Gastautor / 18.11.2022 / 16:00 / Foto: Pixabay / 17 / Seite ausdrucken

Amerikas Eltern revoltieren

Von Joanna Williams.

Schulen in den USA indoktrinieren ihre Schüler zunehmend mit woker Ideologie. Jetzt wehren sich Eltern dagegen.

Bildung war in den USA bisher selten ein wichtiges Wahlkampfthema. Doch kurz vor den Zwischenwahlen im November stand der Zustand der Schulen in den USA bei den Wählern ganz oben auf der Liste der wichtigsten Themen, dicht gefolgt von Wirtschaft und Kriminalität. Und die Eltern sind nicht nur wegen der sinkenden Bildungsstandards besorgt. Sie sind verärgert darüber, dass Lehrer den Unterricht nutzen, um ihre eigenen engstirnigen politischen Ansichten zu verbreiten.

Die Eltern, die sich gegen die Indoktrination in den Schulen wehren, organisieren sich. Parents Unite, gegründet von den Müttern Ashley Jacobs und Jean Egan aus Neuengland, ist eine von vielen Gruppen, die in den letzten Jahren entstanden sind. Sie bringt Eltern, Lehrer und Wissenschaftler zusammen, die sich darüber Gedanken machen, was den Kindern in Amerikas Privatschulen beigebracht wird. Die Gruppe ist schnell gewachsen und hat letzte Woche ihre zweite Jahreskonferenz in Boston abgehalten, zu der ich eingeladen war. Aus den Erzählungen der Eltern wurde deutlich, dass die Wut darüber wächst, dass Kinder dazu gezwungen werden, höchst umstrittene und politische Vorstellungen unkritisch hinzunehmen. Dies ist eine Erfahrung, die für alle Schultypen quer durch die USA gilt, sowohl für öffentliche als auch private Schulen.

Viele der Eltern, mit denen ich gesprochen habe, berichteten, dass der Lockdown und die „Zoom-Schule" entscheidend dazu beigetragen haben, dass sie bewusster wahrnehmen, was ihren Kindern beigebracht wird. Sie erzählen, dass sie Unterrichtsstunden beigewohnt haben, die die Kinder dazu bringen, Amerika als ein einzigartig sündiges Land zu sehen, das ausschließlich aus Rassendiskriminierung entstanden ist. Die Eltern sagen, dass sich dies nach dem Tod von George Floyd im Sommer 2020 noch verschärft hat, als plötzlich ein großer Teil des Schultages von Black-Lives-Matter-Aktivismus in Anspruch genommen wurde.

Ähnlich verhält es sich mit dem Unterricht zum Thema Sex und Gender. Eltern sind unglücklich über die Aussicht, ihre Tochter in die Schule zu schicken, nur damit sie dann mit der Frage nach Hause kommt, ob sie vielleicht doch ein Junge ist. Außerdem wird befürchtet, dass der Sexualkundeunterricht Kinder in einem viel zu jungen Alter mit provokanten und übersexualisierten Inhalten konfrontiert.

Von Lehrern ins Visier genommen

Wenn die in der Schule vermittelten Werte im Widerspruch zu den im Elternhaus vertretenen stehen, müssen die Schüler in der Lage sein, kritisch auf das zu reagieren, was ihnen beigebracht wird. Sie müssen auch in der Lage sein, alternative Perspektiven zu hören. Doch Eltern, die sich über die Politisierung ihrer Schulen beschweren, berichten, dass sie auf Ablehnung stoßen. Einige meinen sogar, ihre Kinder würden von Lehrern ins Visier genommen, weil sie „unangemessene“ Fragen anbringen.

Eltern, die nach der Rolle der Beauftragten für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) fragen, sagen, dass sie als Bedrohung für die Sicherheit der Schüler behandelt werden. Sie riskieren sogar, in der Schulgemeinschaft als Störenfriede abgestempelt zu werden. Als Reaktion darauf will Parents Unite „sicherstellen, dass alle Schulen eine Kultur fördern, in der echte Gedankenvielfalt, Diskursfreiheit und Selbstverwirklichung Priorität genießen“.

Jean Egan und Ashley Jacobs – Freundinnen, Nachbarinnen und Gründerinnen von Parents Unite – erzählen mir, dass „die Beobachtung von Zoom-Klassenzimmern über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten wirklich deutlich gemacht hatte, dass etwas getan werden musste“. Ashley merkt an, dass die Lehrer „eine sehr eindimensionale Weltsicht vertraten“. Das Zusammentreffen und der Austausch von Bedenken mit einer Handvoll anderer führte dazu, dass sie hinterfragten, was in den Schulen vor sich ging.

