Ralf Schuler / 25.09.2014 / 08:34 / 10 / Seite ausdrucken

Anarcho-Advokaten

Die gute Botschaft für Uli Hoeneß: Das Strafrecht sei nicht dazu da,  Moralvorstellungen zu fixieren, sagt der Ethikrat. Wenn das auch für die Steuermoral gilt, ist Hoeneß fein und schnell raus.

Was ist eigentlich los in diesem Land?

Gibt es eine geheime Verabredung, die mir entgangen ist zum Schreddern der klassischen Familie, oder warum arbeiten an jeder Ecke irgendwelche Rechtler daran, bestehende Wertigkeiten des Zusammenlebens zu schleifen?

Auf der einen Seite wird mit der Gleichstellung jeglicher Lebensgemeinschaften das Signal gesandt: Wenn zwei (warum eigentlich zwei?) zusammen sind, ist es eine moderne Ehe. Auf der anderen Seite hält es ausgerechnet der Ethikrat für seine Aufgabe, so lange am nun wirklich tief verankerten Inzest-Tabu herumzudenken, bis man zu dem Schluss kommt, es aus dem Strafrecht zu streichen.

Botschaft: Zwei Menschen sind zusammen, ist OK. Das Strafrecht sei nicht dazu da, Moral zu kodifizieren. Und ich dachte immer, dass letztlich all unsere Rechtsnormen dazu da seien, Sitten, Gebräuche, Wertvorstellungen und eben auch Moral einer Gesellschaft abzubilden. Deshalb liberalisieren oder verschärfen wir Gesetze ja.

Allein die Detailiertheit (Altersgrenzen, außerhalb der Familie lebend etc), mit der man sofort die gewünschte Zulässigkeit des Inzests vom Kindesmissbrauch in der Familie abzugrenzen sucht, wäre Argument genug, diese Pandora-Büchse gar nicht erst aufzumachen.

Und dass es einen gesellschaftlichen Bedarf an dieser Art der Liberalisierung gäbe, kann nun auch wirklich niemand behaupten.
Gott schütze uns vor vom Ehrgeiz zerfressenen Anarcho-Advokaten, die nicht eher ruhen, als sie auch das Letzte zerlegt haben, was die Welt im Innersten zusammenhält!

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Leserpost

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Thorsten Haupts / 25.09.2014

Obwohl es aus einer liberalen Sicht, die den Menschen als Erwachsenen für mündig hält, kein gutes Argument für ein Inzestverbot gibt, hat der Autor natürlich trotzdem Recht. Alleine die Grösse der persönlich betroffenen Gruppe (einige dutzend Menschen in Deutschland?) sollte davon abhalten, ohne Not, ohne gesellschaftlichen Druck und fast ohne persönlich Betroffene eine per se hochgradig aufgeladene Debatte zu eröffnen, geschweige denn, dafür etwa Gesetze zu ändern. If it ain´t broken, don´t fix it. Der überflüssige Aufruf des Ethikrates (wollte da jemand unbedingt in die Medien?) bestärkt mich nur einmal mehr darin, dass es uns in Deutschland nicht schlecht geht. Sondern so gut, dass wir - ernsthaft und seriös - marginale Minimalstproblemchen diskutieren können. Gruss, Thorsten Haupts

Andreas Bickel / 25.09.2014

Das klingt hilf- und einfallslos. Lassen Sie mich Ihren Artikel kurz zusammenfassen: “Da könnte ja jeder kommen. Wo kommen wir denn da hin? Das haben wir ja noch nie so gemacht.”

Thomas Petersen / 25.09.2014

Der Ethikrat hat vollkommen recht. Die Justiz ist nicht für die Gesinnung zuständig, sondern für die Festsetzung der Strafe bei Übertretung eines Gesetzes, das sie selbst nicht formuliert hat. Das nennt man Gewaltenteilung, und es ist das Grundprinzip eines jedes Rechtsstaates. Rette sich wer kann von denen, die glauben, die Justiz sei dazu da, Moralvorstellungen zu fixieren.

Dr. Christel Happach-Kasan / 25.09.2014

Wird unsere Gesellschaft wirklich gefährdet, wenn erwachsene Geschwister miteinander schlafen, juristisch: „den Beschlaf vollziehen“? Warum eigentlich? Die Abschaffung dieser Vorschrift ist überfällig. Sie verursacht Leid und bewirkt nichts Gutes. Der Anstoß des Ethikrates sollte vom Gesetzgeber aufgegriffen werden. Es gibt sicherlich nur wenige Menschen, die von dieser Vorschrift betroffen sind. Das ist jedoch kein Grund, diese Vorschrift aufrecht zu erhalten. Der Fall des Geschwisterpaares mit vier Kindern ging durch alle Medien. War es wirklich im Sinne unserer Wertvorstellungen und eines liberalen Rechtsstaates, den Vater der Kinder ins Gefängnis zu schicken. Ist nicht der Schutz der Familie wertvoller als das Aufrechterhalten eines Tabus? Hintergrund des Tabus ist die Furcht, dass die Kinder einer solchen Beziehung behindert sein könnten. Der Ethikrat weist zurecht darauf hin: “Das Risiko, ein genetisch belastetes Kind zu bekommen, führt in keinem anderen Kontext dazu, ein Verbot auszusprechen.

Annette Laurenz / 25.09.2014

Familie sollte doch Schutzraum sein. Sexualität draußen lassen. Inzest-Tabu ist für mich ein Zeichen von Zivilisation: in die Welt hinausgehen und sich einen adäquaten Partner suchen. Bei Milliarden von Menschen ist es möglich. Alles andere ist doch hinterwäldlerisch, wie in einem Kaff hinter den sieben Bergen. Gesellschaftlicher Fortschritt geht anders.

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