Die Koalitionsfraktionen im Bundestag haben die Bundesregierung aufgefordert, islamische Militärseelsorger in der Bundeswehr einzusetzen.
In einem Brief des stellvertretenden FDP-Fraktionschefs Konstantin Kuhle, der migrationspolitischen Sprecherin der Grünen, Filiz Polat, und der Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD), der der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt, werde darauf verwiesen, dass es die evangelische, katholische und jüdische Militärseelsorge gebe, aber muslimischen Rekruten diese Form des seelsorgerischen Beistands "schon viel zu lange verwehrt" bleibe, heißt es bei presseportal.de. "Und das, obwohl mittlerweile über 3000 Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens täglich pflichtbewusst ihren Dienst in der Bundeswehr leisten", wie es im Brief weiter heißt.
Die Autoren des Briefes warten auch noch mit einem weiteren Argument für deutsche Militär-Imame auf. Im Februar 2023 hätten die ersten Studenten am Islamkolleg in Osnabrück den Kurs für muslimische Seelsorge absolviert. "Wir möchten das zum Anlass nehmen, um bei Ihnen für die Einrichtung einer muslimischen Militärseelsorge zu werben", schreiben die Abgeordneten in ihrem Schreiben an Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD). Wenn der deutsche Staat die Ausbildung von Imamen fördere, "dann sollte er auch Möglichkeiten zur Beschäftigung der Absolventen dieser Ausbildung eröffnen", habe der FDP-Politiker Konstantin Kuhle der NOZ gesagt.
Hätte nicht eigentlich der deutsche Staat erst den Bedarf an staatlich ausgebildeten Imamen ermitteln sollen, bevor er deren Ausbildung fördert? Gibt es da nicht noch ein paar andere Fragen zu klären? Beispielsweise, welche islamischen Organisationen inhaltlichen Einfluss auf eine eventuelle islamische Militärseelsorge nehmen können? Über die Organisation christlicher und jüdischer Militärseelsorge hat der Staat Verträge mit klar organisierten Körperschaften des öffentlichen Rechts abgeschlossen. Einen solchen Vertragspartner gibt es seitens der Muslime nicht. Deshalb lässt sich das Modell evangelischer, katholischer und jüdischer Militärseelsorge nicht einfach auf eventuelle Militärimame übertragen. Und das wäre fatal, wenn es keine klaren und transparenten Regeln darüber gäbe, wer in deutschen Kasernen weltanschaulichen Einfluss auf die Soldaten nehmen darf.