Von Simone Schermann.
Wie geht es einer Jüdin in Deutschland, in dem Gemenge aus Erinnerungswahn und Erlösungswunsch? Eine gecancelte Jüdin, mit ständigen Auswanderungsgedanken nach Israel, berichtet aus dem Inneren der „Gedenkkultur“.
In Deutschland „gedenken“ seit Jahrzehnten Israelhasser der Juden, die von den Vorfahren derselben heutigen Gedenkprofis ermordet oder vertrieben wurden. Der Antisemitismus wurde auf Nachhaltigkeit getrimmt. Generationen werden vom israelhassenden Gedenkgeschäft einer Volkserziehung unterzogen, die zwischen „Israelkritik“ und einem ewigen Schuldkult oszilliert.
Ein altbewehrtes Instrument der Antisemiten feiert seine Renaissance in Deutschland. Es ist die Selektion. Wilhelm Marr, der progressiv und widerständig Denkende, hatte 1879 die antijüdischen Ressentiments aus Politik,mGesellschaft und Kirchen zu einer antisemitischen Ideologie synthetisiert. Sie entsprach dem Zeitgeist des 19. Jahrhunderts und erfreut sich heute wieder großer Beliebtheit.
Wenn ich ein Weltbild habe, das sich nur mit antisemitischen Stereotypen darstellen lässt, ist mein Weltbild antisemitisch.
Kein Mensch unter den Menschen mehr
Bei der „documenta15“ wurde der Hass wieder sichtbar, als dort Bilder gezeigt wurden wie aus dem „Stürmer“. Ausgestellt war die perfektionierte Juden-Selektion. Der Jude als das ewig Fremde, als Ahashver, nie selbstbestimmt, immer fremdbestimmt. Ein raffgieriger Kapitalist mit Reißzähnen und blutunterlaufenen Augen, als das ewig Böse weitestgehend ausgegrenzt, entmenschlicht und öffentlich zur Schau gestellt. Der Israeli wurde sogar als schweinsgesichtiger Klon-Soldat mit Magen David dargestellt, kein Mensch unter den Menschen mehr. Das Schandbild entlarvte Deutschlands obersten Kultur-Bonzen Claudia „BDS“ Roth, die im neudeutschen Antisemitenmorast badet wie Cleopatra in Eselsmilch. Die ungelernte Grüne Roth hat ihre Kernkompetenz erkannt und zum Beruf gemacht. Aus „Kulturministerin“ und Chef-Beauftragte der im Koalitionsvertrag beschworenen „Green Culture“ versorgt sie den links-grün-muslimischen Judenhass in der Kulturbranche mit Steuergeldern und ist Handlangerin von muslimischen Antisemiten aus dem „globalen Süden“.
Seit Mai 2018 bin ich Vorsitzende im Deutsch-Israelischen Arbeitskreises südlicher Oberrhein (DIA-Ettenheim). Am Tag meiner Wahl hatten ortsansässige CDUler, Gedenkexperten und Mitglieder des DIA eine Selektion geplant, nämlich Israel aus dem Vereinsnamen zu tilgen. Einst wurden Juden von einem Nazi aussortiert, heute von dessen CDU-Enkeln der Staat Israel.
Aufgrund meiner „rebellischen Art“, Antizionismus beim Namen zu nennen und meines zionistischen Selbstbewusstseins stellte ich mich diesen Israelfressern klar entgegen. Dies hatte die wahnhaftesten Wünsche und Anfeindungen zur Folge, die auf der Homepage des DIA-Ettenheim nachzulesen sind. Obgleich der Ettenheimer CDU-Bürgermeister in der Lahrer Zeitung vom 11. November 2019 die Hoffnung äußerte, dass „der DIA die Kraft hat, sich selbst zu bereinigen“, blieb ich Vorsitzende und Israel im Vereinsnamen. Juden sind bedrohliche Störfaktoren, wenn sie sich nicht fügen, den Platz einzunehmen, den ihnen der Nichtjude selektiv zuweist.
Die jüdische Sensibilität
Wer in Deutschland seinen jüdischen Stolz lebt anstatt den aufgezwungenen Opferstatus, wird zu Freiwild für das linksgrüne Gift des Judenhasses und für die sofort zuschnappende deutsche Selektion von CDU, SPD und Grünen.
Was aber ist schon die Feindschaft von Gedenkprofi-Israelhassern, verglichen mit Jahren der Intifada, Angst vor Terroranschlägen oder den täglichen Kriegsdrohungen gegen Israel, die das Leben meiner Familie bedrohen?