Doch anfangs, so Ashley, „führten diese Fragen nicht immer zu zufriedenstellenden Antworten“. Jean erzählt mir, dass sie erst nach langem Nachforschen herausfanden, dass ein Großteil dieses Unterrichts von der National Association of Independent Schools (NAIS), der Akkreditierungsstelle für Amerikas Privatschulen, gesteuert wurde. Obwohl „einzelne Lehrer ihr Bestes taten“, gab die NAIS „die Agenda vor“, sagt sie.

Größere Vielfalt der Sichtweisen bei Schülern und Lehrern

Ashley erklärt, dass „soziale Gerechtigkeit“ (Social Justice) die NAIS seit Jahren antreibt, aber nach dem Tod von George Floyd „ein zusätzliches Gefühl der Dringlichkeit“ aufkam. Damals beschuldigte eine offenbar koordinierte Social-Media-Kampagne Privatschulen des Rassismus. Die Schulen hätten daraufhin in einer Weise „überkompensiert“, die keinen Raum für „Meinungsvielfalt oder für die Hinterfragung dessen, was den Kindern erzählt wurde“, lasse, so Ashley. Die Botschaft an die Schulen lautete, wie mir Jean erzählt: „Ihr braucht mehr DEI-Beauftragte, ihr müsst euren Lehrplan ändern.“

Laut Jean wurde dies „nicht von der pädagogischen Praxis oder der besten Art zu unterrichten angetrieben, sondern von politischen Motiven“. Die NAIS stellt Bücher, Referenten und Lehrerfortbildungen zur Verfügung, obwohl diese Ressourcen offensichtlich eine ideologische Schlagseite aufweisen. So wird den Schulen beispielsweise nahegelegt, Redner wie Ibram X Kendi, einen prominenten woken Wissenschaftler, einzuladen.

Ashley erklärt, dass Eltern gegenüber Privatschulen, die ihre Kinder fast nach Belieben der Schule verweisen können, ziemlich machtlos gegenüberstehen. Ashley und Jean erkannten, dass „jemand etwas tun musste“. Es bestand die dringende Notwendigkeit, den Vorgängen auf den Grund zu gehen und ihre Schulen auf eine kollektivere Weise gegenüber zu treten. Und so wurde Parents Unite ins Leben gerufen. Deren Hauptziel ist es, eine größere Vielfalt der Sichtweisen bei Schülern und Lehrern zu fördern und den Schulen alternative Ressourcen anzubieten, die auf Wissenschaft und Erkenntnissen beruhen statt auf woker Ideologie.

Die Resonanz auf Parents Unite war überwältigend positiv, berichten Ashley und Jean. Lehrer und Schulleiter sowie Eltern haben sich gemeldet, um mitzuteilen, dass sie mit der Indoktrination von Amerikas Schulkindern unzufrieden sind und ein „Gleichgewicht“ wiederhergestellt sehen wollen. Eines scheint unbestreitbar: Eltern sind extrem aufgebracht über das, was in Amerikas Schulen geschieht. Es sollte uns nicht überraschen, wenn diese Wut in die Wahlurnen geschwappt ist.

 

Dieser Beitrag ist zuerst bei Spiked erschienen. Aus dem Englischen übersetzt von Alexander Horn. Mehr von Joanna Williams lesen sie in den Büchern „Die sortierte Gesellschaft: Zur Kritik der Identitätspolitik“ und „Schwarzes Leben, Weiße Privilegien: Zur Kritik an Black Lives Matter“.

 

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Elias Schwarz / 18.11.2022

Wo waren diese Mamas? In New England? Massachusetts, wo eine Kampflesbe zu Gouverneurin gewählt wurde nur weil sie eine Lesbe und ihre Vize rosarot trägt? Oder aus New-York mit Alexandria Ocasio-Cortez? Keine weitere Kommentare. Vermont? Connecticute? Selber Schuld!!! Make America great again!!!

