Thomas Baader, Gastautor / 14.10.2018 / 14:00 / 26 / Seite ausdrucken

Alles so schön bunt hier

Einen Tag nach der in den gestrigen Abend-Nachrichten gefeierten  #unteilbar-Demo stellt sich allmählich heraus, wer unter dieser Flagge so alles mitmarschierte. Ein paar Fundstücke:

rbb.24.de

An der #Unteilbar-Demonstration nimmt auch der Zentralrat der Muslime teil. In dem Verband sind Moscheevereine organisiert, die Islamisten und türkischen Nationalisten nahestehen. Liberale Muslime distanzieren sich deshalb von dem Protest.

Ruhrbarone.de:

Schaut man sich die Unterstützer- und Unterzeichner-Liste an, werden leider einige Befürchtungen wahr, die man sich im stillen Kämmerlein nicht wirklich herbei gesehnt hat. So finden wir dort Kerem Schamberger, der die Antisemitin Ahed Tamimi auf seiner Facebook-Seite nach ihrer Entlassung aus einem israelischen Gefängnis, mit Willkommensglückwünschen begrüßt hat. Natürlich darf ebenfalls Kübra Gümüsay nicht fehlen, deren schwierige Haltung zu legalistisch-islamistischen Gruppierungen wie Milli Görüs oder der faschistischen AKP bis heute ungeklärt ist, nachdem sie sich in der Vergangenheit diesbezüglich nicht gerade negativ geäußert hatte. Auch die Salaam-Schalom-Initiative mit einem überpräsenten Armin Langer, für den „Muslime die neuen Juden sind“, ist umstritten. [...] In diesem Kontext frage ich mich natürlich auch, wie LGBT-Organisationen wie der LSVD, Fußballfans gegen Homophobie oder TransInterQueer (TrIQ) damit umgehen, dass sie am 13. Oktober Schulter an Schulter mit einem Verband marschieren, der Vertreter eines Regimes in seinen Reihen duldet, das Homosexuelle an Baukränen aufhängt.

Freitag.de:

Wesentlich interessanter finde ich allerdings, dass der Zentralrat der Muslime an der Unteilbar-Demonstration teilnimmt. Zu dessen Mitgliedern zählen Moscheevereine, die Islamisten und türkischen Nationalisten nahe stehen; als Beispiele seien hier nur die rechtsextremen Grauen Wölfe, die Muslimbruderschaft und die IGD (Islamische Gemeinde Deutschland) genannt. Weshalb liberale Muslime sich auch von der Unteilbar-Demo distanzieren. Ali Ertan Toprak etwa, der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschlandsagt auf rbb, dass er seine Teilnahme abgesagt habe, nachdem er einen Blick auf die Unterstützerliste geworfen habe. "Wenn ich da mitmachen würde, würde ich meine Prinzipien verraten", wird er zitiert. Die IGD ist vom Bundesverfassungsschutz als islamistische Vereinigung eingestuft worden, die einen Zweig der ägyptischen Muslimbruderschaft darstellt. An der Unteilbar-Kundgebung teilzunehmen hieße, zusammen mit migrantischen Rechten gegen deutsche Rechte zu marschieren, so Ali Ertan Toprak: "Die Linksliberalen gehen mit diesen Vereinen unkritisch und inkonsequent um. Sie verbünden sich mit den Falschen." Auch Seyran Ates will der Demonstration fernbleiben, weil sie sich vom Zentralrat der Muslime nicht vertreten sieht. [...] Nicht zuletzt die Gruppe Ehrlos statt wehrlos boykottiert die Unteilbar-Demo. Das Bündnis gegen Neuköllner Unzumutbarkeiten engagiert sich gegen homo- und transphobe Übergriffe.

berliner-kurier.de:

Unmittelbar vor Beginn der Großdemonstration gegen Rassismus am Samstag in der Hauptstadt hatte die Berliner CDU deren Veranstalter deutlich kritisiert und ihre Unterstützung der "#Unteilbar"-Aktion verwehrt. Das unterstrich Generalsekretär Stefan Evers zum Auftakt eines CDU-Parteitags in Friedrichshain. Anmelder der Demo unter dem Motto „#unteilbar“ sei ein Anwalt der „Roten Hilfe“, also einer Organisation, die „linksextremistische Verbrecher“ unterstütze, so Evers. Zudem werde die Aktion mitgetragen „von vielen anderen dubiosen Organisationen“. 