Alles hat man den europäischen Juden nehmen können, ihren Besitz, ihr Leben, ihre Heimat, ihre Würde, sogar ihre Identität. In diesem Land wurde sukzessive ein staatlich gefördertes Konvertiten-„Judentum“ installiert.
In Freiburg haben diese Funktionäre längst den 9. November gekapert und hauchen die Namen der Deportierten auf dem Platz der Alten Synagoge in ein Mikrofon. Für einen Tag glauben diese inhaltslosen Figuren tatsächlich, Juden zu sein. Als staatlich vollfinanzierte und linientreue Fake-Jews haben sie die wenigen Verbliebenen ersetzt. Diese Juden-Doubles, die Juden spielen für Geld und Prestige, werden noch da sein, wenn wir längst weg sind.
Eines aber können sie uns niemals nehmen, unsere „jüdische Sensibilität.“ Das Gefühl, warum man mit Israel aus tiefstem Herzen solidarisch ist und wieso man gar nicht anders kann.
Gläubige Ostjuden wurden in Pogromen ermordet, im Holocaust zu Millionen vernichtet. Sie fasteten in den ostjüdischen Shtetl am Yom Kippur, obwohl diese „Luftmenschen“, die von Luftgeschäften, also von der Hand in den Mund lebten, als Hausierer, Schuster oder Schneider ihr Leben bestritten. Sie hingen bis zuletzt an ihrer Jüdischkeit und hielten Fastentag selbst in den Lagern noch.
Die „jüdische Sensibilität“ drückt sich in einem spezifischen Wahrnehmungsvermögen aus, ist ein tiefes Grundgefühl und zeigt sich in der Kapazität für das innige Empfinden einer emotionalen Solidarität. Sie ist das Judentum als Schicksalsgemeinschaft, die Identifizierung und Solidarisierung mit Israel, mit der jüdischen Religion, dem jüdischen Volk und dem von Gott gegebenen Land. Sie ist auch etwas Unausgesprochenes, ein empathisches Verständnis und eine ausgeprägte Empfindsamkeit gegenüber jüdischen Angelegenheiten, eine Art emotionelles Bewusstsein und spürbares Gefühl der Zugehörigkeit. Eine jüdische Authentizität, entstanden aus der Tragik ewiger Verfolgung, Flucht, Exil, Diaspora, jüdischem Leid und jüdischer Geschichte. Es ist dos jiddishe gefil (Gefühl), das über Generationen hinweg bis heute Antworten auf Fragen der Nation, Religion, Zionismus, Aufbau und Kampf um den Erhalt jüdischer Heimat oder jüdischer Geistigkeit sucht, aber auch über Bleiben oder Gehen stellt.
Deutschland ist gefühllos und unbarmherzig
Diese Komplexität, man kann es auch Ballast nennen, hat man bereits mit der Muttermilch eingesogen oder mit den traurigen Gebeten eines Vaters, der täglich zu seinem jüdischen Gott betete und seiner ermordeten Familie nachweinte.
Deutschland aber ist gefühllos und unbarmherzig. Unfähig zu trauern und voller Kälte auch gegen die eigenen Kinder. Ein Gedenkspezialist mailte mir voller Stolz den Brief einer Schülerin an die Zeitzeugin Inge Auerbacher.
„Liebe Inge Auerbacher,
ich finde, dass du sehr mutig in den schweren Zeiten warst! Als ich dein Buch gelesen habe, hatte ich das Gefühl, als würde ich selber in der Zeit sein, an vielen Stellen, sind mir sogar Tränen gekommen, manchmal vor Glück und manchmal vor Leid. Es ist ein Wunder, dass du das alles überlebt hast, wir alle sind darüber froh und feiern wie jedes Jahr unseren Inge Auerbacher-Tag. Vielen Dank, dass du für uns an unsere Schule kommst und uns viel lehrst.“
Das Mädchen findet, dass Inge Auerbacher „sehr mutig in den schweren Zeiten war“. Nun, Entrechtung, Enteignung, Deportation, Entmenschlichung, Ermordung und Vergasung, wie auch das Überleben unaussprechlicher Martyrien sind keine „Mutprobe“ gewesen. Der organisierte Massenmord an den Juden wird mit „schweren Zeiten“ auf eine kaum erträgliche Art bagatellisiert. Die Schoah war kein Wagnis, in das man sich „mutig“ hineingetraut hat, bei der sechs Millionen die „Mutprobe“ nicht bestanden haben.
