Gastautor / 06.08.2016 / 06:15 / Foto: katsrcool / 33 / Seite ausdrucken

Alles so schön bunt hier: Realitätsverweigerung und ihre Folgen

Von Alexander Meschnig.                                                                                                                                                                         

I. Unverständnis und Wut. Inzwischen weiß ich nicht mehr, was mich wütender macht: die immer selben Ausflüchte und Beileidsbekundungen der politisch Verantwortlichen; die Arroganz derjenigen, die in jedem Punkt seit September 2015 unrecht hatten; die Rolle der Leitmedien, die sich weiter als Erziehungsinstanzen der Uneinsichtigen sehen; die Dummheit der Welcome-Schreier und Weltenretter oder die Naivität einer großen Zahl an Menschen, die immer noch glauben, nicht Attentate wie in Nizza, Ansbach oder Würzburg wären die größte Gefahr für unsere gesellschaftliche Ordnung, sondern PEGIDA, die AFD und die Instrumentalisierung der Ereignisse durch die „Rechten“.

Viele von uns wissen oder ahnen zumindest, dass das, was in den vergangenen Wochen und Monaten passiert ist, nur ein Anfang ist. Unser Leben hat sich durch die quasi absolutistisch verordnete Willkommenskultur bereits verändert und wird sich weiter ändern. Niemand mag vorherzusagen, wann und wo das nächste Attentat, die nächste Massenschlägerei zwischen sogenannten Schutzsuchenden, der nächste sexuelle Übergriff auf Frauen oder die inzwischen alltägliche Gewalt im öffentlichen Raum geschehen wird. Erinnern wir uns, wie jeder Zusammenhang von Flüchtlingen und Terror beziehungsweise Kriminalität vehement bestritten, wie uns die Massenimmigration aus rückständigen und tribalistischen Kulturen als Chance für den demografischen Wandel und als positiver Faktor für den Arbeitsmarkt verkauft wurde. Wir bekamen „Menschen geschenkt“ und die Willkommenskultur wurde als der „beste Schutz vor Terroristen“ ausgerufen (Katrin Göring-Eckardt). Wer das nicht glauben wollte, war ein unverbesserlicher Reaktionär und Teil von Dunkeldeutschland.

Der geradezu hysterische Hinweis des linksgrünen Milieus auf die Vorzüge der bunten Gesellschaft ist spätestens durch die Ereignisse des letzten Jahres obsolet. Die Kritiker der Merkel’schen Nichtpolitik haben Recht behalten, dürfen sich aber weiter von hilflosen Obermoralisten diffamieren lassen, neuerdings auch von der Maas‘schen Gedankenpolizei. Eigentlich ist es unglaublich, dass die für die aktuelle Situation politisch Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen und es voraussichtlich auch niemals werden. Im Gegenteil: sie machen weiter wie bisher und werden wohl 2017, alles andere wäre eine Überraschung, erneut gewählt. Merkels „Wir schaffen das“ bleibt so das (drohende) Mantra der nächsten Jahre. Der Souverän und Wähler will es offensichtlich nicht anders.

Realitätsverweigerung mit pathologischem Charakter

In einem früheren Essay auf der Achse hatte ich nach den psychologischen und religiösen Gründen für die eigene Selbstzerstörung gefragt und sie, verkürzt gesprochen, in einer abstrakten Hypermoral verortet, Ausdruck für eine metaphysische Größe: die eigene und kollektive Schuld, die nun, angesichts des Zustroms der Opfer und Benachteiligten der Erde, abgegolten werden kann. Die Heiligsprechung alles Fremden und die Chance, mit der grenzenlosen Aufnahme aller Beladenen und Benachteiligten, die historischen Verbrechen des Westens (Kapitalismus, Kolonialismus, Faschismus) endlich zu sühnen, sprich: erlöst zu werden, bleiben meines Erachtens wichtige psychische Faktoren für ein Verständnis der aktuellen Situation.

