Bekanntenkreis, viele durchaus gebildete Akademiker und Mittelständler.
Es gibt einen ganz einfachen und nachvollziehbaren Grund für das Problem der SPD und der beweist auch, weshalb es eben nicht stimmt, dass ein Nein zur GroKo die falsche Entscheidung wäre und zwar ist der Grund der Umstand bzw. die Tatsache, dass die SPD das Wohl ihrer Partei über die Interessen der Bürger stellt. Vor den Wahlen ist dieser Umstand bereits vielen Leuten dadurch klar geworden, dass die SPD jede Woche, je nach Umfragewerten, neue Themen als Wahlthemen ausrief und nach der Wahl eine Regierung strikt ablehnte, um die Partei zu schützen und in der Folge nur darüber sprach, was das Beste für die Partei ist. Auch jetzt bestimmt die Frage, ob man Nein oder Ja zur GroKo sagen soll, wie sich das auf die Zukunft der Partei auswirken wird, aber es fragt sich keiner bei der SPD, was das Beste für die Menschen im Land ist. Obwohl sich alle einig sind, dass eine GroKo nicht gut wäre, will sie die SPD trotzdem, um keinen größeren Schaden zu nehmen. Ja nun, wer soll denn so einer Partei vertrauen?
So ist es! Stephan Weil nennt die Themensetzung der SPD: „Auf die Bürgerversicherung hat mich kein Mensch angesprochen“ Wenn Bundespräsidenten Deutschland in Dunkeldeutschland und Helldeutschalnd spalten, wenn sie eine Maßlosigkeit in der Sprache bei Petitessen erkennen wollen, aber zu wirklich dicken Hunden schweigen ... dann muss man an Heinrich Heine oder August Heinrich Hoffmann von Fallersleben denken. Letzterer schrieb nicht heute, sondern vor 150 Jahren das Gedicht ‘Ausländerei’ Daß wir so das Fremde lieben! Zu dem Fremden hingetrieben Sind wir selbst uns fremd geblieben – Deutsch will keiner sein. Nur von Auslands Gnaden sollen Wir bestehn, wir Lebensvollen, Selbst nichts thun und selbst nichts wollen? Schlag der Teufel drein! Sollen wir an uns verzagen? Kein Gefühl im Herzen tragen, Nicht einmal zu sagen wagen, Daß wir etwas sind? Stählt die Sinnen und Gemüther! Seid die Schirmer, seid die Hüter Eurer eignen deutschen Güter! Werdet deutschgesinnt! Was die Fremden Gutes machten, Laßt uns immer gern beachten, Aber nach dem Besten trachten Für das Vaterland! Liebend alle Welt umfassen, Sich verachten, sich nur hassen Kann’s der Deutsche niemals lassen? – – Armes Vaterland!
Das „Volk“ entscheidet „aus dem Bauch“. Wird dieses Bauchgefühl verletzt, entstehen neuartige Koalitionen. Ob man Pegida mag oder nicht ist letztlich eine individuelle Entscheidung. Wenn Pegida die „Lügenpresse“ thematisiert, handelt diese entsprechend der Weisheit: „wo ein Blatt weht, ist auch ein Wind“. Da spielen die Repräsentanten einer Bewegung nicht die entscheidende Rolle. Wenn die AfD, als demokratisch gewählte Partei von den Etablierten derart den Wind von vorne bekommt, sind das anscheinend die verzweifelten Zuckungen einer sich verändernden Parteienlandschaft. Das spürt das „Volk aus dem Bauch heraus.“ Vermutlich spielt dieses Agieren der Etablierten, der AfD nur in die Karten.
Hätte ich das Talent gut schreiben zu können, hätte dieser Text glatt von mir sein können!
Die SPD kann Köpfe auswechseln und die Partei jünger und weiblicher oder sonst was machen, es wird sich aber am Trend nichts ändern, solange sie nicht mehr in die Mitte der Gesellschaft hineinhört. Die SPD steht heute vor allem für Realitätsverweigerung und Polarisierung. Solange sich die Partei weigert die Gründe für das Wahldesaster aufzuarbeiten, ihre Politik zu verändern, wird sie den Weg ihrer europäischen Schwesterpartein gehen. Eine Partei, die Angst vor Neuwahlen hat, kann gleich den Laden dicht machen. Sie wird marginalisiert und das zu Recht!
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