Dieser Brief ist ein Ausdruck von Kindesmissbrauch, der Kinder zu Neurotikern erzieht, indem sie einer Schoah-Überlebenden peinliche Briefe schreiben. Sie und die Zeitzeugen werden für ein rückwärtsgewandtes, opfer- und täteridentifiziertes Gedenken instrumentalisiert.
Ich weiß nicht einmal annähernd, wie sich mein Vater im Todeslager fühlte
„Als ich dein Buch gelesen habe, hatte ich das Gefühl, als würde ich selber in der Zeit sein.“
Dieser Satz ist entscheidend. Die Gedenkszene will also, dass ein Kind sich so fühlt wie ein Jude in der Schoah. Spinnt man den Gedanken weiter, so frage ich, was falsch daran ist, wenn Erwachsene sich mit Anne Frank vergleichen, in den „schweren Zeiten“ der Pandemie? Mussten sie sich einst in der Schule beim Lesen des Tagebuchs von Anne Frank in Anne hineinversetzen? Ihnen wird nun die Trivialisierung des Holocaust vorgeworfen, obwohl sie es von der Pike auf lernten, von Kindesbeinen an. Warum werden diese Deutschen dann gleich als Nazis bezeichnet, wenn die Pandemie-Zeit tatsächlich für sie so schwer war? Das Schuldkult-Business, das unter dem Deckmantel „Gedenkkultur“ agierend keine Geschmacklosigkeit auslässt, hat in der Gesellschaft Spuren hinterlassen.
„Die Deutschen sind die heutigen Juden von damals. Alle wollen sie zu Juden werden. Es fehlt nur noch jener, der die Gasöfen baut.“
Diesen Satz schrieb mir ein Israeli zum Thema Gedenken.
Die Trivialisierung findet ihren krönenden Abschluss beim jährlichen Feiern „unseres“ Inge Auerbach-Tages, wenn Kinder eine jüdische Zeitzeugin dafür bejubeln, dass sie die Schoah überlebt hat, denn sie war schließlich „mutig“ genug dafür in den „schweren Zeiten“. Deutsche Lehrer und Kinder glauben, Jahr für Jahr etwas mehr „gelernt“ zu haben, zu fühlen wie sie. Ich weiß nicht einmal annähernd, wie sich mein Vater im Todeslager von Transnistrien fühlte; geschweige denn, wie es sich für ihn anfühlte, zu überleben. Aber die Erlösungsfetischisten wissen es, können es sogar ihren Kindern beibringen und feiern Überlebende. Der Vernichtung zu entgehen, war nicht „mutig“ und der Überlebenskampf sah alles andere als schön aus.
Primo Levi schreibt in seinem Buch „So war Auschwitz“ über „die Lebensbedingungen der Deportierten, die die Eingangsselektion überstehen und zu Häftlingen werden. (…) Ein Sprichwort im Lager ging so: Ein ehrlicher Häftling lebt nicht länger als drei Monate.“
Das Überleben schildert er als „Kampf aller gegen alle: Dein erster Feind ist dein Nachbar, der es auf dein Brot und deine Schuhe abgesehen hat, der dir einfach durch seine Anwesenheit eine Handbreit von deiner Bettstatt raubt. Er ist ein Fremder, der deine Leiden teilt, dir aber fern ist. In seinen Augen liest du nicht Liebe, sondern Neid, wenn er mehr leidet als du, Angst, wenn er weniger leidet. Das Gesetz des Lagers hat einen Wolf aus ihm gemacht.“
Von der Erinnerungsmaschinerie eiskalt ignoriert
Wenn die deutsche Gedenkszene der Jude von heute ist, wie mein jüdischer Bekannter feststellt, da sie sich so perfekt in die Juden von damals hineinversetzen können, dann müssen zwangsläufig die heutigen Juden die Deutschen von damals sein. In jahrzehntelanger Praxis wachsen die Animositäten gegen Israel und gegen Nachfahren von Juden, die es wagen, den Hass auf Israel anzuprangern. Die Gedenkbranche ist der Geburtshelfer der neuen Protagonisten zukünftiger Feindlichkeit gegen den jüdischen Staat.