Je mehr ich aber nachdenke desto mehr komme ich zum Schluss, dass die insbesondere bei den politischen und medialen Eliten herrschende Realitätsverweigerung mit ihrem geradezu pathologischen Charakter genauer betrachtet werden muss. Ich glaube nicht an ein vorsätzliches Handeln einer Gruppe die mit einem lange vorbereiteten Plan Europa zerstören will da man hier schnell in das Feld von Verschwörungstheorien gerät. Sind es nicht vielmehr Unwissenheit, Gedankenlosigkeit, die schiere Angst, die Dinge an ihr Ende zu denken, Selbstbetrug, eine mentale Schwäche, die Unfähigkeit zu handeln (nach Hannah Arendt das Wesen der Politik) oder einfach schlichte Dummheit, die die Hauptrollen in diesem historischen Drama spielen, das vor unser aller Augen aufgeführt wird?

II. Wunsch und Wirklichkeit. Die traditionelle Linke war seit der französischen Revolution auf universale Kategorien ausgerichtet: Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit. Spätestens mit dem Fall der realsozialistischen Länder ist der „Internationalismus“ der Linken auf eine emotionale Solidarität mit den „Opfern“ der kapitalistischen, westlichen Welt gerichtet. Abstrakte und allgemeine Leerformeln wie „No Border“ oder „Kein Mensch ist illegal“ sind Ausdruck für eine rein ästhetische Haltung zur Welt, die im allgemeinen politisch harmlos, aber in der aktuellen Krisensituation Bedeutung bekommt, insbesondere da die oberste Staatsführung in diesen Tenor einstimmte.

Die Orientierung an der Wirklichkeitgilt als ein Zeichen für allgemeine „Menschenfeindlichkeit“

Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel schrieb, die Wirklichkeit sei gegenüber dem Wunsch das, was tatsächlich gegeben sei. Es scheint, als ob die Orientierung an der Wirklichkeit heute ein Zeichen für allgemeine „Menschenfeindlichkeit“ und blankem Zynismus geworden ist. Der Gesinnungsethiker darf jederzeit unerfüllbare Maximalforderungen und abstrakte Ideale wie eine Monstranz vor sich her tragen. Der abwägend Denkende, der die Möglichkeiten an der Realität abgleicht, wird zum Unmenschen erklärt, zum Schuldigen an Ertrunkenen und Leichenbergen.

Alle Fragen, etwa die nach den konkreten und längerfristigen Folgen einer unbegrenzten Einwanderungspolitik wurden so von Beginn an als nicht zulässig abgeschmettert. Aber wer beispielsweise die Benennung der Herkunft der Täter in Köln oder anderswo für Rassismus hält, kann im politischen Diskurs nicht ernst genommen werden. Der Hass auf den Überbringer der schlechten Botschaft kannte kaum eine Grenze, wie umgekehrt die „Fernstenliebe“ (Nietzsche) ungeahnte Höhen erreichte.

Im Prinzip geht es den Akteuren eines abstrakten Wunschdenkens immer darum, eine verhasste Gegenwart oder das herrschende System durch eine glorreiche Zukunft, hier die multikulturelle Gesellschaft, zu ersetzen. Dass solche Ideale am häufigsten bei Leuten verbreitet sind, die jenseits der normalen Lebensrealitäten stehen, sich allen anderen moralisch überlegen fühlen und in der Regel am weitesten von den mit der Masseneinwanderung einhergehenden sozialen und lebensweltlichen Verwerfungen entfernt sind, mag nicht wirklich zu überraschen. Diese Haltung war so lange ungefährlich für die Allgemeinheit, solange relativ krisenfreie Zeiten existierten.

