Susanne Baumstark / 31.10.2017 / 18:03 / Foto: Tim Maxeiner / 9 / Seite ausdrucken

Alltäglicher Irrsinn

Von Susanne Baumstark.

In Berlins Sicherheitsbehörden sei die Situation mitunter „in höchstem Maße prekär bis dramatisch“, sagt jetzt Berlins Generalstaatsanwalt Ralf Rother. Er warnt vor dramatischen Engpässen bei der Terrorbekämpfung und fordert mehr Personal, bessere Technik und vertrauenswürdige Dolmetscher. In Hamburg setzt man bei der (präventiven) Terrorbekämpfung auf Islamwissenschaftler und Kulturwissenschaftler: Aktuell sucht die Stadt solche Fachleute für ihre Polizeibehörden. Derweil nimmt der alltägliche Irrsinn hierzulande weiter Fahrt auf: In Lübeck verursacht ein „nicht ganz unbekleideter“ Betrunkener mit einem Gabelstapler einen Schaden in einstelligem Millionenbereich. „Die Staatsanwaltschaft beorderte einen Dolmetscher, um die Beweggründe des 28-Jährigen zu erfahren.“ (?!?) 

Der normale Autofahrer wird übrigens über kurz oder lang mit den Folgen der Tatsache konfrontiert werden, wer alles in Deutschland mittlerweile motorisiert am Straßenverkehr teilnimmt. Im Irak etwa „müsse man keine schriftliche Prüfung machen, nur fahren können“, sagte ein Angeklagter im Prozess um den Handel mit gefälschten lettischen Führerscheinen. Beliebt sind auch gefälschte griechische Führerscheine. Dass es die kriminellen Autofahrer nicht unbedingt beeindruckt, wenn Beamte ihnen das weitere Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis untersagen, zeigt dieser aktuelle Fall in Oldenburg oder jener des syrischen „notorischen Schwarzfahrers“ aus Krauschwitz. Bereits während einer einfachen Google-News-Suche unter den Stichwörtern „Führerschein“ und „gefälscht“ kann es einem ob der Fülle der aktuellen Fälle schwindlig werden. Aus Österreich erfährt man ebenfalls, dass das Geschäft einschlägiger Fälscher-Werkstätten, die ihr Angebot im Internet auch ins Türkische übersetzen, boomt.

Neben den inzwischen üblich gewordenen Massenschlägereien inklusive Angriffen auf Polizeibeamte wurde unter anderem eine 22-Jährige Opfer eines Rolltreppen-Treters und ein 49-Jähriger Opfer eines Überfalls. Die Heuchelei bezüglich der inneren Sicherheitsstrategie wird im Fall des Priesters in Werl offenkundig, der an der Lidl-Kasse unter Schüttelei seines Einkaufswagens als „Ungläubiger“ und „Schwein“ beschimpft wurde. Auf einen Handy-Anruf des Priesters hin sieht sich die Polizei nicht zuständig – stünde im umgekehrten Fall nicht sofort der Staatsschutz auf der Matte? 

Da die herrschende Politik die Niederungen des Alltags konsequent ignoriert, wird der Zerfall eines Staates mitten in Europa einfach und zuverlässig fortschreiten.  

 

Foto: Tim Maxeiner

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Andreas Ludwig / 01.11.2017

Dieses Land ist unrettbar

Rudolf George / 31.10.2017

Man spricht manchmal von der Balkanisierung Deutschlands. Vielleicht ist das noch beschönigend, und man sollte eher von der Bagdadisierung sprechen.

Christian Kühn / 31.10.2017

In Krauschwitz? Was sucht ein Syrer am oder-neissischen Ende des Landes? Mittels gefälschten Führerscheins ein paar weitere gefälschte Flüchtlinge an der polnischen Grenze abholen, hm? Mann, nicht mal im hintersten Winkel Sachsens hat man mehr Ruhe…

M. Haumann / 31.10.2017

Danke für die Erwähnung des Priesters aus Werl, der sich mangels anderer Hilfe nach dem Angriff im Supermarkt offenbar nicht anders zu helfen wusste, als den Fall (“Ohne Kommentar!”) im lokalen Gemeindebrief zu schildern. Das Beschämendste ist hier nicht einmal, dass ein fanatischer Idiot mehr einen christlichen Würdenträger attackiert. Sondern dass weder Polizei noch umstehende Käufer sich vor ihn gestellt haben. Und dieses Land versucht allen Ernstes, sich als moralischen Weltmeister zu verkaufen, nur weil es sich von jedem Deppen die Hosen runterziehen lässt?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Susanne Baumstark / 11.07.2020 / 16:00 / 6

Die Maskerade der Tagesschau

Zur Rede der Bundeskanzlerin im EU-Parlament am 8. Juli anlässlich des Beginns der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat die Tagesschau wieder einen derart schmierigen Hofbericht abgeliefert, dass die hinterlassene Schleimspur sogar…/ mehr

Susanne Baumstark / 29.06.2020 / 06:00 / 82

„Helfer sind tabu”? Die gemanagte Missachtung

Das war schon ein ungewohnt gepfefferter Kommentar von Thomas Berbner in den Tagesthemen am 22. Juni: „Schon vor Stuttgart haben mir Beamte immer wieder berichtet, bei jungen Einwanderern verbreitet…/ mehr

Susanne Baumstark / 25.06.2020 / 10:00 / 14

Yanis Varoufakis und die „Progressive Internationale“

Weitgehend unbemerkt hat sich die post-kapitalistische „Progressive Internationale“ (P.I.) gegründet. „Wir organisieren, mobilisieren und vereinen progressive Kräfte aus der ganzen Welt“, tönt es dort. Themen…/ mehr

Susanne Baumstark / 15.06.2020 / 14:45 / 10

Die Krise als Studium

In akademischen Netzwerken wird der englischsprachige Master-Studiengang „International Organisations and Crisis Management“ beworben. Er startet im Wintersemester 2020/21 in Jena „Das passende Studium zur Corona-Krise“, meint…/ mehr

Susanne Baumstark / 30.05.2020 / 12:00 / 14

Corona-Arbeitsplatzvernichtung: Von Not und Zynismus

Aus psychologischer Sicht nehmen die Folgen des Lockdowns inzwischen dramatische Ausmaße an. Wie aus einer Anhörung des Tourismusauschusses im Bundestag am Mittwoch hervorgeht, habe man „bereits Suizide…/ mehr

Susanne Baumstark / 23.05.2020 / 10:30 / 14

Mein Briefwechsel mit der Antidiskriminierungsstelle

Meine E-Mail an die Anti-Diskriminierungsstelle: Sehr geehrter Herr Franke,  ich bin seit längerem einigermaßen entsetzt über die regelrechte Stigmatisierungswut, die insbesondere von den etablierten Medien…/ mehr

Susanne Baumstark / 18.05.2020 / 11:30 / 9

Fortschreitend obskur: Die Finanzierung der Parteienstiftungen

Endlich mal eine gute Idee: Der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, will wegen der Corona-Krise die Ausgaben des Staates überdenken. "Wir sollten nach der…/ mehr

Susanne Baumstark / 06.05.2020 / 11:00 / 12

Corona-App höchst problematisch

Das „Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“ hat eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) für die geplante Corona-App veröffentlicht. „Wir haben es angesichts der geplanten Corona-Tracing-Systeme mit…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com