Wegen höchster Energiepreise, der Inflation und der Nachwirkungen der katastrophalen Corona-Politik sinkt die Wirtschaftsleistung, drosseln Unternehmen ihre Produktion oder geben gleich ganz auf. Herrscht denn nur Niedergang? Nein, es gibt auch Gewinner der Krisenpolitik, beispielsweise McDonald‘s und andere Fastfood-Ketten.
Der Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang haftet bekanntlich der Ruf an, die Produkte von McDonald‘s zu mögen. Der Anlass: Im Corona-Sommer 2020 wurde sie – damals noch Vizevorsitzende ihrer Partei – mit Nahrung aus dem Fast-Food-Imperium bei einer Bahnfahrt gesichtet, worüber deutsche Medien u.a. auch die Welt berichteten:
„Die AfD-Abgeordnete Joana Cotar verbreitete ein Foto davon: Ricarda Lang, die in ihr Handy schaut. Sie sitzt an einem Vierertisch. Sie trägt keine Maske. Vor ihr eine verschlossene McDonald’s-Tüte. Cotar schreibt dazu: „Darf ich vorstellen? Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende von Die Grünen.“ Die Partei wolle, schrieb sie weiter, „angesichts der steigenden Zahl übergewichtiger Menschen in Deutschland“ Fernsehwerbung für Fast Food verbieten. „Lass es Dir schmecken, Ricarda“, schloss sie den Text.“
Ob Ricarda Lang die McDonald‘s-Produkte wirklich mag oder sie nur mangels anderer Angebote gekauft hatte, spielte in der öffentlichen Wahrnehmung keine Rolle. Dieser Fast-Food-Konsum widersprach so sehr all dem, was die Grünen postulierten, dass deren Kritiker diesen Vorfall natürlich aufgreifen mussten. „Sie predigen Salat und essen Burger“, hieß es beispielsweise in der Jungen Freiheit: „Die Grünen rufen nach einem Werbeverbot für ungesunde Ernährung wie Fast Food, da immer mehr Menschen übergewichtig seien. Ungeschickt, wenn sich dann ausgerechnet das Führungspersonal der Partei einen kulinarischen Fehltritt leistet und dabei abgelichtet wird.“
Nein, hier soll es keine abfälligen Bemerkungen zu Übergewichtigen geben. Dazu sitzt der Autor selbst zu sehr im Glashaus. Aber wer einerseits den Bürgern die Ernährungswende predigt und sich dann selbst mit Burgern erwischen lässt, muss sich auch Spott gefallen lassen. Aber woher kommt jetzt die Erinnerung an diese alte Geschichte? Es war eine Nachricht, die zeigte, dass gerade McDonald‘s offenbar ein großer Profiteur der für traditionelle Gastronomen ruinösen Ampel-Politik ist. Passen „Fortschrittskoalition“ und Fast-Food-Riese vielleicht besser zusammen, als man gemeinhin denkt?
Der umgestaltete Markt
Für viele Gastwirte hatten erst die länger als irgendwo sonst verhängten sogenannten Corona-Maßnahmen und Lockdowns dramatische Folgen, anschließend machten ihnen die hohen Energiepreise – die auch eine Folge der sogenannten Energiewende-Politik sind – und die Inflation zu schaffen. Immer öfter schließen Restaurants und Kneipen. Und wenn die Bundesregierung dabei bleibt, die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wieder anzuheben, dann wird das Sterben der Gastwirtschaften sich beschleunigen. Aber des einen Krise kann des anderen Konjunktur sein. Während immer mehr unabhängige Wirte in finanzielle Bedrängnis kommen und schließen müssen, will McDonald's die Zahl seiner Restaurants in Deutschland von fast 1.500 um 500 ausbauen, berichtet das Handelsblatt. Gastro-Ketten wie McDonald’s, Burger King oder Subway würden demnach das Bild der deutschen Gastro-Landschaft ohnehin zunehmend prägen, besonders in den Innenstädten. „Die Schere zwischen Ketten- und Einzelgastronomie geht immer weiter auseinander“, wird Jochen Pinsker, Experte für Gastronomie Europa des Marktforschers Circana, in dem Artikel zitiert.
Danach hätten Systemgastronomen ihren Umsatz in Deutschland in den zwölf Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 23 Prozent steigern können. Demgegenüber hätten Individualgastronomen elf Prozent Umsatz eingebüßt. Dies würden bisher unveröffentlichte Daten von Circana zeigen. Hätten 2016 „nur“ 35 Prozent aller Gastronomie-Besuche zu Ketten geführt, seien es heute bereits 45 Prozent. Wenig verwunderlich: Neben McDonald’s hätten auch fast alle anderen großen Ketten laut Handelsblatt ehrgeizige Expansionspläne, Domino’s Pizza beispielsweise wolle so schnell wie möglich das Ziel von bundesweit 1.000 Läden erreichen. Derzeit seien es 421.
Warum gibt es diese Marktverschiebung, wenn doch die ganze Branche unter hohen Mehrkosten leiden dürfte? Die Ausgaben seien zwar für alle gestiegen, aber: „Die Deutschen besuchen verstärkt günstigere Schnellrestaurants als Bedienrestaurants“, heiße es dazu von Marktforscher Pinsker. Besuche bei Lokalen mit Bedienung seien in den zwölf Monaten bis Ende Juni um fast ein Viertel gegenüber 2019 eingebrochen.
Unabhängige Gaststätten hätten nicht solche Rücklagen und finanziellen Reserven wie die Gastro-Ketten, die börsennotiert seien oder finanzstarken Investoren gehörten. Letztere müssten die steigenden Kosten nicht sofort und in voller Höhe an ihre Kunden weitergeben. Und in manchen zentralen Stadtlagen, aus denen freie Wirte wegen zusätzlicher enormer Mietsteigerungen verschwinden müssten, könnten die Ketten es sich leisten, auch mal eine Filiale eine Weile unrentabel zu betreiben. Wenn sie dann einziger Speisenanbieter am Platz sind, lässt sich der Laden ja wieder in die Gewinnzone bringen.
Gibt die Ampel grünes Licht für weitere Pleiten?
Zudem teilen Systemgastronomen ihre Arbeitsgänge so auf, dass sie viel stärker auf billigere ungelernte und Aushilfskräfte zurückgreifen können. Wer braucht bei McDonald‘s schon einen guten und ordentlich ausgebildeten Koch in der Küche? Der Einzelgastwirt mit individueller Speisekarte braucht ihn.
Wenn die Bundesregierung nun, wie geplant, den Mehrwertsteuersatz von sieben wieder auf 19 Prozent anhebt, steigen bei den Gastwirten wieder die Preise, die Gäste kommen seltener, bestellen sparsamer und für so manchen Wirt rechnet sich das Geschäft nicht mehr. Die Systemgastronomie wiederum verkaufe einen großen Teil ihrer Speisen zum Mitnehmen oder liefere ihn aus. Für diese Mahlzeiten bleibe es beim Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent.
Man weiß nicht genau, wie sehr die grüne Parteivorsitzende McDonald‘s oder dessen Produkte liebt. Aber umgekehrt müsste McDonald‘s eigentlich die Ampel und ihre Politik lieben. Zumindest derzeit scheint sie den großen Systemgastronomen zu einem Aufschwung inmitten der allgemeinen Krise zu verhelfen.
Mit welchem Schlusssatz kann man diese Zeilen nun beenden? Vielleicht mit der bitter-ironischen Anmerkung, dass hier auch einmal etwas Positives über die Gewinner der Ampel-Politik geschrieben werden sollte.