Friedrich Nietzsche hat in seiner autobiografischen Schrift Ecce homo, 1908 posthum erschienen, als einer der ersten im „guten Menschen“ eine Gefahr gesehen: „Die Existenz-Bedingung der Guten ist die Lüge –: anders ausgedrückt, das Nicht-sehn-wollen um jeden Preis, wie im Grunde die Realität beschaffen ist. (…) In diesem Sinne nennt Zarathustra die Guten bald ‚die letzten Menschen‘, bald den ‚Anfang vom Ende‘; vor Allem empfindet er sie als die schädlichste Art Mensch, weil sie ebenso auf Kosten der Wahrheit als auf Kosten der Zukunft ihre Existenz durchsetzen. (…) Die Guten – die waren immer der Anfang vom Ende.“

„Nichts charakterisiert den Westen besser als die Abscheu vor dem Westen“

Die Schwäche der westlichen Welt stammt im Wesentlichen aus ihr selbst, aus dem Hass, insbesondere der Intellektuellen, gegen die eigene Gesellschaft und auf alles, was sie hervorgebracht hat, obwohl man selbst am meisten von ihr profitiert. Ein Paradoxon, dass der französische Soziologe Pascal Bruckner in seinem Buch Der Schuldkomplex auf die einfache Formel bringt: „Nichts charakterisiert den Westen besser als die Abscheu vor dem Westen.“

Der vorherrschende Kulturrelativismus verhindert eine analytische und nüchterne Betrachtung der realen Probleme. Keiner der politisch Verantwortlichen, keiner der Bahnhofsklatscher, will sich ernsthaft mit den Eigenschaften fremder Kulturen auseinandersetzen. Vollkommen naiv wird davon ausgegangen, dass entweder alle Menschen dieselben Wertsysteme haben oder unsere Werte derart anziehend sind, dass sie quasi automatisch von allen anderen übernommen werden. Das ist nicht nur, wie die Geschichte der Integration muslimischer Minderheiten in Europa zeigt, dumm, sondern auch gefährlich.

Man könnte sich einmal die einfache Frage stellen, warum ein junger Afghane oder Iraker, in tribalistischen Strukturen und einem patriarchalen Weltbild sozialisiert, so begierig darauf sein soll, unsere westlichen Werte wie Disziplin, Ordnung, Gleichberechtigung und so weiter zu übernehmen. Ist ein Job bei Lidl an der Kassa oder im Lager beim örtlichen Baumarkt wirklich ein ausreichender Anreiz dafür seine Weltbild zu ändern? Gibt es überhaupt eine Aussicht darauf, dass ein 20jähriger, dem man Lesen und Schreiben in einer fremden Sprache beibringen muss, jemals erwerbstätig und nicht lebenslang von staatlicher Alimentierung abhängig sein wird?

Alle vorliegenden Untersuchungen in europäischen Ländern zeigen, dass von der Masse der Zuwanderer selbst diejenigen mit dem besten Willen nur nach vielen Jahren auf dem Arbeitsmarkt einsetzbar sind. Konsequenzen aus diesen vorhandenen Erkenntnissen: keine. Ein überwiegender Anteil der 2015 nach Deutschland Gekommenen wird so mit ziemlicher Sicherheit lebenslänglich von staatlicher Alimentierung abhängig sein.

Die gegenwärtige Utopie trägt in ihrem Kern einen Erziehungstotalitarismus in sich

Wer die Wunschträume der „edlen Seelen“ in Frage stellt, auf die Friktionen der Realität verweist, auf massive Probleme und Überforderungen bei denjenigen, die das alles ausbaden müssen (Polizisten, Sozialamtsbedienstete, Sozialarbeiter, Security-Leute etc.), gilt schnell als „Rechter“, zumindest aber als Feind einer Utopie, die in ihrem Kern einen Erziehungstotalitarismus in sich trägt. Dabei macht man auch vor absurden Aufklärungsoffensiven nicht halt: Die Piktogramme, die männlichen Flüchtlingen im Schwimmbad erklären sollen, dass man Mädchen und Frauen nicht einfach anfassen darf oder die Verteilung des Grundgesetzes in Arabisch, sind rührende Versuche unsere Werte auf „pädagogische Weise“ zu vermitteln um „kulturellen Missverständnissen“ vorzubeugen. Der Erfolg solcher Maßnahmen lässt, wie die Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate eindringlich zeigen, nicht gerade Optimismus aufkommen.

