Es ist die Schuld der Konservativen, besser: aller Nichtlinken, daß der Begriff „rechts“ in Deutschland heute unwidersprochen als Synonym für „rechtsradikal“ oder „rechtspopulistisch“ steht. Wie in so vielen anderen Fällen hat die Linke einen Begriff okkupiert und nach ihrem Gusto umgedeutet. Und nichtlinks denkende Politiker haben es in defätistischer Manier zugelassen. Wie die Heuschrecken zucken sie zusammen, wenn geifernde Linke eine beliebige nicht in ihr eigenes verqueres Welbild passende Position als „rechts“ diffamieren. Was heißen soll: Du bist ein Nazi und damit Ende der Diskussion. Wie stolz hingegen Linke sich als solche bezeichnen. Obwohl gerade deren performance meist mager ist und sie fast immer auf der Verliererseite der Geschichte stehen. Es ist allerhöchste Zeit, sich den Begriff „rechts“ wieder zurückzuholen und mit eigenem, d.h. konservativen, (rechts)liberalen Gedankengut wiederzubesetzen. Gleiches gilt übrigens für „neoliberal“. Auch hier haben es Linke, in Deutschland zuvorderst Lafontaine, verstanden, den Begriff seiner ursprünglichen Bedeutung (Rückbesinnung auf Marktkräfte) zu entkleiden und zur Kampfparole gegen den bösen Kapitalismus zu pervertieren. Selbst von der FDP fällt mir kein Politiker ein, der den Begriff und das dahinterstehende Konzept einmal offensiv verteidigt hätte. Kapitulation vor linker Sprachvergewaltigung allenthalben.
Eine gelungene Betrachtung, Herr Schuler. Es widert mich immer wieder an, dass Leute wie Gauland, Frau Weidel und auch Frau von Storch, die genau das fordern oder präferieren, was Sie aufgeführt haben, als Schmuddelkinder hingestellt werden, während diejenigen, die diese Leute in Nazimanier verfolgen, ungeschoren bleiben. Es ist genau diese diffuse Abgrenzung zwischen “gutem” Rechts und “schlechtem” Rechts, die die AfD immer in Misskredit bringt. Nachdem man Deutschland die Selbstzerfleischung mittels Abtrennung seiner rechten Seite eingbläut hat, dreht es sich nur noch im Kreise links. Das ganze politische Spektrum ist nach links gerückt. Alles Gute kommt von links, während alles Böse von rechts ausgeht. Es ist schon erstaunlich, wie der Bürger doch gemerkt hat, dass hier was schief läuft, obwohl die gesamten Mainstream-Medien die AfD niedermachten - oder gerade deswegen. Wenn Millionen Wähler, sogar unter von oben verordneter Ächtung, die AfD wählen, gärt es im Volk. Wenn gute Ansätze der AfD auch im Bundestag niedergemacht werden, wird die AfD bei den nächsten Landtagswahlen massive Stimmenzugewinne haben. Und auch dann, wenn die Koalitionsverhandlungen ein Ergebnis bringen sollten, das den Bürger erzürnt. Es kann doch nicht sein, dass die Grünen auf einer Regierungsbeteiligung beharren, weil es Wählerwille sei und sie deshalb mit Maximalforderungen in die Koalitionsverhandlungen gehen wollen. Wo bleibt der Wille der AfD-Wähler, die eine Partei mit deutlich höherer Stimmenzahl gewählt haben?
Sehr viel begreifbarer als links/rechts finde ich progressiv/konservativ. Merkwürdig, dass diese Attribute kaum in Gebrauch sind.
Danke für diesen Text, Herr Schuler! Er unterstreicht noch einmal klar und deutlich, auf was die Achse immer wieder hinweist. Ich möchte noch etwas hinzufügen: Toleranz bedeutet nicht, dass ich die Meinung des anderen nicht mit Gegenargumenten angreifen darf, sie bedeutet nur, dass der andere wie man selbst auch ohne Angst um Leib und Leben und vor Restriktionen seine Meinung sagen darf. Ich habe den Eindruck (auch in meinem Freundeskreis), dass der Begriff “Toleranz” von vielen falsch verstanden wird als ein Freifahrtschein für jede noch so abwegige Meinung, als ob sie unter einer Art Welpenschutz steht und der keinesfalls widersprochen werden darf. Denn dann wäre man ja intolerant. Solange eine Weltanschauung oder auch nur eine Meinung eine Auswirkung auf die Gesellschaft haben, MÜSSEN sie sich der Diskussion stellen! Das gilt auch für die Religionen, die sich nur allzu gern in ihr vermeintlich unangreifbares Glaubensgärtlein zurückziehen und von dort beleidigt schmollen, wenn ihnen klare, vernunftgesteuerte Gegenargumente um den Kopf wehen.
Und andersrum: “Kurz: Es ist erlaubt, LINKS zu sein, solange man sich auf dem Boden des Grundgesetzes bewegt und die rechtsstaatlich-demokratische Ordnung nicht aggressiv-kämpferisch bedroht.” Und genau da müssen Politik, Justiz und Medien, aber auch der Verfassungschutz mal genau hinschauen. Zumindest die Erscheinungen rund um den G20-Gipfel in Hamburg haben gezeigt, dass gewisse Kreise die rechtsstaatlich-demokratische Ordnung aggressiv-kämpferisch bedrohen.
Der Text trifft den Nagel ganz genau auf den Kop! Die von vielen Beteiligten als “moralischer Impetus” begriffene aktive Linksverschiebung unseres politischen Koordinatensystems hat schon vor geraumer Zeit zu Verwerfungen um den Begriff “rechts” geführt. Falsch verstandene (und vermittelte) Lehren aus dem Nationalsozialismus sowie eine links-grüne kulturelle Hegemonie, die sich u.a. in deren Deutungshoheit über verschiedene Begrifflichkeiten zeigt, haben bei uns dazu geführt, dass direkt rechts der Mitte der Nazi beginnt. Eigenartig, dass es erst eine AFD braucht, um solch offensichtliche (Negativ)Entwicklungen zu erkennen und klar zu benennen. War es im Übrigen nicht genau das, was uns Martin Walser schon vor fast zwei Jahrzehnten mit seiner Rede von der “Moralkeule” vermitteln wollte?
“Mit dem Einzug der AfD in den Bundestag wird vor allem eines deutlich: Die Einbettung des rechten Spektrums im „bürgerlichen Lager“ tat der politischen Kultur dieses Landes weitaus besser, als die schulterzuckende Ausgliederung in ein Sammelbecken freier Radikaler. Wer die Ränder rechts wie links nicht im eigenen Lager hält, muss damit leben, dass die Ausgestoßenen alle Tabus herunterreißen. Und: Enttäuschte Stammwähler, die man einmal verloren hat, kehren selten zurück und werden ihre neue Freiheit auch in Zukunft genießen…” Prima, genau wie das mit der Inklusion !!
Erzählen Sie das mal Ihren linken Kumpels. Und vergessen Sie nicht denen Ihren, von mir leicht getunten Satz um die Ohren zu hauen: “Kurz: Es ist erlaubt, links zu sein, solange man sich auf dem Boden des Grundgesetzes bewegt und die rechtsstaatlich-demokratische Ordnung nicht aggressiv-kämpferisch bedroht.” Vor allem den linken Terroristen muss mal klar gemacht werden, dass sie auf inakzeptablem Grund stehen.
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