Die Antwort des Gedenkspezialisten an mich:
„Eine wenig verbindliche Rückmeldung, Du polarisierst, gehst gar nicht auf das, was ein Kind schreibt, ein, auch nicht darauf warum es das schreibt – emotional berührt Dich da nichts.“
Meine Emotionalität entsprach nicht dem Anspruch, ergo war sie nichts wert und gar nicht vorhanden. Dabei ist sie das Ergebnis angesichts der polarisierenden Realität, die von der deutschen Erinnerungsmaschinerie eiskalt ignoriert wird: Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei hat im Mai 2020 mit einem Bild unter dem Motto „Palästina wird frei sein“ zur „Endlösung“ Israels aufgerufen. Auf der diesjährigen „Documenta“ war die palästinensische Gruppe „The Question of Funding“ eingeladen. Ihr Sprecher Yazan Khalili, forderte die Auslöschung Israels. Zu BDS sagte er:
„For the boycott movement to have a radical demand, a structural one, it must call for boycotting the Israeli state, meaning that the Israel is no longer ‘the Jew.‘“
Schon Richard Wagner forderte das Judentum auf, einfach aufzuhören, Juden zu sein. Heute beschäftigt die mit deutschen Steuermillionen finanzierte UNRWA antisemitische Lehrkräfte, die Terror glorifizieren und Vernichtungsfantasien äußern. Am 15. April 2022 schreibt der UNRWA-Lehrer Elham Mansour auf Facebook:
„Wenn Allah will, werden die Männer des Widerstands (…) jeden Einzelnen von Euch abschlachten und auf den Müllhaufen werfen, denn ihr seid schmutzig und verunreinigt das Land.“
Auf der Straße unsichtbare Juden
Die Empörung in der Gedenkbranche bleibt aus. In ihre Herzen schafften es nur Stolpersteine und ein paar ihrer Zeitzeugen, nicht das jüdische Volk, schon gar nicht Israel, auch wir Nachfahren der Überlebenden nicht. Dass kein Jude mehr Kippa auf den Gassen Deutschlands trägt, es sei denn, er hat einen Hang zum Suizid, ist uninteressant. Niemand feiert die für ihr Kippa-Tragen verprügelten Juden als „mutige Überlebende“ der Prügelattacke. Solche Absurditäten macht man aber mit Holocaustüberlebenden.
Die auf der Straße vollständig unsichtbaren Juden, die endlich keine Negativ-Schlagzeilen mehr produzieren, werden ab und zu zur Schau gestellt, mal mit Vampirzähnen bei der „Documenta“ oder als Marionette im Gedenkzirkus des „Inge-Auerbacher-Tages“, wie man es gerade braucht.
So ihrer jüdischen Identität und Würde beraubt, sind Juden nur noch eine fremdbestimmte und nichtssagende Minorität, degradiert zu einem Opferzirkus. Sie sind Gefangene im Erinnerungsarbeitslager. Lasse ich als stolze Israelin die Vorgaben der deutschen „Gedenkkultur“ nicht über mich ergehen, „dann berührt mich da emotional nichts.“
Nur die deutsche Gedenkszene kennt die richtige Emotion zum Holocaust. Einst waren Deutsche die Erfinder der richtigen Endlösung der Juden. Heute sind sie die Meister des deutschen Qualität-Gedenkens.
Ewige Opfer, ewige Täter
Diese Gedenkbesessenen nötigen Kinder dazu, Juden nur als Holocaustopfer zu erleben. Als „ewige Opfer“ stereotypisierte Juden machen für diese Kinder „das Judentum“ aus. In einer Konstellation jedoch, wo es „ewige Opfer“ gibt, gibt es zwangsläufig auch „ewige Täter“. Kinder, die lernen, dass sie als Deutsche selbst in einer Art Ahnenreihe zu den „ewigen Tätern“ stehen, werden obendrein dazu angehalten, sich „wie die Juden damals“ zu fühlen. Es ist eine Massenpsychose. Als seien sie „potenzielle Täter“, nötigt man sie in die Haut von Zeitzeugen zu schlüpfen, damit sie Opfer-Juden mögen, sozusagen als Präventionsmaßnahme. Offensichtlich sollen Kinder mit einer Schuld aufwachsen für die Taten anderer.
Warum sollen sie sonst in die Vergangenheit einer 80-jährigen Frau schlüpfen, anstatt jüdische Kinder aus Deutschland auf Augenhöhe kennenzulernen. Wie fühlt sich ein jüdisches Kind, das von muslimischen Schülern verprügelt wird und nach Israel auswandert? Wie ein jugendlicher Israeli, der jeden Tag damit lebt, dass Hamas, Hisbollah und der Iran ihn auslöschen wollen?
Israelis sind keine Opfer. Sie sind Kämpfer und Sieger und somit per se unbeliebt.