Sich einzugestehen, dass die eigenen Wunschträume an der Realität der Masseneinwanderung scheitern ist sicher nicht leicht. Man merkt das an den mentalen Rückzugsgefechten und an der immer absurder werdenden Verteidigung des eigenen Weltbildes, aktuell in der aggressiven, an totalitäre Systeme erinnernden Zensur durch staatlich ernannte Gesinnungsschnüfflerinnen. Eine McCarthy-Ära im linken Gewande ist bereits Wirklichkeit geworden. Ein ähnliches Festhalten an überkommenen Überzeugungen und die Weigerung die Realität anzuerkennen haben wir gegen Ende der kommunistischen Systeme schon einmal gesehen. Es gilt aber auch heute der berühmte Ausspruch von Ayn Rand: „Du kannst die Realität ignorieren, aber du kannst die Konsequenzen die dadurch entstehen, dass du die Realität ignorierst, nicht ignorieren."

III. Wir werden nicht dieselben bleiben. Das Erstaunlichste und Fatale des letzten Jahres ist, dass ein von allen Realitäten abgelöstes Handeln, ein infantiles Wunschdenken, politisch hegemonial geworden ist. Es ist die Richtschnur einer Regierung, die flankiert von praktisch allen öffentlich-rechtlichen Medien, in einer Traumwelt lebt. Spätere Historiker werden vielleicht beantworten können wie eine marginale Position, die bis vor kurzem nur im linksextremen Sektor eine Rolle spielte, zur Staatsdoktrin wurde. Man höre sich nur einmal ältere Reden von Angela Merkel oder Positionen der CDU zur Einwanderung vor 10 Jahren an. Diese Volte um 180 Grad sucht ihresgleichen.

Wir erleben eine gedankliche und praktische Tabuisierung von Handlungsmöglichkeiten

Gefährlich ist die politische Konstellation heute deshalb, weil sie eine gedankliche und praktische Tabuisierung von Handlungsmöglichkeiten unter Einsatz von Machtmitteln bedeutet. Die gegenwärtigen Probleme sind eine ununterbrochene Folge von aufgeschobenen Entscheidungen, die durch alle möglichen rhetorischen Wendungen als legitim, notwendig, menschlich und alternativlos erklärt wurden. Die Lage verschärft sich aber mit jedem Tag und ist in meinen Augen bereits seit längerem nicht mehr kontrollierbar. Die Ereignisse der letzten Wochen sind nur ein Fanal auf das, was folgen wird.

Auch hier würde es genügen einmal in Ruhe nachzudenken. Denn die Angriffe auf die europäische Gesellschaft gehen nicht nur von einer Handvoll islamistischer Terroristen aus, sondern sind wesentlich umfassender. Ein bindungsloses und perspektivloses Milieu, außerhalb unserer verbindlichen Werte und Normen, durch Kriminalität und Gewalt gekennzeichnet, kann jederzeit (siehe Nizza oder Paris) einen terroristischen Akt hervorbringen. Inwieweit der Islamismus hier eine wichtige Rolle spielt, mag im Detail dahingestellt sein, er liefert aber zumindest die ideologische Begründung und ist der Motor für eine Radikalisierung der Täter.

Die Tatsache, dass die meisten der zumeist arabischen Attentäter mitten in Europa aufgewachsen und sozialisiert, aber niemals Teil der Gesellschaft wurden, zeigt worin die größte Gefahr für uns alle besteht: In der weiteren Reproduktion von Milieus, die keinerlei Bindung an den Staat haben, keine Loyalität, außer zu ihren familiären Kreisen, noch eine Einsicht in die Grundlagen unseres Gemeinwesens, das auf Traditionen und Werten aufbaut, die nicht ohne weiteres in einem zehnstündigen Integrationskurs vermittelt werden können. Genau diese Milieus holen wir aber seit über einem Jahr unkontrolliert in das Land.

Am Ende wird es keine Alternative zum Schließen der Grenzen geben. Es gibt kein Menschenrecht darauf, in Deutschland zu leben und hier finanziert zu werden. Die Abschaffung aller finanziellen Anreize nach Deutschland zu kommen, wird ein weiterer notwendiger Schritt sein. Wahrscheinlich wird es lange dauern, bis diese einfachen Wahrheiten sich durchsetzen. Vielleicht wird es auch zu spät sein. Aber es liegt auf der Hand, dass es keinen anderen Ausweg gibt.

