Rainer Bonhorst / 01.03.2018 / 11:30 / 24 / Seite ausdrucken

An der Essener Tafel die Zunge verbrannt

Als langjähriger, wenn auch nach Bayern ausgewanderter Essener habe ich mir immer wieder den schlechtesten aller Städte-Kalauer anhören müssen: „Na, was gibt’s denn zu essen in Essen?“ Darum erlebe ich jetzt mit einer gewissen poetischen Genugtuung, dass es zur Zeit in Essen tatsächlich um’s Essen geht. Und dass es sich um ein hochpolitisches Essen dreht, gibt dem Ganzen noch die richtige Würze.

Beim Essener Tafel-Krieg geht es mal wieder um eine Obergrenze, ja genauer noch: um eine Flüchtlingsobergrenze. Wenn 75 Prozent Migranten an der Tafel für Bedürftige tafeln, ist laut Angela Merkel die Obergrenze noch nicht erreicht. Die Meinung der Naturwissenschaftlerin in allen Ehren: Aber viel Platz nach oben ist da rein rechnerisch nicht mehr. Die 100-Prozent-Grenze liegt in greifbarer Nähe.

Ist das vielleicht die avisierte Obergrenze der Kanzlerin? Eine Hundert-Prozent-Migranten-Tafel? Das wäre zweifellos ein kühnes Konzept. Und es hätte organisatorisch den Vorteil, dass man sich ganz auf Halal-Kost konzentrieren könnte. Kein lästiges Hin und Her mehr zwischen Speck-Kartoffeln und Falafel. Und überhaupt: Was will die deutsche Oma denn an so einer Tafel? Omas können sich doch selber ihr Süppchen kochen. Das machen die Politiker, die ihnen keinen Platz an der Essener Tafel gönnen, doch auch. Sie kochen ihr eigenes Süppchen.

Ich persönlich hoffe, dass sich diese Süppchen-Politiker dabei ordentlich die Zunge verbrennen. Eine Alternative in diesen alternativlosen Zeiten wäre natürlich, dass sie sich mal ganz persönlich so eine Suppenküche anschauen. Oder selber mal die Suppenkelle für Arme schwingen. Aber sie haben wohl Angst, dass ihnen nach dem unausweichlichen Realitätsschock die eigene politische Suppe wieder hoch kommt.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Essener Tafel-Chef Jörg Sartor das Bundesverdienstkreuz am Bande bekommen sollte. Wegen seiner Verdienste um die armen Omas und Opas, die schon länger hier sind.   

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Mario Bernkopf / 01.03.2018

Sie haben Recht, daß der Chef der Essener Tafel den Orden verdient hätte. Aber glauben Sie denn, daß unser Bundesärmelschoner (aka Bundespräsident) es wagen würde einen Orden zu verleihen, wenn das Diktum der Kanzlerin dagegen steht? Gleiches gilt für Laschet.

Wilfried Cremer / 01.03.2018

Dieser Tafelfall markiert den Wendepunkt. Erstmals geht die mediale Mehrheit nicht mit Merkel. Wir sind Zeugen eines Menetekels. Essen schreibt Geschichte.

Georg Dobler / 01.03.2018

Danke Herr Bonhorst. Haben Sie Ihr Auto in der Tiefgarage? Wäre empfehlenswert. Ich habe auch einen Mangel an der Deutschen Sprache festgestellt.  Denn wenn Menschen die ohne Bezahlung der Arbeit Lebensmittel einsammeln, organisieren, verwalten, verwahren und ausgeben an einen Kreis der überwiegend aus Migranten besteht, als Nazis bezeichnet werden, dann möchte man sagen “allergrößte” Dummheit. Aber das ist ein unzureichendes Adjektiv. Wir haben kein Adjektiv in unserer Sprache um das Ausmaß und die Unendlichkeit von derartiger Dummheit zu benennen.

K.H. Münter / 01.03.2018

Meine volle Zustimmung und vielen Dank für diese klaren Worte!

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