Ansgar Neuhof / 06.02.2019 / 15:00 / 21 / Seite ausdrucken

Amadeu Antonio Stiftung: Jahresbericht mit Lücken

Erst jüngst ist sie wieder wegen einer steuerfinanzierten Schnüffel-Fibel für Erzieher in die Schlagzeilen geraten: die Amadeu Antonio Stiftung (AAS). Auch ihre Finanzen geben immer wieder Anlass zu Fragen und Kritik, wie schon mehrfach auf Achgut thematisiert (siehe zum Beispiel hier oder hier). Vor kurzem hat sie neue Zahlen zu ihren Finanzen veröffentlicht – Bilanz und Ergebnisrechnung für 2017.  

Der AAS geht es demnach prächtig. Immer weiter steigen die Rücklagen, mittlerweile verfügt die Stiftung über fast 2 Millionen Euro Eigenkapital zum 31.12.2017 (davon nur 1/4 Stiftungskapital, der Rest sind Rücklagen). Der Gewinn für 2017 belief sich auf mehr als 136.000 Euro. Steuerfrei, versteht sich. Das ist natürlich der Gewinn nach Abzug aller Geschäftsführer- und Vorstandsvergütungen, deren Höhe nicht ausgewiesen wird. 

Der Gewinn der Stiftung wäre noch weit höher, wenn nicht die Bewirtungs- und Reisekosten die Kassen der Stiftung strapaziert hätten. Von 2016 zu 2017 sind die Bewirtungskosten von 8.000 Euro auf über 30.000 Euro und die Reisekosten von ebenfalls 8.000 Euro auf fast 107.000 Euro geradezu explodiert. Zusammen also stolze 137.000 Euro Reise- und Bewirtungskosten in nur einem Jahr. Auch die sonstigen Aufwendungen (darunter verbucht man alles, was man nicht als gesonderte Position offen ausweisen will) haben sich stark erhöht und von 134.000 Euro auf 414.000 Euro mehr als verdreifacht. 

Die wichtigste Einnahmequelle der AAS sind Zuschüsse. Sie haben einen Anteil von 80 Prozent an der Finanzierung und haben sich auf nunmehr 2,58 Millionen Euro in 2017 erhöht. Das ist eine Verdopplung in nur zwei Jahren (2015 = 1,27 Mio. Euro). Im Zeitraum von 2010 bis 2017 betrugen die Zuschüsse an die AAS ausweislich der von ihr veröffentlichten Zahlen insgesamt 9,87 Millionen Euro. 

Der Bundeshaushalt sorgt dafür, dass die Kasse stimmt

Der wichtigste Zuschussgeber ist der der deutsche Bundeshaushalt, vor allem das Bundesfamilienministerium. Im Jahr 2017 hat der Bund die AAS mit 967.000 Euro „gesponsort“ und damit nicht unerheblich zu dem Rekordergebnis der AAS beigetragen. Das ist eine Steigerung um fast 80 Prozent (bzw. um 428.000 Euro) gegenüber dem Vorjahr 2016 und von 443 Prozent gegenüber dem Jahr 2010. Im Zeitraum Von 2010 bis 2017 flossen laut einer Auskunft der Bundesregierung insgesamt 2,65 Millionen Euro (= 27 Prozent der Zuschüsse) allein aus dem Bundeshaushalt an die Stiftung.

Weiterhin ungeklärt und nicht nachvollziehbar ist die Differenz zwischen den Einnahmen der Stiftung und den Ausgaben für den Stiftungszweck, , wie sie sich aus der nachfolgenden Übersicht für den Zeitraum 2010 bis 2107 ergibt: 

Ausgaben für Stiftungszweck: 12,36 Mio. €

davon aus Spenden finanziert: -4,27 Mio. €

verbleiben: 8,09 Mio. €

Zuschüsse: - 9,87 Mio. €

ungeklärte Differenz: - 1,78 Mio. €   (mehr Zuschüsse als zu finanzierende Ausgaben)

Zur Erläuterung: Die Ausgaben für den Stiftungszweck beliefen sich im Zeitraum 2010-2017 auf 12,36 Millionen Euro. Die Einnahmen der Stiftung aus Zuschüssen und Spenden zusammen betrugen im selben Zeitraum 14,36 Millionen Euro (9,87 Mio. Euro Zuschüsse, 4,49 Mio. Euro Spenden). Größte Geldgeber nach dem Staat dürften weiterhin die Bosch-Erbin Elisabeth Bosch und die mit der AAS organisatorisch und inhaltlich verbundene Freudenberg-Stiftung sein. 