Der Begriff des Feindes darf in unserer Welt nicht vorkommen

Die Integration von 100.000en, wenn nicht Millionen junger Männer, das Bereitstellen von genügend Arbeitsplätzen, Wohnungen, Konsummöglichkeiten, ist unmöglich. Ebenso sind die laut verkündeten Abschiebungen in den notwendigen Größenordnungen, selbst wenn ein politischer Wille vorhanden wäre, unrealistisch. Dasselbe gilt für die europäische Quotenlösung. Weder gibt es dafür ausreichend Mittel oder Personal, noch die Bereitschaft der anderen EU-Länder. Auch die dramatische Verschiebung der Geschlechter- und Alterskohorten durch den Zustrom junger Männer ist (noch) kein öffentliches Thema.

Niemand kann prognostizieren was geschehen wird, auch wenn manche Szenarien wahrscheinlich sind. Der Politikwissenschaftler Michael Ley spricht von der „kommenden Revolte“ und vermutet kulturelle und politische Auseinandersetzungen zwischen Teilen der deutschen Gesellschaft und den islamischen Parallelgesellschaften. Tatsache ist jedenfalls, dass wir uns in einer Art Vorstufe eines lange andauernden Konflikts befinden. Ob man das, wie manche Analytiker, Bürgerkrieg nennen will, einen Angriff auf unsere Werte, Terrorismus oder bereits Krieg, ist ein rein semantisches Problem.

Sehr lange haben wir in einer Zone des Friedens, der Sicherheit und des allgemeinen Wohlstandes gelebt. Wir haben darüber „vergessen“ dass das nicht der historische Normalzustand ist. Der amerikanische Geschichtsphilosoph Lee Harris weist in seinem Buch „Civilization and it‘s Enemies“ eindringlich darauf hin, dass wir eine geschichtlich essentielle Kategorie verdrängt haben: die des Feindes. Der Leser wird an dieser Stelle sicher einhalten, denn der Begriff des Feindes darf in unserer Welt nicht vorkommen, er ist des Bellizismus verdächtig und widerspricht den Normen der bürgerlichen Welt. Es spielt aber keine Rolle, ob wir diesen Begriff für statthaft halten, denn „it is the enemy who defines us as his enemy, and in making this definition he changes us and changes us wether we like it or not. We cannot be the same after we have been defined as an enemy as we were before.”

Das mag mit die am schwersten zu akzeptierende Tatsache sein. Jede und jeder von uns kann an sich selbst beobachten wie seine Einstellungen und Gefühle sich täglich ändern. Die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit und das Vertrauen in eine stabile und sichere Welt, das was lange unseren Alltag definierte, ist endgültig vorbei. Wir werden lernen müssen damit umzugehen.

Literatur:

Pascale Bruckner: Der Schuldkomplex. Vom Nutzen und Nachteil der Geschichte für Europa, Pantheon 2008

Lee Harris: Civilization and it’s Enemies. The next Stage of History, Free Press 2004

Michael Ley: Die kommende Revolte, Wilhelm Fink 2012

Friedrich Nietzsche: Ecce Homo – Wie man wird, was man ist, Anaconda 2007

Dr. Alexander Meschnig ist Psychologe, Politikwissenschafter und Publizist. Er lebt seit Anfang der 90er Jahre in Berlin.

