Das unlösbare, grundlegende Problem ist Schillers Text. “Freude” ist wertfrei und schließt alle mögliche Freuden ein, sogar die Schadenfreude; “Freude” kann geschwisterliche Gefühle über ideologische Grenzen hinaus weder begründen noch transportieren. Ich habe Konzerte mit diesem Programm nie besucht.
Keine schlimmere Entmenschlichung kann es für Beethoven und Schiller geben, wie durch Missbrauch der Ode bis zum schmierigen Verwinseln der EU als nützliche Idioten der Propaganda Brüssels vergewaltigt zu werden.
Ich trage die Staubschutzmaske seit kurzem als Hut. Als Trendsetter muß man schon mal was wagen. / Die Empörung vom Herrn Lehmann kann ich gut verstehen; auch sein Musikgeschmack gefällt mir. Aber ich glaube, daß die Leute, welche er anspricht, völlig unmusikalisch sind. Wer die Scheußlichkeiten im Konsumtempel nicht verbietet, der ist innerlich betört. Jammermusik und Tränendrüsengejaule werden von krakeliger Aktivreklame, Gesundheitsfürsorge und Sparvorschlägen unterbrochen. Der Einkauf wird jedesmal zur Torture, da ist der Spießrutenlauf entspannender. Die meisten Kammerorchester spielen die Humoreske, D-Dur, von Dvorak genauso wie den Marsch, F-Dur, von Bach moderato con moto. Das sind keine Schmalzkuchen, das sind fröhliche Lieder! Und: allegro! Hopp, hopp, hopp! Das Grundgefühl von Bach und Dvorak beim Komponieren war heiter: Mir ist so komisch zumute, Ich ahne und vermute, Es liegt was in der Luft. Könnten Sie das bitte ausrichten?
Da bin ich aber froh, dass es nur um die Masken-Be -und Empfindlichkeiten des Autors ging. Ich hatte schon befürchtet, dass die Textzeile „… Alle Menschen werden Brüder“ auf dem Prüfstand steht, also eine Umdichtung in „BrüderInnen“ oder „Brüder und Schwestern“ befürchtet. Dann müsste natürlich auch Beethovens Meisterwerk umkomponiert werden. Das sind heute ja die leichtesten Übungen der Mainstream-Protagonisten. Zu diesem Thema: Den Katholiken wird jetzt immer öfter in den Gottesdiensten mitgeteilt, dass Gott uns Vater und Mutter ist. Demnächst wird wohl „Vater und Mutter unser …“ gebetet und es wird von der Vierfaltigkeit „Vater, Mutter, Sohn und Heiliger Geist“ die Rede sein.
@August Klose. Ja, ich “liebe” auch diese Empörung über solche Zustände, bei denen man aber diensteifrig mitmacht. Meine Fresse, was glaubt ihr, was sich damit ändert? @Sabine Heinrich: Meine Antwort zu diesem Thema, die ich schon im August 2021 vom weltbekannten Leipziger Gewandhaus erhielt, lautete sinngemäß, dass sich alle Eigenbetriebe der Stadt darauf geeinigt haben, damit man überhaupt wieder Kultur anbieten kann. Kein Wort zur Diskriminierung.
Für solche Schweine spiele ich nicht! Soll Herr v. Beethoven einmal gesagt haben weil die Leute weiterschwatzten… Das wäre heute auch eine Möglichkeit. PS Die Ode an die Freude ist vermutlich eine Hoffnung für die Zukunft und keine Beschreibung der Gegenwart. War sie vermutlich auch nie.
“was die Mode streng geteilt” ist wirklich zur Zeit passend.
“Hier [ in Apolda ] will das Drama gar nicht fort , es ist verflucht , der König von Tauris soll reden , als wenn kein Strumpfwirker in Apolda hungerte .” (Goethe)
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