Wissen deutsche Kinder, dass man Israel auslöschen will? Haben sie sich schon in UN-Resolutionsabstimmung hineingefühlt? Und wissen sie, dass mit Deutschlands Stimme in der UNO gegen Israel wieder deutsche Selektion stattfindet?
Bei einem Besuch im Landratsamt Lörrach sagte eine Lehrerin über den Günter-Stein-Film des DIA, dass Herr Stein kein sonderlich sympathischer Mann sei. Der DIA hat einen Zeitzeugenfilm über die „Lebensgeschichte eines deutschen Juden“ produziert. Stein ist in Freiburg geboren und konnte mit Hilfe der Basler Jüdischen Gemeinde 1937 über die Jugend-Aliya nach Palästina in den Kibbuz Afikim. Dort erlebte er den Aufbau Israels und erzählt eindringlich über seine Flucht und über die Kriege der Araber gegen den jungen jüdischen Staat. Ich antwortete der Lehrerin, dass Herr Stein kein Wohlfühljude sei. Offenbar hatte diese Frau eine genaue Vorstellung, wie ein Jude zu sein hat, der als Zeitzeuge für Schulen verwendbar wäre. Es eignet sich wohl nur ein sympathischer Jude dafür, ein bemitleidenswerter Jude zu sein. Und es eignet sich nur ein bemitleidenswerter Jude zum Zeitzeugen, wenn er nach deutschem Kriterium sympathisch ist.
Jüdisches Kämpferherz
Günter Stein aber war für die deutsche Lehrerin dienstuntauglich. Nicht einmal sympathisch ist er euch, der tapfere Israeli Stein. Er wird gecancelt, wie man auch Israel selektiert. Sein Überleben, sein jüdisches Kämpferherz ist uninteressant, wie Israels Überlebenskampf auch und wird in Schulen nicht gezeigt. Zu einem Günter-Stein-Tag hat es in keiner deutschen Schule gereicht, da ihm die Voraussetzungen zum „Opferjuden“ fehlen. Ich schätze Herrn Stein für diesen Satz im Film. So ein Jude will ich nicht sein!
Und wenn jemand glaubt, es gehe bei Gedenk-Antisemiten nicht noch schlimmer, dann sei ihm versichert, dass noch viel Luft nach oben ist, im Israel-hassenden Gedenk-Geschäft. Die Devise des CDU-Manns, der Israel 2018 aus dem Namen des DIA selektieren wollte, lautet: „Das Gedenken ist ein großartiges Werk“. Zur Entstehung des brillantesten deutschen Gedenkens brauchte es als Voraussetzung die Ermordung der Juden, zum Gedenken selbst brauchen „Israelkritiker“ nur noch einander. Diese Israelfresser und Gedenkweltmeister sind mit Wonne in ihre servilen Zeitzeugen geschlüpft, haben also „KZ-Atmosphäre“ und „Deportations-Luft“ geschnuppert und sind bei den Überlebenden a bissl in die Lehre gegangen.
Das deutsche Judentum aber ist tot. Es wird nur noch mit Schweigegeldzahlungen an Fake-Juden und Gedenkzeremonien für Zeitzeugen künstlich am Leben gehalten.
Das jüdische Volk aber lebt und meine Familie in Israel ist ein Teil davon. Viele liegen in der Datenbank von Yad Vashem, die anderen leben in Haifa und Shimshit. Wenn wir Shabbat zusammen feiern, dann bin ich aus Deutschland zu Besuch. Meine Gedanken fließen, ich zähle die verbliebenen Tage, während ich solche Momente ganz bewusst für mein neurotisches Diasporadasein in mich aufnehme. Es geht israelisch zu, mit einer Mischung aus zu viel Essen, lauten Diskussionen über Politik und einem Konsens lediglich darüber, wie gut das Essen war und über die Aufteilung der Reste. Ich reise mit der Gewissheit nach Deutschland, dass die „jüdische Sensibilität“ dieser Menschen dafür sorgen wird, dass sie ihre Leben dafür riskieren, dass Israel selbst für mich immer offensteht.
Alle Kinder müssen zur Armee. Die kleine Yasmin ist nun mit einem Jahr die Jüngste, während die wunderschöne Tochter meiner Cousine, mit dem Namen Eden, momentan in der israelischen Marine dient, bei Cheil haJam haJisra`eli. Auf einem Schnappschuss sehe ich sie nach einem Einsatz. Schwarzhaarig, klitschnass und überglücklich. Eine stolze Israelin.