Foto: katsrcool Flickr CC BY 2.0 via Wikimedia

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Andreas Rochow / 06.08.2016

Bei der Lektüre dieses anspruchsvollen Denkstoffs zur Lage der Nation habe ich weitgehende Übereinstimmung mit der eigenen Analyse des unerhörten Regierunsversagens entdeckt. Nur bei dem Versuch einer Erklärung, weshalb Regierung und Parlament so und nicht anders handeln inkl. des Vermeidens der Nähe zu Verschwörungstheorien, halte ich weitere Erwägungen für durchaus angemessen. Merkel ist nicht dumm. Sie ist als atemberaubende Machtpolitikerin bekannt und hat wesentliche ideologisch emotionalisierbare Themen von Linksgrün übernommen und damit ihre Opposition entschärft. Ich bin der Überzeugung, dass Merkel inhaltlich einem Konzept anhängt, das das Land und seine Bevölkerung tiefgreifend verändern soll. Dass sie ein Problem mit schwarz-rot-gold hat und nationale Grenzen ablehnt, grenzenlose und unbegrenzt Migranten willkommen heißt und unkontrollierte Masseneinwanderung weiter “schaffen” will, spricht für einen Plan, den sie angeblich nicht hat. Dass ihr Vorgehen immer weniger mit Demokratie zu tun hat, dass ihr Bundeskanzlerinamt über die Medien die Information, die Sprache und das Denken der Deutschen kontrolliert und inzwischen laut darüber nachgedacht wird, durch eine Grundgesetzänderung die Bundeswehr auch im eigenen Land einsetzen zu können, ist alles andere als gemütlich und deutet auf die Ernsthaftigkeit des Planes hin. Aktueller Höhepunkt ist das Outsourcing des vermeintlichen Kampfes gegen Rechts und die Schaffung einer Denunziationswelle gegen Kritiker, die kurzerhand zu Hetzern und Rechtsradikalen erklärt werden. Nennen wir Merkels Projekt vorsichtig einen “Umbau” im Sinne der “Großen Transformation” ihres langjährigen Beraters, Prof. Schelnhuber, Chefdes Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, kann einem kaum eine Verschwörungstheorie unterstellt werden. Das gleichnahmige Gutachten empfiehlt so dramatische Eingriffe in die Freiheit der Bürger - freilich als Weltrettungsmaßnahmen erklärt! - dass es nicht verwundert, dass darüber kaum öffentlich gesprochen wird.

Gunther Bartelt / 06.08.2016

Jeder Satz trifft ins Schwarze. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Und doch wird NICHTS geschehen (von Politik und Medien) - bis der Konflikt zum Bürgerkrieg eskaliert. Ich mache mir keine Illusionen, wie die Sache ausgeht: Wir “Ungläubigen” werden unterliegen. Ich muss wohl nicht erwähnen, wie man vor hundert Jahren (I. Weltkrieg) mit den Verantwortlichen umgegangen wäre. Dass sie heute wieder und wieder gewählt werden, sagt einiges über den deutschen Wähler aus. Jeder hat die Regierung, die er verdient - und die Deutschen wollen offenbar den Untergang. Ich bin zu alt, um noch zu kämpfen. Darum werde ich wohl oder übel auswandern (müssen)...

Frank Bauman / 06.08.2016

Bravo, eine gelungene Analyse! Allerdings gehe ich in zwei Punkten nicht konform: 1) “Am Ende wird es keine Alternative zum Schließen der Grenzen geben.”  Nicht, solange hier keine erdrutschartige Veränderung der politischen Landschaft erfolgt. Und diese wird es nicht geben, eine Mehrheit der Bevölkerung unterstützt den aktuellen Kurs. Und viele derjenigen, die tatsächlich leise Zweifel beschleichen, werden alles tun, um nicht in die “Fänge von Rechtspopulisten” zu geraten, also wählen wie bisher.  2) “Ich glaube nicht an ein vorsätzliches Handeln einer Gruppe die mit einem lange vorbereiteten Plan Europa zerstören will da man hier schnell in das Feld von Verschwörungstheorien gerät.” Es geht nicht um eine Zerstörung Europas, sondern um dessen Umgestaltung und Neuordnung. Dieses hat aber natürlich die Zerstörung des Europas zur Folge, in dem wir in den letzten 60 Jahren gelebt haben. Früher hielt ich dies auch für eine wirre Verschwörungstheorie und habe derartige Aussagen moralisch überlegen mit einem Lächeln quittiert. Leider habe ich in den letzten Jahrzehnten sehr viel gelesen, die Informationen sind vorhanden, werden aber weder auf einem Silberteller, noch in einer Bestsellerliste präsentiert. In der deutschen 70er Jahre Verfilmung von Lack Londons “Der Seewolf”, sagt Wolf Larsen sinngemäß: “Der größte Fehler meines Lebens war, daß ich je ein Buch angefaßt habe.” Dem muß ich mittlerweile zustimmen.

