Bitte in einer 2. Staffel: Statements der April 2021-Corona"Gefallenen” (nach Muster 1933 oder 1960?) und der ÖR Claqueure zusammenstellen. Dem folgt die bewährte Kampagne “Lasst 100 Blumen blühen” der „Kampf gegen den rechten Flügel“, nach dem Muster von Maos Kulturrevolution. “Ich bereue, ich entsage, ich widerrufe”...
“Sollte sich am Ende die Selbstbeschränkung als überflüssig erweisen, würde für sie eine Welt zusammenbrechen. Je mehr Risse diese bekommt, desto stärker muss jeder Gedanke an umsonst erbrachte Opfer bekämpft werden.” - Ich beneide Sie, Herr Perrefort. Sie sind eine Art Röntgenapparat und finden exakt die Worte für deutsche Angstphänomene, die mir niemals in den Sinn kommen würden. Schlimmer als Covid Universal ist für manche Zeitgenossen der Gesichtsverlust, wenn sie erkennen, dass sie falsch lagen. Die Aussage der Kritiker von #allesdichtmachen, die Akteure würden quasi auf den Gräbern der Coronatoten tanzen, ist zynisch, zumal sie in einem Tonfall daherkommt, als wären sie selbst vom Sterben an sich gar nicht betroffen; sie fänden es nur schrecklich, anderen dabei zuzusehen, wobei sich dahinter schon wieder ein heimlicher Anflug von Lust ausmachen lässt, wen man wieder alles überlebt hat. Bernd Gnann und Hanns Zischler haben mir bei #allesdichtmachen ganz besonders gut gefallen. Wer den mittlerweile berühmt-berüchtigten Blick auf die Intensivstationen daran anschließen will, für den müssten die Coronaknast-Wächter erstmal die Vorhänge zur Seite schieben. Da man dann dort möglicherweise nicht die entsprechende Dimension des Grauens vorfinden würde, muss vorher wahrscheinlich ein Papier unterzeichnet werden, das entweder zum Schweigen auffordert oder zur Wiedergabe persönlicher Eindrücke, die dann aber letzten Endes dem Beschreiben nach eher einem Besuch der Kapuzinergruft in Palermo ähneln.
Heute vormittag, an der BILD-Titelseite vorbeigestolpert: da stand sowas wie »BILD benennt ganz klar, wer gegen die mutigen Schauspieler hetzt« - habe ich das richtig gelesen, und weiß jemand was darüber?
Die typische Reaktion des deutschen Michels auf #allesdichtmachen hat - ausgerechnet bei Twitter - “Argo Nerd” mit unübertrefflicher Präzision auf den Punkt gebracht: “Dieses neue Gesetz, das unsere Grundrechte massiv einschränkt, ja habe ich mitbekommen, kann man nichts machen, ABER HAST DU DIESE EKELHAFTEN SCHWURBELVIDEOS GESEHEN???”
Alle Künstler, die standhaft bleiben, zeigen enorme Zivilcourage, und diejenigen, die bereits einen Rückzieher gemacht haben, verurteile ich nicht. Für den Rest ihres Lebens werden sie sich fragen, werden sie versuchen zu rationalisieren, warum sie schwach geworden, warum der aufrechte Gang nur so kurze Zeit - gerade mal einen Tag - gedauert hat. Es sieht für mich jedenfalls so aus , als seien diejenigen, die sich zum Widerstand entschieden haben, auf der moralisch richtigen Seite. Die weitere Entwicklung wird das zeigen. Wenn meine Frau und ich ab heute ( gemäß der neuen Regel: zwei Haushalte, drei Personen ) unseren Sohn mit seiner Familie, unsere Enkelkinder, nicht mehr zusammen treffen dürfen dann kann ich das nur eine diktatorische Maßnahme nennen. Ein rationales Argument dafür finde ich nicht. “WILLKOMMEN IN DER DEMOKRATIE” singt Nina Proll, eine der Protagonistinnen der Künstleraktion. “ES LEBE DIE DEMOKRATIE, SO FREI WIE JETZT WAREN WIR NOCH NIE!” Bereits seit fast einem Jahr leistet sie Widerstand, hat den ersten Proteststurm also längst hinter sich und offenbar verkraftet - sie wird nicht umfallen! Auch ihr Song gegen das Denunziantentum “I Zag di Au” = ich zeig dich an (beide auf YouTube) ist hörenswert. Wie sehr unsere Demokratie gefährdet ist, zeigt das Video eines Vorfalls in Dresden, der merkwürdigerweise auch in den alternativen Medien kaum beachtet wurde. Bei einer wohl verbotenen Kundgebung zitiert ein Teilnehmer Artikel des GG, und was danach passiert, hat mich erschüttert (Dresden: Du sollst nicht laut das Grundgesetz vorlesen! eingeschenkt.tv). P.S. Gerade las ich , dass auf YouTube sämtliche Videos der Aktion nicht mehr angezeigt werden. “Willkommen in der Demokratie!”
Die aufmüpfigen Schauspieler werden jetzt nach und nach auf ihre Haltung abgeklopft. Am Ende wird man den verbliebenen Hartnäckigen von ihnen erlauben, an der Regierungs- und Medienkritik festzuhalten, unter zwei Prämissen: 1. ja, die Regierung hat schwere Fehler gemacht, die man ansprechen und aufarbeiten muss. Aber nicht jetzt. Jetzt ist dafür nicht die Zeit. 2. Klare Distanzierung von der AfD. Berührung mit Querdenkern wird zugestanden werden (seht her, Meinungsfreiheit!) Wer sich an 1 und 2 hält, darf sogar in die großen Talkshows. Die Geschichte, mit der die AfD nichts zu tun hat, wird also dazu benutzt werden weiter die AfD zu isolieren. Wie immer. Es geht dem herrschenden Politsystem ja nicht um einen politischen Kampf gegen rechts, nein, es geht darum die gefährliche Konkurrenz los zu werden.
Am Freitag sah es noch aus, als ob die 50 (oder waren es gar 51) einen Dammbruch auslösen würden. Nun, Samstag Abend, erleben wir die bewährte realsozialistische Tradition von “Kritik und Selbstkritik”. War seinerzeit eine beliebte Beschäftigung der Werktätigen im Arbeiter und Bauernstaat. Und wir erwartet, die SED sozialisierte “Erika” lässt kritisieren, die Hofnarren (ist Böhre nicht ebenfalls ein Ostgewächs??) überschlagen sich mit Selbstkritik und devotem Gefiepte. Ich distanziere mich hiermit auch: Von einem Volk, dass so unendliche viele Feiglinge, Mitläufer, Denunzianten hervorbringt, Generation für Generation.
Wenn es wenigstens wirklich um “Gesundheit über alles” ginge. Wir werden doch gar nicht mehr als ganze Menschen gesehen, sondern sind seit über einem Jahr nur noch in zwei Existenzzuständen Covid 19-negativ oder Covid 19-positiv vorhanden. Fatal verschleppte Tumor- oder Herzerkrankungen, Entwicklungsstörungen bei Kindern, Vereinsamung, Depression, Angst, Arbeitslosigkeit, Ruin, und dann noch erbärmlich allein sterben? Egal. Hauptsache, nicht an Covid, sondern irgendetwas anderem krank oder verstorben. Jeder Leidende oder Tote ist geradezu pervers weniger wichtig, wenn er nur dieses Virus nicht hatte. wenn Was für ein abartiges Menschenbild ist das denn? Und wie hervorragend hat die Schauspielergemeinschaft genau das endlich mal dargestellt?
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.