Vera Lengsfeld / 31.05.2021 / 14:00 / Foto: Olaf Kosinsky / 21 / Seite ausdrucken

Alle Bürger sind gleich, aber Politiker sind gleicher?

In der „Farm der Tiere“ von George Orwell haben die Tiere das Joch des betrunkenen Bauern Jones abgeschüttelt und seine Farm übernommen. An die Rückwand der großen Scheune haben die „Sieben Gebote des Animalismus“ geschrieben, nach denen sich alle Tiere richten sollen. Gebot 7 lautet: Alle Tiere sind gleich.

Wir kennen den Ausgang der Geschichte. Am Ende herrschen die Schweine über alle Tiere und sind gleicher. Interpretiert wurde die Dystopie als Parabel auf die Geschichte der Sowjetunion, aber, wie uns aktuell vor Augen geführt wird, gibt es auch in einem demokratischen Rechtsstaat durchaus die Tendenz in der Politik, sich selbst von den Verordnungen, die man für die Bevölkerung ersinnt und exekutiert, auszunehmen.

Gesundheitsminister Spahn hat das schon mehrmals öffentlich vorgeführt, zum Beispiel, als er im Frühjahr letzten Jahres vor laufender Kamera einen mit seiner Entourage vollbesetzten Fahrstuhl bestieg, ohne auf die Abstandsregeln zu achten, die einzuhalten waren, um die Pandemie zu bekämpfen. Oder als er morgens im Radio an die Bevölkerung appellierte, doch auf Reisen zu verzichten, am Abend sich aber nach Leipzig begab, um mit Sponsoren zu dinieren, die dafür 9.999,99 Euro auf sein Wahlkampfkonto überwiesen. Genau ein Cent weniger, als anzeigepflichtig gewesen wäre.

Nun saß Spahn am Sonntagabend in der Sendung von Anne Will, um den Zuschauern zu erklären, dass die neueste Schlamperei seines Hauses, die Begünstigung massenhaften Abrechnungsbetrugs bei Corona-Tests, so etwas wie Peanuts wären. Wörtlich: "Wo jemand betrügen will, wird jemand betrügen.“ Dass die offenbar mit glühend heißer Nadel gestrickte Verordnung seines Ministeriums den Betrug offenbar begünstigt hat, darüber verliert der Minister kein Wort. Er konnte sich darauf verlassen, dass die Alt-Medien ihm diese Impertinenz durchgehen lassen. Die berichten brav, dass Spahn jetzt nach einem neuen Abrechnungssystem und mehr Kontrolle rufe.

Der gehorsame Staatsvirus

Auch eine andere Frage wird in den Altmedien nicht gestellt. Wie kann es sein, dass Spahn, der noch am Freitag im Virusvarianten-Gebiet Südafrika war, zwei Tage später in Wills Studio sitzt, als wäre er nie weg gewesen? Es gelten doch strengste Regeln für Rückkehrer aus diesen Gebieten, besonders in Berlin. Der Regierende Bürgermeister Müller hat angeordnet, dass sich solche Rückkehrer unverzüglich in eine 14-tägige Quarantäne zu begeben hätten. Eine Verkürzung dieser Zeit wäre nicht möglich.

Dass Spahn trotzdem unbesorgt bei Will plaudern konnte, liegt daran, dass sich die Politiker selbst von ihren Verfügungen ausgenommen haben. In § 6 der Coronaschutzverordnung heißt es unter „Ausnahmen“ bei Punkt vier: Wer „als Teil einer offiziellen Delegation über das Regierungsterminal des Flughafens Berlin-Brandenburg oder über den Flughafen Köln-Bonn“ nach Deutschland zurückreist und sich „weniger als 72 Stunden in einem Risikogebiet aufgehalten hat“ zählt dazu.

Wie heißt es bei Orwell? Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher. Der gehorsame Staatsvirus kann Regierungsmitglieder nicht infizieren. Ist das gut so?

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R. Bunkus / 31.05.2021

Quod licet Iovi, non licet bovi (“Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt“). Stimmvieh, Rindvieh,  ... aus Sicht von Herrn Spahn gibt es da wohl keine Unterschiede. Die Schweine sind eben gleicher.