A.Hiermeier / 06.08.2016

Diesen Text möchte man am liebsten ausdrucken und auf der Straße an Passanten verteilen! Danke für diese klare und schnörkellose Einordnung!

Rainer Thesen / 06.08.2016

Ich habe noch nie eine so präzise, prägnante und wegen ihrer Kürze auch das Gedächtnis nicht überfordernde Analyse gelesen, wie diese. Mein Wunsch ist, daß dieser Artikel weiteste Verbreitung findet! Vielleicht kapiert’s dann endlich auch die Politik!

Wolf D Höfermann / 06.08.2016

Sehr geehrter Herr Meschnig, gerade fand ich Ihre Arbeit: las sie, fühlte mich bestätigt und bereichert, Zeile um Zeile, Wort für Wort! Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Gedanken, für diesen Lichtblick in einer Zeit, die uns schaudern macht! Mit freundlichen Grüßen aus Norddeutschland, Wolf D.

Stephan Martin / 06.08.2016

Lieber Herr Dr. Meschnig, gerne möchte ich Ihren Artikel an 2 Stellen kommentieren. “Je mehr ich aber nachdenke desto mehr komme ich zum Schluss, dass die insbesondere bei den politischen und medialen Eliten herrschende Realitätsverweigerung mit ihrem geradezu pathologischen Charakter genauer betrachtet werden muss. Ich glaube nicht an ein vorsätzliches Handeln einer Gruppe die mit einem lange vorbereiteten Plan Europa zerstören will da man hier schnell in das Feld von Verschwörungstheorien gerät. “ Sie unterstellen in den Artikeln, die ich bislang von Ihnen gelesen habe, dass Politiker Menschen seien, die mit einem gewissen Anliegen in die Politik gehen. Das sollte so sein, stimmt aber in der Regel nicht. Systeme, die ein gewisse Größe überschreiten, entwickeln eine Eigendynamik. In Bezug auf unsere politische Parteien und auch in Bezug auf unsere Verwaltungen heißt dies, dass sie sich von den Anliegen entkoppeln. Anliegen werden ja von Menschen eingebracht. Sich damit zu beschäftigen ist aber mühsam und stört die Abläufe. Daher ist es besser, die Inhalte werden von Meinungsforschern definiert. Schließlich strebt das System ja nach Größe und so bekommt man mit einem Minimum an Aufwand die abgesicherte Chance auf ein Maximum an Volumen. Was ist für Parteien ein Volumen? Es ist das Produkt aus Funktionsträgern x Einkommen. - Eine Zunahme an Wählerstimmen erzeugt Volumen. - Eine Abnahme von Wählerstimmen für andere Parteien erzeugt eine Zunahme von Volumen. - Eine Erhöhung der Komplexität unserer politischen und Verwaltungsstrukturen schafft mehr Funktionen, also mehr Volumen. - Eine Erhöhung der Zahl der Gesetze, Verordnungen und Verträge erhöht der Verhandlungs-, Gesetzgebungs- und Überwachungsbedarf, schafft also Volumen. - Eine Bedienung der Lobbyverbände schafft Gegenleistungen (Posten, Vortragswesen etc.), also Volumen. Parteien werden wie Unternehmen geführt. Verwaltungen, Stiftungen und Vereine sind so etwas wie konzernverbundene Unternehmen. Eine Strategie zur Optimierung dieses Funktionskreislaufs ist die Forderung der Herabsetzung des Wahlalters, weil man so mehr junge, noch wenig ausgebildete Menschen für die eigenen Zwecke einsetzten kann. Deshalb werden die politischen Inhalte aller Parteien tendenziell im linksidealistischen Feld gesetzt. Ich war als junger Mensch auch links eingestellt. Das gehört sich so. Der Nachschub an politischen und verwaltungstechnischen Funktionsmenschen wird aus Parteijugendorganisationen sicher gestellt. Der Parteinachwuchs schafft ein Reservoir für Funktionsträger, also für künftiges Volumen. Unfertige Menschen werden in die Systemmaschine hineingedrückt und dort geformt.  