Peter Grimm / 17.08.2022 / 16:00 / Foto: Imago / 21 / Seite ausdrucken

Alle Tiere sind gleich

Die alten Ideologien, mit denen Sie sich auf der Seite der Guten im Kampf gegen das Böse fühlten, sind Ihnen zu langweilig geworden? Angesichts der Masse von Mitkämpfern fehlt das Besondere? Nun, da braucht es wohl eine ideologische Innovation.

Sie mögen Ideologien? Sie wollen für das Gute und gegen das Böse kämpfen, aber das richtig Böse zu bekämpfen ist oft unkommod, und um das gemütlicher zu bekämpfende Böse kümmern sich schon zu viele andere, als dass man sich dabei noch besonders gut oder als Rebell fühlen kann? Was macht ein Anti-Kämpfer, dem es langsam etwas fad wird. Der Antifaschismus wird inzwischen von der Innenministerin hochgehalten und aus staatlichen Fördertöpfen finanziert. Da fällt der Glaube immer schwerer, man kämpfe gegen das herrschende System. Und den Kapitalismus bekämpfen? Der liegt doch schon am Boden, wenn selbst das Weltwirtschaftsforum bereits 2021 verkündete: „Der Kapitalismus, wie wir ihn kannten, ist tot“. Gegen Antisemitismus aufstehen? Da findet man die entschiedensten Antisemiten ausgerechnet unter den Islamisten, und die sind ja wirklich gefährlich. So gut, dass es richtig gefährlich wird, muss der Anti-Kampf nun auch nicht sein, und außerdem passt es ja nicht ins gängig gute Weltbild, den Islamismus in das Reich des Bösen abzuschieben.

Und Rassismus? Ja, das geht immer und ist auch immer richtig, aber Antirassist ist ja mittlerweile jeder Reihenhaus-Spießer. Den Sexismus zu bekämpfen, ist auch nicht mehr so sexy, wenn man auf der einen Seite die gestrenge Gouvernante bei jedem Kompliment geben soll, während Vergewaltigungen nur dann richtig schlimm sein dürfen, wenn die Täter zweifelsfrei unter den Autochthonen zu finden sind und keiner Gruppe angehören, deren Ruf vor jedwedem Generalverdacht geschützt werden muss.

Kann denn nicht mal einer aus der Gesinnungswirtschaft einen neuen zu bekämpfenden -ismus anbieten, der nicht schon so verbraucht oder kompliziert ist? Einer, bei dessen Bekämpfung man sich vielleicht noch so richtig von der Masse abheben kann? Ja, PETA Deutschland e.V. hat hier ein Angebot gemacht, den Speziesismus:

„Analog zu den Begriffen Rassismus und Sexismus beschreibt auch Speziesismus ein diskriminierendes Denkmuster. Obwohl der Mensch selbst ein Tier ist, vertritt er die Überzeugung, dass Tiere anderer Arten minderwertig seien und es daher in Ordnung wäre, sie zu unterdrücken. Nach speziesistischer Denkweise werden Menschen gegenüber anderen Tieren bevorzugt – so wie manche Menschen aufgrund bestimmter Vorurteile gegenüber anderen Menschen begünstigt werden. Die Form der Diskriminierung basiert auf der fehlgeleiteten Annahme, dass eine bestimmte Spezies wichtiger sei als eine andere: Sie diskriminiert zwischen Mensch und Tier, aber auch willkürlich zwischen manchen Tieren, die wir als Freunde betrachten, und anderen, die wir töten und essen oder zu Kleidung verarbeiten. Zwar haben Tiere im Gegensatz zu uns Menschen Fell, Federn oder Flossen, doch in den entscheidenden Punkten sind wir gleich. Denn wir alle empfinden eine ganze Bandbreite an Emotionen, und wir alle wollen leben.“

Na, wäre das was? Wollen Sie nicht Antispeziesist werden? Ja, es wäre bei dieser Weltanschauung unumgänglich, Veganer zu werden, aber dahin will Sie ja ein Großteil der herrschenden politischen Klasse ohnehin bringen. Und vielleicht finden Sie als Antispeziesist auch eine Antwort auf die Frage, wie man eigentlich mit Raubtieren umgeht, die die menschliche Spezies ganz umstandslos in die Kategorie „Beute“ einordnet und mit Ihnen auch entsprechend verfährt? Unter den Tieren gibt‘s wahrscheinlich weniger Antispeziesisten als unter den Menschen. Das könnte das Leben etwas ungemütlicher machen, wenn sich nicht trotz des eigenen Wirkens genügend Speziesisten finden, die die Gefahren aus der Tierwelt weiterhin begrenzen.