Peter Sticherling / 31.05.2021

Ich weiß gar nicht, was man gegen den Herrn Spahn hat. Er ist immer korrekt und adrett angezogen. Er trägt immer Krawatte.. Seine Frisur ist tadellos. Er ist tipptopp rasiert und sieht gepflegt aus. Er spricht mit wohllautender Stimme. Er schaut geradeaus in die Kameras. Er sitzt aufrecht in den Pressekonferenzen. Er kann überzeugend lächeln. Kurz: Er macht Figur. Er ist ein perfekter Politiker. Er kann in jedem Resort eingesetzt werden. Selbst Kanzler könnte er und wurde als solcher schon gesehen. Und, das darf man nicht vergessen, er ist unter Merkel Minister geworden. Schon diese Tatsache beweist, dass er so ist wie er ist. Man darf nicht an ihm herumnörgeln. Ganz im Gegenteil. Man sollte ihn bewundern, wie perfekt er in unsere derzeitige, von der sogenannten CDU geführten Regierung passt. Und diese Regierung , mit Frau Merkel an der Spitze , hat doch die Mehrheit der Wähler bei der letzten Bundestagswahl gewollt.  Also: Spahn macht, obwohl er in dem von ihm geführten Resort von nichts eine Ahnung hat, in der Corona-Krise eine Fehlleistung nach der anderen zu verantworten hat , dennoch alles richtig. Das muss man doch einsehen.

Bernd Meyer / 31.05.2021

Der überforderte Spahn experimentiert halt gerne. Gegen jede Vernunft und gegen jedes Berufsethos. Das muss man als Wähler doch verstehen!

Hans-Peter Dollhopf / 31.05.2021

Jens, Ausbund an Resilienz auf allen ihm dienlichen Geschäftsfeldern, war am 21. Oktober 2020, einem Mittwoch, positiv getestet worden. Am Freitag, dem 14. Mai 2021, hatte/habe er sich nun - einmalig - auch noch das Vaxzevria® von AstraZeneca nachschießen lassen. Eine zukünftige Organspende von Jens ist Gold wert: Der Manno besitzt jetzt faktisch einen Astral-Körper! Beim besagten Trip nach South Afrika verschenkte Sparkassen-Jens übrigens neben anderen Lobbywohltätigkeiten auch ein relativ hochpreisiges deutsches PCR-Test-Labor an die lieben Einheimischen da unten - erwähnt Kaja Klapsa am 29. Mai auf WeLT unter “Mission in Südafrika”. Der Trick mit so einem “Geschenk” ist: Die Corona-Tests selber, locker 1000 in acht Stunden, sind dann nicht mehr gratis. Nachtigall? “Ach wie gut dass niemand weiß, dass ich Jens die Lobby heiß!”

Burkhard Mundt / 31.05.2021

“Unabkömmlinge” mussten auch nie in den Krieg und an die Front.

Hjalmar Kreutzer / 31.05.2021

„Alle Bürger sind gleich, aber Politiker sind gleicher?“ Ja, schon immer und in JEDEM System. Daher „Schweinesystem“ ;-)

Fred Burig / 31.05.2021

Diese Unmensch gehört einfach weg! Kann nichts, lügt permanent und bringt nichts auf die Reihe - aber will “was” sein. Das hat er nur Merkel zu verdanken, die solche Typen um sich positioniert um ggf. später als “Bauernopfer” zu fungieren, wenn die Luft für die Autokratin dünn wird! MfG

Peter Holschke / 31.05.2021

Vielleicht gelten für die Schweine der Republik andere Regeln? Besonders für Charakterschweine. Gemeine Menschen haben dem geschätzten Minister ja einen Spitznamen verpaßt. Moment, wie war das gleich ... ach ja, irgendwas mit Spahn und Ferkel. Der Weg vom Schweinepriester zum Corona-Priester ist auch nicht so weit.  Schweinegesicht und Schweinereien braucht man in gewissen Kreisen auch nicht lange suchen.

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