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Dr.H.Böttger / 14.10.2018

Nötig ist eine Warnliste vor allen beteiligten Organisationen, Aufrufern, Unterstützern. Die Finanzierung muss aufgeklärt werden. Welche Steuermittel und sonstigen Mitgliedsbeiträge, GEZ-Zwangsgebühren z.B. sind missbräuchlich geflossen?

klaus Blankenhagel / 14.10.2018

In den Staaten werden solche Demonstraten, so es gegen Trump geht, an alle moeglichen Orte per Bus mit 50$ Handgeld ausstaffiert, hingekarrt. Befragungen kritischer Journos warum sie hier demonstrieren, i dont now. Und die Dollars kommen von Al Shapiro, den Deokraten und natuerlich Soros.

Sabine Drewes / 14.10.2018

Ja, ich weiß, wir schreiben das Jahr 2018. Ich weiß auch, dass Deutschland vor achtundzwanzig Jahren seine staatliche Einheit in Freiheit wiederfand. Trotzdem, wenn ich das Wort „unteilbar“ lese, denke ich an erster, zweiter und dritter Stelle an: unteilbares Deutschland. Der heutige Slogan #Unteilbar steht aber in Wahrheit für das Gegenteil: für eine weitere Spaltung der Gesellschaft in Deutschland. Um berechtigte Anliegen der Deutschen selbst, noch dazu in ihrem eigenen Land, geht es schon gar nicht. Was sagt das über die Leute aus, die diese Demos „supertoll “ finden?!

Horst Jungsbluth / 14.10.2018

Ich habe in meinem ganzen langen Leben noch nie an einer Demonstration teilgenommen, ich würde aber ganz gerne einmal und ich hätte sogar was zu sagen, aber etwas, was die Veranstalter und wohl die meisten Teilnehmer der gestrigen Aufmärsche partout nicht hören wollen. Denn dieser Aufmarsch erinnert eher -wie viele in den letzten Jahrzehnten- an jene in den beiden Diktaturen und nicht etwa daran, dass der demokratische Rechtsstaat gestärkt werden soll. Ich erinnere mich auch noch an die mutigen Demonstranten aus Leipzig im Herbst 1989, die sich gegen die brutale Diktatur sowie die totalen Unfähigkeit der SED gestellt haben und um ihre Gesundheit, ihr Leben und Freiheit fürchten mussten und die von vielen damaligen “Berufsdemonstranten” im Westen keinerlei Unterstützung bekamen. Das Gegenteil war oft der Fall, wie die Stasi-Akten später bewiesen.

Christina S. Richter / 14.10.2018

Das war doch absolut klar, wer da gestern alles in Berlin mitmischte und das Staatsfernsehen brachte die Bilder eifrig unters Volk….Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese unterirdischen Volksmärchenstunden “diejenigen glauben, die schon länger hier leben…”! Es hätte nur noch gefehlt, dass alle Beteiligten mit einem Winkelement an Frau Merkel vorbeimaschieren und sie ruft: Ich liebe Euch doch alle….! Schluss jetzt, Sarkasmus aus denn gleich werden die Wahlergebnisse veröffentlicht…

Peter Groepper / 14.10.2018

ARD und ZDF schildern die Demo ausschließlich in den rosigsten Farben. Das ist Grund genug für mich, sehr skeptisch zu sein!

Peer Beer / 14.10.2018

Die CDU muss sich ja nun wirklich nicht distanzieren,  die unterstützt doch fast sämtliche dubiosen Organisationen mit Steuergeld.

Fritz kolb / 14.10.2018

Und ca. 200.000 sog. Demonstranten lassen sich mit ein paar Phrasen zu Deppen machen. Von durchaus interressengeleiteten Muslimen, Gewerkschaftsfaschos, grünen Sektenmitgliedern und Kirchenfürsten. Und dem sehr sonderbaren Herrn Maas, der die Veranstaltung supertoll fand. Da wundert mich nicht, daß unsere Königin und ihr Hofstaat immer wieder gewählt wurden. Der Slogan #wir sind mehr ist in Bezug auf den sich damit identifizierenden Personenkreis deshalb intellektuell ziemlich entlarvend.

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