Foto: Imago

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Hans-Peter Dollhopf / 17.08.2022

Herr Dr.  Matthes, Müntefering operierte mit der Heuschrecke im Zwielichtigen.

Hans-Peter Dollhopf / 17.08.2022

Frau Neufert,  Misanthrop? Nun ja. Politiker spielen da eine Vorreiterrolle, was Menschenverachtung betrifft.  Seit Corona bringen Menschen anderen ein unverhohlenes, therapiebedürftiges Misstrauen entgegen. Da Karl Lauterbach dieses ohne Atempause ständig befeuert, ist es kein Wunder, dass manche ihm Wahnsinn attestieren. Wobei sich der Salzarme und PETA-Aktivisten nur im Objekt der Begierde voneinander unterscheiden.  

Sabine Heinrich / 17.08.2022

@Dr. med. Jesko Matthes: Antwort: Alles! Übrigens - ich liebe Katzen, mag auch die einen oder anderen Hunde - aber ich mag es bei Hunden nicht, dass sie sich auch zu Bösem dressieren lassen und in “hündische” Abhängigkeit von Menschen begeben (haben). Nein - dann lieber eine Katze mit Charakter - die mich zudem nicht noch 3x am Tag nach draußen zwingt. @Sam Lowry:  :-))

Sabine Heinrich / 17.08.2022

Alle Tiere sind gleich - deshalb ist es ein Frevel, den armen, mit großem finanziellen Aufwand hier wieder angesiedelten Wölfen ihre natürliche Mahlzeit in Form von Schafen zu verwehren. (Ironie) Ich finde es wirklich schade, dass die Wölfe nur auf wehrlose Schafe losgehen - was keine sonst ach so tierliebende Seele zu stören scheint. Schade, dass sie sich nicht auf Herrchens/Frauchens Lieblinge stürzen - der Aufschrei wäre riesengroß, und die Hätschelung und Romantisierung dieses Raubtieres wäre schlagartig zu Ende, da die Lobby der Hunde- und Katzenhalter viel zu groß ist!

Dr. med. Jesko Matthes / 17.08.2022

Mir ist aufgefallen, dass alle Tiere, die sich mit dem Menschen eingelassen haben, Schimpfwörter sind: Esel, Schwein, Kuh, Ziege, Schaf, Hund, Gans, Huhn; oder solche, die ihm zu ähnlich sind: Affe, Papagei, Ratte. Kosewörter aber sind jene, die es unterlassen haben, dem Menschen zu dienen: Reh, Hirsch, Adler, Tiger, Löwe, und solche, die ihre Stärke, Potenz und Gefährlichkeit behalten haben: Hengst, dazu jene, die wenigstens ihre Unabhängigkeit wahren: Katze; und sogar die Schmarotzer kommen gut weg: Maus. - Was sagt das über den Menschen?

Rolf Menzen / 17.08.2022

Der ganze Schmonzes basiert auf den Ideen des australischen Philosophen Peter Singer und seines österreichischen Sidekicks Helmut Kaplan. Seine Rosa Luxemburg fand er in Ingrid Newkirk, der Gründerin der, wie Dustin Hoffman mal feststellte,  faschistischen Tierrechtsorganisation PETA.

maciste rufus / 17.08.2022

maciste grüßt euch. na, das wäre ja einmal eine nette botschaft an die konfliktparteien im ukrainekrieg. ich persönlich gehe da in der hypothesenbildung unter rückgriff auf historische vorbilder forsch voran: den kannibalismus neu denken… battle on.

Sam Lowry / 17.08.2022

Zur Entspannung: “Gendern” ist, wenn der Sachse mit dem Boot umkippt… lol

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