Quentin Quencher / 08.08.2022 / 15:00 / Foto: MHM55 / 24 / Seite ausdrucken

Am Weltkatzentag

Wir hatten, als ich Kind war, immer eine Katze. Die war aber nicht sterilisiert, also bekam sie auch mindestens zweimal pro Jahr Junge. Meine Aufgabe war es dann, das Nest zu suchen, meist war es auf dem Heuboden, und die Jungen zu töten.

Bis heute frage ich mich, warum mein Vater das nicht selbst tat, mich als etwa Zehnjährigen zu solch einer Tat zwang. Die frisch geborenen Katzenjungen sind noch blind und wenn man sie in die Hand nimmt, dann suchen sie das Nest.

Wenn ich alle Jungen töten musste, indem sie an eine Mauer warf, prellen nannten wir das, dann war es noch nicht mal so schlimm. Falls aber eines oder zwei nicht getötet werden sollte, weil irgendjemand Interesse an einer Katze angemeldet hatte, dann begann die Selektion, welches der Katzenjungen weiter leben durfte und welches sterben sollte.

Nie habe ich die Sinnhaftigkeit dieser Aufgabe angezweifelt, es musste eben sein. Aber eines wurde mir dadurch schon in ganz jungen Jahren klar: Töten ist etwas ganz Widerliches. Vielleicht wollte mich mein Vater abhärten, erreicht hat er das Gegenteil.

„Iring Iring"

Warum kommt diese Erinnerung gerade jetzt? Heute ist Weltkatzentag, las ich auf Twitter. Aber ich möchte mich nicht weiter mit dieser meiner negativen Erinnerung beschäftigen, die doch immer noch, rund fünfzig Jahre später, ganz lebendig in mir ist. Also suche ich mir noch was Positives zum Thema Katze.

Fündig werde ich sogleich in der Sprache „Cebuano", die ist auf den südlichen Philippinen weit verbreitet und Katze heißt dort „Iring". Aber Vorsicht, niemals diese Bezeichnung doppelt verwenden, also „Iring Iring" sagen, was, so glaubt man leichtfertig, „Katze Katze" heißen würde, aber in Wirklichkeit „Sex haben" meint, wie bei uns das Wort „vögeln".

Die bösen Erinnerungen sind weg, ich kann wieder an was Schönes denken: an Katze Katze, beispielsweise.

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Leserpost

netiquette:

Christoph Schriever / 08.08.2022

Die Moral von der Geschicht: Wenn man im Frühjahr und im Herbst konsequent frisch geborene „Katzen prellt“, dann kann man im Winter täglich Vögeln (Futter geben). Wenn man das nicht tut, dann ist spätestens im folgenden Winter vor lauter Katzen nix mit Vögeln. Wer seine leistungsfähige Katze jedoch (tierschutzgerecht nach moderner Auffassung) kastriert, der hat früher oder später lauter Mäuseschwänzchen, die nicht nur im Vogelfutterhäuschen herum hängen. Spätestens dann, wenn die eigene kastrierte Katze irgendwann das Zeitliche segnet, ohne dass sie jemals für wenigstens eine leistungsfähige Nachfolgerin hat sorgen können. Denn dann gibt man - nach dem man (unterschwellig tierschutzgerecht) versäumt hat deren Ahnen ebenfalls zu kastrieren - sein Geld für Ratten- und Mäusegift aus. Im Tierheim kann man sich eine Katze holen, die schon jemand anderes nicht wollte, die also mit hoher Wahrscheinlichkeit keine leistungsfähige Vertreterin ihrer Art ist. Das Thema Katze ist ein Spiegelbild des Lebens. Das eine will man, das andere muß man. Ihr Vater war ein guter Lehrer! Doch bis Sie das verstehen, müssen Sie wohl noch ein bisschen die anderen Extreme des Katzen- und Menschenlebens in Erfahrungswerte umwandeln. Ich wette, Sie werden nicht nur irgendwann lernen das was man will und das was man muß richtig einzuordnen, sie werden auch lernen besser darüber zu schweigen.

Hans-Peter Dollhopf / 08.08.2022

“Iring”, “Iring Iring”: Wenn es nicht gerade der “Gesang” einer Amsel in der nautischen Dämmerung ist, haben viele klar vernehmbare Tiere in unserer Umgebung einen doch enttäuschend beschränkten Pool an Lautgrundbausteinen.  Fülle tierischer Laute erschließt sich aber über das Spektrum (und den Kontext/situativen Gebrauch). Menschliche und tierische Kommunikation haben hierin einen gemeinsamen Nenner - zum formüberschreitenden Verstehen. Aus Identischem wird durch Variation in der Darbietung Vielfalt. “Iring” oder Verdopplung: “Iring Iring”. Welten! - und ein Schlüsselkonzept in tierische Welten!

Christian Feider / 08.08.2022

tja,das gute alte Landleben eben… hier wird bestimmt gleich ein Entsetzenssturm ausbrechen,aber wer einmal Karnickel nicht nur zum streicheln gehalten hat,dem wird das ziemlich bekannt vorkommen. Habe selbst Pelzpfoten,achte aber darauf,das das kastrierte Kater sind.

Willy Kronberg / 08.08.2022

Auf dem Land mußte man als Junge mit 10Jahren sein Fahrrad flicken und wie beschrieben,  auch die reichlich kommenden Jungkätzchen,  töten können .

H. Krautner / 08.08.2022

Oh Herr Quencher, offensichtlich haben Sie es immer noch nicht geschafft Ihr Kindheits-Katzentrauma zu verarbeiten. Ich empfehle dringend eine psychologische Betreuung. Hierzu empfehle ich Ihnen Zweiergespräche in mehreren Sitzungen mit Robert Habeck, er ist doch wohl ein Katzenfreund und Katzenprofi.

dina weis / 08.08.2022

Ich weiß nicht genau was das aussagen soll am Weltkatzentag und warum man überhaupt so etwas bringt. Töten ist natürlich was ganz Widerliches, vor allem wenn es noch völlig sinnlos ist. UND warum sterilisieren, der Mensch vermehrt sich doch auch nach Lust und Laune, welches Recht nimmt er sich heraus? Der Mensch ist nicht nur den Tieren Feind sondern auch den Menschen, sieht man ja an den Kriegen. Na wird das auch wieder gelöscht?

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