Amerikas Männer besiegen die Frau(en)

Amerika ist gar nicht so anders als Deutschland und Europa. Der amerikanische Satz „throw the bastards out“ kann politisch ins Deutsche als „Schnauze voll“ übersetzt werden.

Ja, es waren vor allem die Männer, die Donald Trump ins Weiße Haus transportiert haben. Sie waren nicht allein. Hier in Schlagzeilen eine kurze Auswahl an Ursachen für Trumps grandiosen Wahlsieg: Männer gegen Frauen, Arbeiter gegen die Arbeiterpartei, Normalos gegen Wokerei. Schaut man sich den Umfragezustand unserer Rotgrünen an, so scheint Amerika gar nicht so anders als Deutschland und Europa. Der amerikanische Satz „throw the bastards out“ kann politisch ins Deutsche als „Schnauze voll“ übersetzt werden.

Zuerst zu den Männern. Viele junge Männer haben Trump gewählt, weil sie die woke Spinnerei als Angriff auf ihre eigene Befindlichkeit wahrnehmen. Von verbittert kämpferischen Frauen fühlen sich nicht nur weiße Männer von dem Vorwurf, toxisch zu sein, persönlich beleidigt. Donald Trump hat mit seiner Anti-woke-Haltung auch viele schwarze und hispanische Männer auf seine Seite gezogen. Und dies, obwohl er die Mexikaner, die sich über die Grenze in die USA schleichen, schwerstens als Verbrecher beleidigt und den Kampf gegen die Masseneinwanderung großgeschrieben hat.

Obwohl? Nein, viele Mexikaner, die legal in den USA leben, sind gar keine Freunde der illegalen Einwanderer. Und wählten Trump. Als Machos sowieso. Trump hat in seiner Rede sogar die angeblich eindrucksvollen Genitalien eines Spitzensportlers gelobt: Ein echter Mann! Das intellektuelle Amerika hat sich amüsiert, vielen männlichen Wählern hat es imponiert. Kulturkampf nach Art des Hauses Trump.

Ein Warnsignal an Europa

Das trifft besonders auf die Arbeiter und den Mittelstand zu. Auf die Normalos. Die können mit dem an den Universitäten erfundenen und gepflegten Woke-Geschwurbel nichts anfangen. Und sie werfen dem Establishment der Demokraten vor, die realen Sorgen der arbeitenden Menschen zu ignorieren oder geringzuachten und sich viel zu sehr mit den Dekadenz-Problemen der universitären Eliten zu identifizieren. Sie halten das ganze LGTB-usw.-Thema, den Identitäts-Fanatismus bis hin zum Kampf gegen sogenannte kulturelle Aneignung nicht für das zentrale Problem ihres Lebens. Weshalb die modernen Demokraten für sie quasi das Thema verfehlen. Nämlich vorbei an ihren wirtschaftlichen Sorgen, die sie belasten, obgleich Amerika konjunkturell besser dasteht als Europa. Doch gefühlt und auch real spielte das Thema „it's the economy, stupid!“ die übliche zentrale Rolle. Die Wahlverlierer haben das nicht hingekriegt. Ein Warnsignal an Europa, wo die Ökonomie von der amerikanischen Dynamik nur träumen kann.

Kamala Harris, die spät das schwere Erbe Joe Bidens übernommen hat, versuchte gezielt die Frauen des Landes zu mobilisieren. Auch in der Hoffnung, die verschärften Abtreibungsgesetze für sich nutzbar zu machen. Mit einigem Erfolg, aber er reichte nicht, um ihre Schwäche in der Männerwelt auszugleichen. Viele Frauen halfen sich im Übrigen damit, einerseits republikanisch zu wählen, andererseits aber vor Ort Gesetze durchzuboxen, die wieder mehr Freiheit in der Abtreibungsfrage bringen. So geschehen in Florida. Trump ist nie als entschiedener Abtreibungsgegner aufgetreten, sondern hat immer gesagt, es sei ihm nur darum gegangen, dass sein Oberster Gerichtshof die Entscheidung in dieser Frage in die einzelnen Staaten zurückholt. Das setzen viele seiner weiblichen Anhänger nun um.

Es gibt viele andere Erklärungen für das bemerkenswerte Comeback Donald Trumps, der ja mit persönlichen, moralischen und juristischen Problemen schwer beladen ist. Aber die in diesem Text erwähnten sind nicht zu übersehen. Der Millionär als Prolet, der Bildungsferne als Problemlöser, der Schwafel-Brutalo als echter Mann an der Spitze der stärksten Nation – gegen dieses ungewöhnliche Charisma hatte die kluge und ganz nette Kamala Harris nicht genug anzubieten. Sogar nur begrenzt als woman of color bei ihren ethnischen Genossen und Genossinnen.

Trump will Frieden 

Jetzt wartet Amerika und die Welt gespannt darauf, was Trump von seinen Versprechungen und Androhungen durchsetzen kann. Er hat das Kunststück vollbracht, nicht nur das Weiße Haus, sondern auch beide Häuser des Kongresses für die Republikaner zu erobern. Er kann also durchregieren, wie es sich Angela Merkel vergeblich gewünscht hat. Aber in der Welt verleiht ihm das Stärke, doch erst einmal keine Erfolge. 

Es wird spannend, wie er sein Versprechen, den Ukraine-Krieg zu beenden, umsetzen will und kann. Vor allem auf wessen Kosten. Die ukrainische Regierung zittert.