Die AAS behauptet gegenüber ihren Spendern, dass der Verwaltungskostenanteil bei  5 Prozent liege, 95 Prozent der Spenden also für die Stiftungsprojekte verwendet würden. Von den 4,49 Millionen Euro an Spendengeldern sind also 95 Prozent = 4,27 Millionen Euro in die Stiftungsprojekte geflossen. Die 12,36 Millionen Euro Ausgaben für den Stiftungszweck sind somit in Höhe von 4,27 Millionen über die Spenden abgedeckt. Bleiben 8,09 Millionen Euro Ausgaben übrig. Denen stehen 9,87 Millionen Euro Zuschüsse gegenüber. 

Mehr Zuschüsse also als (verbleibende) Ausgaben für den Stiftungszweck – das ist ein offenkundiger Widerspruch. Dies gilt um so mehr, als ja nicht alle Projekte der Stiftung mit Zuschüssen gefördert worden sind. Es ist ein Widerspruch, der seit Jahren besteht und nicht dadurch erklärbar wäre, dass Einnahmen und Ausgaben möglicherweise teilweise in unterschiedlichen Jahren angefallen sind. Die AAS täte gut daran, diesen Widerspruch aufzuklären. 

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Leserpost

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A.Bürger / 06.02.2019

Sehr gut zum Thema passt das Buch “Die Wahrheit über die Linke” von Hubertus Knabe.

T.Bracht / 06.02.2019

Einfach der Spur des Geldes folgen und schon ist erkennbar woher der Wind weht. Dann wird in einer Stiftung auch noch schwer erarbeitetes Steuergeld versenkt. Das stinkt doch zum Himmel.

Heiner Hardschmidt / 06.02.2019

Jemand sollte mal einen Aktienindex für staatlich gesponserte Stiftungen erstellen. Ich bin mir sicher, er würde jeden Index mit privaten AGs schlagen.

Hartmut Krüger / 06.02.2019

Dazu passt ein Artikel heute bei TE: “Geheimtagung” bei der AAS am 14.02.19,  finanziert aus Steuermitteln, aber nicht der Öffentlichkeit bekanntgemacht und Anmeldungen jetzt nicht mehr möglich.

Bernd Ackermann / 06.02.2019

Eigentlich sollte ein solches Ansammeln von Geldern das Finanzamt auf den Plan rufen. Die AAS ist ein gemeinnütziger Verein der vereinnahmte Mittel zeitnah für die satzungsmäßigen Zwecke verwenden muss. Tut der Verein das nicht kann die Gemeinnützigkeit und damit die Steuerbegünstigung aberkannt werden. Rücklagen müssen zweckgebunden sein und der Finanzbehörde dargelegt werden. Fragt sich also wofür die AAS 1,78 Mio. Euro Rücklagen braucht, die das Finanzamt abnickt. Der Anstieg der Reisekosten 2017 dürfte dagegen klar sein, die Antifa zur Randale nach Hamburg (G20) zu karren war sicher teuer.

Wilfried Cremer / 06.02.2019

Anwaltskosten für die dunklen Freunde von der Front werden, so sie anfallen, wo verbucht?

Martin Landner / 06.02.2019

Naja, das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn die CDU halt ihre eigene “Breitscheid-Platz Stiftung” hätte, die sie mit Millionen Euro fördern würde, um Antira Demos gegen IS & Co finanzieren & Demos für geschlossene Grenzen finanzieren würde. Das dumme ist nur: Die CDU ist zu blöd, es der SPD gleichzutun.

Klaus Weber / 06.02.2019

Eine Frage vom Laien, Herr Neuhoff: Müsste ein solcher Widerspruch in einer solchen Höhe nicht unmissverständlich vor einem Wirtschafts- oder Finanzprüfer aufgeklärt werden, sonst ist das doch Bilanzbetrug, oder nicht? Könnte ein privatwirtschaftliches Unternehmen in seiner Bilanz, die ja öffentlich ist, einen solchen Fehlbetrag fortschreiben, ohne dass das wirtschaftliche oder eben auch (straf)rechtliche Konsequenzen hätte? Ich verstehe irgendwie nicht, wie so etwas zustande kommen kann. Wenn Sie Zeit für eine Antwort finden, würde ich mich freuen, vielen Dank, auch insgesamt für ihre Arbeit auf der Achse, Klaus Weber

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