Marc Blenk / 18.11.2022

@ G. Ruchowski, endlich mal eine andere Stimmung und Einschätzung der Gesamtlage. Was mich manchmal etwas nervt: Dass man der den schlechten Machenschaften der Medien mehr Raum gibt, als den guten Ereignissen, die sie verschweigen. Dadurch geht man durch die schlechte Laune, die das in einem verursacht, den Medien am Ende doch noch auf den Leim. Beispiel: Es wird erkannt, dass in Prag, Athen und Rio massenhaft Bürger demonstrieren (gegen Coronamaßnahmen, Entbürgerlichung, für die Freiheit, gegen Wahlmanipulationen…), Über diese frohen Botschaften sollte man sich freuen. Stattdessen aber legt sich darüber ein mieses Gefühl, es obsiegt die schlechte Laune wegen des Versagens der korrupten Medien, darüber nicht zu berichten. Von den beiden Wirklichkeiten ist die, dass demonstriert wird, aber die bedeutendere und wirkmächtigere, weil es die Demonstranten gemeinsam auf die Straße getrieben hat, trotzdem die Medien durch Verschweigen und Verschleiern genau das verhindern wollten. Es ist wichtig, den staunenswerten und positiven Ereignissen in Bewegung mental mehr Raum zu lassen als den negativen Energien, die aus den Ohnmachtsgefühlen und der Empörung gegenüber den miesen Tricks der Herrschaft .entstehen. Weil sie den Mut machenden Ereignissen Raum geben, gefällt mir ihr Beitrag sehr.

Chr. Kühn / 18.11.2022

Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, gerade noch so durch das deutsche Schul- und Uni-System gekommen zu sein (Abschluß 2007), bevor wirklich alles den Bach runterging. Mithin, die Anstrengungen waren umsonst…heute führen ungebildete und schlichtweg dumme Leute ein besseres Leben als so jemand wie ich. Vor lauter Selbstmitleid gehe ich jetzt ins Bett, lese noch etwas (Longerichs Hitler-Biographie), und schlafe dann hoffentlich im kühlen Zimmer von Geräusch des Regens ein. Der Runde ein schönes Wochenende! :-)

Klaus Keller / 18.11.2022

Kaufen sich Helikoptereltern demnächst Kampfhubschrauber? Benötigen Schulen in den USA die Flugabwehrsysteme die gerade in der Ukraine verschossen werden dringender? Eine interessante Entwicklung!

Roland Jungnitsch / 18.11.2022

Erst vor wenigen Wochen wurde die Rektorin einer besonders woken Universität in den USA mit einem Preis für ihre außerordentlich ‘fortschrittlichen’ Lehrmethoden ausgezeichnet, der Preis beinhaltete die Überweisung von 4 Millionen US Dollar an die Universität, ausgezahlt von einer chinesischen Firma mit engen Bindungen an die Kommunistische Partei Chinas. Da stellt sich dem kritischen Betrachter natürlich automatisch die Frage, mit welchen Preis hat die KP Chinas denn die NIAS ausgezeichnet? Die Zersetzung der freien demokratischen Welt läuft ‘wie geschmiert’ für unsere fernöstlichen Kontrahenten!

Gus Schiller / 18.11.2022

In Braunschweig wird jetzt an den 4. Klassen das “Fach Glück” gelehrt. Kindern wird eingeredet, sie wären unglücklich weil dies und das nicht so läuft oder man es sich anders wünscht. Der “Lehrer” begrüßt die Kinder mit einem Tänzchen und läßt Glücksblumen aus Papier in einen Garten aus Pappe stecken, wobei die Kinder sagen sollen, was sie glücklich macht bzw. machen würde. (Kinder plaudern dabei oft aus dem heimischen Nähköstchen. ((Stasi is watching you.)) Der Katholizismus kennt für so etwas die Fürbitten) Grün-linke Indoktrination für 9-10 jährige im Sinne einer sozialistischen Sekte. Das ist das NEUE Deutschland.

Moritz Ramtal / 18.11.2022

Die Schulpflicht wurde in Preußen nur sekundär eingeführt damit der Untertan gebildet wird, primär ging es schon damals um die gerichtete Formung der Jugend. Das hat sich nicht geändert. Unverständlich ist mir aber das dies ein Problem der USA ist, Privatschulen werden durch Eltern finanziert, es ging im Artikel ja nicht um die staatlichen Schulen. Könnte natürlich an der dörflichen Struktur der USA liegen, gibt dann oft nur die eine private Highschool.

Gottfried Meier / 18.11.2022

Politische Indoktrination hat an Schulen nichts verloren.

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