Und im Nahen Osten will er ein weiteres Mal arabische Staaten mit Israel halbwegs versöhnen. Das ist ihm schon in seiner ersten Amtszeit gelungen. Er ist ein klarer Unterstützer Israels, hat beim letzten Mal die amerikanische Botschaft nach Jerusalem verlegt. Diese furchtlose Politik könnte auch jetzt wieder die Gegner Israels beeindrucken. Und Netanjahu zu einem Ja zum Frieden verlocken. Während die Demokraten in Sorge um ihre islamischen Wähler einen weniger entschiedenen Kurs gefahren sind.

Trump will Frieden. Nicht weil er so friedliebend ist, sondern weil er Amerika aus den höllisch teuren Kriegen heraushalten will. Ein Isolationist, auch militärisch. Wie immer man dazu steht: Das könnte Leben retten. 

 

Rainer Bonhorst, geboren 1942 in Nürnberg, arbeitete als Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung.

Foto: Illustration Stefan Klinkigt

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Leserpost

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W. Renner / 07.11.2024

„Viele Frauen halfen sich im Übrigen damit, einerseits republikanisch zu wählen….“ Anders wäre ein Wahlsieg auch kaum möglich, zumal wenn Frauen 51,4 % der Bevölkerung stellen. „… hatte die kluge und ganz nette Kamala Harris nicht genug anzubieten.“ Woher wissen Sie das? Waren Sie schon mal mit ihr Kaffee trinken? Aber Vorsicht, die Frau ist nach eigenen Angaben bewaffnet, obwohl in der Waffengegner Partei. Aber vielleicht sind ja Dauergrinsen und Sprechblasen absondern per se Zeichen von Klugheit und Nettigkeit?

W. Renner / 07.11.2024

„ … obwohl er die Mexikaner, die sich über die Grenze in die USA schleichen,“ … Sorry Herr Bonhorst, aber die allerwenigsten die sich dort über die Grenze schleichen sind Mexikaner. Die meisten kommen aus den ärmsten Ländern Mittelamerikas, ebenso auch geschleuste Syrer, Afghanen und so weiter.

PeterBernhardt / 07.11.2024

„Am Ende wird alles gut – und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“  Oscar Wilde

Marc Greiner / 07.11.2024

“Bildungsfern…”—- Hr. Bonhorst, lesen Sie mal die Vita von Trump. Der hat mehr drauf als Sie und ich zusammen. Bin aber selbst schuld, dass ich auf den Artikel geklickt habe.

George Samsonis / 07.11.2024

Ich slgae den Kommentar von Robert Schleif, den mit Bahro, als Kommentar der Woche vor. Er ist zwar kurz, bringt es aber prägnant auf den Punkt. Die Liste der betreffenden Frau*innen ließe sich noch erheblich verlängern.

A. Ostrovsky / 07.11.2024

@Robert Schleif : >>@ A. Ostrovsky: Ich fühle mich sehr ungerecht abqualifiziert! Selbstverständlich war ich in den 1980er Jahren linksgrün; sicher kennen Sie ja das Bonmot „Wer mit 20 kein Kommunist ist…“, und ich war da kurz vor 20, lebte in einer verlogenen Diktatur inmitten einer kaputten Umwelt.<< ## Moment, das geht mir viel zu schnell. 1) Ich habe Ihnen die Frage gestellt, weil ich wirklich nichts von feministischer Außenpolitik bei Rudolf Bahro wusste, weil ich auch sonst nur das über ihn wusste, was gelegentlich im DLF erzählt wurde und das mir (außer der Tatsache, dass er von der Stasi inhaftiert wurde) auch nicht interessant erschien. Es war irgendwie in einer anderen Realität. Der wollte den Kommunismus verschönern, das war nicht meins. 2) Und auch ich lebte in einer verlogenen Diktatur in einer noch kaputteren Umwelt, als ich 20 war, und das muss vorher gewesen sein und in den 80-ern kam ich (spätestens seit 1986) immer mehr in Konflikt mit diesem “Kommunismus”. Aus diesem Konflikt heraus wurde ich grün, nicht weil ich Kommunist gewesen wäre, sondern weil ich - wenn ich jemals einer gewesen wäre - dann garantiert keiner war. Und glauben Sie mir, wer in dieser Diktatur etwas gegen die katastrophale Situation (der Natur und der Gesundheit) hatte, wurde von eben diesen Kommunisten gejagt. Die Kommunisten waren damals nicht grün, sondern rot. Deshalb finde ich mich in diesem Labyrinth nicht zurecht, das neuerdings von Leuten aufgebaut wird, die früher Kommunisten waren und heute behaupten, das wäre grün gewesen. Das war ROT, ischwör! Und die Grünen wurden von den Roten gejagt und beobachtet. “Delegitimierung des Staates”, wenn Sie wissen was ich meine. Ich finde mich in dem Unsinn nicht zurecht, den heute die Roten und die FALSCHEN Grünen erzählen, die früher Kommunisten waren. Ich fühle mich davon beleidigt, weil die Kommunisten gerade die Richtigen sind, die mir erzählen sollen, was grün ist. Es gab dort, wo ich war, in den 80-ern kein Linksgrün.

Volker Kleinophorst / 07.11.2024

@ Schleif. Was soll ich denn unterschätzen? Das Sie für die gleiche Erkenntnis deutlich länger gebraucht haben? Immerhin. Glückwunsch.

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