Vielleicht täusche ich mich, aber ist es nicht so, dass es für ungültige Stimmen kein Geld gibt?
Man tut den Politikern einfach Unrecht, wenn man sie immer wieder als inkompetent hinstellt. Tatsächlich sind sie unglaublich weitsichtig. Das Problem der immer geringer werdenden Wahlbeteiligung haben sie schon vor Jahrzehnten vorausgesehen. Die Parteien bekommen pro Stimme einen bestimmten Betrag ausgezahlt, meines Wissens sind es fünf Euro. Pro Stimme? Nein, nicht ganz. Tatsächlich wird hochgerechnet auf alle Wahlberechtigten, so daß der Betrag sich verdoppelt bei 50 Prozent Wahlbeteiligung. Bei 25 Prozent würde er sich vervierfachen. Es sage niemand, Politiker seien dumm.
Geradezu erfrischend Ihre Formulierungen! Allerdings sind wir mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo sanftere Formulierungen den Tatbestand der Verharmlosung erfüllen würden… Aber ich befürchte, das mit den “Verlierern der Geschichte” ist etwas zu optimistisch gedacht. Wen sehen Sie denn als den/die kommenden Gewinner? Ohne Alternative keine Ablösung.
Das etablierte Parteienkartell beansprucht die politische Bühne für sich allein. Die CDU meint im Einklang mit SPD, Linkspartei und Grünen, dass rechts von ihnen kein Platz auf dieser Bühne mehr sei. Folgerichtig sei die AfD rechtsradikal und daher nicht koalitionsfähig. Der Wähler steht erstaunt vor der politischen Bühne und sieht das Gedränge auf der linken Seite, mit hochgehaltenen politischen Phrasen: “Energiewende und Atomausstieg, koste es was es wolle”; “Genderpolitik für alle, auch die nicht wollen”, “Einwanderung für alle, auch wenn sie uns verachten und nur die Hand aufhalten”, “Soziale Wohltaten für Klientel auf Kosten der nächsten Generationen”, “Höhere Steuern für Besserverdienende, auch wenn das längst der Mittelstand ist”, “Demokratieabgabe für ARD und ZDF, auch wenn das nicht mehr weit vom DDR-Fernsehen entfernt ist”, “Maut für Ausländer, auch wenn sie dann am Ende doch vom kleinen Mann bezahlt werden muss”, “Veggiday und Dosenpfand” und was noch alles für sozialistische Beglückungsideen so in den Köpfen der bestalimentierten Politiker schwirren. Die Parteien unterscheiden sich nur noch durch die Farben der Krawatten, ihre politische Korrektheit liegt wie Mehltau über dem Land. Der Wähler sieht auch die leere Mitte und rechte Seite der Bühne. Aber die Politik hat ihn in Einklang mit den Medien dauerberieselt: “Wer AfD wählt, wählt böse Populisten”. Wen soll er denn noch wählen, wenn er begriffen hat, das den politischen Volks-Beglückern demnächst wieder mal das Geld anderer Leute ausgehen wird? Wenn er mit dem Mainstream nicht einverstanden ist? Sein Votum ändert ja ohnehin nichts. Dann bleibt er eben zähneknirschend zu Hause.
So lange die Parteien durch die Millionen Nichtwähler keinerlei Einbußen ihrer Pfründe fürchten müssen - so lange wird sich nichts ändern. Denn selbst wenn nur noch die Kandidaten selbst und ihre sie liebenden Muttis zur Wahl gehen: Es werden trotzdem Tausende von Abgeordneten die Parlamente füllen. Erst wenn die Größe der Parlamente an die Wahlbeteiligung gekoppelt würde - erst dann würden die Parteien geruhen, der Wahlbeteiligung etwas mehr Aufmerksamkeit als ein paar rituell abgesonderte Krokodilstränen am Wahlabend zu widmen.
Eine feinsinnige und bitterwahre Analyse. Bleibt freilich die Frage err die nächsten Eliten sein werden; nach Adel und Parteien -Diktatoren? Meine Phantasie reicht nicht für eine Antwort. Aber Dank noch mal für den Aufsatz. Für derartiges ist offenbar nur noch Platz auf der “Achse des Guten”.
Exzellente, intelligente Analyse der Geschehnisse in Thüringen und Brandenburg. Ausnahmsweise Journalismus der sich auch so nennen darf.
Ich teile viele Ansichten des Autors. Nichtwählen ist legitim. Aber nicht wählen gehen und sonst auch nichts tun ist schon ein Problem. Ich frage mich zum Beispiel, warum die vielen Nichtwähler denn nicht statt dessen demonstrieren gehen oder Bürgerbewegungen und neue Parteien gründen. Fatalismus nützt niemanden.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.