Diesen Menschen wird bereits ganz früh beigebracht, dass es auf Anliegen gar nicht ankommt. Sie lernen, - Inhalte ohne Substanz zu transportieren, - politische Gegner zu diffamieren, - Geschäftsordnungen und Öffentlichkeitsarbeit zu ihrem Nutzen einzusetzen, - dass opportunistisches Verhalten belohnt und selbstständiges Denken bestraft wird. Der Parteijugendnachwuchs wird geködert über Ämter und Funktionen, sowie die Möglichkeit, ihre Beiträge vor Publikum und Medien zum Besten zu geben. Ihnen wird suggeriert, sie seien wichtig. Gebraucht werden und wichtig sein will schließlich jeder. Die Zahl von Menschen, die sich selbstständig zu denkenden und handelnden Wesen entwickeln, wird gleichzeitig minimiert. Daneben erfolgt die Verunglimpfung von alten Menschen als selbstsüchtig und den jungen gegenüber illoyal. So werden Menschen, die in Ihrem Leben schon einiges gesehen haben, und ruhig und ausgewogen urteilen können, aus dem politischen Verkehr hinausgedrückt. Respekt vor dem Alter stört die politische Systemmaschine so sehr, das diese nach Möglichkeit aussortiert werden. Wo Bürger oder Journalisten lästige Fragen stellen, werden sie zunehmend von Politik und Verwaltung beschimpft. Nicht nur Bürgerinitiativen können ein Lied davon singen. Selbst Parteien und Parteimitglieder untereinander sind davon betroffen. Der Satz “Ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen.” ist zum geflügelten Wort geworden. Unsere Politprofis sind der eigentliche Gegner unseres Landes. - - - “Die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit und das Vertrauen in eine stabile und sichere Welt, das was lange unseren Alltag definierte, ist endgültig vorbei. Wir werden lernen müssen damit umzugehen.” Wir haben seit 50 Jahren mehr Menschen auf dieser Erde, als diese nachhaltig tragen kann und immer noch keinen Plan, wie wir das ändern wollen. Eine Zielvorstellung, wie wir in 50, 500 oder 5000 Jahren leben wollen, ist nicht entwickelt worden. Wir brauchen einen Systemwechsel sofort, sonst fliegt uns alles um die Ohren! Welche Rolle ist Deutschland bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben zugedacht? Wo in dieser Welt wird Neues erdacht in Forschung, Technik, Umwelt, Kunst, Politik und Landwirtschaft? Alle, die denken und handeln können, müssen Ihre ganze Kraft für eine tiefgreifende Korrektur unseres Gesellschaftssystems einsetzen. Schließen wir uns zusammen! JETZT! Herzlichst Ihr Stephan Martin

Markus Weidemann / 06.08.2016

Die Vorzüge der bunten Gesellschaft finde ich kleinesfalls obsolet. Den Einfluß fremder Kulturen ist wünschenswert und das nicht nur kulinarisch. Der Zuzug von über 1 Million Menschen aus einer einzigen Kulturgruppe die in Deutschland bereits stark überrepräsentiert ist, führt aber nicht zu einer Bunten Gesellschaft sondern zu Paralellgesellschaften wie sie bereits jetzt zum Beispiel in Duisburg-Marxloh mit Schrecken zu erkennen ist.  Ich empfehle den Wilkommenskulturbeuteln dort mal einen Wochenendspaziergang mit der Familie zu machen. Wir brauchen ein Gesetz, daß es uns ermöglicht die Buntheit die wir wollen auch zu erreichen und das mit qualifizierten, motivierten, offenen Menschen die eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sind und nicht für Parallelgesellschaften.

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